Wieder einmal klingelt DHL Express. Heute schon um kurz nach 11 Uhr. Die Nachbarn gucken, als der Fahrer das offenbar nicht ganz leichte Paket auf die Sackkarre stemmt. In einer Wohngegend, in der ein beträchtlicher Teil der Briefzustellungen in gelbe und blaue Umschläge gehüllt ist, erregen das Fahrzeug und seine Fracht naturgemäß Aufsehen.
Der Erhalt der Belegexemplare ist stets der letzte große Akt im Schauspiel des Bücherschreibens. Das retardierende Moment des Versands ist überwunden, das Moment der letzten Spannung tritt ein und löst sich beim Öffnen des Kartons.
Gegen André Förster und sein Team war Christo bei allem Respekt ein Waisenknabe. Pappe, Papier, Luftpolsterfolie - alles schützt die Bände vorzüglich vor Beschädigungen durch Stöße, wie sie auf dem Transportweg an der Tagesordnung sind.
Das Auspacken erinnert mich ein wenig an die Suche nach dem figuralen Kern in der hölzernen Matroschka, auf die ich mich als Kind in unserer deutsch-polnischen Familie des Öfteren begab. Man öffnet und schaut, öffnet wieder und schaut weiter, bis man ans Ziel gelangt ist. Ein paar Enthüllungen später liegt das Buch vor mir. Schön ist es geworden, wirklich schön. Dem bibliophilen Anspruch Wilhelms Fraengers entspricht die Neuausgabe voll und ganz. Es war ein großes Stück Arbeit, nicht zuletzt auch gegen die Zeit. Danke an Wolfgang Hempel, der das Projekt maßgeblich zu realisieren half, danke an André Foerster, der einmal mehr bewies, welch wunderbare Bücher der Quintus Verlag macht.
So halte ich es denn mit den Römern und lasse die Bücher in die Welt ziehen: "Ite, libelli!"
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