In der modernen Exlibrisgrafik gibt es sehr viele Blätter, die das Porträt Franz Kafkas oder eine Szene aus einem seiner Romane oder Erzählungen zeigen. Für den Monat Februar habe ich eines ausgesucht, das Kafka, zweifelsohne einer der bekanntesten Autoren des 20. Jahrhunderts, nicht alleine zeigt, sondern zugleich einen anderen tschechischen Schriftsteller, Jaroslav Hašek. Auch dessen Name ist berühmt, aber vielleicht noch berühmter als er selbst ist seine bekannteste Romangestalt, der brave Soldat Schwejk.
Dass Oldřich Kulhánek (1940–2012), wie Kafka und Hašek in Prag geboren, beide Schriftsteller auf einem Blatt gewürdigt hat, ist natürlich eine wunderbare Idee, fast erstaunlich, dass es meines Wissens nicht viele künstlerische Darstellungen gibt, die ein grafisches Aufeinandertreffen der beiden Prager Autoren zeigen; zumindest kenne ich keines.
Denn Kafka und Hašek haben sehr viel gemeinsam. Sie sind im selben Jahr – 1883 – in derselben Stadt geboren und sind beide vor ihrem 40. Geburtstag gestorben, Hašek 1923, Kafka 1924.
Beide hatten feste politische Überzeugungen. Hašek engagierte sich sein Leben lang aktiv im linken Spektrum. Von Kafka wissen wir, dass er sich schon mit 16 Jahren dem Sozialismus zugewandt hatte und bei linken anarchistischen Versammlungen symbolhaft eine rote Nelke im Knopfloch trug.
Die deutlichen Parallelen in den Biografien der beiden Schriftsteller mögen es gewesen sein, die Oldřich Kulhánek dazu veranlasst hat, die beiden Schriftsteller spiegelbildlich darzustellen, aber nicht mithilfe des bekannten Januskopfes mit einer vertikalen Spiegelebene, sondern mit einer horizontalen Spiegelebene, wie man sie von Spielkarten her kennt.
Die beiden Schriftsteller sind miteinander verbunden: Kafkas formelle Krawatte steckt in Hašeks locker umgebundenem Tuch – oder umgekehrt. Ihre Unterschiedlichkeit wird durch einen originellen Einfall betont: auf der Kleingrafik mit Hašek auf der oberen Bildhälfte erhält der Eigner ein Exlibris, auf der mit Kafka an der entsprechenden ein PF für das Jahr 1983. Unterschrieben hat der Künstler beides.
(Ulrike Ladnar)
(Ulrike Ladnar)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen