Freitag, 4. September 2015

Preis der Stiftung Buchkunst 2015

Auf einem Festakt im Museum Angewandte Kunst Frankfurt wurde gestern der Preis der Stiftung Buchkunst verliehen.
Der Preis ging an den von Michael Töpfer gestalteten Titel »69 Hotelzimmer« des 2014 verstorbenen Dokumentarfilmers Michael Glawogger aus dem Verlag Die Andere Bibliothek und wurde aus 25 bereits prämierten Schönsten deutschen Büchern 2015 ausgewählt. Das Besondere an der Buchgestaltung ist der Papierbezug aus fluoreszierender Farbe, wodurch das Buch in der Nacht leuchtet. In der Begründung der Jury heißt es: "Der geheimnisvolle Titel – 69 Hotelzimmer – triggert die Phantasie an. Nicht bloß der Wortlaut, auch die von Kunstlicht gesättigte, diffuse Atmosphäre fortgeschrittener Dämmerung und das typografische Zitat von Leuchtreklame auf Kartonschuber und Buchrücken reizen die Hände, das kompakte Gebilde auszupacken. Die Helligkeit steigert sich über den Bezug mit seinem Helldunkel-Verlauf bis zum strahlenden Orange des gerippten Vorsatzpapiers.

Wie das flackernde Licht einer Nachttischlampe mit Wackelkontakt wechselt dieses ganzseitige Orange mehrmals mit dem cremigen Papierweiß über die Seitenfolge Schmutztitel / Innentitel / Motto / Vorrede.
Sparsame und überraschende Mittel gestalten den bilderlosen Inhalt jeweils dort, wo er mit seinen kurzen Geschichten loslegt: Schrifttype und Position der Kapitelzahlen zeigen, dass sie als gravierte Schildchen gedacht werden. Die Buchseite wird zur Zimmertür. Oben schimmern die ersten Textzeilen orangefarbig und vertiefen sich über einen Farb-verlauf ins Leseschwarz. Es ist mehr als pfiffig, es ist bewundernswert, wie abstrakt und konkret zugleich dieses typografische Bild wirkt. Nun wird auch klar, warum die Pagina entgegen der Gewohnheit im Bund steht: Sie ist zur Orientierung eigentlich nicht nötig, denn das Zeichenband markiert die Stelle, an der man das Licht ausknipst."
Katrin Jacobsen (Herstellung) und der Verleger Christian Döring nahmen den Preis entgegen, d
ie Laudatio hielt Felicitas von Lovenberg, Literaturchefin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
(ad)

Keine Kommentare: