Ziffern sind in gewissem Sinn die Schwestern der Buchstaben. Lassen sich mit Letzteren Worte und Gedanken visuell festhalten, haben Ziffern den Vorzug, daß man mit ihnen Informationen quantitativer Art - Mengen, Summen, Maße - leicht faßlich und zudem sehr einprägsam darstellen kann. Abgesehen von der oftmals mythologischen Bedeutung, die sich damit verbindet.
Wie jedes Mal stellen wir in unseren Schriftkarten historisch bemerkenswerte Schöpfungen in ihrer ursprünglichen Form vor, frei von digitaler Manipulation, im direkten Abdruck von den Bleilettern, so wie sie vom Stempelschneider geschaffen wurden.
In diesem Jahr fiel die Wahl auf eine Serie graziöser, sehr anmutiger Ziffern, die unserer Offizin erst vor kurzem - 2009 -, von der Bundesdruckerei in Berlin überlassen worden ist. Wir verdanken dies dem Umstand, daß man sich damals dort im Haus von den letzten Relikten aus der Bleisatz-Ära zu trennen suchte.
Ziffern führen in der Regel kein Eigenleben. Sie sind meist integraler Bestandteil ihres Zeichensatzes, zu dem neben den Versalien (Großbuchstaben), den Gemeinen (Kleinbuchstaben), den Ligaturen, Akzenten und Interpunktionen eben die den Zahlen gewidmeten Schriftzeichen gehören. Wenn sie nun allein, ohne ihre Gefährten auftreten, so wie wir sie erhalten haben, dann macht das neugierig, man sucht Herkunft und frühere Verwendungszwecke zu ergründen.
Bei den Nachforschungen stießen wir auf die dreibändige »Schriftprobe der Reichsdruckerei« aus dem Jahr 1886. Der dritte Band zeigt auf 22 Folio-Seiten alle nur denkbaren Sorten von Ziffern, darunter auch die, die Gegenstand unserer Betrachtung sind. Der Größenbereich ist mehr als beeindruckend: Alle 24 Schriftgrade, beginnend mit Perl (5p), Nonpareille (6p), Colonel (7p) tragen frühere Bezeichnungen; die beiden abgebildeten werden als »Grobe Sabon« und »11 Cicero« bezeichnet. Weitere Varianten sind ohne Größenangabe, 39 Cicero (17,5 cm!) ergab das Nachmessen. Die einzelne Ziffer, ganz aus Blei, bringt fast vier Kilo auf die Waage.
Zum Schluß fand sich, winzig gedruckt, doch noch ein Hinweis, wonach die Ziffern zu einer Fraktur in Band I gehören, die vermutlich 1837 von der Frankfurter Gießerei Dresler und Rost-Fingerlin geschaffen wurde. Weiteres blieb freilich in rätselhaftem Dunkel.
(E. SchumacherGebler)
(E. SchumacherGebler)
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