Montag, 15. Dezember 2014

Buchschutzhüllen

Man möchte doch meinen, das Thema der „Buchschutzhüllen“ sei für Bücherliebhaber besonders wichtig, da sie um die schonende Benutzung ihrer Lieblinge bemüht sein müssten. Dennoch wird diese Hülle heute kaum mehr verwendet, wenn man von den Erfahrungen und Gedanken ausgeht, die beim 92. Hannoversche Bibliophilen Abend ausgetauscht wurden.
Rund 60 Beispiele hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem großen Tisch ausgebreitet, um den man saß. Darunter waren Hüllen, mit denen Familienerinnerungen verbunden waren, andere hatten ihre eigene Erwerbungsgeschichte, viele waren schlichte Gebrauchshüllen ohne besonderen Anspruch. Auffällig war schnell, dass auch „Scheußlichkeiten“ auf den Tisch durften, wobei doch auch gleich wieder klar wurde, dass nicht immer für alle Teilnehmenden dasselbe Objekt scheußlich ist.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die Schutzhüllen anzutreffen; aus unterschiedlichsten Materialien und, davon abhängig, in unterschiedlichsten Anfertigungstechniken wurden sie hergestellt. Die Hüllen aus Leder konnten von Täschnern gearbeitet sein, mit Prägeplatten, Stempeln und Vergoldung verziert; Textilien wurden oft in Heimarbeit zu manchmal kuriosen Gebilden zusammengenäht; gerne wurde Flechtwerk appliziert, gestickt und mit Seide oder anderen Textilien gefüttert. Plastik ließ sich maschinell verarbeiten, wurde gelegentlich aber auch aufwändiger eingesetzt.
Die ältesten gezeigten Beispiele stammten aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts; die jüngsten aus der Gegenwart, von Reisen nach Nordafrika und in das Baltikum mitgebracht. Aber auch hierzulande werden Buchschutzhüllen weiterhin angeboten, nicht nur die schlichten Plastikhüllen für Schulbücher und –hefte, sondern auch anspruchsvoll Teures; auch Bastelanleitungen findet man. Doch die „Epoche der bürgerlichen Sparsamkeit“, die sich nach Bernhard Wördehoff in der Buchschutzhülle ausdrückte, ist vorbei. Wördehoffs Artikel, vor ca. 25 Jahren in der ZEIT-Kolumne „Das gab’s doch mal“ erschienen, erhielten die Teilnehmenden als Erinnerungsgabe.
(Hans-Peter Schramm)

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