Das hier vorgestellte Exlibris des Berliner Künstlers Norbert Salzwedel wurde beim DEG-Wettbewerb 2025 in der Kategorie „Bester Künstler“ von einer Jury prämiert. Das Blatt ist als Kupferstich für den Eigner Dr. Joachim Werner gestaltet worden, der passionierter Sammler von Stühlen aus allen Epochen ist. Somit erklärt sich die Fülle von unterschiedlichen Stühlen in dieser Grafik, die ungeordnet durch das Bild fliegen.
Zentral ist die Figur eines Kardinals, der auf einem schräg gestellten Stuhl sitzt. Gezeigt ist der spanische Großinquisitor Fernando Niño de Guevara – geboren 1541 in Toledo, gestorben 1609 in Sevilla – so wie ihn der Maler El Greco um 1600 porträtiert hat. Das Gemälde, das für diese Abbildung als Vorlage diente, befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York.Die Inquisitoren wurden vom Heiligen Stuhl in Rom eingesetzt und bevollmächtigt, im Rahmen von kirchlichen Inquisitionsverfahren gegen sogenannte Ketzer vorzugehen. Somit haben wir es hier, auf einem wackligen Stuhl sitzend, mit einem Richter zu tun, der viele vermeintliche Ketzer auf den Scheiterhaufen und damit in den Tod schickte. An den Händen von Fernando Niño de Guevara klebt viel Blut. Aber auch sein Ende ist abzusehen und er wird von seinem Stuhl fallen, so wie es im Hintergrund schon anderen Personen ergangen ist. Viele sehen sich auf ihrem Stuhl in einer sicheren Position und bemerken nicht, wie wackelig diese in Wirklichkeit ist.
Stühle sind in unserem Leben Alltagsgegenstände, die wir täglich nutzen: schon beim Frühstück, am Schreibtisch im Büro oder am heimischen Esstisch. Stühle können eine entspannende Sitzposition ermöglichen aber auch ungemütlich hart sein.
Bequeme Stühle mit runder Rückenstütze und Armlehnen aber auch weniger bequeme sind in dieser Grafik vereint. Stühle verleiten aber nicht nur Kinder mit ihnen zu schaukeln, wie es schon der Zappelphilipp im Struwwelpeter praktizierte. Dabei besteht die Gefahr eines Sturzes mit schlimmen Folgen, wie sie im Bild angedeutet sind.
Aber auch von den symbolischen Stühlen kann man stürzen. Der Inquisitor sitzt nicht fest im Sattel. Auch so mancher Lehrstuhl Inhaber sitzt auf wackligem Posten und an so manchem Chefstuhl wird gesägt. Ob der Heilige Stuhl in Rom jemals wackelt, ist aber sicherlich fraglich.
Beim nächsten Setzen auf einen Stuhl, welcher Art auch immer, sollte man prüfen, wie sicher der Sitzplatz ist.
(Siegfried Bresler)
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