„Die gebrauchten Bücher, die in den kommenden Jahren vererbt werden, haben keinen Wert. Und Platz gibt es für sie auch nicht. Sie werden ein letztes Mal durch die melancholischen Hände der Erben gehen, dann ist auch diese Vergangenheit bewältigt.“
(Tagesspiegel)
So ist das. Ist das so?
Die Vergangenheit wurde bewältigt, ehe sie durch Fortwerfen bewältigt wurde: durch Nichtbeachtung, simple Ignoranz. Was waren das noch für Zeiten als Nicolaus Cusanus ein Büchlein mit dem Titel „De docta ignorantia“ verfassen konnte! Heute ist Unwissen nicht mehr Ausgangspunkt für ein Streben nach Erkenntnis, sondern ruht gefestigt in sich — meist vor irgendeinem Bildschirm. ...
Wenn ich mich im mit Bibliophilie verseuchten Bekanntenkreis umhöre, so zeigen die wenigsten Erben Interesse an den Schönheiten, die sich in den Regalen und Vitrinen der Väter drängeln. ...
Wenn ich mich im mit Bibliophilie verseuchten Bekanntenkreis umhöre, so zeigen die wenigsten Erben Interesse an den Schönheiten, die sich in den Regalen und Vitrinen der Väter drängeln. ...
... Waren die antike und mittelalterliche Schreibertätigkeit vornehmlich der Verbreitung gewidmet, so werden zukünftig langlebige Sicherheitskopien dem Archivieren dienen ...
Aber nicht allein um das angesammelte Wissen geht es, sondern gleicherweise um eine Ästhetik, für deren Entfaltung viele hundert Jahre notwendig waren.
Diesen Freitag, den 6. Februar, gedenken wir des großen, gelehrten, vorbildlichen Aldus Manutius, dessen Todestag sich zum fünfhundersten Male jährt. Wir sind seine Erben, nur im übertragenen Sinne, aber die Verpflichtung ist dieselbe.
(Rainer Friedrich Meyer)
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