Plakatausstellung auf der Burg Beeskow zeugt von interessanten Kunstausstellungen in der DDR
è „Verführung zur Kunst“ heißt eine Ausstellung von Plakaten aus der DDR-Zeit in der Burg Beeskow. Ihre Werbewirksamkeit muss tatsächlich groß gewesen sein, wenn man die Reaktionen der Besucher beobachtet, die sich freuen, die Plakate selbst oder einst vielfach auch in Zeitungen und Zeitschriften Abgebildetes darauf wiederzuerkennen. An dem hier Versammelten ist abzulesen, dass sich auch in der ideologisch dominierten DDR immer wieder das künstlerisch Wertvolle durchgesetzt hat. Es sind nicht nur Plakate der großen Museen oder staatlich gelenkten Kunstausstellungen zu sehen, wie zum VI. Bauernkongress 1961 in Rostock, der mit Womackas Mädchen mit Taube warb. Neben dem Alten Museum, dem Museum der bildenden Künste Leipzig, dem Kupferstichkabinett Dresden, der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle, der Deutschen Akademie der Künste, dem Lindenau-Museums Altenburg oder der Kunsthalle Weimar zum Beispiel sind auch der Kunstpavillon Heringsdorf mit Otto Niemeyer-Holstein und die Galerie Gallus in Frankfurt/Oder vertreten.
Die beworbenen Ausstellungen reichen von Gedenkausstellungen, zum Beispiel zum 50. Todestag von Max Klinger 1970, zur Caspar-David-Friedrich-Ehrung 1974 oder zu Bernhard Kretzschmars 80. Geburtstag über Ausstellungen der älteren Generation, etwa Eugen Hoffmann und Oskar Nerlinger 1963, Waldemar Grzimek 1960, Jenny Mucci-Wiegmann 1970, Paul Kuhfuß 1963 und Herbert Sandberg 1978, zur damals jüngeren Generation, wie Gerhard Rommel, Werner Stötzer und Erich Wurzer 1973 sowie Wieland Förster 1977. Selbst Avantgardistisches war offensichtlich in der Sammelausstellung „Grafik junger Künstler“ von 1971 zu sehen, die von der Deutschen Akademie der Künste ausgerichtet worden war. Weitere Sammelausstellungen widmeten sich der „Deutschen Landschaft“ (1956), verschiedenen Hochdrucktechniken mit einem Holzriss von Werner Wittig auf dem Plakat (1979) oder dem Holzschnitt mit Wolfgang Mattheuer als Beispiel (1973). Andere Sammelausstellungen waren für Ländern, so Dänemark, Mexiko, Japan, Jugoslawien, Russland beziehungsweise der Sowjetunion, ausgerichtet worden.
Besonders in den 60er/70er Jahren war es stark verbreitet, mit Kunstplakaten die eigenen vier Wände zu schmücken, und die meisten dieser Plakate sind sehr gut gestaltet und gedruckt und bieten auch als Abbildung von Plastik oder als Reproduktion von Malerei oder Graphik einen Gewinn. Nur in wenigen Fällen allerdings ist der Gestalter vermerkt, so Kurt Ströde bei dem Paul-Kuhfuß-Plakat oder Gerhard Oschatz bei dem Caspar-David-Friedrich-Plakat.
Die 60 Plakate aus vier Jahrzehnten gehören zur Sammlung des 67-jährigen Berliners Dieter Leber, der im Zentrum für Kunstausstellungen der DDR gearbeitet hatte. Sie ist seit 1999 im Kreisarchiv Oder-Spree fachgerecht untergebracht. Den Grundstock dieser über 30.000 gesammelten Objekte bildet der ehemalige Plakatbestand des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR, das eine nachgeordnete Einrichtung des Ministeriums für Kultur war und bis zu seiner Abwicklung 1990 nationale und internationale Kunstausstellungen realisierte. Als die Lagerräume in Berlin-Mitte geräumt wurden, rettete Leber den Bestand vor dem Recyclinghof. Neun Jahre später übergab er den Bestand nebst Grafikschränken – und erweitert um seine eigene Plakatsammlung – als Dauerleihgabe an das Kreisarchiv Oder-Spree. Teile der Sammlung waren schon bei einer Ausstellung zur Bodenreform zu sehen, auch Theaterplakate wurden bereits gezeigt.
(Elke Lang)Ausstellung: 18. Juli 2010 bis 6. Februar 2011
In Zusammwenarbeit mit dem Kreisarchiv Oder-Spree
è Burg Beeskow
Archiv, Lese- und Medienzentrum
des Landeskreises Oder-Spree
Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow
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