Sein Gründer Herbert Schirmer über Entstehung und heutige Bedeutung
Vom 9. bis 11. Juli fand auf der Burg Beeskow die erste Sommerschule des Kunstarchivs Beeskow in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg statt. Von dort nahmen 15 Studenten des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft teil, in den der Lehrgang Kunst- und Bildwissenschaft integriert ist. Zustande gekommen war diese Kooperation mit Lübeck durch Marlene Heidel, die an der Leuphana Universität studiert hat und im Kunstarchiv Beeskow arbeitet. Zu den Studenten gesellten sich einige Hörer aus Beeskow und Umgebung, um durch Filme und Vorträge etwas über „Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur“ zu erfahren. Einen wichtigen Beitrag lieferte dabei Herbert Schirmer, Journalist, letzter Kulturminister der DDR und Gründer des Kunstarchivs Beeskow mit seinem Referat „Schlussakkord und Bildersturm. Auftragskunst der DDR in Zeiten des Übergangs“. Darin legte er dar, wie das Archiv entstanden ist, dessen Grundlage der 1949 von der Deutschen Wirtschaftskommission für die sowjetische Besatzungszone gegründete Staatliche Kulturfonds ist. Mit seinem jährlichen Etat von 25 Millionen Mark bestand dessen wichtigste Aufgabe darin, die ideelle und materielle Sicherheit der für den Sozialismus schaffenden Künstler zu gewährleisten. Es wurden Auftragskunst der bildenden Kunst und Kunstankäufe finanziert sowie Absolventenförderung nach dem Hochschulabschluss betrieben, aber auch Ehrenrenten, Ehrengagen, Erstattung von SV-Beiträgen, Kuren und monatliche Beihilfen ermöglicht. Dazu wurde 1951 die Zentrale Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten ins Leben gerufen, die jedoch schon nach dem 17. Juni 1953 wieder aufgelöst wurde, weil durch sie, so zitierte Schirmer den Philosophen Wolfgang Harich, „Duckmäuserei und das Taktieren mit den Mächtigen gefördert wurden“. Schon ab 1952 gab es die Zentrale Staatliche Auftragskommission zwecks künstlerischer Ausgestaltung von Verwaltungsbauten. Ankäufe seien vor allem während der Kunstausstellungen der DDR in Dresden, bei anderen Ausstellungen, aber auch direkt aus dem Atelier getätigt worden, so Herbert Schirmer. „Durch den zuständigen Abteilungsleiter für bildende Kunst im Ministerium für Kultur wurde eine Liste der zu erwerbenden Arbeiten erstellt. Nach Abschluss der Schau wurden die Werke an das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR in Berlin zwecks Präsentation in West- und Südwesteuropa gegeben oder Kunstmuseen übereignet oder – sie fanden als Leihgabe den Weg zu verdienstvollen Parteifunktionären.“ Ab Mitte der 1970er Jahre seien, wie Schirmer weiter ausführte, die politisch-erzieherischen Maßnahmen zunehmend künstlerischen Ankaufskriterien gewichen.
Als Kulturminister schließlich hatte Schirmer bereits eine Woche nach seiner Wahl den Generaldirektor des Kulturfonds, aus dem noch vor dem Ende der DDR die Stiftung Kulturfonds für die ostdeutschen Länder wurde, zum Gespräch eingeladen, um mit ihm zu klären, wie diese Kunst aus öffentlichen Gebäuden zurückgeholt und damit bewahrt werden könnte. Auf der ersten Kuratoriumssitzung Ende Mai 1990 wurde unter Herbert Schirmers Vorsitz beschlossen, Bestandslisten anzufertigen und die Objekte in einen Kellerraum des Ministeriums zu bringen. Inzwischen war schon vieles entwendet oder mutwillig zerstört worden. Manches musste „aus den Privatgemächern der Kunst liebenden Herren zurückgeführt“ werden.
Mit der Gründung der Stiftung Kulturfonds für die ostdeutschen Länder ging die Sammlung in deren Besitz über, um damit Ausstellungen auszurichten. Außerdem bot er allen Kunstmuseen der neuen Länder an, kostenfrei Werke aus dem Bestand zu übernehmen. Nur wenige reagierten. Schirmer erinnert sich, dass lediglich Neubrandenburg, Cottbus, Frankfurt / Oder, Rostock und Magdeburg zugegriffen haben. Daraufhin bot er als Direktor der Burg Beeskow an, den „großen Rest“ von 200 Gemälden, 400 grafischen Blättern, einigen Skulpturen und kunsthandwerklichen Objekten zu nehmen.1995 kamen noch 1200 Gemälde, 9000 Blatt Druckgrafik, 1500 Zeichnungen und Aquarelle, 200 Plastiken, 1000 Fotografien sowie 300 Arbeiten des Kunsthandwerks und 4000 künstlerisch gestattete Medaillen dazu, die ab 1991 von der Treuhandanstalt aus dem Besitz von Parteien und Massenorganisationen eingesammelt worden waren. Mit 2,1 Millionen DM aus dem Parteienvermögen der DDR wurden schließlich Aufbewahrungseinrichtungen mit Klimaanlage in einem Speicher und drei befristete Arbeitsplätze geschaffen.
Der Wert der Sammlung des Kunstarchivs Beeskow liege, so Herbert Schirmer, besonders darin, „die Symbiose von Kulturpolitik und Kunstschaffen sowie ihre Entwicklung und wechselseitige Beeinflussung“ abzubilden. Die Liste der Namen zeige, dass sich die Mehrheit der Künstler beteiligt und dabei Auskommen, Anerkennung und Auszeichnung bis zum Ende der DDR gefunden habe.
(Elke Lang)
Vom 9. bis 11. Juli fand auf der Burg Beeskow die erste Sommerschule des Kunstarchivs Beeskow in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg statt. Von dort nahmen 15 Studenten des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft teil, in den der Lehrgang Kunst- und Bildwissenschaft integriert ist. Zustande gekommen war diese Kooperation mit Lübeck durch Marlene Heidel, die an der Leuphana Universität studiert hat und im Kunstarchiv Beeskow arbeitet. Zu den Studenten gesellten sich einige Hörer aus Beeskow und Umgebung, um durch Filme und Vorträge etwas über „Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur“ zu erfahren. Einen wichtigen Beitrag lieferte dabei Herbert Schirmer, Journalist, letzter Kulturminister der DDR und Gründer des Kunstarchivs Beeskow mit seinem Referat „Schlussakkord und Bildersturm. Auftragskunst der DDR in Zeiten des Übergangs“. Darin legte er dar, wie das Archiv entstanden ist, dessen Grundlage der 1949 von der Deutschen Wirtschaftskommission für die sowjetische Besatzungszone gegründete Staatliche Kulturfonds ist. Mit seinem jährlichen Etat von 25 Millionen Mark bestand dessen wichtigste Aufgabe darin, die ideelle und materielle Sicherheit der für den Sozialismus schaffenden Künstler zu gewährleisten. Es wurden Auftragskunst der bildenden Kunst und Kunstankäufe finanziert sowie Absolventenförderung nach dem Hochschulabschluss betrieben, aber auch Ehrenrenten, Ehrengagen, Erstattung von SV-Beiträgen, Kuren und monatliche Beihilfen ermöglicht. Dazu wurde 1951 die Zentrale Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten ins Leben gerufen, die jedoch schon nach dem 17. Juni 1953 wieder aufgelöst wurde, weil durch sie, so zitierte Schirmer den Philosophen Wolfgang Harich, „Duckmäuserei und das Taktieren mit den Mächtigen gefördert wurden“. Schon ab 1952 gab es die Zentrale Staatliche Auftragskommission zwecks künstlerischer Ausgestaltung von Verwaltungsbauten. Ankäufe seien vor allem während der Kunstausstellungen der DDR in Dresden, bei anderen Ausstellungen, aber auch direkt aus dem Atelier getätigt worden, so Herbert Schirmer. „Durch den zuständigen Abteilungsleiter für bildende Kunst im Ministerium für Kultur wurde eine Liste der zu erwerbenden Arbeiten erstellt. Nach Abschluss der Schau wurden die Werke an das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR in Berlin zwecks Präsentation in West- und Südwesteuropa gegeben oder Kunstmuseen übereignet oder – sie fanden als Leihgabe den Weg zu verdienstvollen Parteifunktionären.“ Ab Mitte der 1970er Jahre seien, wie Schirmer weiter ausführte, die politisch-erzieherischen Maßnahmen zunehmend künstlerischen Ankaufskriterien gewichen.
Als Kulturminister schließlich hatte Schirmer bereits eine Woche nach seiner Wahl den Generaldirektor des Kulturfonds, aus dem noch vor dem Ende der DDR die Stiftung Kulturfonds für die ostdeutschen Länder wurde, zum Gespräch eingeladen, um mit ihm zu klären, wie diese Kunst aus öffentlichen Gebäuden zurückgeholt und damit bewahrt werden könnte. Auf der ersten Kuratoriumssitzung Ende Mai 1990 wurde unter Herbert Schirmers Vorsitz beschlossen, Bestandslisten anzufertigen und die Objekte in einen Kellerraum des Ministeriums zu bringen. Inzwischen war schon vieles entwendet oder mutwillig zerstört worden. Manches musste „aus den Privatgemächern der Kunst liebenden Herren zurückgeführt“ werden.
Mit der Gründung der Stiftung Kulturfonds für die ostdeutschen Länder ging die Sammlung in deren Besitz über, um damit Ausstellungen auszurichten. Außerdem bot er allen Kunstmuseen der neuen Länder an, kostenfrei Werke aus dem Bestand zu übernehmen. Nur wenige reagierten. Schirmer erinnert sich, dass lediglich Neubrandenburg, Cottbus, Frankfurt / Oder, Rostock und Magdeburg zugegriffen haben. Daraufhin bot er als Direktor der Burg Beeskow an, den „großen Rest“ von 200 Gemälden, 400 grafischen Blättern, einigen Skulpturen und kunsthandwerklichen Objekten zu nehmen.1995 kamen noch 1200 Gemälde, 9000 Blatt Druckgrafik, 1500 Zeichnungen und Aquarelle, 200 Plastiken, 1000 Fotografien sowie 300 Arbeiten des Kunsthandwerks und 4000 künstlerisch gestattete Medaillen dazu, die ab 1991 von der Treuhandanstalt aus dem Besitz von Parteien und Massenorganisationen eingesammelt worden waren. Mit 2,1 Millionen DM aus dem Parteienvermögen der DDR wurden schließlich Aufbewahrungseinrichtungen mit Klimaanlage in einem Speicher und drei befristete Arbeitsplätze geschaffen.
Der Wert der Sammlung des Kunstarchivs Beeskow liege, so Herbert Schirmer, besonders darin, „die Symbiose von Kulturpolitik und Kunstschaffen sowie ihre Entwicklung und wechselseitige Beeinflussung“ abzubilden. Die Liste der Namen zeige, dass sich die Mehrheit der Künstler beteiligt und dabei Auskommen, Anerkennung und Auszeichnung bis zum Ende der DDR gefunden habe.
(Elke Lang)
è Kunst+Kommunikation
Cottbuser Straße 23
15868 Lieberose
Tel. 033671 - 2216
0177 34 19 450
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen