In den vergangenen Jahren machte das Germanische Nationalmuseum bereits verschiedentlich auf seine umfassende Sondersammlung zur jüngeren deutschen Buchkunstbewegung aufmerksam. Mit der Ausstellung „Wunderbare Bücherwelten – Moderne Druckkunst aus Hamburg“ wird nun erstmals ein regionaler Schwerpunkt gesetzt. Äußeren Anlass für die Beschäftigung mit diesem Thema bot eine Schenkung des bekannten Hamburger Buchkünstlers Otto Rohse, der dem Germanischen Nationalmuseum seine Druckwerkstatt überließ.
Die Buchkünstler Hamburgs stellen eine kleine, aber interessante und vielschichtige Gruppe dar, der bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Obwohl die Druckkunst gemeinhin als schwarze Kunst bezeichnet wird, mangelt es ihren Werken nicht an Farbenpracht und gestalterischer Vielfalt. Die moderne Buchkunst aus der Hansestadt präsentiert sich vielmehr als ein Experimentierfeld künstlerischer Ausdrucksformen, die mittels verschiedenster Techniken umgesetzt werden.
Die stilistische Ausgewogenheit aller Komponenten gilt als maßgebendes Prinzip der modernen Buchkunstbewegung. Um 1900 als Gegenströmung zum industriell hergestellten Buch entstanden, wandten sich die Buchkünstler gegen die Herabwürdigung des Buches zum reinen Gebrauchsgegenstand. Neben ausschließlich typographisch gestalteten Werken sind in der Ausstellung auch zahlreiche illustrierte Bücher zu sehen, denn auch die Kombination von Text und Bild ist von alters her ästhetisches und funktionales Anliegen von Buchherstellung.
Gerade weil das bibliophile Buch in der heutigen, von Paperback und E-Book bestimmten Zeit nunmehr eine untergeordnete Rolle spielt, macht die Ausstellung auf beispielgebende Zeugnisse handwerklicher Fertigung aufmerksam, um so das Interesse am handgearbeiteten Buch zu wecken. Jedes Buch hat seine eigene Geschichte, die die Ausstellung erzählen möchten.
Ein Katalog (Johannes Pommeranz: Wunderbare Bücherwelten. Moderne Druckkunst aus Hamburg. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, 2010, 207 S.: zahlr. Ill., ISBN 978-3-936688-42-9) begleitet die Ausstellung.
Ausstellung: 9. Dezember 2009 bis 11. April 2010
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