Hinterhof-Antiquariat, Berlin |
In einem interessanten Artikel in der F.A.Z. beschäftigte sich Roland Reuß von der Universität Heidelberg bereits vor einem Jahr mit der aktuellen Misere im lokalen Buchhandel. Sie sei "mit Händen zu greifen. In den Regalen Bücher," so angeordnet, dass sie "Fülle des Angebots suggerieren, Handel mit sogenannten non-books, reduzierte Öffnungszeiten, coffee shops, verunsicherte, ja verzweifelte Verkäufer, die e-book-reader perverserweise im Schaufenster. ..." Reuß führt an: "In einer Universitätsstadt wie Heidelberg gab es noch vor zehn Jahren am Universitätsplatz zwei unter privater Leitung laufende Qualitätsbuchhandlungen. Ihre Philosophieabteilungen waren sehr gut sortiert, die größere hielt sogar bis in die achtziger Jahre die nach wie vor lieferbare teure dreibändige Ausgabe der Vorsokratiker-Edition von Diels und Kranz laufend vorrätig. Heute existiert - an einem Platz, den während der Vorlesungszeit sicher zehntausend und mehr Studenten pro Tag überqueren - nur noch eine der beiden Buchhandlungen, als Filiale einer Kette. Ihre Philosophieabteilung ist auf ein Viertel des ehemaligen Angebots geschrumpft. Die blauen Umschläge der Diels-Kranz-Ausgabe kann niemand mehr anfassen, begreifen."
An der Misere des lokalen Buchhandels schuld sei natürlich auch "das auffallende Desinteresse potentieller Leserkreise an komplexen, über das Buch vermittelten Gedanken." Doch weder beim Konstatieren dieses Zustandes, noch bei der Schuldzuweisung an die marktbeherrschende Stellung von Internet-Versandhandel, der genau wie das Freihandelsabkommen mit den USA die Preisbindung aushebelt, dürfe die Analyse stehenbleiben. Der Artikel begründet auch die Verantwortung des Buchhandels- und Verlagswesens selbst an dieser Entwicklung und zeigt, dass diese auch durch die Vermengung von Markt und Kultur hausgemacht sei. Die freiwillige und bewusste, ja gewollte Integration in das Geschäft im virtuellen Raum sei für Buchhändler und Verlage kontraproduktiv, ja "Irrsinn", wie es im Untertitel des Beitrages heißt. "Wer heute eine Buchhandlung betreiben will, muss aus Überzeugung wissen, dass das Wort gerade nicht virtuell, sondern im Gegenteil Fleisch werden will.
An der Misere des lokalen Buchhandels schuld sei natürlich auch "das auffallende Desinteresse potentieller Leserkreise an komplexen, über das Buch vermittelten Gedanken." Doch weder beim Konstatieren dieses Zustandes, noch bei der Schuldzuweisung an die marktbeherrschende Stellung von Internet-Versandhandel, der genau wie das Freihandelsabkommen mit den USA die Preisbindung aushebelt, dürfe die Analyse stehenbleiben. Der Artikel begründet auch die Verantwortung des Buchhandels- und Verlagswesens selbst an dieser Entwicklung und zeigt, dass diese auch durch die Vermengung von Markt und Kultur hausgemacht sei. Die freiwillige und bewusste, ja gewollte Integration in das Geschäft im virtuellen Raum sei für Buchhändler und Verlage kontraproduktiv, ja "Irrsinn", wie es im Untertitel des Beitrages heißt. "Wer heute eine Buchhandlung betreiben will, muss aus Überzeugung wissen, dass das Wort gerade nicht virtuell, sondern im Gegenteil Fleisch werden will.
Wer Buchhandlungen schützen will, muss wachsam sein. Wo eine Buchhandlung ist, existiert auch, belesenes und motiviertes Personal vorausgesetzt, eine Bildungsanstalt im Kleinen. Über deren Zukunft entscheidet heute jeder mit: der Kunde vor Ort, der Bibliotheksdirektor, die Verlage, nicht zuletzt der Börsenverein."
Leider, so muss man feststellen, hat sich diese Situation Jahresfrist nach Erscheinen des Artikels nicht verbessert.
Leider, so muss man feststellen, hat sich diese Situation Jahresfrist nach Erscheinen des Artikels nicht verbessert.
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