Dienstag, 29. August 2023

Die kleinen Leidenschaften der großen Bücherfreunde

In der Leipziger Zeitung vom 28. August erschien eine Besprechung von Ralf Julke der Marginalien Nr. 249 ...
Marginalien 249, Mitglieder-Ausgabe, Foto © ad
"... welche die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft ... zugesandt bekamen. Und weil sie Mitglieder sind, bekamen sie auch gleich noch die Grafik „Engel“ des in Leipzig lebenden Grafikers Karl-Georg Hirsch dazu. Der in diesem Heft der „Marginalien“ auch eine Rolle spielt, denn er ist einer der spannendsten und emsigsten Illustratoren von Büchern. Und deshalb sind die von ihm illustrierten Bücher auch ein begehrtes Sammlerobjekt. Auf 110 Titel kommt Gerhard Rechlin als ausgewiesener Hirsch-Sammler.
In diesem Beitrag geht es einfach einmal um Vollständigkeit. Sammler können ja einfach nicht mehr schlafen, wenn sie wissen, dass ihre schöne Sammlung immer noch Lücken aufweist.
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Andere Buchbesitzer können aus anderen Gründen nicht schlafen. Etwa, wenn sie der Spur der Mini-Bücher durch die menschliche Buchgeschichte folgen – wie das Kurt Freyer in seinem 1929 veröffentlichten Essay „Über das Sammeln kleiner Bücher“ tat. Die er natürlich selbst auch sammelte. Aber er wollte zugleich wissen, warum es überhaupt so winzige Bücher gab, die eben nicht nur für Bibliophile hergestellt wurden von Druckern, die einmal ihr ganzes Können zeigen wollten. Dagegen sprechen die vielen kleinen Bücher, die als Kalender, Gebetbuch, Bibel auch für Leute gedruckt wurden, die diese Bücher aus ganz praktischen Bedürfnissen kauften.
Aber Kurt Freyer wird mit diesem Beitrag auch deshalb gewürdigt, weil Rainer Stamm dieses Heft dazu nutzt, um die Lebensgeschichte des Kunsthistorikers und Antiquars zu skizzieren, der Deutschland schon 1933 verließ, weil er sah, was die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten den Juden im Land antun würden. Was aber auch das Ende seiner Buchhandlung „Utopia“ bedeutete, die auch durch ihre Buchkataloge bis heute unter Sammlern bekannt ist. Kataloge, die selbst bibliophile Begeisterung auslösen.
So wie ein 1929 erschienenes Fotobuch, das Jan Tschichold und Franz Roh herausgaben, um die Avantgarde-Fotografie ihrer Zeit einmal in einem gebundenen und hochwertig gestalteten Buch mit dem Titel „foto-auge“ zu versammeln. ...
berichtet Jens-Fietje Dwars in seinem Beitrag „Der Verleger Gerhard Wolf“, in dem es zuerst um den 2023 verstorbenen Gerhard Wolf geht, der fast im Schatten seiner Frau Christa (1929–2011) verschwindet, obwohl er selbst als Autor und Verleger wichtige Beiträge zur kritischeren DDR-Literatur beitrug. Ein Beitrag, den er nach der Vereinigung mit der Janus-Press fortsetzen wollte, nur um zu merken, dass man mit einem anspruchsvollen Kleinverlag immer nur am Minimum vorbeischrammt. ...
Und bei der Gelegenheit würdigt Dwars auch die von Gerhard Wolf seit 1988 im Aufbau Verlag herausgegebene Reihe „Außer der Reihe“, mit der Wolf Autorinnen und Autoren aus der Underground-Szene im Buchhandel verfügbar machte – Bert Papenfuß-Gorek, Jan Faktor und Gabriele Kachold zum Beispiel. Im Jahr 1988 noch ein echter Tabubruch. Erstmals waren die unangepassten Stimmen in richtigen, typografisch auffällig gestalteten Büchern erhältlich, merkten auch die Leser im Land, was alles möglich war. Doch die deutsche Vereinigung überlebte auch diese Reihe nicht lange.
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Buchgeschichte ist immer auch Gesellschaftsgeschichte. Bis in die Illustrationen hinein, die oft noch deftiger sind als der Inhalt. Ein Thema, das der als Karikaturist bekannt gewordene Harald Kretzschmar anreißt, wenn er in einem Beitrag über seine Leidenschaft für den Siebdruck erzählt. ..."

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