Christian Bartsch mit einem vergessenen Koffer, Foto © ad |
Dieser Koffer hat im Deutschen Literaturachiv Marbach eine neue Heimstatt gefunden und man kann nun auf seine wissenschaftliche Bearbeitung gespannt sein.
Foto © DLM |
"Als Ergänzung zu seinen Sammlungen zur Literaturgeschichte der DDR erwarb das Deutsche Literaturarchiv Marbach ein Konvolut von Briefen an Hans-Joachim Hoffmann (1929-1994), den damaligen Kulturminister der DDR. Hoffmann hatte 1983 in einem Rundbrief ausgewählte Persönlichkeiten aus allen sozialen Bereichen um Auskunft über ihre Lesegewohnheiten und -erfahrungen gebeten. In 289 Antwortschreiben berichteten Kombinatsdirektoren vieler Branchen vom Schienenfahrzeugbau bis zur Oberbekleidung, Offiziere der Nationalen Volksarmee, Wissenschaftler/-innen, Hochschullehrer/-innen, Theaterleute, Ärzte, Bibliotheksleiter, Museumsdirektoren, Parteifunktionäre und Kulturschaffende über Bücher, die sie besonders beeindruckt hatten. Zu den Autorinnen und Autoren, die Hoffmann antworteten, gehören Volker Braun, Hanns Cibulka, Günter de Bruyn, Peter Hacks, Erik Neutsch und Christa Wolf, bildende Künstlerinnen und Künstler wie Wieland Förster, Núria Quevedo und Werner Tübke, Theater- und Filmleute wie Inge Keller, Kurt Maetzig, Hans-Peter Minetti und Gret Palucca, Komponisten wie Siegfried Matthus, Schlagersänger wie Frank Schöbel, Olympiasieger wie Waldemar Cierpinski und nicht zuletzt der Fliegerkosmonaut und Oberst der NVA Sigmund Jähn.
In den Briefen, in denen der Minister, je nach Absender, als »Werter Genosse« oder »Werter Herr Hoffmann« angeredet wird, sind die eigenen Lektüregewohnheiten meist erstaunlich ausführlich beschrieben. Einige der Briefschreiber nutzen die seltene Möglichkeit und teilen dem Minister mit, welche Bücher sie gern lesen würden, wenn es sie in der DDR zu kaufen gäbe. Es ist bisher nicht bekannt, ob der Minister in irgendeiner Weise Gebrauch von den Zuschriften machte. Für die Wissenschaft ist das bisher unbekannte Briefkonvolut, das sich in einem zeittypischen Funktionärskoffer befand, eine hochinteressante Quelle und wahre Zeitkapsel."(Deutsches Literaturarchiv Marbach)
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