Anlässlich des 75. Geburtstags von Max Uhlig am 23. Juni hat die Burg Beeskow eine kleine Ausstellung aus einer großen Werkgruppe des Künstlers ausgewählt, die er selbst unter dem Titel „Wartende und Vorübergehende“ zusammengefasst hat. Zu sehen sind 30 Kohlezeichnungen sowie eine mit Fettkreide auf unterschiedlichem Trägermaterial aus dem Bestand von rund 50 Arbeiten der Galerie „Am Sachsenplatz Leipzig“. Entstanden sind sie allesamt von 1984 bis 1986, und zwar, wie der Leipziger Sachsenplatz-Galerist Volker Zschäckel weiß, immer im Herbst vom Fenster eines zu dieser Zeit leergeräumten Lagers eines Dresdner Schreibwarenladens gegenüber der Straßenbahnhaltestelle „Trachenberg“. Bei Max Uhligs bekannter Arbeitswut vermutet Zschäckel, dass es Hunderte dieser Impressionen gibt.
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Max Uhlig - Wartende von 1985 |
Max Uhligs künstlerischer Anfang liegt im Jahre 1960. Schon ab 1964 machte er mit kompakter Formensprache und Dichte des Liniengefüges auf sich aufmerksam. Es gibt kaum einen Künstler, der über sein gesamtes Schaffen hinweg so wie Uhlig eine Darstellungsweise beibehalten beziehungsweise in allen Schaffensperioden in den verschiedensten Techniken immer weiter ausgebaut hat. Schon in seinem frühen Werk verzichtet er weitgehend auf beschreibende oder szenische Elemente. So sind auch die einzelnen Blätter dieser Arbeitsgruppe nicht durch den Künstler selbst mit Titel versehen worden, sondern erst nachträglich durch den Galeristen als Unterscheidungshilfe.
Dargestellt sind einzelne Personen und Gruppen bis zu sechs Personen, in der Beeskower Auswahl bis auf eine Sitzende alle stehend. Es sind kraftvolle Figuren, die in der Gruppe in einer spannungsvollen Beziehung zueinander stehen. Nur einmal gibt es einen konkreten Ortsbezug, und zwar 1984 durch den Schriftzug „Trachenberg“ in der Darstellung. Dieses Blatt ist bis an die Ränder völlig ausgefüllt, was nicht typisch ist. Bei den meisten Arbeiten spielt der Blattgrund in die Gestaltung hinein und gewährt Raum für Bewegung, für das „Vorübergehen“, für das Momentane, Nichtstatische. In anderen Arbeiten sind vertikale Begrenzungen angedeutet, vom Galeristen als Säulen bezeichnet. Einmal sieht man auch einen Lesenden, einmal ist ein Fahrrad zu erkennen.
Was so spontan niedergeschrieben wirkt, ist das Ergebnis eines kontrollierten Prozesses, der über die drei Jahre sichtbar wird. Die Formen, die sich aus einem dichten, vor allem vertikal verlaufenden Liniengeflecht herausbilden, werden immer kompakter, um sich 1987 zum Beispiel bei einem „Wartenden“ auf getöntem Papier zu einem Kokon zu verspinnen, an dem kaum noch Gliedmaßen oder Gesichtszüge erkennbar sind. Diese ins Abstrakte weisende künstlerische Darstellung wird sich im Laufe der Zeit bei ihm immer weiter verfestigen.
(Elke Lang)
Ausstellung: 23. Juni bis 19. August 2012
è Burg Beeskow
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