
Dort ist mir das Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes aus Peter Wapnewskis Bibliothek in die Hände gefallen, und ich konnte es für einen Euro erwerben. (Wer dort sieben Bücher zugleich kaufte, musste nur für fünf bezahlen.) Peter Wapnewski war berühmt für seine Rezitationen aus dem Nibelungenlied und aus anderen mittelhochdeutschen Literaturtexten, wozu er genau dieses Buch, das wenig auffällig, in gelbem Leineneinband, mit durchsichtiger Folie kaschiert, feilgeboten wurde. Es enthält nicht nur auf dem Titelblatt den Namenszug Wapnewskis, sondern auch viele Anstreichungen, Randbemerkungen, Korrekturen und eingelegte Zettel. Für Nibelungenlied-Spezialisten ist dieses Buch ein Schatz, und da ich kein solcher bin, habe ich mich gefragt, was ich mit dem einzigartigen Stück anfangen soll. Schließlich habe ich es an Frau Susanne Thier, die Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste, weitergereicht, die es sofort nach allen bibliothekarischen Regeln hat aufnehmen und erschließen lassen. Es ist allgemein benutzbar und im Opac zu finden.
Wenn man dort unter der Registerkarte „mehr zum Titel“ die Kategorie „Anmerkungen“ anklickt, bekommt man auch alle Beilagen und sonstigen Besonderheiten aufgelistet.
Zwei kleine Besonderheiten aus diesen Beilagen möchte ich erwähnen: den Zeitungsausriss eines Gedichtes von Karin Kiwus, das ein Thema des Nibelungenliedes aufgreift und aktualisiert, und einen Zettel mit einer Notiz Wapnewskis, die in Gedichtform (an Getrude Steins „eine Roe ist eine Rose ist eine Rose“ erinnernd) vom „Ausweg“ handelt. Es schließt mit den Worten „ist aber ein Ausweg auch ein Weg?“
(Ulrich Goerdten)
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