Freitag, 31. Mai 2024

Schillernde Kalligraphien

Schriftkünstlerinnen und -künstler haben aus Anlass des 15. Schillerhaus-Geburtstages Schillerzitate auf ihre jeweils ganz besondere Art und Weise kalligraphisch umgesetzt.

Die Ausstellung «Schillernde Kalligraphien» entstand in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte, der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach (die den Aufruf zu dieser Aktion startete) sowie dem Förderkreis Internationaler Kalligraphie.
Es gibt eine limitierte Postkartenedition von 10 Werken aus der Ausstellung, die über das:Schillerhaus_Rudolstadt zu beziehen ist

28. Mai bis 9. Juli 2024

Altes Rathaus
Stiftsgasse 2, 07407 Rudolstadt

Donnerstag, 30. Mai 2024

Einladung zur Subskription

Anlässlich ihrer Einzelausstellung "Mothertongues in Carrybag“ in der Galerie Knust Kunz, München, die noch bis morgen (31. Mai) zu sehen ist, erscheint im Lubok Verlag Sophie Schmidts neuer Katalog "Alaska Chicago Los Angeles New York“.
Die Publikation zeigt eine Auswahl künstlerischer Arbeiten, die 2023 im Rahmen eines Stipendiums in den USA entstanden sind.
Texte und Bilder werden zu einem Tagebuch, das von den Begegnungen und Erfahrungen an den vier Orten erzählt. Die Reise führt zunächst auf verbrannter Erde in die heiße Wüstenlandschaft um Los Angeles, dann über Alaskas Eis- und Schneelandschaften in die Aufregungen von Chicago und endet schließlich in den vielfältigen Facetten von New York.

Sophie Schmidt - Alaska Chicago Los Angeles New York 
Subskriptionspreis 20 EUR (gültig bis 30. Juni, danach 25 EUR)
Katalog mit 56 Farbabbildungen im Offsetdruck, gestaltet von Hagen Verleger
mit Texten von Sophie Schmidt (dt. /engl.)
Broschur, 60 Seiten, 21 x 28 cm, Auflage 250

Ausstellung verlängert

Die bis Gestern geplante Ausstellung auf Schloss Freienwalde von Rainer Ehrt "Deutsche Köpfe und Bilder", Zeichnung, Graphik, Skulptur, wurde verlängert.

14. April - 30.Juni 2024

Schloss Freienwalde
Rathenaustraße 3, 16259 Bad Freienwalde

Gedenkfeier für Peter Sodann

In Halle an der Saale gibt es am 1. Juni im „neuen theater" eine Gedenkfeier für den am 5. April verstorbenen Schauspieler Peter Sodann. Das Gedenken werde gemeinsam mit den Bühnen Halle veranstaltet Gäste werden am Vormittag die Möglichkeit zur Kondolenz im. Foyer des Theaters haben. Wegen der begrenzten Platzkapazitäten werde die anschließende Gedenkfeier publikumsoffen in die Kammer und den Hof des Theaters, welches der Ehrenbürger der Stadt Halle bis 2005 als Intendant das von ihm 1981 gegründete „neue theater". übertragen. Auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) werde die Feier im Fernsehen übertragen.
Nach der Gedenkfeier besteht die Möglichkeit, das Grab Sodanns auf dem Stadtgottesacker zu besuchen.

Bücher sind ein geringer Teil des Lebens nicht

Rainer Laabs 2024, Foto © ad
Gestern hatte ich wieder Gelegenheit, bei Rainer Laabs, Vorsitzender des Berliner Bibliophilen Abend von 1997 bis 2006, vorbeizuschauen, der mir weitere Belege zur Geschichte dieser Vereinigung übergab.
Darunter ein Künstlerbuch, welches Frank Heidtmann 1995 aus Anlass des 90. Jahrestages des BBA geschaffen hat.
Frank Heidtmann, Selbstportrait, 1995
Der am 7. November 2023 verstorbene Bibliothekswissenschaftler und Prof. an der Humboldt-Universität Berlin schuf diese Festgabe als Unikat und stellte dem Buch den doppeldeutigen Spruch voran: "Bücher sind ein geringer Teil des Lebens nicht".
Gebunden in einem zweifarbigen Leineneinband enthält der Buchblock in Folio (für gelegentliche Leser de Blogs: A3-Format) auf ca. 120 nicht paginierten Seiten neben einigen Fotos von der Jubiläumsfeier und Belegen zur Geschichte dieser bibliophilen Vereinigung ca. 100 Aquarelle, Collagen, Linolschnitte und typographische Blätter, denen anzusehen ist, dass der Schöpfer an der Erstellung dieser Festschrift Spaß hatte bei der künstlerischen Umsetzung dieses Themas. So verwendete Frank Heidtmann dieselben Motive in wechselnder Zusammenstellung, druckte vom selben Stock in unterschiedlicher Farbgebung variierend und mit Collagen versetzt, selbst unter Nutzung verschiedener Techniken in einem Bild.
Weitere Einblicke in die Festschrift auf der Veranstaltungsseite des Berliner Bibliophilen Abend.

Mittwoch, 29. Mai 2024

Same bold stories?

Schriftgestaltung von Frauen und Queers im 20. und 21. Jahrhundert.
Lange Jahre wurde die Geschichte der Schriftgestaltung und Typografie aus einem rein männlichen Blickwinkel erzählt. Nun wendet sich die Forschung zunehmend auch den Frauen und Queers im Bereich von Schriftgestaltung zu, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Schriftherstellung tätig waren, ohne dass sie wirklich zu Sichtbarkeit gekommen sind.

Die Ausstellung „Same bold stories?“ macht sich zur Aufgabe, die historische schriftbezogene Sammlung des Klingspor Museums (1900 – 1950) nach ihren weiblichen Positionen zu durchforschen und die Geschichtsschreibung in Bezug auf Schriftgestaltung zu ergänzen. Wenige Frauen wie Anna Simons, Erika Giovanna Klien oder Gudrun Zapf-von Hesse erlangten einen größeren Bekanntheitsgrad. Daneben gibt es aber zahlreiche Schülerinnen der Schriftklassen bei Rudolf von Larisch in Wien und Rudolf Koch in Offenbach, die als marginalisierte Positionen in der Sammlung enthalten sind und jetzt aufgearbeitet werden. Ausgehend von den neu beachteten weiblichen Positionen der Vergangenheit wird sich die Ausstellung den zahlreichen zeitgenössischen Frauen und Queers im Typedesign widmen, unter anderem Hannah Witte, Guilia Boggio, Katharina Koch und Charlotte Rohde.

Das Konzept der Ausstellung ist in Kooperation des Klingspor Museums mit dem Grafikdesign-Duo Turbo Type und dem feministischen Kollektiv +FEM entstanden. Statt eine chronologische Erzählung von Frauen und Queers im Type Design abzubilden, nimmt sich die Ausstellung den Begriff Messy History als Grundlage, bestehende Erzählweisen aufzubrechen. Unterrepräsentierte Positionen, die sich an der Schnittstelle zwischen historischer Unsichtbarkeit und Emanzipation verorten lassen, bilden hierbei den thematischen Fokus. Ein Katalog zur Ausstellung bietet eine informative Erweiterung durch Artikel und Interviews mit zeitgenössischen Type Designer wie Teal Triggs und Nadine Chahine und verdeutlicht, dass Geschichtsschreibung selten vollständig ist.

Eröffnung 19. Juli 2024
Ausstellung 20. Juli – 24. November 2024

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach

Dienstag, 28. Mai 2024

Aufmerksam maken!

Sehr geehrten Publikus:
Ganz im Stil von Paul Scheerbart ("Wir maken allens dot!") tue ich das heute und auf diesem Weg:

Am 18. Juni 2024, um 20.00 Uhr,
trage ich in der Buchhandlung Böttger
(Maximilianstraße 44 / 53111 Bonn / Tel.: 0228-3502719)
aus dem Buch „Glasarchitektur“ meines Wahlverwandten, des deutschen Schriftstellers Paul Scheerbart vor,
samt einigen Erzählungen, in welche Scheerbart seine utopischen Architekturphantasien integrierte,
unter dem Titel:

"Gläserne Grotten und galaktische Luftschlösser
des Schriftstellers Paul Scheerbart und des Architekten Bruno Taut"
An der Notwendigkeit, solche zu errichten, hat sich angesichts dessen, daß in der Bundesrepublik Deutschland kaum noch Wohnungen gebaut werden, nichts geändert, und es geht nicht nur um Wohnraum, sondern um die architektonische Herrichtung ganzer Lebensräume. Um 1914 begeisterte der von spinnerten, allerdings auch realitätsbezogenen Visionen getriebene Schriftsteller, Dichter und Erfinder Paul Scheerbart (1863-1915) den jungen Architekten Bruno Taut (1880-1938) für seine Ideen, mit farbigem Glas zu bauen. Infolge dessen wurde ein Forum für utopisches Bauen gegründet, der 1919 von Taut ins Leben gerufenen Briefzirkel „Die Gläserne Kette“. Die neue Architektur der wirtschaftlich darniederliegenden jungen Weimarer Republik sollte sich aus den unterschiedlichsten Quellen speisen, die Bauten gläsernen Grotten oder galaktischen Luftschlössern ähneln, vor allem weil es kaum Mittel zum Bauen gab. Der Architekt Walter Gropius artikulierte damals begeistert: „Träumer, Phantasten, Visionäre“ […] das ist letzten Endes das, was wir wollen: die Utopie!“.

Die architektonischen Szenerien der Werke Scheerbarts - besonders das 1914 geschriebene programmatische visionäre Werk „Glasarchitektur, eine Glasbautheorie verfasst in 111 Kapiteln“ - erregten die Aufmerksamkeit von Architekten, die eine entschiedene Loslösung von alten Bautraditionen und die vermehrte Integration von Glas in die architektonischen Entwürfe und deren Realisierung forderten. Als einer der engagiertesten erwies sich der deutsche Architekt Bruno Taut, der Scheerbart im Sommer 1913 kennenlernt hatte. Bruno Taut - später u. a. Architekt der Berliner Hufeisensiedlung - verdankte Scheerbart die Anregung zu seinem berühmten expressionistischen Glaspavillon, ein Highlight der Kölner Werkbundausstellung 1914, für dessen Fries Scheerbart insgesamt 16 Sinnsprüche für das Bauen mit Glas dichtete, von denen sechs als Inschriften am Glashaus angebracht wurden. Scheerbart sah in Tauts Realisation des Glaspavillons das gebaute Manifest seiner Glasarchitektur: aus Fiktion wurde reale Architektur. Im Oktober 1915 verstarb Paul Scheerbart im Alter von 52 Jahren. Seine visionären literarischen Architekturen wirkten aber weit über seinen Tod hinaus und inspirierten zahlreiche Architekten in den folgenden Jahren zu expressionistischen und futuristischen Baukonzepten. Als großem Anreger der modernen Glasarchitektur ist ihm ein Platz in der Kulturgeschichte der Moderne sicher.

(Thomas Franke)

Montag, 27. Mai 2024

Achtung, Papierfischchen! Sie kommen mit der Post

Die Papierfischchen (lat. Ctenolepisma longicaudata) sind winzig und flink, mögen die Dunkelheit und haben eine große Vorliebe für Papier und Karton. Papierfischchen werden deswegen in Deutschland zunehmend zum Problem. Denn gelangen die kleinen Insekten in Regale oder Archive, zerstören sie ganze Bücher und Dokumentensammlungen, Fotoalben, Akten, Tapeten, Bücher, Zeitungen. Schaffen die Tierchen ihren Weg in Bücherregale oder gar in Archive, können sie innerhalb weniger Jahre ganze Sammlungen zerstören.
Die geschuppten, langschwänzigen Fischchen gehören sie zu den ältesten Insektenarten der Welt. Im Verlauf der Evolution mussten sich die primitiven Lebewesen nicht groß anpassen.
Ursprünglich stammen die Insekten aus den subtropischen Regionen unserer Erde. Erstmals beschrieben wurden sie in Niederguinea. Mit dem Warenverkehr gelangten die Tiere nach Europa. >Waren die gefürchteten Papierfischchen bis vor ein paar Jahren vor allem in den Niederlanden verbreitet, werden nun auch deutsche Bibliothekare und Archivare zunehmend unruhig. Denn neben Fällen in Österreich und der Schweiz treten auch in Deutschland immer wieder einzelne Befalle auf. Mit dem Ausbruch des Coronavirus und dem damit einhergehenden Boom des Onlineshoppings hat auch der Versandhandel in Deutschland deutlich zugenommen. Dies führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass sich auch die Papierfischchen in Deutschland ausbreiten. Der Grund: Die kleinen Insekten reisen außerordentlich gern mit der Post, es wird angenommen, dass sich Papierfischchen über Kartonagen verbreiten.
Das wirkliche Ausmaß ihrer Verbreitung ist unbekannt, denn die Insekten aufzuspüren ist schwierig und oft bemerkt man sie erst, wenn es bereits zu spät ist.

(Solvejg Hoffmann, GEO 26.04.2023)

Sonntag, 26. Mai 2024

Schrift-Bild

Schrift-Bild ist das Thema einer Ausstellung mit 33 Künstlern und Schülern im KunstKeller Annaberg, darunter Thomas Behling, Carlfriedrich Claus, Osmar Osten, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke und Jörg Seifert

Eröffnung: 15. Juni 2024, 17 Uhr

Ausstellung: 15. Juni - 15. September 2024

KunstKeller
Wilschstr. 11, 09456 Annaberg-Buchholz

Samstag, 25. Mai 2024

Lyrik lebt

Patrick Schild, Fotos © ad
Heute wurde im Lessinghaus im Berliner Nikolaiviertel der 6. Hanns Meinke-Preis verliehen - der diesjährige Preisträger ist Patrick Schild, der u.a. auch schon den Klopstock-Preis für neue Literatur erhielt.
Moderiert wurde die Preisverleihung vom Pirckheimer Steffen Marciniak, die Laudatio hielt Slavia Klimkowsky vom Verein "Lyrik lebt" aus Osterode.
Neben den Lesungen der Finalisten Niklas Carlo Lisson und Leander Beil leibt besonders eine als Audiofile vorgebrachte Lesung von Katia Sophia Ditzler im Gedächtnis,
Frederik Durczok begleitete die Veranstaltung am Cello mit Stücken von Bach, Vivaldi und einer beeindruckenden Eigenkomposition.
Steffen Marciniak präsentiert die Edition 9 Reiche

Westlöffel und Ostkaffe

Moritz Götze, einer der international renommierten Künstler Sachsen-Anhalts, von dem für Pirckheimer auch schon mal eine Graphik den Marginalien beilag (Abb.), wird 60! In einer Werkschau zeigt das Museum Lyonel Feininger einen Querschnitt durch Moritz Götzes Œuvre – von seinen frühen Radierungen, den populären Serigrafien bis hin zu den späten Grafiken.
Moritz Götze, Der letzte Zentaur oder Der Kampf mit dem Alphabet, Siebdruck 2018
Seine Kunstwerke werden von ihm selbst explizit als „Deutscher Pop“ bezeichnet. Dabei zeichnen sich darin auch Comicelement ab. Obgleich er sich technisch in keine Schublade stecken lässt, ist Götzes Handschrift in seinen Gemälden, Papierarbeiten, Siebdrucken und anderen Grafiken, Emaillen, Mosaike und Skulpturen unverkennbar. Inhaltlich verarbeitet er Kulturgeschichtliches und Kunsthistorisches mit besonderem Interesse an ostdeutscher Gesellschaftsgeschichte. Dabei lässt er Alltagsgegenstände und Erlebnisse aus seinem Leben Bildsujets durchdringen.

Ausstellung: 19. Mai - 26. August 2024

Museum Lyonel Feininger
Schlossberg 11, 06484 Quedlinburg

Freitag, 24. Mai 2024

Aktuell?

Französisch-deutsch-jüdischer
Mitt-Achziger
künstlerisch ausgebildet in Dresden (D)
und Zürich (CH) -
väterlicherseits polnisch-ukrainische
(Lemberg/Lwow) Vorfahren -
mütterlicherseits aus Berlin
und Ostpreußen - (Königsberg/Kaliningrad)
mit ehemaligen Wohnsitzen in
Frankreich – Deutschland –
Schweiz – Italien -
in U n g a r n lebend
sucht dringend eine Dame
namens „E U R O P A“
mit ausgeprägten Friedens-und Gerechtigkeitsattributen
ohne besondere Machtanspruchs-Ambitionen....

(Peter Pierre Fischer, 24. Mai 2016)

Donnerstag, 23. Mai 2024

6. Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik

Am Samstag findet im Berliner Nicolaiviertel die Preisverleihung des 6. Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik  statt.
Der Eintritt ist frei, Spenden wären toll. Wenn es aber ein Buch sein darf, auch das gern, es wird einen großen Büchertisch geben. Es werden viele Autoren des Verlags der 9 Reiche erwartet, so dass zum einen gute Gespräche, oder eben auch Widmungen möglich sind.

25. Mai 2024

Theater im Nikolaiviertel, Lessinghaus
Nikolaikirchplatz 7, Berlin

Mittwoch, 22. Mai 2024

30 Perlen der Literatur ...

Fünf Novitäten – hochkarätig besetzt, auch mit der Literatin, die als erste in Frankreich ein Staatsbegräbnis erhielt. Die vor zweieinhalb Jahren gestartete Buchreihe „Perlen der Literatur“ beschreitet Neuland. Hier werden nur Titel wieder veröffentlicht, die bereits im 19. oder 20. Jahrhundert in Europa erschienen sind und zeitweise sehr erfolgreich waren oder sprachliche Besonderheiten aufweisen und auf jeden Fall richtungsweisend wirkten. Oft waren diese Bücher über viele Jahre nicht lieferbar. Daher: wiederentdeckte Perlen.

Die Besonderheiten der "Perlenbibliothek" lassen sich zusammenfassen:
❦ Bibliophile Ausstattung mit Fadenheftung und Leineneinband
❦ Jeder Band in einer anderen Typographie mit von einem Designer gestaltetem Vorsatzpapier
❦ Kalligraphische Elemente als Leseanreiz für alle Bände
❦ Sehr günstige Ladenpreise trotz eines Buchumfangs zwischen 160 und 400 Seiten
❦ Die gefaltete Bauchbinde dient dem Leser als Lesezeichen und enthält auf der Innenseite weitere Informationen zur Reihe „Perlen der Literatur“

Bis auf Band 30 (4. August) sind alle Neuerscheinungen aus dem Input-Verlag des Pirckheimers Ralf Plenz nun lieferbar.

Dienstag, 21. Mai 2024

Kontinuität und Umbrüche: neuer Katalog Roland R. Berger

Roland R. Berger: Zu Anna Seghers’ Erzählung »Die Reisebegegnung« (2015)
Wer sich an die Grafikeditionen der jungen Welt in der DDR erinnert, dem werden die eindrucksvollen Arbeiten Roland R. Bergers einfallen. Sie bestachen schon damals durch die Vielfalt seiner Gestaltungsmethoden und ihre breit gefächerte Thematik. Jahrzehnte später, am 6. März 2017, schrieb er uns: »Umbrüche in der Gesellschaft provozieren geradezu zwangsläufig und seismografisch Veränderungen, die radikalisierend oder beruhigend ausfallen können. (…) Verdruss und Empörung verlangen andere Ausdrucksmittel als Einverständnis und Zuwendung.«

Nun schickte er uns seinen in diesem Jahr in der Edition Schwarzdruck Gransee erschienenen Katalog »Illus­triertes« – eine Bilanz seines bisherigen Schaffens auf diesem Gebiet. Roland R. Berger ist jetzt 82 Jahre alt, kämpft mit schweren gesundheitlichen Problemen und wird wohl nach dieser Publikation kaum Neues schaffen können. Nicht nur deshalb ist dieser Katalog eine kleine Kostbarkeit. Man blättert und liest darin mit großem Genuss, bestaunt die Vielfalt der künstlerischen Techniken und den Reichtum sowohl der Wirklichkeitssichten als auch der Phantasie.

Die früheste abgebildete Arbeit stammt aus dem Jahr 1967 – ein Gipsschnitt zu Brecht-Songs aus der Dreigroschenoper, die letzte ist ein Blatt für den Kalender 2023 der Edition Linksrum zum 100. Geburtstag von Loriot mit dem Bonmot: »Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Da sind sie tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.« Aus den dazwischen liegenden Jahrzehnten gibt es eine sinnreiche Auswahl von Illustrationen zu Gedichten von Joachim S. Hohmann, Thomas Luthardt und Novalis. Es erscheinen Porträtdarstellungen, Arbeiten zu Anna Seghers, Christa Wolf und zum Nibelungenlied. Das Märchen »Der Holzwurm und der König« von Bernd Schirmer wird ebenso illustriert wie Texte von Wolfgang Kohlhaase, Christoph Hein und Günther Rücker. Es gibt Arbeiten für die Pirckheimer-Gesellschaft und Buchumschläge zur internationalen Literatur. Eine Gruppe von Arbeiten für verschiedene Theater ist ebenso zu bewundern wie Neujahrsgrafiken, Vignetten, Lesezeichen und Exlibris. Damit ist die Fülle des Schaffens von Roland R. Berger nur angedeutet. Es ist eine große Leistung der Edition Schwarzdruck mit ihrem Leiter Marc Berger, ein solches Schmuckstück nach allen Regeln der Buchkunst gestaltet zu haben, mit dem der Sohn den Vater ehrt. Zugleich gibt es Rechenschaft über eine langjährige, achtungsvolle Zusammenarbeit, die bis in die Gegenwart reicht.
Roland R. Berger: Zu Anna Seghers’ Roman »Das Siebte Kreuz« (2017)
Für Freunde grafischer Techniken ist dieser Katalog eine Fundgrube. Da geht es nicht nur um den bekannten Linol- oder Holzschnitt, sondern auch um Kaltnadelradierungen, Kreidelithographien, Zeichnungen für den Rollenoffsetdruck, um Papierschnitte und freie Zeichnungen in Kohle, Graphit und Feder. Schließlich entdeckt man auch die mit viel Einfühlung und genauer Planung verbundene Grafikfrottage.

Seit 1983 war Roland R. Berger Dozent und Professor des Studienganges Kunsterziehung an der Humboldt-Universität Berlin. 1995 erlebte er verbittert die Abwicklung dieses Bereiches. Seitdem war er Oberstufenlehrer in Gransee und Oranienburg und wurde Zeuge des Niedergangs des Bildungssystems. Er fühle sich mehr als Sozialarbeiter, weniger als Lehrer, sagte er damals. Als Dozent bemühte er sich um die Lehrerfortbildung in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Ab 2007 arbeitete er freiberuflich weiter, obwohl er Rentner war. Auch in diesen Jahren bewährte er sich als Künstler, Kunstwissenschaftler, Publizist, Sammler und Laudator.

In seinen Arbeiten mischen sich Ernsthaftigkeit und Spielfreude. Möge ihm beides noch lange erhalten bleiben. Dass Kunst das Leben bereichern, Stellung beziehen und manchen ermutigen kann, selbst künstlerisch tätig zu sein, das hat er als Kunsterzieher jungen Menschen vorgelebt. Sein eigenes Schaffen ist dafür bis heute ein Vorbild. Der letzte Katalog beweist es. Wir hoffen mit ihm, dass ihm die originellen Ideen nicht ausgehen.

Von Maria und Peter Michel Aus: junge Welt, 21.05.2024, Seite 10 / Feuilleton

Roland R. Berger: Illustriertes
Edition Schwarzdruck, Gransee 2024
120 Seiten, 28 Euro

Offene Ateliers in Brandenburg

Wenn es Mai wird, gibt es im Lande Brandenburg was zu sehen. Seit 1999. An einem Wochenende zeigen bildende Künstler aller Geschlechter, was sie so produzieren. Das ist Mustermesse und gewaltige Heerschau, abzulesen schon am Personenregister: Der Katalog nennt weit über tausend Namen. Allein die Vielzahl zwingt zur Beschränkung. Unmöglich, die übers weite Land verstreuten Kunstproduktionsstätten aufzusuchen. Am besten, man konzentriert sich auf Orte, an denen sich viele Kunstschaffende zusammenfinden, um Tür an Tür zu malen, zu zeichnen, Steine zu behauen, Blech zu biegen, Papier zu falten, Schnüre zu knoten, zu töpfern, zu batiken, zu formen und zu performen …

Auf also beispielsweise nach Groß Glienicke in die Döberitzer Heide, auf halbem Wege zwischen Spandau und Potsdam im Havelland gelegen.
...

(Jutta Grieser, weiterlesen in Das Blättchen, 27. Jahrgang | Nummer 11 | 20. Mai 2024)

Montag, 20. Mai 2024

Der den Bettel schleppt

Das Angermuseum Erfurt zeigt Malereien und Grafiken des fantastischen Realisten Heinz Zander.
Mit der Formel „moderne Kunst“ kann wenig von Kunst erfasst werden. Wie Künstler Schüler von vorangegangenen Künstlern geworden sind, nimmt Goethes Verständnis von Kunst in den Griff: „Es geht durch die ganze Kunst eine Filiation“. Was es heißt, sich als Künstler in die Tradition zu begeben, zeigt etwa ein Selbstbildnis Heinz Zanders (*1939) mit dem bekennenden Titel Selbst mit herbstlicher Palette als ein Schüler des Hyacinthe Rigaud, das sich in Privatbesitz befindet. In ihrer Traditionsbezogenheit und altmeisterlichen Virtuosität spottet Zanders Kunst der Schwemme an selbstreferentiellen und kurzzeitigen Innovationen „moderner Kunst“. Zander wurde von Grazien aus der Frührenaissance, dem Manierismus und dem Symbolismus besucht, von des Künstlers eigener Grazie lächelnd eingelassen. Mit der sich ständig erneuernden Imaginationskraft seiner Bildsprache, mit der prallen sinnlichen Präsenz der gestreckten und gebogenen Figuren, mit spannend inszeniertem Geschehen in leuchtenden Farben und einer faszinierenden Stofflichkeit der Dinge begeistert der Leipziger fantastische Realist, der in Wolfen geboren wurde, nach wie vor.

1965 brachte der Kunsthistoriker Dieter Gleisberg im Lindenau-Museum von Altenburg Zanders „magisches Zauberspiel“ in der ersten Einzelausstellung zur Aufführung. Nun, anlässlich seines 85. Geburtstags, zeigt das Angermuseum Erfurt nun erstmals komplett die Malereien, Grafiken und Handzeichnungen von Heinz Zander, unter anderem das Bildnis Sonja Kehlers, das Selbstporträt von 1981 und Gebirgslandschaften. Keinem anderen Künstler der Leipziger Schule wurde vor 1989 in dieser Institution so viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung zuteil wie Heinz Zander. Diesem Thema widmet sich Kuratorin Cornelia Nowak, die dem Katalog auch eine ausführliche Biografie mit fundierter Schaffensdarstellung beisteuerte. Wieder abgedruckt ist auch Hans Bruckschlegels Erläuterung Nicht mischen, sondern lasieren (1984) über die Maltechnik als Ausdruckswert von Zanders Malerei, ebenso Zanders Text Aus der Zeit der frühen Mütter. Theseus und Perseus (1982).

Die großartige Ausstellung, bereichert mit Bildern aus etlichen Orten und aus der Sammlung des Unterstützers Peter Thoms aus Mühlhausen, sowie der gewichtige Katalog würdigen Zanders Werk in den ersten Jahrzehnten seines Schaffens zu literarischen Stoffen von Johann Wolfgang Goethe, Thomas Mann (Dr. Faustus, 1964–1967) bis zu Bertolt Brecht (Anachronistischer Zug, 1984). Durch staatliche Aufträge befördert, spielten in Zanders Werk historische Ereignisse eine wichtige Rolle – etwa die Thüringer Bauernaufstände 1525 oder die unter dem Begriff Tolles Jahr von Erfurt in die Geschichte eingegangene Revolte der Stadtbevölkerung von Erfurt gegen ihre Ratsherren von 1509. Der Kunsthistoriker Thomas von Taschitzki erläutert außerdem die bildgewordene Opposition des Augustinermönchs Martin Luther gegen das Ablassunwesen. Da der große Reformator in der bereits 1525 evangelisch gewordenen Barfüßerkirche in Erfurt eine Predigt hielt, besitzt Heinz Zanders Luther-Triptychon zu dessen Biografie einen direkten Bezug.

Im Panorama-Museum von Bad Frankenhausen bewahrt Gerd Lindner einen umfangreichen Sammlungsbestand. Im Katalog untersucht er weitgreifend und tiefgründig Zanders Lebensfahrt, und auch, wie der Künstler den Ausdruck in gleichnishafter, antithetischer Verdichtung subtil steigert und die geistige Durchdringung gekonnt mit den Mitteln der Ironie zu verfeinern weiß. Der Autor dieses Textes führt an Theseus, Perseus und Kentauren Zanders innovativen Mythologiebezug vor, etwa wie Apollon mit feinem Messer den weiblichen Marsyas tranchiert und die textile Haut entfernt. „Das Literarische ist das Vornehmste in der Kunst“, so lautet ein Aphorismus Zanders, der nicht das literarische Schaffen an sich meint, das er ebenso beherrscht, sondern das Literarische in der bildenden Kunst. Darunter versteht Zander nie die „plumpe Abbildung eines vorgeschriebenen Gedankens“, sondern eine Bilddichtung in gestalthafter Sinnfindung. Demjenigen, der, vom Reinlichkeitsgedanken beschränkt, Literarisches in der bildenden Kunst für eine unerlaubte Mischung hält, entgeht etwas. Diese Haltung reicht als Kunstform bis weit ins Mittelalter zurück.

Bevor er ein Protagonist der gegenwärtigen realistischen Kunst in Europa wurde, begeisterte Heinz Zander bereits während des Studiums in Leipzig (1959–1964) und als Meisterschüler bei Fritz Cremer mit herausragender Leistung. Sogar der Lehrkörper in Leipzig ließ sich, über die Schulter dieses Studenten blickend, über Zeichenkunst belehren. Der Ausstellungsbesucher staunt: Etwa darüber, dass der, der den Bettel schleppt, doch glaubt, die Welt belehren zu können (in einem Gemälde von 1989), und ebenso über die Farbkunst ... – wie im schwarzen Grund Krapplack und Pariserblau schimmern.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog - für 30 Euro.

(Peter Arlt)

Ausstellung: 12. Mai - 28. Juli 2024

Angermuseum Erfurt
Fischmarkt 1, 99084 Erfurt

Konferenz – Impressionen der DEG

Die Deutsche Exlibris-Gesellschaft hat auf ihrer Webseite die schönsten Impressionen ihrer  Jahreskonferenz 2024 veröffentlicht, fotografiert von Gerlind Klemens.

Die Fotos können durch Klick auf die Abb. aufgerufen werden.

Sonntag, 19. Mai 2024

Internationaler Museumstag

Am heutigen Pfingstsonntag wird der 47. Internationaler Museumstag gefeiert, auch im Gutenberg-Museum in Mainz!
Das diesjährige Motto heißt: "Für Museen begeistern". An diesem Tag möchte das Weltmuseum der Druckkunst bei freiem Eintritt für die Ausstellung im  begeistern.
In Rahmen des "Familiensonntag plus" bietet das Gutenberg-Museum Kindern die Möglichkeit, von 11.30-16.30 Uhr in der mobilen Druckwerkstatt kreativ zu werden. Um 15 Uhr findet eine spannende Kinderführung statt.

è Gutenberg-Museum 
Liebfrauenplatz 5, 55116 Mainz

Samstag, 18. Mai 2024

Huntenkunst

Die alten Fabrikgebäude der Eisengießerei in Ulft in den Niederlanden haben mit einer Kunstmesse einen neuen einzigartigen Zweck, die Huntenkunst, ein jährliches, internationales, visuelles Kunstevent.
Abb. © Anja Harms
Man findet hier Werke von Künstlern aus über 30 verschiedenen Ländern, in diesem Jahr u.a. auch wieder von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries, die neben neuen Künstlerbüchern und Buchskulpturen auch ihr gemeinsames neues Buch vorstellen werden, »Das Hexen-Einmaleins!« von Goethe.

24. - 26. Mai 2024

SSP Hal/ DRU Industriepark
DRU-laan 2 7071 BV Ulft

Freitag, 17. Mai 2024

neuer Termin: Einbandkunst von Werner G. Kießig

Das Stabi Kulturwerk zeigt aktuell eine Wechselausstellung zur Sammlung des Pirckheimers Werner G. Kießig (1924 - 2014). 
Im Zusammenhang mit der Ausstellung zum 100sten Geburtstag, die minzwischen geschlossen ist,  wird es im Juni ein Werkstattgespräch mit den zuständigen Mitarbeitern und Frau Kießig geben.
Da die Staatsbibliothek Aufgrund dringend notwendiger Wartungsarbeiten an der Kältetechnik vom 5. bis 9. Juni geschlossen sein wird, muss die Veranstaltung zur Einbandkunst von Werner G. Kießig, die am 6. Juni 2024 stattfinden sollte, auf den 13. Juni 2024, 17:30 Uhr verschoben.

Staatsbibliothek zu Berlin
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

neuer Termin der Herbsttagung der Fränkischen Bibliophilen

Die Herbsttagung der Fränkischen Bibliophilengesellschaft in Aschaffenburg hat einen neuen Termin.

Thema der Tagung wird Wilhelm Heinse sein, Schriftsteller und Bibliothekar am kurmainzischen Hof der Erzbischöfe und Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal und Karl-Theodor von Dalberg, in dessen Gefolge er vor den Franzosen nach Aschhafenburg floh.
Von Michael Sander - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Mehr über sein Leben, seine Reisen, seine Werke wird im Festvortrag von Dr. Hans Spies, Archivdirektor a. D. des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, zu erfahren sein.

11. -13. Oktober 2024

Donnerstag, 16. Mai 2024

neu im Archiv des BBA: Fünfundzwanzig Jahre Berliner Bibliophilen-Abend

Für das Archiv des BBA konnte ein weiterer Titel erworben werden: Fünfundzwanzig Jahre Berliner Bibliophilen-Abend. Im Auftrage des Vorstandes dargestellt von Flodoard Freiherr von Biedermann. Berlin, 12. Januar 1930.
Der Titel erschien in einer nummerierten Auflage von 200 Expl., auf Büttenpapier gedruckt und in der Buchbinderei Sperling. gebunden und wurde an die Mitgliedern des BBA am 15. März 1930 als Vereinsgabe ausgereicht. Die Schrift enthält u.a. eine (eventuell nicht vollständige) Auflistung der Veranstaltungen in den ersten 25 Jahren der bibliophilen Vereinigung.
In Jubiläumsjahr 1990 erschienen neben dieser Jahresgabe weitere 28 Widmungsexemplare, die Mitglieder für den Berliner-Bibliophilen-Abend stifteten.
"Zur Abfassung dieser Geschichte des Berliner Bibliophilen-Abend war mir nur eine kurze Frist gestellt, deren Ausnutzung dadurch wesentlich beeinträchtigt wurde, dass der Stoff schwierig zusammenzubringen war. Ich habe mich zu dessen Herbeischaffung an viele einzelne, gegenwärtige und ehemalige Mitglieder gewandt, und bin für die Mitteilungen und Nachweisungen dankbar geworden besonders den Herren Fritz Behrend, Martin Breslauer, Hermann Brücker, Ernst Crous, Ernst Frensdorff, Johann Saß und Fedor von Zobeltitz."
(aus dem Vorwort, Dezember 1929, F. v. Biedermann)

Mittwoch, 15. Mai 2024

Max-Herrmann-Preis 2024 an PROJECT ALADDIN

Der diesjährige Max-Herrmann-Preis der Staatsbibliothek zu Berlin, 1979 ins Leben gerufen von der Generaldirektorin der Staatsbibliothek der DDR Friedhilde Krause und 2000 wiederbelebt durch die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin, wurde am 14. Mai auf einer Festveranstaltung an das PROJECT ALADDIN verliehen. Zeitgemäß!
Die Laudation hielt Armin Laschet, MdB.
Das Programm der Verleihung wurde musikalisch durch ein Duett mit Laute und Kontrabass zweier Künstler aus Israel und aus Palästina begleitet.

Das Projekt Aladdin entstand 2009 in Paris unter der Schirmherrschaft der UNESCO auf Initiative der Fondation pour la Mémoire de la Shoah, mit dem Ziel, der Holocaustleugnung, dem Antisemitismus und der Islamfeindlichkeit entgegenzuwirken und den interkulturellen Dialog, insbesondere den jüdisch-muslimischen, zu fördern. Eine digitale Bibliothek stellt Bücher über den Holocaust, zu jüdischer Geschichte und zum jüdischen Glauben erstmals in arabischer und persischer Übersetzung zur Verfügung. Erweitert wurde die Sammlung rasch um Titel zu muslimischem Glauben und Kultur, dazu Übersetzungen der Werke in englischer und französischer Sprache.
Fotos © ad

27 Bücher aus der Bibliothek der Brüder Grimm entdeckt

Handschr. erg.: Erstausgabe des „Simplicissimus“ aus dem Besitz der Brüder Grimm
Biblioteka Uniwersytecka w Pozna
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, deren Arbeits- und Lebensgemeinschaft von ihrer Jugend bis zu Wilhelms Tod im Dezember 1859 bestand, wurden als Märchensammler weltberühmt, waren als Philologen Universalisten und arbeiteten als Bibliothekare. Damit ging naturgemäß der Aufbau einer eigenen, höchst umfangreichen Büchersammlung einher. Der erste Katalog, erstellt nach dem Tod Jacob Grimms, nennt 8141 Titel.

Ein großer Teil davon wurde an die Berliner Universitätsbibliothek verkauft, später trennte sich das Haus von Doubletten – „darunter befand sich eine Menge wertloser Broschüren und Zeitschriftenhefte, die der Antiquar sofort makulierte“, schreibt Ludwig Denecke in seinem gemeinsam mit Irmgard Teitge 1989 herausgegebenen rekonstruierten Verzeichnis der Büchersammlung. Er zeichnet darin nicht nur die enorme Bandbreite der Themen nach, mit denen sich die Brüder beschäftigten, sondern weist auch immer wieder Verluste nach, die anfangs von mangelnder Wertschätzung, später vor allem von zwei Weltkriegen herrührten.

Es ist der Germanistin Eliza Pieciul-Karmińska und der Bibliothekarin Renata Wilgusiewicz-Skutecka zu verdanken, dass nun 27 verloren geglaubte Bücher in der Bibliothek der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen als ehemaliger Grimm-Besitz identifiziert werden konnten. Bereits 2002 waren dort sechs Inkunabeln mit derselben Provenienz entdeckt worden. Die Forscherinnen aus Posen gingen jetzt in der Bibliothek gezielt auf die Suche nach Büchern, die Denecke als Bestandsverlust markiert hatte, und stießen unter anderem auf eine französische Version der Sage von den Haimonskindern, Sebastian Münsters „Cosmographei“ von 1537 und die Erstausgabe von Grimmelshausens „Simplicissimus“, viele versehen mit aufschlussreichen handschriftlichen Anmerkungen der Brüder.

(Tilman Spreckelsen, gesamter Artikel in FAZ, 13. Mai 2024)

Dienstag, 14. Mai 2024

Graphic Novel "Die sieben Leben des Stefan Heym"

Der Chemnitzer Friedenstag, die Neue Sächsische Galerie und Tage der jüdischen Kultur laden ein zur Premiere der Graphic Novel "Die sieben Leben des Stefan Heym".
Marian Kretschmer und Gerald Richter arbeiten seit 2018 an der Graphic Novel. 2019 haben sie Inge Heym in Berlin besucht und Bilder aus dem Familienalbum aufgenommen. Seitdem war es ein langer Weg, die Bildideen zu recherchieren und in fast Tausend Bildern authentisch umzusetzen. Daraus ist die Graphic Novel entstanden, die das 20. Jahrhundert jungen Menschen am Lebensweg eines einzelnen aus Chemnitz stammenden Menschen erklärt, mit all seinen Wendungen und Krisen. Der Abend gibt mit reichlich Bildern Einblicke in die Arbeitsschritte von der Bildidee bis zum fertigen Buch, das zur Leipziger Buchmesse 2024 erschienen ist.

Bereits heute wird mit einer Filmpremiere HEYMKEHR (Produktion: Chemnitzer Filmwerkstatt / Fritz-Theater) eine Ausstellung zum Leben und Werk des aus Chemnitz stammenden Schriftstellers Stefan Heym eröffnet, für die über tausend junge Menschen Werke von Heym gelesen und illustriert haben. Die Arbeiten werden nun erstmals in der Ausstellung in der Neuen Sächsischen Galerie zusammen mit Originalen aus der Graphic Novel vom Marian Kretschmer präsentiert.

Ausstellungseröffnung: 14. Mai 2024, 19 Uhr
Ausstellung: 14. Mai - 16. Juni 2024
Buchpremiere: 6. Juni 2024, 19 Uhr

Neue Sächsische Galerie
Moritzstr. 20 im Tietz, Chemnitz

ÖNB erwirbt Teilnachlass von Peter Altenberg

Peter Altenberg (1859-1919) war wie seine Schriftstellerkollegen Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Felix Salten oder Arthur Schnitzler einer der bedeutendsten Repräsentanten der Wiener Moderne um 1900. Der 1859 als Richard Engländer geborene Dichter genoss als Autor poetischer Miniaturen, von atmosphärisch dichten Milieu- und Landschaftsskizzen sowie mit seiner Collagetechnik, Postkarten mit lyrischen und aphoristischen Texten zu versehen, hohes Ansehen.
Fotoalben aus dem Teilnachlass von Peter Altenberg, Foto © ÖNB
Der kürzlich von der Österreichischen Nationalbibliothek übernommene Teilnachlass umfasst etwa 2.000 Archivalien mit weit über 4.000 Blatt. Er ergänzt und erweitert die bereits an der Österreichischen Nationalbibliothek vorhandenen Materialien des Schriftstellers um ein Vielfaches und wird der Öffentlichkeit und Forschung in Kürze zur Verfügung stehen. Dieser bedeutendste Nachlassbestand zu Peter Altenberg stammt aus einer ehemals privaten Sammlung des Wiener Literatur- und Kunsthistorikers Franz Glück und wurde nach Glücks Ableben in den 1980er Jahren vom deutschen Kunsthistoriker und Sammler Volker Kahmen erworben. Im Jahr 2000 wurde der Teilnachlass von Peter Altenberg Bestandteil des von Kahmen gegründeten und geführten Literatur- und Kunstinstituts Hombroich nahe Neuss in Nordrheinwestfalen.
Korrespondenz aus dem Teilnachlass von Peter Altenberg, Foto © ÖNB
"Der Teilnachlass enthält eine Fülle an bisher Unbekanntem, ist weitgehend unpubliziert und von hohem Wert für jede zukünftige wissenschaftliche Beschäftigung mit Peter Altenberg, insbesondere auch der problematischen Aspekte von Leben und Werk", so die Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger.

Der Bestand umfasst Entwürfe, Werkmanuskripte und beschriebene Foto- und Postkarten, zwei bedeutende Ansichtskartenalben und weitere Lebensdokumente; darüber hinaus eine mehrere hundert Briefe umfassende Korrespondenzsammlung, darunter Briefwechsel mit Altenbergs Bruder Georg Engländer, mit Adolf Loos, der Vertrauten Paula Schweitzer und dem Publizisten und Schriftsteller Stefan Großmann.

Montag, 13. Mai 2024

Buchpremiere: Übernommen – Weiterverteilt – Zerstreut

Regine DehnelÜbernommen – Weiterverteilt – Zerstreut. Die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände und NS-Raubgut nach 1945

Die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände und NS-Raubgut wurde 1953 in der DDR gegründet, um nach dem Zweiten Weltkrieg dem Wiederaufbau von Bibliotheken zu dienen und vermeintlich verlassene Bücherbestände zu ‚verwerten‘.
8 Millionen Bände, die vor 1945 erschienen, wurden bearbeitet.
Foto © Staatsbibliothek zu Berlin
In ihrem Buch geht Regine Dehnel der Geschichte der Institution und zahlreichen Provenienzen nach. Wie sah die Arbeit der Institution aus? Wer waren die Nutznießenden? Wieviel NS-Raubgut befand sich unter den Buchbeständen? Das Gespräch moderiert der Journalist Tomas Fitzel. Regine Dehnel ist wissenschaftliche Referentin für Provenienzforschung in der Abteilung Handschriften und Historische Drucke der Staatsbibliothek.

13. Mai 2024, 18 Uhr

Staatsbibliothek zu Berlin
Theodor Fontane-Saal
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

Sonntag, 12. Mai 2024

vom Bibliophilen-Abend Berlin zum Berliner Bibliophilen Abend e.V.

In der Abendausgabe der Nationalzeitung erschien am 13. Januar 1905 auf der Titelseite ein Artikel von Gotthilf Weisstein.
Den Teilnehmern der BBA-Veranstaltung am 11. Mai in der Salzburger Str. 8 überreichte Ulrich Goerdten, eine schöne Tradition dieser bibliophilen Vereinigung aufgreifend, ein verkleinertes Reprint dieser Zeitungsseite, wie von Bibliophilen nicht anders zu akzeptieren, mit Fadenheftung.

Und die Tradition des BBA war das zentrale Thema der heutigen Veranstaltung. Der Berliner Bibliophilen Abend kann im nächsten Jahr auf ein 120jähriges Bestehen zurückblicken. Das stand nicht nur einmal in Frage.
Zunächst schaute Ulrich Goerdten auf die am 14. April vor 70 Jahren begonnene Tätigkeit des BBA nach seiner Wiedergründung und würdigte die in dieser Gesellschaft wirkenden Persönlichkeiten, das weckte Erinnerungen und man tauschte sich über Selbsterlebtes und Anekdoten aus. Und dabei blieb es nicht, verschiedenste vorgestellte Publikationen erlaubten den Teilnehmern der heutigen Veranstaltung interessante Rückblicke in die Anfänge dieser Gesellschaft.
Foto Susanne Rothe
Nicht zuletzt sei erwähnt, dass das Archiv des Berliner Bibliophilen Abend um einige Exemplare der Luttertaler Händedruck(e) Bargfeld ergänzt werden konnte, die für den BBA hergestellt wurden, so auch durch ein rares Vorausexemplar eines Titels zu Gotthilf Weisstein mit einem Druckfehler auf dem Rücktitel.

Berliner Bücherfest

Mit dabei wird am Stand 17 auch der Freundeskreis Miniaturbuch Berlin sein. Und aufmerksame Besucher werden auch den BBA auf dem Bücherfest antreffen, nicht an einem Stand, sondern durch dort verteilte neue Informationen dieser Vereinigung von Berliner Bücher- und Graphikfreunden.  

8. - 9. Juni 2024

Bebelplatz
Unter den Linden 9, 10117 Berlin

Samstag, 11. Mai 2024

Gerhard Goßmann in Frankfurt (Oder)

Der Berliner Bibliophilen Abend wird im Rahmen seiner diesjährigen Exkursion (der für März geplante Ausflug musste ja leider ausfallen) unter den Gästen der Vernissage einer Ausstellung in Frankfurt (Oder) des Pirckheimers Ralf Parkner mit ausgewählten Stücke aus seiner Sammlung von Graphiken und Illustrationen von Gerhard Goßmann (1912 - 1994) sein.
Schutzumschläge von Gerhard Goßmann
Vernissage: 6. Juli 2024, 16 Uhr
Ausstellung: 6.Juli - 3.August 2024

Spectrum Galerie
Baumschulenweg 48, 15236 Frankfurt (Oder)

Ottmar Mergenthaler (1854 - 1899)

Herzlichen Glückwunsch zum 170sten, Ottmar!
(Franz Hennies)

Freitag, 10. Mai 2024

Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.

Der 10. Mai erinnern Freunde humanistischer Literatur und Bibliophilen an den Höhepunkt der Kampagne »wider den undeutschen Geist«, bei der 1933 in insgesamt 70 Städten in Deutschland Scheiterhaufen für Bücher aufgerichtet wurden.
In diesem Jahr gedenken wir das 91. Mal dieses Verbrechens, der Verfolgung von Schriftstellern, deren Werke als »undeutsch« eingestuft wurden, der Berliner Bibliophilen Abend widmete dem Gedenken an dieses Ereignis seine Jahresgabe.

Exkursion der Wiener Bibliophilen

Die diesjährige Exkursion der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft führt in die Bibliothek des Stiftes Herzogenburg, in der die Teilnehmer einer Sonderführung beiwohnen.
Zu den Schätzen eines Klosters zählt häufig auch ein reichhaltiger Bücherbestand. Er ist der geistige Schatz eines Klosters. Deshalb wurden für die Aufbewahrung der Bücher kostbare Bibliotheksräume geschaffen.
Die spätbarocke Bibliothek des Stiftes Herzogenburg ist kein übertriebener Prunkraum, sondern eher ein eleganter schlichter Studiersaal. Die Ornamentmalerei an Decke und Wänden stammt von Domenico Francia. Die Bücherschränke entwarf Johann Hencke, der auch die prachtvolle Orgel der Stiftskirche geschaffen hat.

Dieser Teil der Stiftsbibliothek, die insgesamt 60.000 Bände umfasst, ist mit ca. 20.000 Werken aus dem 18. Jh. bestückt. Die älteste Handschrift ist ein Psalterium aus dem 12. Jh. Künstlerisch wertvoll sind auch drei Prunkbände mit einem Werk Gregors des Großen, die „Moralia in Hiob“.

25. Mai 2024

Herzogenburg
Stiftsbibliothek

Donnerstag, 9. Mai 2024

Der meistgelesene französische Autor in Deutschland

Vielleicht greift der obige Titel des kommenden Vortrags vor dem Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt zu hoch, denn unter den meistgelesenen französischen Autoren in Deutschland rangiert Alexandre Dumas derzeit an 6. Stelle, aber immerhin noch vor Simone de Beauvoir, Honoré de Balzac, Émile Zola, Marcel Proust oder André Gide. Zweifelsfrei gehört er jedoch zu den bekanntesten französischen Schriftstellern, wenngleich vermutlich nicht mehr durch seine Rezeption, sondern eher durch die Häufigkeit der Verfilmungen seiner Werke.

Alexandre Dumas der Ältere (1802-1870), Verfasser unter anderem der Bestseller «Die drei Musketiere» und «Der Graf von Monte Christo», Schöpfer literarischer Mythen, Lebemann und Geschäftsmann, war der Prototyp des freien marktorientierten Schriftstellers.

Der Dumas-Sammler Robert Grieger, Mitglied des Vorstandes der Pirckheimer-Gesellschaft, wird dieses Thema dem Bibliophilen und Graphikfreunden in Magdeburg nahe bringen, wie es ihm bereits erfolgreich vor der Pirckheimer Regionalgruppe Berlin-Brandenburg gelang.

Vortrag: 7. Juni 2024, 19 Uhr

Literaturhaus Magdeburg
Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg

Mittwoch, 8. Mai 2024

100 Jahre Soncino-Gesellschaft

Im Mai 1924 gründete sich die Soncino-Gesell­schaft der Freunde des jüdischen Buches. Ihre Initiative für die jüdische Buch­kultur feiert das Jüdische Museum Berlin anlässlich dieses Jubiläums mit einem Festakt.
Vor der Veranstaltung haben Sie ab 18 Uhr die Gelegenheit, Einblick in Originalpubli­kationen und Archivalien zu erhalten, darunter die selten gezeigte Bibel­-Ausgabe von 1933.
Um 19 Uhr beginnt der Festakt mit der Lesung einer Erzählung von S.J. Agnon. In einer Einführung stellt Bernhard Jensen, Bibliothekar im JMB, die Motive der Vereins­gründung vor. Julia Schneidawind, Historikerin am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, verortet im anschließenden Vortrag die Soncino-Gesell­schaft im Kontext jüdischer Sammlungen und moderner Buchkunst. In einem Podiums­gespräch diskutieren beide über den bibliophilen Impuls, für den Inhalt eines Buches die richtige Form zu finden.

Mit dem Anspruch, das geistige Erbe des Judentums mit der modernen Buch­kunst zu verbinden, gehörte die Soncino-Gesell­schaft zu den großen bibliophilen Vereinen der Weimarer Repu­blik. Die JMB-Bibliothek besitzt mit 80 Titeln eine voll­ständige Sammlung ihrer Publi­kationen, die 2016 digitalisiert worden ist.

23. Mai 2024

Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

Dienstag, 7. Mai 2024

Exlibris des Monats Mai 2024 – Gewinner im DEG-Wettbewerb 2024 „Bestes Exlibris“

Die Teilnehmer an der Jahrestagung der Deutschen Exlibris-Gesellschaft 2024 in Neustadt an der Orla haben zwei Blätter stimmengleich zum „Besten Exlibris“ gewählt – deshalb werden diese beiden Bücherzeichen auch als „Exlibris des Monats Mai 2024“ vorgestellt.

Zunächst das Exlibris von Lembit Löhmus für Klaus Jürgen Tischer.
Mit seiner brillanten Technik – gleich, ob in Holz-, Kupfer- oder Stahlstich ausgeführt – zählt der 1947 in Mustla geborene estländische Künstler zweifellos zu den führenden zeitgenössischen Exlibris-Stechern. Ob Landschaften, Pflanzen, Porträts oder wie in diesem Bücherzeichen: erotische Motive, jedes seiner Blätter „besticht“ durch höchste Virtuosität und extreme Feinheit.
Zwei von Pflanzen umrankte similare weibliche Akte präsentieren sich Rücken an Rücken, schön und selbstbewusst. Zwischen ihnen eines der schönsten, prachtvollsten Geschöpfe im Tierreich: ein Schmetterling (wohl ein Großer Fuchs), das Symbol für Schönheit und Freiheit, Transformation und Kreativität.
Lembit Löhmus: Exlibris für Klaus Jürgen Tischer, 2023, Kupferstich, 55 x 70 mm
Das zweite Gewinnerblatt des DEG-Wettbewerbs 2024 ist Silvana Martignonis Exlibris für den Chemiker und Kunstsammler Wolfgang Hönle, der 2016 die Wolfgang Johannes Hönle – Stiftung Kunst und Chemie gründete, deren Motto der Maxim-Gorki-Spruch ist: „Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele“. Neben vielem anderen gehören zu den Schwerpunkten seiner Kollektion Gemälde und Grafiken zur Alchemie, d. h. zu dem frühen Zweig der Naturphilosophie, aus dem sich im Zuge der Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die heutige Wissenschaft der Chemie entwickelte.
Dem Exlibris zugrunde liegt ein Motiv von Johann Martin Schmidt (1718–1801), der damit (für Hönle) kurz vor der Aufklärung das Belegstück für die Darstellung des Alchemisten am Feuerherd geschaffen hat. Die Szene ist ins Freie verlagert (auch wenn ein Tier von einer imaginären Decke herabhängt). Der am Athanor, dem speziellen Ofentyp der Alchemisten, hantierende Protagonist mit der hohen Haube als Hitzeschutz ist umgeben von den typischen Untensilien der Alchemisten, aufgeschlagenem Naturkundebuch, Mörser und anderen Gefäßen sowie Totenschädel mit Knochen.
Silvana Martignoni: Exlibris für Wolfgang Hönle, Der Alchemist nach einem Motiv von Johann Martin Schmidt, 2023, Radierung/Mezzotinto, 140 x 120 mm
(Henry Tauber, vollständiger Artikel hier)

Kafkas letzte Reise

Zum Abschluss der Ausstellung „Das Fotoalbum der Familie Kafka“ im Stabi-Kulturwerk präsentiert der Kurator Hans-Gerd Koch den zusammen mit Clemens Schmiedbauer produzierten Film „Kafkas letzte Reise“ als Deutschlandpremiere.
Der Film verfolgt die letzten Lebensstationen Franz Kafkas von Prag ins Sanatorium Wienerwald bei Pernitz, weiter in die Laryngologische Universitätsklinik Wien und zur letzten Station, dem Sanatorium Dr. Hermann in Kierling bei Klosterneuburg. Es werden Briefe und Dokumente gezeigt, in denen die verzweifelte Suche des an Tuberkulose Erkrankten nach Besserung zum Ausdruck kommt. In Interviews mit Kafka-Forschern geht es um eine Annäherung an den Menschen in seiner letzten Lebensphase, ein Medizinhistoriker erläutert Kafkas Krankheitsverlauf und die Hilflosigkeit der Ärzte beim damaligen Stand der Medizin.

2. Juni 2024, 11 Uhr, Um Anmeldung wird gebeten

Staatsbibliothek zu Berlin
Wilhelm von Humboldt-Saal
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

Montag, 6. Mai 2024

Buch des Monats: "Candide, ou l’optimisme"

DAS BUCH DES MONATS MAI der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft ist das wohl bekannteste Werk des großen französischen Philosophen Voltaire (1694-1778): "Candide, ou l’optimisme" aus dem Jahr 1759.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der globalen Politik ist es schwer optimistisch zu sein. Den großen französischen Philosophen Voltaire (1694-1778) hätte das nicht verwundert. Sein wohl bekanntestes Werk Candide, ou l’optimisme (1759) widmet sich gerade diesem Thema und führt den Lesern vor Augen, dass die Welt nicht in Einklang stehen kann mit einer Philosophie der Zuversicht.

Das Werk, das sich insbesondere gegen die damals populäre, optimistische Weltanschauung von Leibniz (1646-1716) richtet, der in der von Gott geschaffenen Welt die bester aller möglichen Welten erkennen wollte, ist voll von bei0endem, ironischen Spott. Das Ziel Voltaires war es diesen Optimismus in einer satirischen Übersteigerung auf die Realität prallen zu lassen. Damit sollten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Menschen geschaffenen Institutionen der Kirche und des Staates, an religiösem Fanatismus und an den versteinerten sozialen Vorstellungen der Gesellschaft geweckt werden.

Zu diesem Zweck erfand Voltaire seine naive, optimistische Romanfigur Candide. Im Laufe einer Reise durch Europa erlebt er einen Schicksalsschlag nach dem anderen und bleibt doch lange Zeit davon überzeugt, dass er in der besten aller möglichen Welten lebe. Am Ende zieht sich der ermattete Held auf das Private im Leben zurück. Voltaires Candide beschliesst, dass das Wichtige im Leben sei, den eigenen Garten zu bestellen. Diese Metapher benutzen wir auch heute noch für Menschen, die den Glauben an ihre Wirksamkeit in der Welt verloren haben.

1758 und 1759 waren schwierige Jahre für die französischen Philosophen der Aufklärung. So erschien im Juli 1758 Helvétius (1715-1771) Werk De l’Esprit mit einer offiziellen Druckgenehmigung, die aber schon im August wieder entzogen wurde. Im November verurteilt der Erzbischof von Paris die Encyclopédie von D’Alembert (1717-1783) und Diderot (1713-1784). Für Voltaire war klar, dass in einem solchen Umfeld der Inhalt seiner Satire die weltlichen und kirchlichen Zensoren unmittelbar auf den Plan rufen würde. Dementsprechend unternahm er grosse Anstrengungen, um das Buch auch gegen etwaige Widerstände, Verbotserklärungen und Konfiskationen auf den Markt bringen zu können. ...

(Klaus Wellershoff, kompletter Artikel hier)

Sonntag, 5. Mai 2024

Buch des Monats: Biblia latina, 1480

Auch die Ostfriesische Landschaftsbibliothek präsentiert in einer kleinen Ausstellung regelmäßig wichtige Bücher und wertvolle Schätze aus ihrem Bestand als „Buch des Monats“.

Im Mai 2024 wurde eine Biblia latina aus dem Jahre 1480 ausgewählt, Anton Koberger, Biblia latina (Locus libro[rum] numerus dinoscitur ordo), Nürnberg.
Erste Textseite (Detail): Initiale F (Frater)
Bereits in sechster Auflage ließ 1480 der Nürnberger Drucker Anton Koberger eine lateinische Bibel in seiner Nürnberger Werkstatt herstellen. Eine davon befindet sich im Bestand der Landschaftsbibliothek Aurich. Das Buch beeindruckt nicht nur äußerlich durch seinen dicken dunkelbraunen Ledereinband mit filigranen Blindprägungen und seine schieren Ausmaße (ca. 41 x 30 cm), sondern es ist zugleich die älteste Inkunabel der Landschaftsbibliothek. Als solche ist die „Biblia latina“ ein eindrucksvolles Zeugnis und Anschauungsobjekt für die frühe Drucktechnik, die stilistisch zwar noch stark den mittelalterlichen Handschriften verhaftet war, in ihrer gewerblichen Organisation und Produktion aber bereits stellvertretend für die Medienrevolution des 15. und 16. Jahrhunderts stand.
Abb rechts: Einband (Detail):
Sündenfall – Eherne Schlange –
Kreuzigung (von unten nach oben)