Montag, 6. Mai 2024

Buch des Monats: "Candide, ou l’optimisme"

DAS BUCH DES MONATS MAI der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft ist das wohl bekannteste Werk des großen französischen Philosophen Voltaire (1694-1778): "Candide, ou l’optimisme" aus dem Jahr 1759.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der globalen Politik ist es schwer optimistisch zu sein. Den großen französischen Philosophen Voltaire (1694-1778) hätte das nicht verwundert. Sein wohl bekanntestes Werk Candide, ou l’optimisme (1759) widmet sich gerade diesem Thema und führt den Lesern vor Augen, dass die Welt nicht in Einklang stehen kann mit einer Philosophie der Zuversicht.

Das Werk, das sich insbesondere gegen die damals populäre, optimistische Weltanschauung von Leibniz (1646-1716) richtet, der in der von Gott geschaffenen Welt die bester aller möglichen Welten erkennen wollte, ist voll von bei0endem, ironischen Spott. Das Ziel Voltaires war es diesen Optimismus in einer satirischen Übersteigerung auf die Realität prallen zu lassen. Damit sollten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Menschen geschaffenen Institutionen der Kirche und des Staates, an religiösem Fanatismus und an den versteinerten sozialen Vorstellungen der Gesellschaft geweckt werden.

Zu diesem Zweck erfand Voltaire seine naive, optimistische Romanfigur Candide. Im Laufe einer Reise durch Europa erlebt er einen Schicksalsschlag nach dem anderen und bleibt doch lange Zeit davon überzeugt, dass er in der besten aller möglichen Welten lebe. Am Ende zieht sich der ermattete Held auf das Private im Leben zurück. Voltaires Candide beschliesst, dass das Wichtige im Leben sei, den eigenen Garten zu bestellen. Diese Metapher benutzen wir auch heute noch für Menschen, die den Glauben an ihre Wirksamkeit in der Welt verloren haben.

1758 und 1759 waren schwierige Jahre für die französischen Philosophen der Aufklärung. So erschien im Juli 1758 Helvétius (1715-1771) Werk De l’Esprit mit einer offiziellen Druckgenehmigung, die aber schon im August wieder entzogen wurde. Im November verurteilt der Erzbischof von Paris die Encyclopédie von D’Alembert (1717-1783) und Diderot (1713-1784). Für Voltaire war klar, dass in einem solchen Umfeld der Inhalt seiner Satire die weltlichen und kirchlichen Zensoren unmittelbar auf den Plan rufen würde. Dementsprechend unternahm er grosse Anstrengungen, um das Buch auch gegen etwaige Widerstände, Verbotserklärungen und Konfiskationen auf den Markt bringen zu können. ...

(Klaus Wellershoff, kompletter Artikel hier)

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