Dienstag, 31. Oktober 2023

Das Buch zum Tage

"Der Grossbasler Totentanz Matthaeus Merian, getruckt zu Basel / in verlegung Mattheus Mieg 1621."

Adolf Endler - Die Antwort des Poeten

Die Büchergilde-Buchhandlung am Wittenbergplatz des Pirckheimer- und BBA-Mitglieds Johanna Binger bietet monatlich aus ihrer Schatzkammer eine Rarität an, Bücher wie Grafiken.

Für den kommenden Monat ist das der Titel von Adolf Endler - Die Antwort des Poeten, der als 11. Druck der Gutenberg-Presse 1992 erschien, 48 Seiten, Broschur, die typographische Gestaltung übernahm Albrecht von Bodecker.

Endler schrieb diesen Text für die Gutenberg-Presse und bezeichnete ihn als „einen quasi postmodernen-dadaistischen ‚Roman‘ (schon die Genrebezeichnung ist ein Ulk und eine Verhöhnung des Üblichen), der möglicherweise den gebühldeten Biederbäuchen arg gegen den Strich gehen wird.“

Adolf Endler wurde am 20. September 1930 in Düsseldorf geboren und starb am 2. August 2009 in Berlin.

Das Exemplar 592 vom 925 nummerierten Exemplaren kann zum Preis von 24,50 Euro erworben werden.

Filmplakate aller Zeiten in Berlin

Seit es Kino gibt, sind Plakate zentrale Player in der Kommunikation von Film: Sie bringen das Kino auf die Straße und wecken im großen Stil Gefühle. 

Eine Ausstellung in Berlin „Großes Kino“ präsentiert 300 originale Filmplakate der 1900er- bis 2020er-Jahre aus der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek am Kulturforum. Zeitgenössische Gäste aus der Welt des Films sind kuratorisch beteiligt.
Die Ausstellung zeichnet eine Geschichte des Filmplakats von 1905 bis heute: von erzählerischen und expressionistischen Lithografien im Stummfilmkino über die weltberühmte moderne Grafik für Neue Filmkunst und Atlas in den 1960er-Jahren bis zu aktuellem Design zwischen Papier und Pixel. Neben deutschen Plakaten sind Frankreich, die USA, Polen und weitere Länder vertreten.
Gerda Dassing, Solo Sunny, Detail, 1979, © Staatliche Museen zu Berlin, Dietmar Katz
In der Auswahl der 26 Gäste sind neben Klassikern wie „Der Golem“ und Kultfilmen wie „Rocky Horror Picture Show“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“ auch Arbeiten von Isolde Baumgart, Helmut Brade, Dorothea Fischer-Nosbisch, Hans Hillmann und weiteren herausragenden Plakatgestaltern vertreten. Die Chronologie der Filmplakate umfasst Blockbuster wie „Der weiße Hai“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“ ebenso wie Plakate für Arthouse- und Independent-Filme von Neorealismo über New Hollywood bis Pedro Almodovar. Der Superstar unter den Exponaten ist „Metropolis“, ein 1927 von Boris Bilinsky entworfenes Großformat (2,20 x 3 m), von dem wohl nur dieses eine Exemplar in einem Museum erhalten ist. Der Rundgang endet mit Fan Art, handgemalten Großplakaten von Götz Valien und einem Blick auf heutige Sammelstrategien.

Bei Sandstein, Dresden, erschien ein Begleitbuch zur Ausstellung zum Preris von 48 €.

3. November 2023 - 3. März 2024

Kulturforum
Ausstellungshalle
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Montag, 30. Oktober 2023

Druckstock - Abdruck - Künstlerbücher

Der Verein der Bibliophilen und Grafikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“ lädt ein zur Eröffnung einer Ausstellung "Druckstock - Abdruck - Künstlerbücher" des Chemnitzer Künstlers Klaus Süß, über den Wolfgang Grätz einmal anmerkte: "Salopp könnte man sagen, dass Klaus Süß‘ Bilder da anfangen, wo der Hollywood-Film aufhört: Wenn sich zwei nach vielem Hin und Her gekriegt und die Hochzeitsglocken zum „schönsten Tag im Leben“ geläutet haben, kommt dort nur noch der Abspann – und Süß‘ Vorhang hebt sich, um den Blick freizugeben auf die nun folgenden Paarspannungen..."
Klaus Süß wurde 1951 in Crottendorf im Erzgebirge geboren. Er arbeitete als Heizungsmonteur und Ingenieur für Luft-und Kältetechnik und war von 1978 bis 1982 Mitarbeiter in der Galerie „Clara Mosch“. Seit 1986 ist er freiberuflich tätig. 1984 erhielt Klaus Süß den „Wilhelm-Höpfner-Grafikpreis“ der Ausstellung “100 ausgewählte Grafiken der DDR“.
Seit den 90er Jahre unternimmt Klaus Süß Studienreisen in das Ausland und war zum Beispiel in Südafrika, Israel und Tunesien. Er illustriert Bücher wie „Baal“ von Bertolt Brecht und Märchen wie „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und schuf auch eine originalgraphische Beilage für die Marginalien..

Ausstellungseröffnung: 18. November 2023, 16 Uhr

Literaturhaus Magdeburg
Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg

Antiquariats-Messe Zürich 2023

In knapp zwei Wochen öffnet die Antiquariats-Messe Zürich 2023 statt, die einzige Messe der Schweiz für hochwertige Bücher, Grafiken, Plakate und Autographen.

Neben der Messe vor Ort bieten 27 Antiquarinnen und Antiquare, darunter auch die Pirckheimer Christian Bartsch  und Michael Solder, eine Auswahl Ihres Angebotes an Büchern, Autografen, Grafiken und weitere Rara in einem Online-Katalog an. Dieser wird 24 Stunden vor der Eröffnung der Messe, also am 9. November, 16 Uhr freigeschaltet.

Die Messe wird von der Veranstaltungsreihe Buchkultur Zürich begleitet.

Antiquariats-Messe: 10.-12. November 2023

Antiquariats-Messe Zürich
Vortragssaal
Kunsthaus, Heimplatz 1, 8001 Zürich

Sonntag, 29. Oktober 2023

Wer bekommt was vom Erlös eines Buches?

Wer erhält welchen Anteil von einem verkauften Buch? Was bekommen jeweils die Personen und Unternehmen, die das Buch schreiben, verlegen, korrigieren, gestalten, herstellen, vertreiben und verkaufen? Die Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene hat es detailliert aufgeschlüsselt.

Sind Bücher eigentlich zu teuer – oder zu billig? 24 Euro ist ein Preis, den sich nicht jeder Mensch leisten kann. Gleichzeitig ist es eine Summe, die für alle an einem Buch Beteiligten oft nicht genug abwirft. Die wenigsten Autoren können von ihrem Honorar leben und die wenigsten Verleger unabhängiger Verlage von den Verkäufen. Auch im Buchhandel – sowohl im Groß- als auch Einzelhandel – sieht es nicht gut aus; immer wieder müssen Unternehmen und Verlagsauslieferungen aus finanziellen Gründen schließen. Warum ist das so, dass mit dem Verkauf von Büchern so selten genug Geld in die Kasse kommt, um Miete, Löhne etc. bezahlen zu können? Wer verdient eigentlich alles an einem Buch? Wie setzt sich so ein Verkaufspreis genau zusammen? Dieses Plakat zeigt, wer an der Entstehung und Herstellung eines Buches mitwirkt, welche Kosten dabei entstehen und welcher Anteil beim Autor, in der Buchhandlung und im Verlag landet.

Näheres durch Klick auf die Abb.

6000 Kochbücher für die Sächsische Landesbibliothek

Seit 50 Jahren arbeitete Eckart Witzigmann an seiner kulinarischen Bibliothek. Die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek gab am 23. Oktober stolz bekannt, dass sie diese Bücherei des großen Kochs übernommen hatte.
© SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner
Für die Universitätsbibliothek ist das keine einzelne Fügung, sondern das Ergebnis systematischer Aufbauarbeit für das 2022 gegründete „Deutsche Archiv der Kulinarik“, in dem die zeitgenössische Kochkunst umfassend dokumentiert werden soll. Neben anderen einschlägigen Sammlungen hatte sie 2018 das Archiv des Gastrosophen Wolfram Siebeck erworben. Die Dresdener Bibliothek steht mit diesem Projekt allein da – konsequent gesammelt und aufbereitet wird zu diesem Thema in Deutschland und wohl auch ganz Mitteleuropa nur hier, die wenigsten Bibliothekare interessieren sich für Kulinaria.
...
Es war wohl eine über Jahre andauernde Überzeugungsarbeit nötig, um Witzigmanns Bücher nach Dresden zu bringen. Der große Koch hatte schon in seinen Lehrjahren begonnen, intensiv in Kochbüchern zu studieren, und später erwuchs daraus eine Sammelleidenschaft, die nicht nur die zeitgenössische Köche betraf, sondern auch 700 historische Werke bis zurück ins 17. Jahrhundert. Rumohrs „Geist der Kochkunst“ von 1822 hatte Witzigmann schon verloren geglaubt, bis es jetzt bei der Inventarisierung unerwartet wieder auftauchte. ---

(Bernd Matthies, gesamten Artikel im Tagespiegel lesen)

Samstag, 28. Oktober 2023

Sabine Wilharm. Illustrationen

Sabine Wilharm
ist die Illustratorin, die dem berühmten Harry Potter ein deutsches Gesicht und der lebhaften Ella aus der Hanser-Reihe eine Gestalt verlieh. Und doch: Rückblickend bildeten diese nach wie vor sehr bekannten Publikationen nur einige wenige Stationen im künstlerischen Werdegang der Künstlerin. So illustrierte sie äußerst erfolgreich berühmte Klassiker wie Goethes Zauberlehrling oder Erlkönig. Darüber hinaus zählen Gedichtbände von Autoren wie Theodor Fontane oder James Krüss ebenso zu ihrem Schaffenswerk wie Anthologien von Uwe-Michael Gutzschhahn und Susan Kreller.
Obwohl sie beeindruckende, immer skurrile und häufig ironisierende Bilder für Erwachsenenbücher und -magazine schuf, gestaltete sie den größten Teil ihrer Illustrationen für Texte zu Kinder- und Jugendbüchern. So nahmen Titel wie Die Krähen von Pearblossom, Ein Huhn, ein Ei und viel Geschrei oder Zum Strand! auf eine typisch Wilharmsche Weise bildnerische Gestalt an: oftmals verspielt, mit stets zwinkernd humorvollem Blick, voller Dynamik und großartigem Einfallsreichtum. In nur einigen wenigen Bilderbüchern wie in Helden oder Kann ich wohl! verfasste die Künstlerin die Geschichten selbst und erweiterte somit ihr kreatives Schaffen – auch auf den Text.
Sabine Wilharm wurde 1954 in Hamburg geboren und arbeitet seit den 1970er Jahren freiberuflich für Kinderbuchverlage, zeitweise intensiv für Zeitschriften, viel zu selten für Erwachsenenliteratur. Ihren Abschluss in Illustration machte sie an der Fachhochschule in Hamburg (heute HAW, FB Design), wo sie bis 2009 auch unregelmäßig Lehraufträge für Illustration und Zeichnen gab. Im Studium begegnete sie Wilhelm Martin Busch, einem Zeichner par excellence und für sie ein Glücksfall als Lehrer, dessen Liebe zum Zeichnen ihr die Tür zur eigenen Arbeit öffnete.

5. November 2023 - 18. Februar 2024

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf

Woche unabhängiger Buchhandlungen

Traditionell findet Anfang November die Woche unabhängiger Buchhandlungen statt; rund 900 Buchhandlungen sind in diesem Jahr dabei. In ganz Deutschland gibt es von 4. bis 11. November Lesungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen rund ums Buch.
So findet in Lüneburg ein Krimifestival, unter anderem mit Andreas Pflüger statt. In
Butzbach übernimmt der Autor und Kabarettist Martin Guth am 4. November die Arbeit in der Buchhandlung Bindernagel, in Nürnberg gibt es am 4. November "British Tea Time mit den Indies" in der Buchhandlung Pelzner, in Bremen und Eggenfelden stellt am selben Tag und am 10. November in Eggenfelden Caroline Wahl22 Bahnen“ vor. Der frühere Hanser-Verleger Michael Krüger ist am 6. November bei Lehmkuhl zu erleben und liest aus seinen Memoiren und in München stellen die Inhaber der Buchhandlung Frühauf am 8. November im Rahmen eines Bücher-Speed-Dates Literatur vor ...
Weitere Aktionen gibt es auf der WUB-Website zu entdecken.

Auch Verlage beteiligen sich an der Woche der unabhängigen Buchhandlung, so z.B. in Hamburg, wo am 3. November der mairisch Verlag in stories! Die Buchhandlung sein Programm vorstellt.

Freitag, 27. Oktober 2023

Till Sailer - Der Krieg meines Vaters

Nach Till Sailers Roman „Haus mit der Madonna“, 2021 im Mitteldeutschen Verlag erschienen, in dem der Schriftsteller den schweren Weg seiner eigenen Mutter ab 1945 beschrieben hat, sich von der Nazi-Ideologie zu lösen und als Kriegerwitwe mit drei schulpflichtigen Kindern einen angemessenen Platz im Leben zu finden, liegt nun von ihm mit „Der Krieg meines Vaters. Eine Annäherung“, ebenfalls Mitteldeutscher Verlag, ein dokumentarischer Band über seinen Vater Herbert Sailer (1912 – 1945) vor, den Erzieher einer Nazi-Eliteschule und Lyriker mit zahlreichen Veröffentlichungen schon zu Lebzeiten. Er basiert auf Tagebucheintragungen, Briefen und Gedichten aus den Jahren vom Beginn des Zweiten Weltkriegs bis 1945, als der Erzieher in den letzten Kriegstagen in treuer Erfüllung seiner vermeintlichen Pflicht für das Vaterland fiel. Das Buch geht der Frage nach, wie ein intelligenter, feinfühliger, musisch begabter und leidenschaftlicher Lehrer letztendlich durch seine ideologische Unterstützung eines verbrecherischen Systems selbst zum Täter werden konnte.

Till Sailer, Foto © Elke Lang
Die Buchpremiere fand im Oktober, musikalisch unterstützt durch seine Tochter, die Pianistin Juliane Sailer, im Kleist-Museum Frankfurt / Oder statt und löste dort einen regen Gedankenaustausch aus, dessen Quintessenz der Psychologe Roland Kant so formuliert: „Till Sailers Buch greift auf die sehr persönlichen Dokumente aus dem leben seiner Vaters von 1939 bis 1945 zurück. Er ergänzt die aus gutem Grund vielfältig beschriebene Opferperspektive um eine Täterperspektive. Und insofern beschreibt das Buch nicht nur einfach Vergangenheit. Es ist besonders wichtig für unsere gesellschaftliche Gegenwart und Zukunft. Kein Täter werden! Das bleibt eine menschliche Herausforderung. Und, wie vermitteln wir das einer Generation, die, zu unser aller Glück, ohne eigene Diktaturerfahrung aufgewachsen ist?

Nächste Buchvorstellung: 16. November, 19 Uhr in der Gemeindebibliothek Bad Saarow. Es wird der Verleger Roman Pliske anwesend sein.

(Elke Lang)

Besen! Besen! Seid´s gewesen.

Hexen und Zauberer – mit ihnen betreten wir magische Welten. Dass diese uns manchmal sogar unheimlich erscheinen, ist durchaus beabsichtigt. Denn in zahlreichen Geschichten über Hexen und Zauberern bricht etwas in unseren Alltag ein, das unerklärlich ist und uns in eine Phantasiewelt abtauchen lässt, die mit unserer eigenen Wirklichkeit kaum noch etwas zu tun hat. Und wie gut ist es, dass es zumeist Kinder und Jugendliche sind, die in den Geschichten als Retter in Erscheinung treten, wenn das Unheimliche die Übermacht zu gewinnen droht.

Zu Beginn der Ausstellungseröffnung am Samstag, dem 4. November 2023, wird die Illustratorin Sabine Wilharm, die u.a. die Cover zu den bekannten Harry Potter-Bänden gestaltete, in die magische Welt von Goethes Zauberlehrling einführen. Anschließend zaubern bzw. hexen wir gemeinsam an zahlreichen Mitmachstationen weiter. Dafür notwendige Zaubermittel werden zur Verfügung gestellt. Wer mag, darf gerne verkleidet kommen! Um eine Anmeldung zur Veranstaltung wird gebeten.

Die Ausstellung „Besen! Besen! Seid´s gewesen. Von Hexen und Zauberern“ versammelt zahlreiche Originale namhafter Illustratoren wie z.B. Sabine Wilharm, Krabat von Herbert Holzing und Mehrdad Zaeri, Die kleine Hexe von Daniel Napp, Das Hexen-Eimal-Eins von Wolf Erlbruch oder Originale zu Für Hund und Katz ist auch noch Platz von Axel Scheffler, dem „Erfinder“ des Grüffelo.

Ausstellung: 5. November 2023 - 21. April 2024

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf

Donnerstag, 26. Oktober 2023

“Kleine Meerfrau Aranka”

Ein zweiter Bericht zum Konvolut von Borchert-Briefen der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ermöglicht Einblicke in seine Zuneigung zu Aranka Jaenke:

Der Nachlass
Wolfgang Borcherts (1921–1947) ist einer der eindrucksvollsten und bedeutendsten Bestände in den Sondersammlungen dieser Bibliothek. Neben der Flachware – also Manuskripten, Briefen, Zeichnungen und Fotografien – beinhaltet der Nachlass auch Borcherts Bibliothek und zahlreiche persönliche Gegenstände wie die Tabakpfeife des Autors, das Buddelschiff „Tui Hoo“ oder ein getrocknetes Seepferdchen. Seit dem 100. Geburtstag des Autors im Mai 2020 können Interessierte den Bestand in der eigens errichteten „Borchert-Box“ vor Ort und in einer virtuellen Präsentation besichtigen. Abgeschlossen ist die Sammlung indes noch nicht, weil immer wieder Briefe, Skizzen oder signierte Bücher auftauchen, mit denen der Bestand ergänzt wird. Jüngst hat die Stabi ihre Borchert-Sammlung um ein besonderes Konvolut ergänzt: Aus dem Nachlass der Schauspielerin Aranka Jaenke-Mamero konnten fünf Briefe von Wolfgang Borchert erworben werden, zu denen der Autor drei handschriftliche Gedichte beigelegt hatte, zwei davon extra für die Adressatin verfasst. Zudem erhielt die Stabi etliche Fotos der Schauspielerin.

Vier der fünf Briefe an Aranka Jaenke stammen aus einer Zeit, in der Borchert sich selbst bereits als Künstler fühlte und inszenierte, aber in den Zwängen seiner Zeit gefangen war. ...

Ein wiederkehrendes Motiv der Briefe ist Borchert-typisch: Er bemühte sich merklich um die Gunst der Unbekannten und machte der zwei Jahre jüngeren Jaenke, die er vielleicht einmal flüchtig beim gemeinsamen Lehrer Gmelin gesehen hatte, absatzweise Komplimente, erhob sie gar zur Verkörperung von „Reinheit und Wahrheit“. Auch bei dieser pathetischen Umwerbung versuchte sich Borchert in einer Inszenierung, die sich in einigen anderen Briefen, die er in der Zeit an andere Freundinnen schickte, ebenfalls wiederfindet. Er selbst sei zwar „als unmoralisches Schwein verrufen“, doch glaube er „immer noch an die Reinheit und das Gute in der Frau“. ...

Hertha Borchert berichtet in ihrer unveröffentlichten, in den 1970er Jahren zu Papier gebrachten Autobiographie von einem Besuch der Eltern Aranka Jaenkes nach der Verhaftung ihrer Tochter. Sie hätten der Familie Borchert wegen der Briefe ihres Sohnes „schwerste Vorwürfe“ gemacht. Und tatsächlich erwies sich Borchert mehrfach als ausgesprochen unvorsichtiger und uneinsichtiger Briefeschreiber. An seine Eltern schrieb er während seiner Grenadier-Ausbildung in Weimar über einen Zug von ausgemergelten KZ-Häftlingen, den er dort gesehen hatte, alte und junge Menschen, die sich krank und elend dahingeschlappt hätten. Obwohl er wissen musste, dass er politisch unter Beobachtung stand und der Brief auch die Empfänger belasten könnte, führte er weiter aus: „Neben diesen armen Kreaturen kam alle zehn Schritt ein Schwein von SS-Mann.“ ...

Nachdem Jaenke nach bestandener Prüfung noch während der NS-Zeit als Schauspielerin gewirkt und in der Nachkriegszeit u. a. als Flugbegleiterin gearbeitet hatte, etablierte sie sich nach dem Krieg als Film- und Theaterschauspielerin sowie als polyglotte Synchronsprecherin und Conferenceuse. Nach dem Tod ihres Mannes Rolf Mamero (1914-1988) startete sie als Serienschauspielerin beruflich noch einmal durch. 1995 trat sie unangekündigt bei der Konferenz „Wolfgang Borchert in neuer Sicht“ auf, erklärte den Anwesenden „Ich bin die Aranka“ und setzte sich in die Mitte der ersten Reihe. Ihre Erinnerungen an Wolfgang Borchert brachten Claus B. Schröder (Draußen vor der Tür. Eine Wolfgang-Borchert-Biographie) und Gordon Burgess (Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück) in ihre Biografien ein. Jaenke verstarb am 15. März 2018 im Alter von 93 Jahren in Hamburg.

(Konstantin Ulmer, gesamten Bericht im Blog der Uni-Bibliothek Hamburg)

Stiftung Buchkunst: Neue Geschäftsführerin

Mit Birte Kreft übernimmt zum 1. Dezember 2023 eine Expertin für Publikationen im Bereich zeitgenössische Kunst und Fotografie die Geschäftsführung der Stiftung Buchkunst in Frankfurt am Main.
In nationalen und internationalen Wettbewerben prämiert die Stiftung Buchkunst „Die schönsten deutschen Bücher“, „Die schönsten Bücher aus aller Welt“ und „Förderpreis für junge Buchgestaltung“. Die Stiftung wird getragen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutschen Nationalbibliothek, der Stadt Frankfurt am Main und der Stadt Leipzig.

Mittwoch, 25. Oktober 2023

200 Jahre wuchs der Olivenbaum

Die hier vorgestellten Holzschnitte des Pirckheimers Michael Ley (miley) wurden in einen Holzstock eines 200 Jahre altem Olivenbaums aus Spanien geschnitten, das benutzte Holz ist der Graphik-Suite beigelegt.
So lebt dieser Baum weiter - ursprünglich, wild, rustikal und in nachhaltiger künstlerischen Form, eine mahnendes Erinnerung.
miley, Holzschnittfolge "Olive" mit Olivenbaumholz, 2023, Druckgröße 6x9 cm
Die Natur, vor allem das Holz, ist nicht erst seit gut fünf  Jahren Thema der Druckgraphiken, Zeichnungen und auch Videos des Künstlers, der in seiner Werken auch immer auf die Verantwortung des Menschen für seine natürliche Umwelt hinweist.

Books on Demand - Schmuddelkind der Branche?

Kaum ein mediengeschichtliches Phänomen spiegelt den Medienwandel der letzten Jahrzehnte so schillernd wider wie das book on demand, das erst im Bedarfsfall gedruckt wird. Als „Schmuddelkind der Branche?“ verschrien, hat printing on demand die Buchkultur revolutioniert und bietet große Potenziale sowohl für den Markt als auch für die Buchkunst, denn u.a. Dank günstigem Digitaldruck sind seit Anfang des Jahrtausends auch kleinste Auflagen noch rentabel.
Unter dem Titel „Schmuddelkind der Branche? Books on Demand“ widmet sich unsere neue Kabinettausstellung dem spannenden, bislang wenig beleuchteten Themenfeld des künstlerischen Umgangs mit printing on demand.
Die Ausstellung wartet mit einem Panorama ganz unterschiedlicher Projekte auf: von megalomanen Großprojekten wie dem Ausdruck der deutschsprachige Wikipedia in 3.411 Bänden über obskur-konzeptuelle Kleinstauflagen und generative Projekte bis hin zu gedruckten Büchern als bewusstem kulturellem Antidot gegen die flüchtigen Prozessen digitaler Kulturen.

Das Programm für die Ausstellungseröffnung findet sich hier, weitere Infos zur Ausstellung hier.

Im Leipziger Verlag Spector Books, diesjährigen Gutenberg-Preisträger, ist zudem eine Publikation zum Thema in Planung.

Eröffnung: 2. November 2023, 19 Uhr

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
der Deutschen Nationalbibliothek

Dienstag, 24. Oktober 2023

Otfried Preußler zum 100. Geburtstag

Ab dem 27. Oktober kann man im Stabi Kulturwerk, dem Museum der Staatsbibliothek zu Berlin, eine neue Ausstellung erkunden: „Der Mensch braucht Geschichten. Otfried Preußler zum 100. Geburtstag“.
Ausgehend von Preußlers Nachlass erzählt die Ausstellung die Entstehungsgeschichte von Preußlers so berühmten wie geliebten Büchern und zeichnet den Lebensweg des berühmten Kinderbuchautors als Lehrer, Zeichner und Illustrator nach. Auf Sie warten Manuskripte, Erstausgaben, persönliche Gegenstände, Originalillustrationen, Filmrequisiten, Briefe, persönliche Dokumente und eine Rauminstallation zu Preußlers bekanntestem Werk Krabat.
Begleitet wird die Ausstellung von einer virtuellen Präsentation zum Nachlass und von einem umfangreichen Begleitprogramm.

3. November 2023, 18 Uhr - Fantastische Literatur illustrieren. Gesprächsabend mit Daniela Chudzinski, Manfred Schlüter und Thorsten Saleina

17. November 2023, 18 Uhr - Tilman Spreckelsen stellt seine Biografie „Otfried Preußler. Ein Leben in Geschichten“ vor

22. November 2023, 18 Uhr - Preußler 2023. Studierende und Lehrende der Universität der Künste Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch präsentieren Projekte zum Preußler-Jahr

3. Dezember 2023, 18 Uhr - Ein Nachmittag für Familien

Staatsbibliothek zu Berlin, Stabi Kulturwerk
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

Montag, 23. Oktober 2023

Tango Nocturnes - eine Rezension

In der Monatszeitschrift "Der Darsser" aus Prerow/Darss erschien eine Rezension zum Reprint des beim Pirckheimer Henry Günther erschienene Künstlerbuches "Tango Nocturnes. Ahrenshooper Gedichte".
Das Buch, das ich ehrfurchtsvoll in den Händen halte, hat ein ungewöhnliches quadratisches Format. Wann habe ich zuletzt ein derart großartiges haptisches Erlebnis gehabt? Der Einband, das Papier, es fasst sich so unglaublich schön an: kräftig, zart und weich, ungewöhnlich und sehr besonders. Das ist kein „Buch", das ist schon durch seine Machart ein Kunstwerk. Die Ahrenshooper Gedichte von Henry Günther erzeugen Bilder im Kopf, lassen der Fantasie freien Lauf. Ich rieche das Meer, ich sehe das Abendlicht, ich höre die sanften Wellen. Es sind, wie er es selbst sagt, Liebesgedichte. Helge Leibergs Tango-Zeichnungen sind mit kräftigem Pinselstrich in schwarz und rot gehalten. Der Tango ist in jeder Faser zu sehen. Die Bewegungen sind großartig eingefangen. Ebenso die ruhigen Stimmungen. Melancholie pur. Ein großartiges Kunstwerk. Gedichte, die ins Herz gehen, faszinierende Zeichnungen, die perfekte Kombination. Nachdem ich das Buch unendlich viele Male durchgeblättert, immer wieder die anrührenden, geheimnisvollen Liebes-Gedichte gelesen, mich immer wieder vom Rot und Schwarz der explosiven und doch feinsinnigen Zeichnungen beeindrucken lassen habe, schiebe ich das Buch behutsam wieder in seine Hülle. Ein Schatz! 

(Gabriele Hegner)

Bitte Setzen!

Eine Ausstellunng in Schwerin zeigt unter dem Titel "Bitte Setzen!" typografische Einblattdrucke von Marc Berger.
Eröffnung: 28. Oktober 2023, 18 Uhr
Ausstellung: 28. Oktober 2023 - 2. März 2024

Galerie Blickwinkel
Münzstr. 18, Schwerin

Sonntag, 22. Oktober 2023

nach der artbook ist vor der artbook

Einige Fotoimpressionen von der gerade zu ende gegangenen artbook.berlin 2023
Stand des BBA mit Abel Doering, Foto © Robert Grieger
Julienne Jattiot und Skadi Engeln, Foto von Facebook, leider nicht von mir
Reinhard und Robert Grieger am Stand der Pirckheimer-Gesellschaft
Tina Flau, Rainer Ehrt
v.l.n.r.: Heike Haedicke, Ninon Suckow, Udo Headicke, Klaus Bartel
Hanif Lehmann
Till Schröder am Stand der Pirckheimer-Gesellschaft, Fotos © ad
Abgebildet sind hier einige Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft und des BBA, sowie des Freundeskreises Miniaturbuch Berlin, weitere Fotos können durch Klick auf eines der Bilder ausgerufen werden.

Neues aus der Neuhauser Kunstmühle

Ferdinand Böhme
Das positive Echo auf Christoph Wetzels Folge „Modell“ hat uns veranlasst, unsere Editionen nach Aktdarstellungen durchzusehen.
21 ganz unterschiedliche Blätter, teils erstmals in die website aufgenommen, haben wir zu einer Gruppe zusammengestellt zu finden mit speziellen Angebotspreisen bis 12.11.23 durch Klick auf das Bild.

In der Werkstatt haben wir eben ein ganz besonderes Projekt abgeschlossen. Darüber berichten wir in den nächsten Wochen.

(Elisabeth und Nikolaus Topic – Matutin)

Samstag, 21. Oktober 2023

Petrus Akkordeon / Tanz der Tapire

Das gerade bei Hendrik Liersch in der Corvinus-Presse erschienene Buch von Petrus Akkordeon "Tanz der Tapire" wird in der Vernissage zur Ausstellung des Künstlers, kuratiert von Antje Görner, im tapir (kein Witz!) in Berlin vorgestellt.
Auf der artbook.berlin 2023 zeigte der Zeichner Petrus Akkordeon heute Bilder und las als Dichter Sätze über Tiere und Menschen aus der Reihe Tiergedichte bei der edition wasser im turm.berlin, gab erste Einblicke in die Tapirtänze und signierte auf Wunsch die oben abgebildete Einladung zur Vernissage.

Vernissage: 12. November 2023 17 Uhr
Ausstellung: 13. November - 3. Dezember 2023 

tapir
Kopenhagener Str. 31a, 10437 Berlin

Petrus Akkordeon / Tanz der Tapire
Volksausgabe mit vier Linolschnitten,
100 Exemplare,
japanische Bindung, 32 Seiten
Corvinus Presse 2023,
20 Euro

artbook.berlin 2023, Tag 1

Präsentation des Berliner Bibliophilen Abend
Der erste Tag der artbook.berlin 2023 war noch nicht so gut besucht, so ergab sich die Gelegenheit wieder mit den teilnehmenden Künstlern und anderen Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Für den Berliner Bibliophilen Abend waren das u.a. die Standnachbarn Hanif Lehmann mit der Widukind-Presse und der Freundeskreis Miniaturbuch Berlin.
Präsentation des Freundeskreises Minibuch Berlin durch Fam. Haedicke
20. Oktober 2023, 18 - 21 Uhr
21. Oktober 2023, 14 - 20 Uhr
22. Oktober 2023, 11 - 17 Uhr

Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin Kreuzberg

Freitag, 20. Oktober 2023

Führung durch die DNB Frankfurt am Main zu gewinnen

Das Jubiläumsgeschenk an alle, die die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig bereits kennen und einmal den Standort in Frankfurt am Main besuchen möchten: Gewinnen Sie für den 12. November eine Busreise in die Mainmetropole!

Vor 111 Jahren wurde in Leipzig die Deutsche Nationalbibliothek gegründet. Das feiern wir mit einem Tag der offenen Tür in Frankfurt – zu dem wir auch Interessierte aus dem Leipziger Raum, die bisher nur unser Leipziger Haus kennen, nach Frankfurt am Main bringen. Lernen Sie unseren Frankfurter Standort mit dem 1997 eröffneten modernen Gebäude kennen: unter allen Bewerber werden 50 Plätze verlost – Busfahrt ab Leipzig, viele spannende Einblicke in 111 Jahre Geschichte und Zukunft der Deutschen Nationalbibliothek und ein Vesperpaket für die Rückfahrt inklusive!

Teilnahmeschluss: 22. Oktober 2023

Erinnerung

heute: 18 - 21 Uhr
21. Oktober 2023: 14 - 20 Uhr
22. Oktober 2023: 11 - 17 Uhr

Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin Kreuzberg

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Mit fremder Feder

Schiller-Fälschungen in Weimar
Gabriele Klunkert, Mit fremder Feder
Weimarer Verlagsgesellschaft 2023
Tatort Weimar. Um 1850 ereignete sich dort ein spektakulärer Kriminalfall. Der Architekt Georg Heinrich Carl Jakob Victor von Gerstenbergk fälschte in großem Stil Briefe, Gedichte, Dramenfragmente und Notizen von Friedrich Schiller und brachte sie über ein weitläufiges Netz von Mittelsmännern in Umlauf. Als Mitglied eines alten Erfurter Adelsgeschlechts und Offizier eines Preußischen Infanterieregimentes verfügte er über exzellente Kontakte bis in die höchsten Kreise. Ganz Weimar war involviert. Auch Caroline Wilhelmine Johanna Riemer gehörte unwissentlich zum Netzwerk der Hehlerinnen und Hehler. Sie war Johann Wolfgang von Goethes Sekretärin und Gesellschafterin seiner Ehefrau Christiane gewesen. Die vermeintlichen Schriftzeugnisse des Goethe-Freundes Schiller fanden reißenden Absatz. Zu den prominenten »Kunden« zählten die Königliche Bibliothek in Berlin, Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach und 1853 sogar Schillers eigene Tochter Emilie von Gleichen-Rußwurm.
Entdeckt wurden die Fälschungen 1854 durch den Autographensammler Wilhelm Künzel. Die Polizeidirektion Weimar schaltete sich ein. Nach einem öffentlichen Aufruf, verdächtige Schiller-Handschriften am Kreisgericht abzugeben, wurden 416 Dokumente sichergestellt und kriminaltechnisch analysiert. Lediglich vier Originale von Schiller waren darunter, der Rest stammte von der Hand Heinrich von Gerstenbergks. Am 27. Februar 1856 kam der Fälscher vor Gericht und wurde nach einem Verhandlungstag zu zwei Jahren Strafarbeitshaus verurteilt.

Das Goethe- und Schiller-Archiv beleuchtet diesen ersten großen Fälschungsskandal der deutschen Literaturgeschichte in einer Ausstellung und einer Reihe von Vorträgen, Filmen und Fachgesprächen.

(BvB, Verband Deutscher Antiquare)

Ausstellung: 15. September - 17. Dezember 2023

Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar
Klassik Stiftung Weimar
Burgplatz 4
99423 Weimar

Neuer Termin der BuchBerlin 2024

Der bisherige Termin der BuchBerlin, der drittgrößten deutschen Buchmesse 2024, wird aufgrund des zeitgleich stattfindenden Berlin-Marathon verschoben. Die Entscheidung fiel angesichts der Tatsache, dass es aufgrund dieser Sportveranstaltung im zuvor vorgesehenen Zeitraum kaum bezahlbare Unterkünfte gegeben hätte.

BuchBerlin: 21./22. September 2023

Arena Berlin
Eichenstr. 4, 12435 Berlin-Treptow

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Das Ljubljana Manifest

Die Veranstaltung "Warum noch Bücher lesen?!" des Ehrengastes Slowenien und der Deutschen Nationalbibliothek widmet sich auf der Frankfurter Buchmesse dem kürzlich veröffentlichten Ljubljaner Manifest, welches eindringlich auf die Bedeutung fortgeschrittener Lesekompetenzen und -praktiken hinweist.
Wenn man ein Buch liest, dann hört und sieht man umfassender, lernt neue und vor allem mehr Wörter und denkt mehr über Dinge nach. Was wie eine Verteidigung des Lesens und des Kulturgutes Buch im Zeitalter des Visuellen und Digitalen klingt, ist in Wahrheit eine Erinnerung an das beste Werkzeug, das wir im Arsenal unseres Denkens haben. Texte, die auf Papier gelesen werden, sind leichter zu verstehen als solche, die man an Bildschirmen liest. Das ist wissenschaftlich erforscht und gilt nicht nur für Sachtexte und Informationen. Gerade wenn wir Literatur lesen, hilft uns das Buch, andere in ihrer Besonderheit zu begreifen. Lektüre lehrt Empathie.

Die Autoren Durs Grünbein, Aleš Šteger und Matthias Göritz eröffnen mit ihrem Gespräch die Debatte über das Buch und das Lesen als Erkenntnis- und Erlebnisform, die im Zentrum des Ehrengastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse unter dem Motto „Waben der Worte“ steht.

18. Oktober 2023, 19:30 Uhr

Vortragssaal, Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main

Lesung am Wittenbergplatz wird verschoben

Vor wenigen Wochen wurde hier auf eine Lesung bei Johanne Binger, Mitglied des Berliner Bibliophilen Abend, in die :Büchergilde Buchhandlung am Wittenbergplatz hingewiesen  
Herausgeberin Annette Seeler hatte zur Vorstellung des neu erschienenen Buches "Gerhart Hauptmann/Käthe Kollwitz – Ja, wir waren jung … jung, sehr jung und wirklich jung" eingeladen.

Leider muss die Lesung wegen Krankheit ausfallen. Die Lesung wird nachgeholt. Ein Termin steht noch 

Dienstag, 17. Oktober 2023

Sibylle Wieduwilt: „Ein schönes Buch behauptet sich“

Antiquarin Sybille Wieduwilt in ihrem Antiquariat „Tresor am Römer“ in der Braubachstrasse. © Renate Hoyer
Vor der Frankfurter Buchmesse werden "[...] wie in jedem Jahr ... wieder die Unkenrufe laut, wie lange gedruckte Bücher noch ihren Stellenwert besitzen werden. Die jüngste Statistik des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels [...] zeigt: Die Zahl der Lesenden ist erneut gesunken. Macht nur noch eine Minderheit in der Bevölkerung aus. Doch Wieduwilt, die bis vor einem Jahr den Verband Deutscher Antiquare führte, will von negativen Szenarien nichts wissen. Sie urteilt sanft, aber bestimmt, wie das so ihre Art ist: „Ein schönes Buch wird sich immer behaupten.“ [...] Für Sibylle Wieduwilt begann die Liebe zum Buch, als sie etwa zehn Jahre alt war. Sie ist in der DDR geboren und aufgewachsen, in Jena. Und schon als Kind verbrachte sie viel Zeit am Arbeitsplatz ihrer Mutter, eben einem Antiquariat. In der DDR besaßen die Läden mit alten Büchern eine ganz andere Funktion als in der Bundesrepublik. „Sie dienten der Versorgung der Bevölkerung mit Literatur.“ [...] Die Jugendliche las viel schwer zugängliche Literatur aus den USA oder der Bundesrepublik. Die Texte von Heinrich Böll oder von Gabriele Wohmann hatten es ihr besonders angetan, auch der US-Autor James Baldwin. „Ich habe alle verschlungen, die heute keine Bedeutung mehr haben“, sagt sie mit wehmütigem Unterton. Die Bücher waren begehrte Tauschobjekte in ihrem Freundeskreis in der DDR. Die Bücher besaßen in der DDR einen ganz anderen Stellenwert als zur gleichen Zeit in der Bundesrepublik. [...] Nach dem Fall der Mauer kam im Osten, wie es die frühere DDR-Bürgerin formuliert, „die große Zeit des Abbaus“. Für die gelernte Antiquarin und ihren Ehemann stand fest: Wir müssen weg, in den Westen. [...] Nach der Wende wurde im Westen gerne behauptet, es habe in der DDR kaum literarisch wertvolle, lesenswerte Bücher gegeben. Die Antiquarin hält klar dagegen: „Natürlich gab es eine eigenständige, gute DDR-Literatur.“ Für sie sind Christa Wolf und Christoph Hein wichtig gewesen. „Aber es wurde in der DDR anders gelesen als im Westen, nämlich zwischen den Zeilen. [...] "

(Claus-Jürgen Göpfert in Frankfurter Rundschau, 11.10.2023, gesamten Artikel lesen)c1b2a

Frankfurter Buchmesse: 18. - 22. Oktober 2023

Interview mit einem Antiquar und Pirckheimer

Der Pirckheimer und Hamburger Autor Ralf Plenz, Inhaber des Input-Verlags und Herausgeber der "Perlen der Literatur" produziert begeistert den wöchentlichen Podcast Der Büchermacher.

Zum Hören bitte anklicken
Darin erhält man in jeweils rund 20 Minuten einen Einblick in die Welt der Autoren, Lektoren, Gestalter, Büchermacher und Buchverkäufer, kostenlos auf allen gängigen Plattformen zum Download oder zum Abonnieren.

Die Folge "Wie Verlage Bücher machen 207" des Podcasts "Der Büchermacher, Teil 145" ist ein Interview mit dem ehemaligen Antiquar und Betreiber des Blogs "Informationen eines Pirckheimers" Abel Doering.

1 Kommentar:
18. Oktober 2023: Bernd Friedrich Schulz hat gesagt…

hörenswert - auch durch einige mir bisher weniger vertraute Tatsachen 😉

Montag, 16. Oktober 2023

Common Sense

Der Leipziger Bibliophilen-Abend lädt ein zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung "Common Sense" - Künstlerbücher der Edition Augenweide, die von Ulrich Tarlatt und Jörg Kowalski herausgegeben wurde.
Nach einer Begrüßung durch Dr. Thomas Glöß, dem Vorsitzenden des LBA, hält Dr. Adrian La Silvia die Laudatio, die musikalische Begleitung erfolgt durch Tilo Augsten (p) & Torsten Walther (sax).
Vernissage: 3. November 2023, 18 Uhr
Ausstellung: 6. November 2023 - 9. Januar 2024

Haus des Buches
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig

Schönstes Buch der Renaissance

Zur Sotheby’s-Versteigerung am 12. Oktober 2023 (Bibliotheca Brookeriana: A Renaissance Library. The Aldine Collection A–C) wurde die hochberühmte Inkunabel von Aldus Manucius, Hypnerotomachia Poliphili von Colonna (Venedig, Aldus, 1499. Lot 381) für 381.000 US-Dollar verkauft.
Diese Ausgabe gilt als das schönste Buch der Renaissance. Dibdin schrieb über dieses Buch: „... das perfekteste Beispiel für die Presse von Aldus und für den Geschmack der Holzschnitte im XV. Jahrhundert ... Die Sprache, so barbarisch sie auch sein mag, verdient nicht die Aufmerksamkeit des philologischen Antiquars; denn wir finden darin (wie mir ein scharfsinniger Freund mitteilte), neben anderen eigenartigen Wörtern, das früheste Exemplar des Cameo ... Das vorliegende Exemplar ist, obwohl es auf Papier gedruckt ist, in seiner Größe und Schönheit vielleicht unübertroffen. Es befand sich früher in der Bibliothek von Grolier und ist in der gewöhnlich geschmackvollen Weise der Bücher dieses angesehenen Sammlers gebunden ...“ (Bibliotheca Spenceriana IV, S. 145).

Von besonderem Interesse ist der Ganzledereinband von Estienne Gomar, dem Buchbinder von König Heinrich II. von Frankreich. Er wurde von dem legendären Bibliophilen und Liebhaber der Einbände Jean Grolier in Auftrag gegeben. Im Zentrum des oberen Deckels findet sich der Titel Poliphilo, weiter unten Jean Groliers Motto („Portio mea do / mine sit in / terra vi / vent / ium“).
Grolier hatte eine enge Beziehung zur Aldine-Werkstatt; fast die Hälfte der erhaltenen Bände aus seiner Bibliothek sind Aldine-Ausgaben, es gab sogar Bücher aus der Presse, die ihm gewidmet waren. Der vorliegende Band ist eines von fünf Exemplaren dieser Ausgabe aus dem Besitz Groliers und eines von neun Büchern aus der Bibliothek Jean Groliers in der Sammlung von Earl Spencer. Es sei daran erinnert, dass die weltweit größte Sammlung von Grolier-Einbänden (56 Exemplare) in der französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Auf dem Vorsatzblatt des vorliegenden Exemplars befinden sich in einer frühen Handschrift folgende Zeilen: „Opera tutta Inamorata / e un Libro degno et pien di molto ornato / che ibi chi non Lege havera La mente Ingrata.

Alle Informationen, umfangreiche geschichtliche Anmerkungen, Zitate und Expertisen sowie viele weitere Bilder zur Hypnerotomachia Poliphili finden sich auf der Webseite des Auktionshauses. Dort sind auch alle weiterführenden Kenntnisse zur tieferen Provenienz (Stempel, Signets etc.), zum Status der Verarbeitung und zum Weg des Buches durch die Hände der Sammler verzeichnet.

(Maria Bogdanovich, Mtgl. des Berliner Bibliophilen Abend)

1 Kommentar:
18. Oktober 2023: Bernd Friedrich Schulz hat gesagt…

Da entsteht große Sehnsucht nach diesem Werk - jedoch nicht minder schön erscheint mir der Theuerdanck von Johannes Schönsperger in jener schwer nachvollziehbaren Weise für Maximilian I. gedruckt.

Sonntag, 15. Oktober 2023

Bibliophile Gesellschaften auf der artbook.berlin

Auf der Künstlerbuchmesse artbook.berlin werden neben Buchkünstlern, Kleinverlagen und Graphikern auch bibliophile Gesellschaften vertreten sein, so die Pirckheimer-Gesellschaft, dank Abel Doering seit Beginn dabei, und, es wäre nicht die "Berliner" Künstlerbuchmesse, jetzt auch der Berliner Bibliophilen Abend.

Der BBA bietet an seinem Stand nicht nur sehr preisgünstig Jahresgaben vergangener Jahre an, die nicht nur unter Sammlern, sondern inzwischen auch antiquarisch und selbst im Internet äußerst gefragt sind, sondern auch drei verschiedene interessante Begrüßungspakete für diejenigen Bibliophilen, die sich für eine Mitgliedschaft in diesem 118 Jahre alten Freundeskreis des guten Buches interessieren.

Es lohnt sich also, am Stand 62 des BBA in der ersten Etage vorbeizuschauen, natürlich auch neben einem Besuch der Pirckheimer-Gesellschaft an Stand 52 und am Stand 63 des Freundeskreises Miniaturbuch Berlin und an allen 83 Ständen der Buchkünstler, von denen einige auch für den BBA tätig waren.

20. - 22. Oktober 2023

Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz, Berlin/Kreuzberg

34. Berliner Exlibris-Treffen

Zur Eröffnung der Ausstellung des Thüringer Graphikers Rolf Fleischmann findet am ersten Sonnabend im November, wie gewohnt im RUDI-Nachbarschaftszentrum, das 34. Berliner Exlibris-Treffen statt.

Exlibris-Treffen: 4. November 2023, 12 Uhr
Ausstellung: 4. November - 4. Dezember 2023

RUDI-Nachbarschaftszentrum
Modersohnstr. 55, 10245 Berlin

Samstag, 14. Oktober 2023

Diverse Verse

Unter dem Titel "… worauf ich mir einen Reim machen wollte – Texte Bilder und Typografie aus einer Hand", liest der Pirckheimer Matthias Gubig aus einem neuen Buch der Editionsreihe Spätdruck auf der Messe artbook.berlin und zeigt die hierfür entstandenen
Grafiken.

artbook: 20. - 22. Oktober 2023
Präsentation: 21. Oktober 2023, 16 Uhr.

Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz, Berlin/Kreuzberg

Das Farbenbuch - Pigmente - Pigmentanalysen - Farbgeschichte

Beim nächsten Büchertreff  werden sich die der Schweizerischen Bibliophilen mit einem faszinierenden Buch über Farben und Druckverfahren befassen. Der Produzent und Mitautor, Hanspeter Schneider, präsentiert

Das Farbenbuch 
Pigmente - Pigmentanalysen - Farbgeschichte

Es ist ein Werk der Extraklasse im 18 Farben-Druckverfahren, ein Kompendium mit 367 Pigmenten und Farbstoffen, welches eine weite Palette an Farbmitteln umfasst und nach chemischen Kriterien gegliedert ist. Das Werk beschäftigt sich mit sehr vielen Pigmenten und deren Herstellung und Ursprünge, aber auch mit Analysen anhand von Gemälden. Nach der Präsentation ist Zeit gegeben zu diskutieren und das Werk anzuschauen. Im Anschluss bleiben die Teilnehmer für die Diskussionen und zum gemütlichen Abschluss beim Abendessen.

6. November 2023, 18.30 Uhr

Hotel Engimatt
Engimattstr. 14, 8002 Zürich