Freitag, 6. September 2024

Editionsgeschichte des „Messias“

Dr. Fritz Jüttner präsentiert frühe "Messias"-Ausgaben, Foto © ad
In Würdigung des 300sten Geburtstags von Friedrich Gottlieb Klopstock (2. Juli 1724) führte gestern Dr. Fritz Jüttner die Berlin-Brandenburger Regionalgesellschaft der Pirckheimer-Gesellschaft und den Berliner Bibliophilen Abend im Kleinen Säulensaal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin unter dem Thema "Das Epos – sein Dichter – sein erster Verleger" in einem bibliophilen Streifzug durch Carl Hermann Hemmerdes und weitere frühe Drucke von Klopstocks „Messias“.

Dabei konzentrierte sich der Referent vor allem auf den Beginn der Editionsgeschichte des „Messias“, den Klopstock bereits in seiner Schulzeit in Schulpforta plante, um in der Studienzeit die ersten drei Gesänge zu erarbeiten, die 1748 in den Bremer Beiträgen* (Band 4, Stücke 4 und 5), danach als selbständiges Buch 1749 in 2 Drucken in Hemmerdes Verlag veröffentlicht und zu einem großen Erfolg wurden. Die Gesänge IV und V erschienen dann 1751 im 1. Band von Hemmerdes "Messias"-Gesamtausgabe (Gesänge I-V), 1752 als Separatpublikation für alle, die 1749 bereits die Gesänge I-III erworben hatten. 1756 publizierte Hemmerde Band 2 (Gesänge VI-X) und 1769 Band 3 (Gesänge XI-XV), jeweils mit dem Text der kurz vorher in Kopenhagen erschienenen Bände. Eine 2. Auflage des 1. Hemmerde-Bandes 1760 übernahm den überarbeiteten Text des 1. Bandes der Kopenhagener Ausgabe von 1755. Nach Fertigstellung des Werks erschienen die letzten Gesänge XVI-XX zuerst 1773 im 4. Band von Hemmerde. Einen 4. Kopenhagener Band gab es nicht. Die vollständige Hemmerde-Ausgabe ist in Oktav gedruckt. Mit unveränderten Erscheinungsjahr-Angaben kennen wir vom 1.Band 1751 2 Drucke, von seiner 2. Auflage 1760 4 Drucke, vom 2. Band 6 Drucke und vom 3. und 4. Band je 3 Drucke. Dass wir es hier z.T. mit falschen Angaben der Erscheinungsjahre zu tun haben, zeigt je ein Druck der Bände 2, 3 und 4, der den Text der Altonaer Ausgabe "der letzten Hand" von 1780 enthält. Von den Bänden 1 und 2 gab Hemmerde auch eine heute sehr seltene Quart-Ausgabe heraus. Der vom Autor bis ins hohe Alter weiter bearbeitete Text wurde 1799 (in Folio) und 1800 (in Quart und Oktav) als Ausgabe „des letzten Fingers“ in Göschens großer Klopstock-Werkausgabe publiziert. Die folgenden Jahrhunderte brachten weitere Editionen und vielfältige Rezeption in Wissenschaft und Kunst, auch in einer Symphonie des 20. Jahrhunderts - der 10. Symphonie von Aubert Lemeland -, was DER Klopstock-Sammler Fritz Jüttner, dem ich auch für ergänzende Anmerkungen zu diesem Post danke, eindrucksvoll darstellte.
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* Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes, Verlag Nathanael Saurmann, Bremen und Leipzig

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