Freitag, 30. August 2013

Ginkgofee trifft Seidenraupe

Die chinesischen Insel-Bücher 
Vor 100 Jahren wurde in Leipzig die schönste Buchreihe der Welt kreiert, die noch heute bestehende Insel-Bücherei. Ihre Beliebtheit verdankte sie der Kombination von künstlerischer Ausstattung großartiger Werke der Weltliteratur mit einem günstigen Preis.
Mit ihren riesigen Auflagen sorgte die Leipziger Insel-Bücherei in einem beeindruckenden Umfang für die Verbreitung chinesischer Literatur, Philosophie und Bildkunst in Deutschland.
Es erschienen vom „Lao-Tse“ 99.000 Stück, vom „Li-Tai-pe“ 101.000, vom „Perlenhemd“ 108.000 und von den „Chinesischen Meisternovellen“ 145.000 Exemplare. Von der „Gingkofee“ erschienen immerhin 35.000 Stück.
Chinesische Weisheiten, Märchen von der Ginkgofee, Tuschezeichnungen und religiöse Figuren verbinden sich mit interessanten Geschichten über deren Übersetzer, Herausgeber und Gestalter.
Vernissage: Donnerstag, 12. 09. 2013, 19.00 Uhr im Foyer
Einführung: Prof. Dr. Siegfried Lokatis, Uni Leipzig
Musikalische Umrahmung auf dem Cello: Sonny Thet, Kambodscha
 
Ausstellung des Konfuzius-Instituts Leipzig in Kooperation mit der Buchwissenschaft Leipzig: 13. September bis 19. November 2013
 
Foyer Berliner Stadtbibliothek

Donnerstag, 29. August 2013

Poul R. Weile

Die Arbeiten von Poul Weile basieren auf einem dekonstruktivistischen Prinzip. Mit dem Einsatz von sehr unterschiedlichen Ausdruckformen erreicht er, dass der einzelne Betrachter in einer Ausstellung des Art In Flow, Verlag für Zeitgenössische Kunst, immer Zugang zu einem Ausgangspunkt hat - eine rote Lauffläche – über die die ausgestellten Werke gelesen werden können, da sie den Betrachter vorherige Muster der Wahrnehmung einbeziehen lässt.
Ein Werk das das andere reflektiert, ermöglicht die gesamte Ausstellung zu entschlüsseln.
Die Ausstellung wird kuratiert von Frau Dr. Ulrike Oppelt.

Goerz-Höfen/ Halle LinX
12161 Berlin Steglitz-Friedenau

Dienstag, 27. August 2013

Lothar Lang zum Gedenken

(Schloß Burgk am 17. August 2013)


Ulrich Goerdten, Foto Gabriele Ballon
Diese schöne Veranstaltung von und für Felix Martin Furtwängler könnte hier und heute so nicht stattfinden ohne die Wirksamkeit von Prof. Dr. Lothar Lang, an den ich – mit Ihrer Erlaubnis und im Auftrage der Pirckheimer-Gesellschaft – mit wenigen Worten erinnern möchte. Allen denen, die Lothar Lang geschätzt haben, soll damit Gelegenheit zum Abschiednehmen gegeben werden.
Lothar Lang wurde am 20. März 1928 geboren und ist im Alter von 85 Jahren am 20. Juli 2013 verstorben. Mit seinem Hinscheiden ist ein wichtiges Stück deutscher Kunstgeschichte zu Ende gegangen. Er war seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts als Kunstkritiker, Ausstellungmacher, Verfasser von Büchern und Artikeln, Herausgeber von Mappenwerken, als Organisator und Förderer junger Künstler eine Art Zentrum, in dem sich vieles bündelte.
Für die Kunstszene in der DDR war Lothar Langs Buch Der Graphik-Sammler eine Art Grundlagentext, und es hat auch für heutige Sammler, Antiquare und Kunstliebhaber nichts an Bedeutung verloren. Eine ganze Generation junger kunstinteressierter Menschen hat aus diesem Werk den Impuls zur Beschäftigung mit Graphik und Kunst überhaupt erhalten, hat sich daran ausgebildet und mit diesem Leitfaden in der Hand eigene Sammlungen zusammengetragen, oft mit wenig Geld. Denn das war ein Hauptanliegen des Buches: den arbeitenden Menschen den Weg zur Kunst zu eröffnen. Sie sollten sich mit den Künsten befassen und jetzt zitiere ich Lothar Lang selbst: „… aus Liebe zur Kunst, aus Leidenschaft, aus Begeisterung und Verehrung für sie. Die Kunstwerke, die sie erwerben, sind ihre Lebensbegleiter. Sie stehen mit ihnen in einem kritischen Dialog, aus dem sich Kenntnis und Urteilsfähigkeit ergeben …“
In diesem Sinne ist es ihm unter oft schwierigen Bedingungen gelungen, einen lebhaften direkten Austausch zwischen Künstlern und Sammlern in der DDR herzustellen. Diese Art des Kunstlebens in der DDR erscheint heute als humanes Gegenbild zum staatlich gelenkten Kunst – und Antiquitätenhandel, dessen groteske Züge nach der „Wende“ im 118. Heft der MARGINALIEN (1990) beschrieben sind.
Lothar Langs Verdienste um die Pirckheimer Gesellschaft sind kaum richtig zu ermessen und zu würdigen. Er hat viele Jahre im Vorstand mitgearbeitet und als Chefredakteur die MARGINALIEN zu dem gemacht, was sie heute sind: die maßgebliche bibliophile Zeitschrift Deutschlands.
Sabine Schemmrich hat vor Jahren in einem Interview erzählt, daß Schloß Burgk für sie lange Zeit nur ein abweisendes graues Gemäuer gewesen ist. Lothar Lang hat daraus dieses helle, weltoffene Kunstzentrum gemacht, das wir wie selbstverständlich nutzen und mit Ausstellungen und Veranstaltungen beleben können.
Zu der heute hier zu eröffnenden Ausstellung hat Lothar Lang noch einen Katalogtext geschrieben, und das zeigt seine bis zuletzt unveränderte Verbundenheit mit diesem Ort. Wir Pirckheimer werden Lothar Lang immer ein ehrendes Angedenken bewahren.
(Ulrich Goerdten)

Samstag, 24. August 2013

Antiquariatsliste September 2013

Die neue Antiquariatsliste Kunst und Literatur des Roten Antiquariats enthält in drei Abteilungen (Kunst, Literatur und Exil) 413 Positionen. Kleinere Schwerpunkte bilden Architektur- und Fotobücher sowie Sammlungen der Zeitschriften Sturm und Aktion.
Der Herbstkatalog wird anläßlich der Frankfurter Antiquariatsmesse erscheinen, die vom 9. bis 13. Oktober stattfinden wird.


è Rotes Antiquariat
und Galerie C. Bartsch
Knesebeckstr. 13/14
10623 Berlin

Donnerstag, 22. August 2013

Grafikkalender 2014

Die 12 Blätter des nächsten Grafikkalenders der Tabor Presse sind gedruckt, nummeriert und signiert.
Nur das Bonusobjekt von Bodo Korsig ist noch in der Produktion, die Abbildung auf der Webseite der Tabor Presse zeigt erst einmal den Prototypen. Für 2014 haben wir neben „unseren“ gewohnt souverän arbeitenden Künstlern, wie Reinhard Stangl, Johannes Grützke, Sven Drühl und Bodo Korsig wieder ein paar Neuentdeckungen gemacht. Etwa Mathias Beckmann, der sich zeichnerisch uns Druckern genähert hat, oder Jim Avignon, ein sehr bekannter Popartist, gleichzeitig Musiker (Neoangin), Performer und Maler und nun auch mit dem Lithostein auf Augenhöhe. Karoline Koeppel versucht die uralte Frage zu klären: Was war zuerst? Das Ei, oder das Huhn? Die Elbphilharmonie als leuchtendes Symbol des Unfertigen von Harald Alff, ebenso der „Hautball“ des mit dem Meisterschülerpreis der UDK ausgezeichneten Marlon Wobst werden ergänzt durch ein südlich, sommerliches Sternenblatt des Münchners Reinhard Fritz und der Dresdnerin Gudrun Trendafilov, die eine farbig sehr starke Grafik beigesteuert hat. Und Egbert Herfurth erweist sich als der begnadete Illustrator eines Gedichts von Uwe Greßmann und als technisch versierter„Acrylstecher“. Der Kalender kostet immer noch 375,00.
(Klaus Büscher)
 

Franziska Becker

Knockout
 
Am 24. August wird um 11:00 Uhr im Festsaal der Beletage eine Ausstellung unseres Mitglieds, das Sommerpalais Greiz, mit Karikaturen von Franziska Becker eröffnet.
Franziska Becker, 1949 in Mannheim geboren, studierte von 1972 bis 1976 an der Kunstakademie Karlsruhe u. a. bei Markus Lüpertz und ist seit 1977 freischaffende Karikaturistin und Malerin. Mitarbeit bei der "Emma" seit dem ersten Heft im Jahr 1975 und Veröffentlichungen unter anderem in "Titanic", "Stern" und vielen anderen mehr. Hinzu kommen seit 1980 eigene Bücher, zahllose Buchillustrationen, Kalender und Plakate, sowie unzählige Ausstellungen im In- und Ausland. Franziska Becker war schon mehrfach in Ausstellungen des Greizer Satiricums vertreten. Sie wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem "Max-und-Moritz-Preis als bester deutscher Comic-Künstler" (1988), dem "Göttinger Elch" 2012 für ihr Lebenswerk und zuletzt im Mai 2013 mit dem Wilhelm-Busch-Preis.
Ihre Themen sind breit gefächert und höchst unterschiedlich: Diät, Mode, Geld, Männer, Weiber, Paare, Alter, Jugendwahn, Bundespolitik, Kirche, Krieg, Esoterik, Yuppies, tiefer Ernst und höherer Blödsinn. Kurz: Sie beschreibt den politischen Zeitgeist in all seinen Facetten mit "einem unbestechlichen Blick, der zugleich gemein und liebevoll sein kann", immer aber "treffsicher und anarchistisch". Dabei ist die Selbstironie eine der deftigsten Farben auf ihrer Palette.
 
Austellung: 24. August bis 3. November 2013
 
è Sommerpalais Greiz
Greizer Park Postfach 1146, 07961 Greiz
Tel. (0 36 61) 70 58-0 Fax (0 36 61) 70 58-25
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Felix M. Furtwängler

Unser Mitglied, das Museum Schloß Burgk, zeigt in der Neuen Galerie, im Pirckheimer-Kabinett, auf den Fluren und im Treppenhaus Bilder und Malerbücher von Felix Martin Furtwängler.
Es ist die dritte Ausstellung Furtwänglers auf Schloß Burgk. Sie steht unter dem Titel „Der Maler liebt die Einsamkeit. Lagerkatalog I, Malerei und Malerbücher“ und zeigt neben Beispielen aus Furtwänglers buchkünstlerischer Produktion etwa 40 großformatige Gemälde, die im Treppenhaus, auf dem Gang, in der Neuen Galerie und im Pirckheimer Kabinett zu sehen sind. Die Veranstaltungsreihe nahm ihren Anfang am Freitag (16. August) mit einem Konzert an wechselnden Orten, bei dem Musik aus 400 Jahren aufgeführt wurde, mit Beginn im Schloßpark, Fortsetzung in der Schlosskapelle und Ende im Rittersaal. Am Samstag wurde die Ausstellung eröffnet mit einer Begrüßung durch die Leiterin des Museums, Sabine Schemmrich, die an den wenige Wochen zuvor im Alter von 85 Jahren verstorbenen Kunsthistoriker Lothar Lang erinnerte, der Schloß Burgk als kulturellen Ort geschaffen, entwickelt und „für die Kunst geöffnet“ hat. Nach einem musikalischen Intermezzo, ausgeführt von Jan Heinke auf dem Stahlcello, sprach Ulrich Goerdten im Namen der Pirckheimer-Gesellschaft, um allen, die Lothar Lang geschätzt haben, Gelegenheit zu geben, von ihm Abschied zu nehmen. Er erinnerte an die Verdienste des Verstorbenen, der viele Jahre im Vorstand der Gesellschaft mitgearbeitet hat und als Chefredakteur der MARGINALIEN dieser Zeitschrift Gestalt und Profil gegeben hat. Mit seinem Buch „Der Graphiksammler“ habe er einer ganzen Generation von Kunstliebhabern und Sammlern eine Art Leitfaden an die Hand gegeben und durch seine organisatorischen und herausgeberischen Aktivitäten den für die DDR typischen direkten Austausch zwischen Künstlern und Sammlern hergestellt. Nach einem weiteren musikalischen Zwischenspiel sprach der Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, über Felix Martin Furtwängler und seine Kunst und befasste sich dabei insbesondere mit Furtwänglers malerischem Werk, dessen „Formenwelt der reduzierten Zeichen und Symbole“ wie „Bilder aus einem unscharfen Traum“ keinen rationalen Zugang erlauben, sondern den Betrachter emotional zu überwältigen trachten. Dennoch sei, bei allem Ausagieren innerer Erregungen, das malerische Ergebnis gebändigt durch Formkönnen, das seine Anregungen aus den Hervorbringungen der Kinder und der sogenannten „Primitiven“ bezieht und aus der Verbindung zu gleichartigen Tendenzen in der Kunst des Expressionismus und der „Neuen Wilden“ der 1980er Jahre. Ein Grundgefühl der „Unzugehörigkeit zu den gegenwärtigen Lebensformen der Menschen“ bekunde sich im Titel „Der Maler liebt die Einsamkeit“ ebenso wie in den Gestaltungen der ausgestellten Bilder.
Die Ausstellung wird, mit wechselnden Angeboten an Malerischem und Buchkünstlerischem an sieben Ausstellungsorten gezeigt werden: Schweinfurt, Speyer, Potsdam, Memmingen, Stuttgart, Burgk, Berlin. Ein Katalog zu diesen Ausstellungen, von Erik Stephan gestaltet, befasst sich ausschließlich mit Furtwänglers Malerei. Er enthält neben einer Vielzahl von farbigen Abbildungen Texte von Lothar Lang und Gerhard Fichtner.
Ihren Abschluss fand die Veranstaltungsreihe auf Schloss Burgk mit einer Matinee am Sonntag (18. August) im Grafik-Kabinett, bei der Furtwängler sein Buch „young, wild & nieuw“ vorstellte.
(Ulrich Goerdten)
 
Ausstellung: 17. August bis 3. November 2013

Museum Schloss Burgk
07907 Burgk/Saale

Dienstag, 20. August 2013

20 Jahre Bücherstadt Bredevoort, NL

Das Jubelbuch zum 20. Geburtstag der Bücherstadt Bredevoort
Im Jahre 1993 wurde in Bredevoort (zwischen Aalten und Winterswijk, NL) die Renovierung des historischen Zentrums abgeschlossen und nach dem Beispiel anderer Bücherstädte die Niederländische-Deutsche Bücherstadt gegründet, indem die ersten Buchgeschäfte ihre Türen öffneten. Heute finden sich mehr als 30 antiquarische Buchläden in Bredevoort.
"Bredevoort Boekenstad" ist eine gemeinschaftliche Initiative von niederländischen und deutschen Antiquariaten und Buchhändlern. Als grenzüberschreitendes Projekt ist es in Europa einzigartig. Dieses Wochenende feiert die Bücherstadt Bredevoort ihr 20jähriges Jubiläum.
  • Samstag, den 24. August 2013, 10-17 Uhr, Internationaler Büchermarkt (ca. 75 Marktstände)
  • ab 20 Uhr gibt's Gelegenheit zum Tanzen auf dem Boekenbal/Bücherball im Caf'e De Swaan mit der Irish Dance Band
  • am Sonntag, 25. August 2013, 15 Uhr: 'Symposium' unter dem Thema Zukunft oder Requiem für Bredevoort Bücherstadt? mit interessanten Textbeiträgen und Musikeinlagen.

Roswitha Quadflieg

Raamin-Presse (1973–2003) Ein Bücherleben

Vor zehn Jahren setzte Roswitha Quadflieg eine Zäsur in ihrem buchkünstlerischen Schaffen und schloss nach drei Jahrzehnten die Raamin-Presse in Schenefeld bei Hamburg. Die seit 1973 dort entstandenen 28 Drucke sind je einem Dichter und einem seiner meist weniger bekannten Werke gewidmet. Die Ausstellung im Museum für Druckkunst – in dem seit 1994 die Texte der letzten sieben Bände gesetzt und gedruckt wurden – fächert die Geschichte der Raamin-Presse nun rückwärts auf und gibt anhand einer Werkauswahl Einblicke in ein bewegtes und vielseitiges Bücherleben.
Roswitha Quadflieg in ihrer Werkstatt,
1970er Jahre, Foto: Jens Rheinländer
Den Auftakt der Schau bildet das letzte Werk der Raamin-Presse, Samuel Becketts Hamburg-Kapitel aus seinen »German Diaries« von 1936/37 und stellt weitere 18 Werke der Weltliteratur von Tankred Dorst, Franz Kafka, William Shakespeare bis zu Georg Trakl vor. Die jeweilige Entstehungsgeschichte der in mehreren Exemplaren präsentierten Bände wird durch zahlreiche Zustandsdrucke, Zeichnungen, Fotos und Entwürfe sowie Druck- und Prägeplatten direkt nachvollziehbar. Alle Werke bestechen durch das außergewöhnliche Zusammenspiel von Originalgrafik, handgesetzter Typografie und aufwändiger Ausstattung. Die in der Raamin-Presse entstandenen Bücher sind stets in limitierter Auflage erschienen, wurden durch ihre visuelle und haptische Einzigartigkeit international bekannt und sind heute seltene und gesuchte Sammelobjekte. Alle Einbände besorgte die Buchbinderei Christian Zwang in Hamburg.

Ausstellung: 20. September 2013 bis 5. Januar 2014
 
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Montag, 19. August 2013

Arte Postale

Die Stubengalerie KunstStücke unseres Mitglieds Konrad Kutt stellt am 23. August 2013 um 19:00 Uhr, verbunden mit einem kleinen Programm und mit ca. 50 Briefen an den Wänden, das vielfach angekündigte und nun erschienenen Buch mit Liebesbriefen von Paran G'Schrey an Katharina (Ehrlicher) vor. Eine Woche später wird die Ausstellung ARTE POSTALE in der Akademie der Künste eröffnet.
Der Berliner Maler Paran G’Schrey (1927–1967) gehörte in den frühen 1960er Jahren zu den Protagonisten des Berliner Informel, des abstakten Expressionismus. Neben seinem künstlerischen Werk hinterließ er eindrucksvolle illustrierte Künstlerbriefe. Es sind spontane Miniaturen, die man gern mit dem so abgenutzten Begriff »poetisch« charakterisieren möchte. Das Werk des in Indien geborenen Künstlers ist von auch heute noch eindringlich spürbarer Vitalität, aber nur wenigen Kennern vertraut. In den Briefen an seine Geliebte und spätere Ehefrau sind Spuren des Alltagslebens in West-Berlin, eigene Erfolge und Niederlagen bewahrt. Sie sind inspiriert vom Zauber des Verliebtseins, dem unendlichen Kraftquell für einen, der auf die Sicherheiten einer bürgerlichen Existenz verzichtete, doch sie spiegeln zugleich sein Hadern mit Kunst und Leben. Der Künstler versah die Briefe mit Gedichten und Illustrationen: Kleine Text-Bild-Kunstwerke, die dem heutigen Betrachter zugleich Zeugnis vergangener Schreib-Kulturen sind.

Ausstellung: 30. August bis 8. Dezember 2013
Stubengalerie KunstStücke Grunewald
Gaby und Konrad Kutt
Stubengalerie KunstStücke Grunewald
Institut für Nachhaltigkeit in Bildung,

Arbeit und Kultur (INBAK)Trabener Str. 14 b
14193 Berlin (nahe S-Bhf. Grunewald)
Tel.: 030-891 51 24 oder 0173 601 491 2

è
E-Mail

Akademie der Künste
Pariser Platz, Berlin

Donnerstag, 15. August 2013

Tierisch menschlich

Burgi Kühnemann Fabeln von La Fontaine
Seit vielen Jahren hat sich Burgi Kühnemann dem Unikatbuch verschrieben. Malend, schreibend und collagierend verleiht sie literarischen Vorlagen eine neue Deutungsebene. Ihre Bücher sind Übermalungen und Überschreibungen antiquarischer Bücher, deren vorhandenes Bildmaterial sie raffiniert in ihre Arbeiten integriert, dabei lässt sie sich in der Gestaltung ihrer Bücher von dem vorgefundenen Material inspirieren. Die Ausstellung widmet sich ihrer Auseinandersetzung mit den Fabeln La Fontaines. In ihren opulenten Malerbüchern verbindet sie die pointierten Texte aus dem 17. Jahrhundert mit treffsicheren bissigen Tierdarstellungen, die allzu Menschliches aufweisen. Die literarische Form der der Fabel ist seit dem Altertum beliebt. Fabeln sind belehrende Erzählungen, in denen oftmals Tiere mit menschlichen Eigenschaften die Protagonisten sind. Meist endet die Fabel mit einer Moral. Neben Aesop gehört der französische Schriftsteller Jean de la Fontaine (1621 - 1695) zu den bekanntesten Fabeldichtern. In Frankreich gilt er als einer der größten Klassiker, aber auch hierzulande erfreuen sich viele seiner Fabeln noch großer Beliebtheit.
Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Burgi Kühnemann mit La Fontaines Fabeln, die sie, wie sie sagt, wegen ihrer lebendigen und grotesken Bildhaftigkeit fesseln.
Mehr als fünfzig Bücher zu La Fontaine sind bisher entstanden, darunter befinden sich so bekannte Fabeln wie der „Der Esel und das Hündchen“ oder „Der Fuchs und die Trauben“. Burgi Kühnemanns kraftvolle Handschrift voller Verve verbindet sich mit Bildern des prallen Lebens, die nicht immer ganz frei von herrlicher Boshaftigkeit sind, in ihren ausdruckstarken Künstlerbüchern. Burgi Kühnemann, geboren 1935, studierte an der Werkkunstschule Düsseldorf Aktzeichnen und Metallbildnerei. Seit 1983 entstand ein Oeuvre von mehr als 200 Unikatbüchern, die Kühnemanns Rang in der Buchkunst seit den achtziger Jahren ausmachen. Weitere Schwerpunkte in ihrem Schaffen bilden Märchen sowie das Werk Heinrich Heines. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt.

Ausstellung: 13. Oktober bis 24. November 2013
Eröffnung: 13. Oktober 2013, 11:30 Uhr
Zur Eröffnung liest Burgi Kühnemann ausgewählte Fabeln


è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Ernst Kreidolf (1863 - 1956)

Wenn Heuschrecken kegeln und Schnecken stricken

Das Kunstmuseum Bern ehrt den bekannten Buchkünstlers Ernst Kreidolf zu seinem 150. Geburtstag mit einer Ausstellung, die sich auf die Darstellung des Tiers in seinem Werk konzentriert. In der subtilen Vermenschlichung der Tierwelt ist dieser Erneuerer der Bilderbuchkunst einzigartig geblieben.

Ernst Kreidolf, Selbstbildnis, © Th. Spalinger
Ernst Kreidolf wäre gerne ein «richtiger» Künstler gewesen, einer wie Arnold Böcklin oder Albert Welti, die heute den Schweizer Symbolismus vertreten. Dass er «nur» als Autor von Bilderbüchern und nicht als zünftiger Maler reüssierte, wurmte ihn sein Leben lang. ...
Nähme man alle Gemälde Kreidolfs zusammen, ergäbe sich ein Corpus mit vielen hübschen Details und einigen geheimnisvollen Kompositionen, aber kaum ein Ensemble, auf das man sich in einem Museum stürzen würde. Ernst Kreidolf hat das Malerhandwerk zwar à fond gelernt, blieb in seinen (Öl-)Malereien aber meist hölzern akademisch. Ausserdem hatte er offensichtlich Schwierigkeiten bei der Darstellung der Raumtiefe, was sich namentlich in seinen Landschaften zeigt. ...
Kreidolf (machte) in Konstanz eine Lithografenlehre, was ihm als Buchgestalter sehr zustattenkommen sollte, ihm aber auch immer wieder zu Broterwerb verhalf. So konnte sich der Zwanzigjährige in München, wo seine Künstlerlaufbahn ihren Anfang nahm, mit dem Zeichnen von Warenprospekten und Steckbriefen für die Polizei über Wasser halten. ...
... weiterlesen

(Caroline Kesser, NZZ 9.8.2013)
 
Faltertanz und Hundefest - Ernst Kreidolf und die TiereAusstellung bis 29. September 2013
 
Kunstmuseum Bern
Anschliessend in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz

Frank Wildenhahn

Ab September wird für ein viertel Jahr in der „Hellen Panke" eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen von Frank Wildenhahn gezeigt. Hendrik Liersch, der den Berliner Pirckheimern durch die Vorstellung seiner Corvinus Presse  bekannt ist, verlegte zahlreiche Bücher mit Radierungen und Zeichnungen von Frank Wildenhahn. 
Frank Wildenhahn, Die Möwe / Skagen, Kaltnadelradierung, 2005
Malen ist Arbeit – Denken, Formulieren mit dem Pinsel, dem Stift, der Nadel – , Aneignung von Natur, bereits Bestehendem, ist Umformen und Umwandeln, Festhalten und Neugestalten für die eigenen Bedürfnisse. Frank Wildenhahn sieht sich als Maler in direkter Tradition der deutschen figuralen Darstellung." (Aus dem Nachwort zum Katalog)

Vernissage: 3. September 2013, 19:00 Uhr
Einführung: Peter Heyl
Gesang: Nino Sandow, am Eisler-Flügel begleitet von Jens-Carsten Stoll
Büchertisch mit von Frank Wildenhahn illustrierten und in der Corvinus Presse verlegten Büchern
Ausstellung: 3. September bis 30. November 2013


Galerie „Helle Panke"
Kopenhagener Str 9
10437 Berlin

Mittwoch, 14. August 2013

Ein Findelkind von nobler Herkunft

Wenn ein Buch im Schmuddel der Grabbelkisten eines Flohmarktes schon durch seine äußere Erscheinung auffällt und die Aufmerksamkeit des Vorbeischlendernden auf sich zieht, dann wird der Einheitspreis von zwei Euro, den der Händler sowohl für ein schiefgelesenes lappiges Taschenbuch wie auch für diesen schmucken Halbfranzband verlangt, gern entrichtet und das Buch wird ungeöffnet, blindlings wie ein Holzstück oder Papierpaket eingesackt und davongetragen, wobei im Herzen des Käufers die stille Hoffnung keimt, es könnte etwas Überraschendes, etwas Hervorragendes, etwas ganz Besonderes und Einmaliges sein, was er da als noch unbekannten Buchbesitz nachhause trägt.
Es war, von außen besehen, ein wirklich schönes Bändchen, das ich da mitgenommen hatte: das matt glänzende hellbraune Leder war nur an wenigen Stellen stumpf aufgeraut; dort wo es an das (ebenfalls hellbraun) gekörnte Bezugspapier stieß, war es mit feinen Filetenstrichen gekerbt; die ausgefitzten Bünde fühlte ich als schwache Erhöhung durch das Leder; der Schnitt, vorn wohlgerundet, allseits rot eingefärbt, der Rücken durch drei breitere Streifen eines goldgeprägten geometrischen Kreuzblütenmusters gegliedert, oberhalb mit einem rotbraunen Titelschildchen und weiter unten mit einem blauen Zierschild versehen; das zweifarbige Kapital oben und unten fast unter der Rundung des „Häubchens“ verborgen – – – fast wäre mir in meiner Besitzerbegeisterung entgangen, dass unten zwischen den Seiten ein seidenes Lesebändchen herauszipfelte. Nun aber erst die Qualitäten des Vorsatzpapiers! Über einem zarten Grau mit millimeterfeiner waagerechter Riffelung war nach Art von Renaissancetapeten ein sich in der Senkrechte wiederholendes florales Muster mit Groteskfiguren in Steindruckgrün gebreitet. Darauf im Vorderdeckel ein Exlibris (Schwarz auf Chamois) von „Dr. F. Arnold Mayer, Wien“ (Älterer Mann mit weitem Mantel und Barett, in einem Lehnstuhl sitzend und in einem Folianten lesend am offenen Butzenscheibenfenster mit Blick auf eine weite, flache Landschaft). Rechts oben in einem kleinen Wappenfeld die verschränkten Künstlerinitialen JF oder FJ, zusätzlich war auf dem unteren Rand auch der Drucker „Consee, München“ angegeben. Was hatte ich da für einen Schatz in der Hand?! ... weiterlesen!

(Ulrich Goerdten)

Das Lied von der Glocke

Friedrich Schillers bekanntestes Gedicht
Foto: Elke Lang
Unter diesem Titel hat Alfred-Mario Molter, Landesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz eine Präsentation zusammengestellt. Auf 14 großformatigen Tafeln werden die Entstehung, der Text in einer Ausgabe von 1804, die Rezeption in Schule, bildender Kunst und Musik sowie die Wirkung dieses großen Lehrgedichtes von der Zeit der Weimarer Klassik bis in die Gegenwart vor Augen geführt. Molter, der auch Sprecher der Aktion „Glocken für Rüdersdorf“ ist, möchte damit zu Spenden für die Erneuerung des Glockengeläutes der katholischen Pfarrkirche „Heilige Familie“ in Rüdersdorf anregen. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. September im Rathaus zu Rüdersdorf bei Berlin, Hans-Striegelski-Straße 5, zu sehen. Sie ist so konzipiert, dass sie danach auch andernorts gezeigt werden kann.
 
Kontakt

Donnerstag, 8. August 2013

Der Sammler auf Reisen: Antiquariate in New York

Ein kürzlicher Abstecher nach New York City während meines Urlaubs ist hinsichtlich der Bücherleidenschaft berichtenswert. Ein wenig hatte ich mich darauf vorbereitet und der erste Besuch galt dem angeblich größten Antiquariat der Welt: Strand. Die Eigenwerbung lautet 18 Miles of Books und das kann in dem Riesengebäude schon stimmen. Enttäuschend ist jedoch die eher lieblose Aufschichtung der Buchmassen und Werke in deutscher Sprache kommen so gut wie nicht vor. Ich bin ohne ein Buch gegangen, das kommt bei mir in einem Antiquariat sonst faktisch nicht vor. Einzige "Trophäe": Ein aktuelles Membership Directory der ABAA, so daß ich vor dem nächsten USA-Besuch mal reinschauen kann. Danach habe ich Ursus Rare Books besucht, doch mehr als Schauen und Staunen war dort nicht drin, denn die Preise beginnen im hohen dreistelligen Bereich und gehen auch mal über die 200000 Dollar hinaus. Den aktuellen Katalog durfte ich aber mitnehmen. Ein weiteres Antiquariat (Baumann), von dem ich wußte, daß es noch teurer ist als Ursus, habe ich vorsorglich gleich weggelassen. Dafür bin ich im Argosy (nicht im ABAA) gewesen und das war richtig nett und interessant. In einem Regal "Books about books" habe ich mir aus reichlich vorhandener Lektüre Modern Book Collecting (Robert A. Wilson, 1980) ausgesucht - ein wirklich lesenswertes Buch, in dem der amerikanische Autor (in seinem Besitz ist die umfangreichste Sammlung Gertrud Stein) viele Aspekte des Büchersammelns anschaulich darlegt; weiterhin Understanding Book-Collecting von dem Engländer Grant Uden, ähnlich geschrieben, aber mehr europäische Ausrichtung. Es gab/gibt zahlreiche solche Bücher auf dem amerikanischen Buchmarkt, das war mir so nicht bekannt. Beim Bezahlen habe ich in einer "Kiste" dann doch noch ein IB 461/1A von Hofmannsthal: Gedichte in der ersten Auflage gefunden - kein besonderes Exemplar der Insel-Bücherei, aber es gewinnt für mich durch den Ort des Erwerbs Bedeutung.
(Dr. Michael Steiner)

Das Nachtbuch

Das Nachtbuchprojekt + Farbholzschnitte
 
Jeder hat seine eigene Vorstellung von der Nacht. Jeder hat seine Geschichten zu Erzählen oder zu Vergessen. Nächte sind dunkel oder weiß, langweilig oder aufregend, kalt oder heiß. Man schläft n der Nacht, man leidet, man geniest, man liebt, man denkt, man schnarcht, man träumt, man schafft oder schafft sich. Die einen denken zurück an die beste, die schlechteste Nacht, die andern denken an die Summe aller Nächte und wieder andere sind im Kopf schon bei der magischen Nacht die da noch kommt oder kommen könnte.
Das “Nachtbuch” ist ein Gemeinschaftsprojekt von 110 Künstlern aus 8 Ländern, vorwiegend aus Italien und Deutschland darüber hinaus aber auch aus Frankreich, Spanien, Südamerika, Japan, USA und Bangladesh in Zusammenarbeit mit dem Centro Internazionale della Grafica in Venedig. Kurator des Projekts ist der Berliner Künstler Andreas Kramer. Das Nachtbuch ist ein Künstlerbuch in Form eines Leporellos. Jeder Künstler ist mit drei Seiten in einer graphischen Technik zum Thema „Die Nacht“ am Projekt beteiligt. Das Spektrum der Techniken reicht von der Radierung über die Lithographie, den Holzschnitt, der Typographie, dem Druck mit einer Blindenschriftmaschine bis hin zur Cyanographie. Eine Einzelseite hat das Format 20 x 20 cm. Das gesamte Buch kommt im aufgeklappten Zustand auf die die beeindruckende Länge von 67 Meter. Das Buch wurde gedruckt auf Fabriano Rosaspina 220 gr. Die Auflage des Buches beträgt 3 Exemplare von denen zwei gebunden wurden. Das dritte Exemplar steht zur Rahmung für Ausstellungen zur Verfügung. Das erste Mal wurde das Buch im Oktober 2010 in der Galleria Venezia Viva in Venedig vorgestellt. Dem folgten 2010 und 2011 weitere Ausstellungen in der Druckwerkstatt des Künstlerhaus Bethanien in Berlin, in der Biblioteca von Reggio Emilia, auf der Leipziger Buchmesse 2011, im Castello San Vito in San Vito al Tagliamento und 2012 in der Galerie Fünf Sinne in Halle und in der Fundacion CIEC in Betanzos, Spanien sowie 2013 in Buffalo und Washington in den USA. Nach Beendigung der Ausstellungsserie wird das Nachtbuch in die Sammlung des Museo dell´Arte Moderna „Ca Pesaro“ in Venedig aufgenommen.
 
Eröffnung: Freitag, 16. August 2013, 18-21 Uhr
Ausstellung: 16. August bis 24. September 2013

Druckgraphik-Atelier
Edition keller-druck
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3
10407 Berlin

Mittwoch, 7. August 2013

Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes

Am 10. Mai 1933 gedenken Literaturliebhaber einer so genannten „Aktion wider den undeutschen Geist“, bei der in insgesamt 70 Städten in Deutschland öffentlich die Werke verfolgter Schriftsteller verbrannt wurden.
Unser Mitglied Manfred Kujau zeigte in Brandenburg zur Erinnerung an dieses unwürdige Ereignis vom 10. Mai bis zum 8. Juni 2013 in einer Ausstellung zeitgenössische Ausgaben der von den Nationalsozialisten verbotenen Werke aus seiner Sammlung, darunter z.B. eine Ausgabe von Erich Kästner mit Illustrationen von Erich Ohser, aber auch Bücher ausländischen Autoren wie Andersen Nexö, Jack London oder Maxim Gorki. Zeitgleich konnten diese Titel, die auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten standen, in neueren Ausgaben in der Fouqué-Bibliothek entliehen werden.

Da die Bücherverbrennung in Brandenburg erst am 27. Juni 1933 aus Anlass eines Besuchs der Nazi-Führungsriege "nachgeholt" wurde, wurde die Ausstellung am 18. Juni nochmals aufgebaut und wird noch bis zum 10. August 2013 gezeigt.

Ausstellung: noch bis 10.August 2013

Altstädtischer Markt 8
14770 Brandenburg an der Havel

Dienstag, 6. August 2013

Juro Kubicek (1906 - 1970)

Kubicek gehörte zu den Berliner Fantasten nach 1945, die versuchten mit einer Form des Surrealismus die Kriegsgeschehnisse zu verarbeiten. Seine zeitkritischen Collagen für die Zeitschrift Ulenspiegel sowie die freigeistigen Bilder in der Galerie Gerd Rosen machten die Alliierten auf ihn aufmerksam, was im Berlin der Nachkriegsjahre zu erhitzten Gemütern führte. Sogar der russische Kulturoffizier Alexander Dymschitz fühlte sich 1948 in seinem berüchtigten Artikel zum Formalismus in der Kunst bemüßigt, Kubiceks Werke in negativer Absicht mit denen von Pablo Picasso und Karl Hofer zu vergleichen. Zu dieser Zeit gastierte Kubicek jedoch bereits als erster Deutscher Künstler an der University of Louisville in Kentucky in den Vereinigten Staaten. Bei seiner Rückkehr brachten ihm seine Erfahrungen und Kenntnisse erneut viel Aufmerksamkeit, so dass er 1949 das work and art studio im Amerikahaus am Nollendorfplatz eröffnete, um junge Künstler ganzheitlich im Sinne des Weimarer Bauhaus zu unterrichten. Durch seine Kontakte organisierte und ermöglichte er zahlreiche Ausstellungen in Berlin. 1954 erhielt er schließlich eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste, die er bis zu seinem frühen Tod 1970 innehielt.
Hatte Gerd Rosen Kubicek bereits 1947 eine Monographie gewidmet, so folgten aufgrund seiner in Amerika entwickelten Arbeiten zahlreiche Ausstellungen: eine Wanderausstellung zeigte zum Beispiel seine Fotomontagen 1950 in deutschen Amerika-Häusern und 1953 stellte er seine neuen tachistischen Arbeiten in der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main aus, wo kein Jahr zuvor die Quadriga das deutsche Informell ins Leben rief. 1956 wurde er als Vertreter der zeitgenössischen deutschen Collage neben Hannah Höch, Theodor Werner und Helmut Thoma in der Rose Fried Gallery in New York präsentiert. Niemand anderes als Herta Weseher, die später das geltende Standardwerk zur Collage verfasste, bat Kubicek deshalb um Mithilfe bei der Organisation der deutschen Beteiligung, u.a. der Werke von Hannah Höch. Noch 1966 präsentierte die Galerie Springer in Berlin seine erotischen Collagen.
Kubiceks realistischere Werke entwickelten sich zu immer abstrakteren und freieren Arbeiten. So wandelten sich die Landschaften zunehmend zu einem zweidimensionalen Liniengewirr um dann zu offenen tachistischen Farbfiächen zu werden - und auch die frühen, politischen und damit eher erzählerischen Collagen weichen abstrakt-erotischen Kurven und Formen. Nach und nach kreiert er daraus seine ureigenen Formen, verbindet verschiedene Techniken und entdeckt wieder Raum und Tiefe in der Abstraktion. Ebenso kann er in den späten 60er Jahren seine weiche endlose Linie mühelos mit großflächigen Farbformationen kombinieren. Seine oft rätselhafte Technik, die ein meisterliches Verständnis von Materialien und Oberflächen beweist, ist verbunden mit einer exakten und klaren Ausführung, selbst dort, wo ein Bild getropft, zerrissen oder geworfen scheint. 50 schrieb Kubicek 1945: "ich erstrebe ruhe und ordnung der farbe, der fläche, arbeit des intellekts im malerischen."
Unter seinen Zeitgenossen war Kubicek bekannt und geschätzt. Zu seinem Freundeskreis zählten insbesondere Hannah Höch, Jeanne Mammen, Hans Thiemann und Hans Jaenisch - aber Kubicek war stets über alle Kunstentwicklungen bestens informiert. Neben zahlreichen privaten Sammlungen besitzt u.a. die Berlinische Galerie hochwertige Collagen sowie ein frühes Ölgemälde von Juro Kubicek.
(Dr. Niklas Becker)
 
Ausstellung: 9. Auguist bis 25. Oktober 2013
Vernissage am Freitag, den 9. August um 19:00 Uhr
 
Rotes Antiquatriat und Galerie Cristian Bartsch
Knesebeckstr, 13/14
10632 Berlin

Herzlichen Glückwunsch! Ein Meer von Blumen

Das Klingspor-Museum feiert seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß zeigen wir einen bunten Strauß von Büchern mit Pflanzendarstellungen. Die Motive umfassen ein Spektrum von floraler Ornamentik bei William Morris über die als Bestimmungsbücher gedachten Blumenbücher von Rudolf Koch und Josef Weisz, den zarten Blumenmotiven bei Henri Matisse bis hin zur höchst symbolischen Blütendarstellung im zeitgenössischen Künstlerbuch. 
Floraler Schmuck war äußerst beliebt um die vorige Jahrhundertwende. Als schönstes Beispiel wird die berühmte monumentale Chaucer-Ausgabe der Kelmscott Press präsentiert. Es wurden jedoch nicht nur Ausgaben von Schöner Literatur mit Blumenornamenten geschmückt, sondern auch wissenschaftliche Werke und Ausstellungskataloge. Ein beliebtes Sujet von Kinderbüchern waren personifizierte Blumendarstellungen als handelnde Figuren. In der Ausstellung sind Beispiele des englischen Künstlers Walter Crane und des Schweizer Grafikers Ernst Kreidolf zu sehen.
Pflanzenbücher haben eine lange Tradition. Die ersten Bücher über Pflanzen waren medizinische Bücher, die sich mit der Heilkraft von Pflanzen beschäftigten. Schon in der Antike beschrieb der griechische Arzt Pedacius Dioscorides die ihm bekannten Heilpflanzen. Der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli (1501 – 1577) übersetzte und kommentierte Dioscorides Werk. Eine reich illustrierte Ausgabe von 1565 ist als ältestes Buch der Ausstellung zu sehen. Rudolf Kochs berühmtes Blumenbuch sollte kein botanisches Werk, sondern ein wirklich volkstümliches Buch sein. Es entstand aus Zeichnungen, die Koch fertigte, um für seine Kinder Pflanzen bestimmen zu können. Peter Heckwolf schuf mit seinem „Herbariusum“ ein opulentes Werk im Naturselbstdruck.
Die Symbolik der Blumen findet ihren Niederschlag im Künstlerbuch, wie zum Beispiel in Barbara Fahrners beinah schwerelos wirkendem Unikatbuch „Diese Welt aus Tau“. Den Haikus von Issa stellt sie botanische Zeichnungen von Blüten und Fruchtständen gegenüber und zeigt so die Parallelität von Werden und Vergehen in der Natur mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens auf. In kräftigen Farben präsentiert sich Oskar Kokoschkas Frühwerk „Die träumenden Knaben“ Die frühexpressionistische Dichtung beinhaltet Träume von Gewaltphantasien und von der pubertären Liebe zu dem Mädchen Li. Sie sind in den Hintergrund einer von Blumen und Pflanzen bewachsenen, sexuell aufgeladenen Natur eingebettet. Die großflächigen Lithographien lassen zahlreiche florale Motive zum Ornament verschmelzen. In V. O. Stomps Eremiten-Presse erschien 1964 Horst Antes „Stierstädter Gartenbuch“. Die Pflanzen- und Gartengedichte von Dieter Hoffmann, sind auf einen Fond von zarten Pflanzenabdrucken gedruckt und mit Antes‘ Schablonendrucken illustriert. Pablo Picasso schuf mit seinen Lithographien zu Tristan Tzaras Gedicht „De mémoire d’homme“ spielerisch leichte Bilder von Tieren und Pflanzen. Einen weiteren Höhepunkt bilden die von Henri Matisse handschriftlich geschriebenen und mit Lithographien versehenen Gedichte von Charles d’Orléans, die 1950 bei Tériade in Paris erschienen. Die zarten Illustrationen werden stets von freien Interpretationen der königlichen Lilie, dem Wappenzeichen der Bourbonen, begleitet. aaa „Not a rose“ heißt das provokante Werk der deutschen Konzeptkünstlerin Heide Hatry, die in New lebt. Es spielt gekonnt mit der Wahrnehmung zwischen Ästhetik und Ekel. Die abgebildeten „Blumen“ sehen auf den ersten Blick filigran und exotisch aus. Erst auf den zweiten Blick hin wird offenbar, dass die ästhetischen Gebilde aus Tierorganen gefertigt sind.
Zum ersten Mal gezeigt werden farbige Zeichnungen von Else Klingspor aus Privatbesitz.
 
Ausstellung: 27. September bis 24. November 2013
Eröffnung: Sonntag, 27. September 2013, 19 Uhr

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Montag, 5. August 2013

Von der Zeichnung zur Übermalung – Eines zum Anderen

Einblicke in das Lebenswerk des Leipziger Grafikers Peter Schnürpel
Am Anfang ist die Zeichnung. Sie gebiert die Radierung, die Lithographie oder den Siebdruck. Die Drucke ruhen mitunter lange, bevor der Zeichner und Graphiker zum Pinsel greift und sie übermalt. Peter Schnürpel ist ein leidenschaftlicher Zeichner, und er ist Leipziger mit Leidenschaft. Dort wurde er 1941 geboren, studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und lehrte an der Leipziger Universität. Nach seiner Berufung zum Professor war er 1993 in Schneeberg Gründungsdekan des Fachbereiches Angewandte Kunst der Westsächsischen Hochschule Zwickau. In diesem Frühjahr war in der Galerie im Schloss Hinterglauchau unter dem Titel Eines zum Anderen eine Ausstellung mit Arbeiten von Peter Schnürpel zu sehen. Im Berliner Verlag jovis art sind unter gleichem Namen neben einem Buch aus der Reihe Kunstquadrate drei Sammlereditionen erschienen mit Zeichnung, Druckgrafik und Übermalung. Dies ist auf den ersten Blick nichts Besonderes. Es gibt Kunstbücher und Editionen wie Sand am Meer. Je nach Geldbeutel und Geschmack kann der Sammler seine Scheine an der Börse der Kunst anlegen. Aber dort ist Schnürpel nicht gelistet. Er hat keinen Galeristen. Er arbeitet nicht für den Markt. Insofern sind die Editionen von jovis eher Angebote an den Graphikfreak. Der menschliche Körper in seinen Haltungen, Gesten und Bewegungen kann ein Künstlerleben ausfüllen, meint Peter Schnürpel. So gesehen zeigt die Ausstellung im Schloss Hinterglauchau wichtige Teile aus einem Lebenswerk. Läufer – Träger – Tänzer ist der Text von Dieter Gleisberg im Buch zur Ausstellung überschrieben. Drei Worte für fünf Jahrzehnte des Zeichnens, Druckens und Übermalens. Die „Läufer“ laufen von der Aschenbahn auf das Papier. Sie sind gequält im Taumel des Sieges. Die „Träger“ tragen des Anderen Last. Sie tragen den leidenden Freund. Und die „Tänzer“? Es sind schwarze Tänzer. Totentänzer? Das klingt nach apokalyptischer Vision, nach Weltuntergang. Weit gefehlt. Das Thema des Zeichners, Graphikers und Malers Peter Schnürpel ist das Leben, der lebendige Mensch, der Lebensfrohe, der Lebensbejahende. Ob als siegessüchtiger, höchstleistungsfähiger Athlet in jungen Jahren, ob als barmherziger Träger im reifen Alter oder am Ende des Lebens mit dem Tod im Arm im Tanze. Tanz ist Freude. Auch der Totentanz. Schnürpel nimmt mit seiner Kunst den Schrecken vor dem Unausweichlichen. Und er tut dies in Variationen. Indem er „Eines zum Anderen“ fügt und dabei immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten sucht. „Im Grunde sehe ich Zeichnungen, Drucke und Übermalungen nicht in Konkurrenz zueinander. Sie bekommen im glücklichen Falle je etwas sehr Eigenständiges.“ Das wurde im Schloss Hinterglauchau sehr deutlich und ist in dem im jovis Verlag Berlin erschienenen Buch vorzüglich dokumentiert. Das Buch ist eine der wenigen Publikationen zum Werk des in Altenburg lebenden Leipziger Künstlers. Es enthält neben dem erwähnten Text von Dieter Gleisberg ein Essay des Kunsthistorikers Norbert Wolf, überschrieben mit Exkursionen in die Tiefe. Zu den Übermalungen der Drucke schreibt Wolf: „Es ist verblüffend, wie sie dadurch oft noch an kompositorischer Dichte gewinnen!“ Und Dieter Gleisberg findet in seinen Ausführungen ein schönes Bild für das, was mit einem Druck passiert, wenn Peter Schnürpel zum Maler wird: „Nie folgt der Pinsel ängstlich dem Motiv, sondert umspielt und überformt es wie Gesang das Wort.“
(Klaus Peschel)

Peter Schnürpel: Eines zum Anderen. Mit Texten von Dieter Gleisberg, Thomas Matuszak und Norbert Wolf. Berlin: Jovis, 2012. 64 S., zahlr. Abb. 24 x 24 cm. Hln. (= Kunstquadrate.) 28 Euro. ISBN: 978-3-86859-172-9.

Samstag, 3. August 2013

Anne Hofmann

Anne Hofmann: Osman, der Angler
Aladin Verlag, Hamburg 2013
Gewinnerin des 6. Troisdorfer Bilderbuchstipendiums, einer im deutschsprachigen Raum einzigartigen Initiative der VR-Bank Rhein-Sieg, des Aladin Verlages, des Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop und des Museums Burg Wissem ist die Berliner Illustratorin Anne Hofmann. Eine unabhängige Jury wählte ihr Bilderbuchprojekt mit dem Titel »Osman, der Angler« aus über 80 Einsendungen aus.
Die Ausstellung zeigt die Illustrationen, die Anne Hofmann während ihrer Aufenthalte in der Stipendiatenwohnung des Museums und im Künstlerhaus Lukas gestaltete und verdeutlicht anhand von Skizzen und dem Storyboard den Entstehungsprozess des Buches.
Eine Auswahl weiterer Bilder ermöglicht einen Überblick über Anne Hofmanns sonstiges Schaffen. Kinderarbeiten von Troisdorfer Schülerinnen und Schülern schließlich veranschaulichen ihre Arbeit mit Schulklassen im Troisdorfer Bilderbuchmuseum.
 
Ausstellung: 31. August bis 16. Oktober 2013
 
è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Freitag, 2. August 2013

Löweneckerchen, Gulliver und Ali Baba

Künstlerbücher und Buchobjekte moderner Künstler aus der Sammlung Reinhard Grüner

Seit mehr als vier Jahrzehnten sammelt unser Mitglied Reinhard Grüner Künstlerbücher und hat eine der größten Sammlungen ihrer Art in Deutschland zusammengetragen. Künstlerbücher sind Kunstwerke in Buchform, die in kleinen Auflagen oder als Unikate erscheinen und die künstlerischen Spielräume zeigen, die das Buch als körperlicher Träger von Texten bietet.
Für die Internationale Jugendbibliothek hat der Sammler eine Auswahl von ca. 80 Künstlerbüchern und Buchobjekten getroffen, die sich auch auf die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen beziehen. Seien es Märchen oder Jugendbuchklassiker, die Beschäftigung mit der Welt der Tiere und Schöpfungsmythen, Abenteuer, Reisen oder Spiele: die thematische Bandbreite ist ebenso groß wie die formale. Zu sehen sind künstlerische und verspielte Bilderbücher mit Zeichnungen, Radierungen und Lithografien, Pop-up-Bücher, Leporelli und Buchobjekte internationaler Künstler, u. a. aus Deutschland, Frankreich, Russland, Tschechien und der Ukraine.
 
Ausstellung: 9. August bis zum 10. November 2013
- verlängert bis 14. Januar 2014 -

Schatzkammer Internationale Jugendbibliothek
Schloss Blutenburg
81247 München