Freitag, 26. Juli 2013

Mut zur Lücke

Mit diesem eher etwas lockeren Ausdruck ist häufig etwas ganz anderes gemeint, hier aber durchaus ernsthaft zu verstehen.
Der amerikanische Autor Jonathan Safran Foer, bekannt auch als begeisterter Vegetarier oder Hollywood-Drehbuchautor, hat mit seinem Buch Tree of Codes das Gebiet der Buchgestaltung für sich entdeckt. Das Buch ist eine Art interaktive Papier-Skulptur: Foer und seine Mitarbeiter nahmen die Seiten eines anderen Buchs und formten daraus durch Ausstanzungen von Textpassagen eine brandneue Geschichte. Für lange Zeit wurde dieses Projekt von jedem angefragten Drucker mit der Bemerkung abgelehnt, dass es nicht herstellbar sei; die belgische Druckerei Keure bewies das Gegenteil. Das Künstlerbuch wird gezeigt von Helga Horschig; sie schildert seine Vorgeschichte und berichtet vom Multitalent Jonathan Safran Foer, der auch der Herausgeber von The New American Haggadah ist.

Freitag, 2. August 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Sonntag, 21. Juli 2013

Prof. Dr. Lothar Lang (20.03.1928 - 20.07.2013)

Unser langjähriges und verdienstvolles Mitglied Prof. Dr. Lothar Lang ist gestern friedlich in der Nacht eingeschlafen. Ein Nachruf folgt in Kürze.

Lothar Lang wird uns in Erinnerung bleiben als ein kritische Wissenschaftler, der frühzeitig bemüht war, den Ost-West-Antagonismus in den Kunstwissenschaften zu überwinden und der sich um die Pirckheimer-Gesellschaft in ganz besonderem Maße verdient gemacht hat, indem er viele Jahre im Vorstand mitarbeitete und die MARGINALIEN herausgeberisch betreute. Er leistete u.a. auch mit dem Pirckheimer-Kabinett auf Schloß Burgk einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung buchkünstlerischer Bestrebungen.
Als seine letzte Arbeit hatte Lothar Lang noch einen Katalogtext zur bevorstehenden Ausstellung "der Maler liebt die Einsamkeit" von Felix Furtwängler geschrieben. Elke Lang und der Künstler möchten die Ausstellungseröffnung auf Schloss Burgk nutzen, um allen denen, die Lothar Lang geschätzt haben, Gelegenheit zu geben, Abschied zu nehmen.

Freitag, 16. August, 18 Uhr: Konzert
Samstag, 17. August, 16 Uhr: Ausstellungseröffnung
18 Uhr: Rustikales Dinner in der Schlossküche Sonntag,
18. August, 11 Uhr: Buchpräsentation der Privat Presse Berlin "young, wild & nieuw"
(Anmeldung bei Felix M. Furtwängler erforderlich: 0174/8072070)

Samstag, 20. Juli 2013

Fritz-Reuter-Museum Stavenhagen

Mitglieder und Gäste des Berliner Bibliophilen Abend besuchten heute die Reuterstadt Stavenhagen. Mit nur 70 Minuten Verspätung brachte uns die Deutsche Bahn zum Ziel unserer Exkursion, dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum. Das machte eine kurzfristige Umstellung des Programms erforderlich, aber die Teilnehmer konnten sich durch Frau Frau Marit Haferkorn noch ausführlich über Leben und Wirken dieses Schriftstellers, zur Rezeptionsgeschichte seines Werkes und zur Reuter-Forschung in beiden Deutschen Staaten und nach 1990, sowie über die Arbeit des Museums und des Freundeskreises informieren. Anschließend hatten die Teilnehmer Gelegenheit, individuell die Ausstellung in den Räumen des Museums zu betrachten, bevor sich alle um 15:00 Uhr zu einem gemeinsamen Mittagessen zusammenfanden. Nach Spaziergängen durch das hübsche mecklenburgische Städtchen und zum zentral gelegenen Schloss ging es nachmittags wieder zurück nach Berlin.

Freitag, 19. Juli 2013

Fern und nah im Gegenüber

Max Huber
Mit Takashi Kono (1906 – 1999) und Max Huber (1919 - 1992) würdigt das Klingspor-Museum zwei herausragende Grafikdesigner, die ihre Zeit auf höchst unterschiedliche Weise geprägt haben und internationale Beachtung fanden. Die Protagonisten aus Japan und der Schweiz stammen aus Ländern, die maßgebliche Impulse für künstlerisches Plakat und Grafikdesign gaben. Gezeigt werden außerdem Arbeiten der japanisch-schweizerischen Künstlerin Aoi Kono.
Takashi Konos Schaffen übte großen Einfluss auf das japanische Grafikdesign aus. Nach einem Studium an der Schule für Bildende Künste in Tokyo gründete er 1936 sein eigenes Studio. 1937 und 1939 gestaltete er für die Weltausstellungen in Paris und San Francisco Foto-Installationen. Zeigen seine frühen Arbeiten, vor allem für die Zeitschriften „Roningyo“ und „Nippon“, Einflüsse des Art deco, denen er jedoch eine typisch japanische Anmutung gibt, so wirkt seine spätere reduzierte Formensprache piktogrammartig und greift die große japanische Tradition des kunstvollen Zeichens auf. Kono machte sich vor allem in den vierziger bis siebziger Jahren um das Plakat in Japan verdient. Er war mit Mitbegründer der Alliance Graphique Internationale (AGI) in Japan und errang internationale Anerkennung. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Max Huber ist ein herausragender Vertreter des schweizerischen Grafikdesigns. Seine Plakate greifen Gestaltungsprinzipien der Elementaren Typographie auf und entwickeln sie zu einer zeitgemäßen Formensprache der Nachkriegszeit. Klare Typografie verbunden mit Fotografie und raffinierten Farbakzenten kennzeichnet sein Plakatschaffen. Er studierte an der Züricher Kunstgewerbeschule, unter anderem bei Alfred Willimann. Viele Jahre arbeitete und lehrte er in Mailand. Seine Arbeiten für das Studio Boggeri sind wegweisend für das moderne italienische Grafikdesign. 1970 zog er ins Tessin, von 1978 bis 1984 lehrte er am Centro Scolastico Industrie Artistiche in Lugano. Seit 1958 war Huber Mitglied der AGI. Aoi Kono (geb. 1936), Tochter von Takashi Kono, wurde früh von ihrem Vater künstlerisch beeinflusst. Nach einem Studium an der Universität für Kunst und Musik in Tokyo ging sie auf Anraten ihres Vaters nach Europa. In Mailand arbeitete sie mit Max Huber zusammen, den sie 1962 heiratete. Aoi Kono schuf Illustrationen für verschiedene Verlage. 1976 hatte sie ihre erste Personalausstellung in Zürich. Kono leitete die Gründung des m.a.x.museo in Chiasso in der Schweiz ein, das den Nachlass ihres Mannes beherbergt.

Ausstellung: 20. Juli bis 8. September 2013
 

Donnerstag, 18. Juli 2013

Treffpunkt Erasmus

Der Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft hatte auf Anregung unseres Mitglieds Matthias Haberzettl bekanntlich einstimmig beschlossen, dass unsere Gesellschaft das Projekt „Treffpunkt Erasmus“ unterstützt, mit welchem die antifaschistische Vergangenheit unseres Gründungsmitglieds, des Grafikers und Buchillustrators Prof. Werner Klemke, bekannt gemacht werden soll. Dieser hatte, wie erst kürzlich belegt werden konnte, in den Niederlanden während der faschistischen Besetzung zahlreiche Juden vor Deportation und Ermordung bewahrt.
Der hierzu erfolgte
Spendenaufruf erbrachte bislang Spenden in Höhe von  4.426  Euro auf das Konto der Pirckheimer-Gesellschaft (wird ständig aktualisiert).
 
... für weitere Informationen siehe hier!

Salvador Dali

Aquarelle, Handzeichnungen und Druckgrafik zur Weltliteratur (1930 - 1980)

Eine Vielzahl an Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen und Druckgrafiken widmete Dalí seinen literarischen Ambitionen und bibliophilen Interessen. Mit seinen Buch-Objekten ,livre-objets‘ setzte Dalí neue Maßstäbe in Gestaltung und Ausstattung der Buchkunst. Die Ausstellung zeigt ausgewählte interpretierende Illustrationen und Bucheinbände zur Weltliteratur.
Durch die Gegenüberstellung von Vorzeichnungen, Zwischen- und Endfassungen, Druckstöcken und Druckplatten aus Holz, Zink, Kupfer und Gold wird der Schaffensprozess anschaulich nachvollziehbar. Die einzelnen literarischen Themen werden jeweils in einer Ausstellungskoje mit Vitrinen und Wandbebilderung vorgestellt.
Zu sehen sind Kostbarkeiten wie die Originalgouache „Caterpillar – Die blaue Raupe“ aus Alice’s Adventures in Wonderland (1968).
Alle Werke stammen aus der privaten Sammlung Kunstgalerien Böttingerhaus Bamberg des international bekannten Experten Richard H. Mayer, der die Ausstellungsobjekte kuratiert und den Katalog mit Texten bereichert. Er konnte schon mehrfach ein großes Publikum begeistern – so brach seine Dalí-Ausstellung „Das Goldene Zeitalter“ anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers 2004 in Moskau alle Besucherrekorde.
 
Ausstellung: 17. Juli bis 15. September 2013

Münchner Künstlerhaus-Stiftung
Lenbachplatz 8
80333 München

Mittwoch, 17. Juli 2013

Im Holzstich gebändigte Energie

Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka. Faszination Holzstich und Buchillustration.

Elemente, 1992
Ist dieser bereits seit 13. Mai Fünfundsiebzigjährige nun der klassische disziplinierte Illustrator, oder doch eher der frei eigene Themen gestaltende Grafiker? Diese schwer zu beantwortende Frage erledigt sich bei dieser Ausstellung von selbst, da sie im Museum für Druckkunst Leipzig als Heimstatt gediegenen Buchdrucks stattfindet. Karl-Georg Hirsch wird hier ausschließlich als der mit hochstilisierter Holzstichakribie arbeitende Buchkünstler gezeigt. Zudem ist sein Ausstellungskomplex mit dem eines zweiten dem Buch verpflichteten Holzstechers verflochten, dem des einst ebenfalls an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig ausgebildeten Hamburgers Andreas Brylka. So entsteht im Vergleich zweier ganz unterschiedlicher Temperamente eine umfassende Schau zur bildkünstlerischen Ausdeutung von Literatur.
Dazu muss man sagen - der Ort der Ausstellung hat es schon in sich. Krabbelt man mühsam zur dritten Etage mit den Ausstellungssälen hoch, absolviert man schon ein Programm des Kennenlernens aller Varianten herkömmlicher handwerklicher Buchherstellung. Beginnend im Hochparterre ist die technische Ausstattung einer Druckwerkstatt alten Stils komplett erhalten. Was in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch als Offizin Haag Drugulin und Offizin Andersen-Nexö firmierte, war eine gute Adresse für das Herstellen von Büchern, die häufig genug das auszeichnende Prädikat »schönste« erhielten.
Da nun beide Künstler das im 19. Jahrhundert lediglich als schnöde Reproduktionstechnik verbreitete Stechen in Hirnholz (im Unterschied zum Schneiden in Langfaserholz) pflegen, sind sie hier gut aufgehoben. Und sie zeigen, welche ganz moderne Ausdrucksmöglichkeiten sich darin noch verbergen. Allerdings bleibt der sieben Jahre ältere Andreas Brylka in dem Punkt introvertiert bodenständiger. Sein Prä gilt in alter Kleinmeistertradition der Vignette. Verlässt er dieses ureigenste Terrain, wird er in größeren Formaten schnell mit anderen Meistern wie Werner Klemke oder Aristide Maillol verwechselbar.
Karl-Georg Hirsch dagegen hat nach einer Jugend mit Stukkateurberuf und Radrennsport seine enorme Energiepotenz erst mit der jahrzehntelangen Disziplinierung im akademischen Betrieb gezähmt. »Ich mag es, dass mir das Hirnholz so viel Kraft abnötigt«, meint er selbst dazu. Einerseits differenziert er meisterhaft die Grauwerte im Strichgespinst analog dem grafisch bewegten Schriftbild des von ihm illustrierten Buches. Andererseits birst die Welt seiner oft bizarren Menschengestalten oft geradezu im verqueren Zu- und Gegeneinander. Kontrovers jeder Idylle gegenüber reißt er kuriose bis dämonische Konfliktsituationen auf. Allein der feste Umriss der Buchseite begrenzt die unbändige Bewegungslust der Akteure seiner fast dramatisch zu nennenden Kompositionen.
All das lässt sich, anschaulich verteilt auf vielfältige Rahmungen und Arrangements von Buchbeispielen, in Vitrinen betrachten. Die immer wiederkehrende Anmerkung »Leihgabe Dr. Peter Labuhn« deutet an: Hier zeigt mit dem nun bereits im Ruhestandsalter angekommenen Arbeitsmediziner aus Stendal ein passionierter Sammler von Buchgrafik eine Auswahl aus seinen Beständen. Der enge Kontakt zu dem Künstler entstand, als dieser 1976 bis 2003 vom Dozenten und Werkstattleiter zum Professor und Prorektor der Leipziger Kunsthochschule wurde, und dennoch ununterbrochen selbst entwarf und zeichnete, stach und gestaltete. Allein 24 Exlibris entstanden in der Zeit für das Ehepaar Labuhn.
Mit hier gezeigten Entwurfsskizzen, unveröffentlichten Druckbögen und dem Briefwechsel rundet sich das Bild einer engen Beziehung. Jedes Mal unverwechselbar Hirsch, und immer im nuancenreichen Schwarz-Weiß klassischer Grafik. Welch kritisch-aufklärerischer Geist die für LUBOK, die edition burgart, die Büchergilde Gutenberg oder vor allem für die bibliophile Edition Zwiedruck geschaffenen brandaktuellen Blätter prägt, kommt allerdings hier kaum zum Ausdruck. Holzstich hat doch über alles Technische hinaus eine geistige Dimension.
(Harald Kretzschmar in Neues Deutschland, 17.7.2013)
 
Ausstellung: 9. Juni bis 25. August 2013
 
Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38


siehe auch: Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka

Flachware 3

Das offizielle Jahrbuch der Buchwissenschaft der Uni Leipzig geht in die dritte Runde! Diesmal wimmelt es von Jubiläen: Der neue Band beginnt mit Beiträgen zum Thema Buch und Ästhetik und nimmt damit Bezug auf den 250-jährigen Geburtstag der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst im Jahr 2014. Eine Rubrik beschäftigt sich mit zwei Unternehmungen Georg von Holtzbrincks, unter anderem dessen Buchklub im Vergleich zur Büchergilde Gutenberg, die 2014 ihr 90-jähriges Jubiläum begeht. Ein weiteres Themenspektrum widmet sich der realsozialistischen Buchhandels- und Verlagsgeschichte, darunter dem Domowina-Verlag, der 2013 im 55. Jahr existiert. Anschließend werfen die Autoren einen Blick auf Leipziger Nach-„Wende“-Gründungen im Buchwesen. Schließlich dreht sich in der letzten Rubrik alles um den Leser.  Dabei findet auch der Rostocker Buchbasar Platz, der 2014 vor 50 Jahren zum ersten Mal stattfand.

Erscheint im Juli 2013, Broschur 13 x 20 cm, ca. 310 Seiten, ISBN 978-3-95537-107-4, 16,90 Euro

Jonas Plöttner Verlag UG
Marbachstraße 2a
04155 Leipzig

Dienstag, 16. Juli 2013

Roland Berger - Harlekinade

Abbildungen von links nach rechts:
»Sketch«, »RolaRola«, »Jongleur mit Kegeln und Kugeln«, »Zauberstab«
Linolschnittgrafiken aus »Harlekinade«, 2010, je 297 x 210 mm
 
Am Donnerstag, den 25. Juli 2013 wird um 17 Uhr im Hotel Leegebruch eine Ausstellung mit Graphiken unseres Mitglieds Prof. Dr. Roland R. Berger aus Hohen Neuendorf eröffnet. Zu den ausgestellten Bildern wird der der Künstler einen begleitenden Text sprechen.
Aus der Graphikfolge lag der Linolschnitt "... und tschüss!" den MARGINALIEN Heft 209 bei.
 
Die Ausstellung wird bis zum 19. November 2013 zu den Öffnungszeiten des Hotels gezeigt.

Hotel Leegebruch
Eichenhof 3
16767 Leegebruch

18. Juli 2013 - Die Kuratorin Frau Liane Protzmann teilt soeben mit, dass die Ausstellung vom Hotel abgesagt wurde! Ausschlaggebend dafür seien kommerzielle Gründe! 

Montag, 15. Juli 2013

Herzlichen Glückwunsch zum 60sten

Am heutigen Tag gehen unsere Glückwünsche an unseren Schriftführer Ernst Reif aus Reichertshofen, dem wir bereits erlebnisreiche Tage in Ingolstadt verdanken und der auch jetzt schon wieder fleißig dabei ist, unser Jahrestreffen 2014, welches wir gemeinsam mit den Fränkischen Bibliophilen in Bamberg durchführen wollen, vorzubereiten.
Wir wünschen weiterhin viele glückvolle Erlebnisse als Sammler und danken für sein Engagement im Vorstand und vor allem für seine Bemühungen zum Ausbau unsereres Wirkens für das Buch in den südlichen Teilen unseres Landes.

Montag, 8. Juli 2013

O geliebte Schweiz!

… unter diesem Titel wurde am 30. Juni im Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen am Bodensee eine Ausstellung eröffnet, die „ein Kapitel deutsch-schweizerischer Literaturbeziehungen“ am „Beispiel Robert Faesi“ beleuchten, wir berichteten. Veranstaltet wird die Ausstellung vom Forum Allmende in Zusammenarbeit mit dem H.H.-Höri-Museum, und kuratiert von unserem Schweizer Pirckheimer-Freund Eduard R. Fueter. Er ist nicht nur ein Pirckheimer sowie Vorstandsmitglied des Forum Allmende, sondern auch ein „Stief-Enkel“ von Robert Faesi: seine Großmutter Jenny Fueter, geborene Weber, heiratete 1915 in zweiter Ehe den Zürcher Germanisten und Schriftsteller.
Robert Faesi (1883-1972) nahm im schweizerischen Literatur- und Geistesleben jener Zeit eine herausragende Stellung ein. Er verband seine Position als Professor für neuere deutsche und schweizerische Literaturgeschichte mit eigener Autorschaft, die sich auf alle Gattungen erstreckte und ihn mit Dichtern wie Gerhart Hauptmann und Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hermann Hesse in nahe Verbindung brachte. Er war es auch, der, aus Stockholm um ein Gutachten gebeten, Hesse erfolgreich für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen hatte. Die Ausstellung schöpft aus dem reichhaltigen Nachlas s Faesis in der Zentralbibliothek Zürich, um die beiderseitigen Literaturbeziehungen und -abhängigkeiten vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte zu verleb endigen. (Aus dem Flyer zur Ausstellung)
Eduard Fueter würdigte seinen „Opa“ mit einer knapp einstündigen, humorvollen und oft persönlich gehaltenen Eröffnungsrede. Er zeichnet auch als Herausgeber des Begleitbuches zur Ausstellung: »O geliebte Schweiz!« Gutach: Drey Verlag 2013 (=Forum Allmende portraits 3.) 63 S. mit Wiedergaben zahlreicher Briefe von und an Faesi, u.a. von Thomas Mann und Hermann Hesse, sowie einen Beitrag zur Biographie Robert Faesis von E. Fueter. (ISBN 978-3-933765-70-3; € 9,- bei Erwerb im Museum)
(Matthias Haberzettl)

Ausstellung: 30. Juni bis 29. September

Hermann-Hesse-Höri-Museum
78343 Gaienhofen/Bodensee, Kapellenstraße 8

Sonntag, 7. Juli 2013

Paul Raabe (21.02.1927 - 05.07.2013)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Raabe
Foto © Uwe Frauendorf
Im Alter von 86 Jahren starb am 5. Juli in Wolfenbüttel der wohl bekannteste Bibliothekar Deutschlands. Jahrzehntelang hat er in führenden Positionen seinem Berufsstand alle Ehre gemacht und dabei verstanden, Impulse mitten in die Gesellschaft hineinzugeben. Als Sohn eines Holzbildhauers am 21. Februar 1927 in Oldenburg geboren, absolvierte er die Ausbildung zum Diplom-Bibliothekar an der Landesbibliothek seiner Heimatstadt, um anschließend in Hamburg Germanistik und Geschichte zu studieren. In Marbach übernahm er 1958 die Leitung der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs und trat in dieser Zeit mit ersten, deutschlandweit wahrgenommenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit, am bekanntesten war die über den literarischen Expressionismus, mit einem bis heute viel zitierten Katalog (Expressionismus, 1960). Zwei damals begonnene umfangreiche Bibliographien, Die Zeitschriften und Sammlungen des literarischen Expressionismus (1964) und Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus (1985), zeugen von Raabes großem Sammlerfleiß und von seiner Fähigkeit, Großprojekte durchzustehen. 1968 ging er als Direktor an die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel, die sich unter seiner Leitung zu einer europäischen Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit entwickelte. Innerhalb der dezentralen deutschen Nationalbibliothek übernahm Wolfenbüttel die Sammlung von deutschen Drucken des 17. Jahrhunderts. Zahlreiche Bauvorhaben wurden von ihm verwirklicht, ein viel genutztes Stipendienprogramm ins Leben gerufen. Ausstellungen und wissenschaftliche Tagungen fanden statt, Publikationen entstanden in nicht abreißender Folge.
Als Raabe sein Ruhestandsalter erreichte, kamen mit der deutschen Einheit neue große Aufgaben auf ihn zu, die seine früheren Leistungen noch übertrafen. In Halle (Saale) ließ er sich von 1992 bis 2000 als Gründungsdirektor der neubelebten Franckeschen Stiftungen in die Pflicht nehmen. Der gesamte Gebäudekomplex mußte saniert werden, alle Einrichtungen des Hauses waren neu zu konstituieren, die berühmte Barockbibliothek war wieder aufzubauen. Im Rahmen des Jahrestreffens 2011 in Halle konnten die Pirckheimer die gelungene Sanierung bestaunen. Selbst mit dem hallischen Engagement endete seine berufliche Tätigkeit nicht, ein letztes großes Projekt war die von ihm initiierte Bestandsaufnahme national bedeutsamer Kultureinrichtungen in den neuen Bundesländern. Diese in dem „Blaubuch“ der Bundesregierung Kulturelle Leuchttürme (2001; 3. Aufl. 2006) erfaßten kulturellen Institutionen erhalten seither eine besondere Förderung durch Bund und Länder.
Raabes Stimme wurde auch in vielen anderen Gremien und Kuratorien gehört, in denen er Mitglied war, so im Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar und in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo er Berater und Förderer von solchen buchkundlichen Großprojekten wie der Fortsetzung des Literaturlexikons „Goedeke“ war. Raabes Einsatz wurde weithin anerkannt, beruhte er doch neben der unbestrittenen Kompetenz unverkennbar auf Uneigennützigkeit; in Halle soll er ohne Gehalt gearbeitet haben. Würdigungen, Preise und Ehrentitel gingen seit den achtziger Jahren in dichter Folge auf ihn nieder, am bedeutsamsten sind darunter wohl die Ehrenbürgertitel von Wolfenbüttel und Halle.
Trotz der Belastungen durch diese vielen Manageraufgaben wußte Raabe sich immer Freiraum zu halten für eine rege eigene Publikationstätigkeit. Alle Themen, die er anfaßte, behandelte er gründlich, auf Quellenstudium basierend. Ein viel benutztes, häufig nachaufgelegtes Buch von Raabe war bezeichnenderweise die Einführung in die Bücherkunde zur deutschen Literaturwissenschaft (1961), in der er das Handwerkszeug für die literaturwissenschaftliche Forschung didaktisch ausbreitete. Hervorgehoben aus der Fülle seiner Arbeiten seien die schon während des Studiums entstandene Monographie Alfred Kubin. Leben, Werk, Wirkung (1957), das Bekenntnisbuch Die Bibliothek als humane Anstalt betrachtet. Plädoyer für die Zukunft der Buchkultur (1986) und die Erinnerungsbände Bibliosibirsk oder Mitten in Deutschland. Jahre in Wolfenbüttel (1992), In Franckes Fußstapfen. Aufbaujahre in Halle an der Saale (2002), Mein expressionistisches Jahrzehnt (2004) und Frühe Bücherjahre (2007).
(Carsten Wurm)

Benvenuti alla Festa Bodoni

Nicht nur für Typographen steht das Jahr 2013 ganz im Zeichen des über­ragenden italienischen Schriftschöpfers Giambattista Bodoni, dessen unvergleichliches Schaffen vor 200 Jahren (am 29. November 1813) zu Ende ging.
Die Offizin Haag-Drugulin wird das Gedenkjahr als Schriftenfest Dresden begehen. Hat sie doch neben Abgüssen aus Original-Matrizen (!) allein fünf der wichtigsten Nachschnitte Bodonis in ihrem Schriftangebot, Teils als Typen, Teils in Form von Matrizen, die hier zum Guß verwendet werden, die sich anschauen und vergleichen lassen. Überhaupt, von den wenigen Druckwerkstätten, in denen Bücher nach wie vor mit Bleilettern gesetzt und gedruckt werden, verfügt sie über den reichhaltigsten Schriftenschatz. Hier kann man den Setzern, Druckern und Schriftgießern noch bei ihrer Arbeit zuzusehen, deren Fertigkeit und deren Können bewundern.
Neben einer kleinen Ausstellung mit Werken aus der Hand Bodonis stehen Vorträge kompetenter Referenten über Bodoni und verwandte Themen, eine Buchpremiere, Vorführungen und weiteren Aktivitäten auf dem Programm. Engagierter Schriftliebhaber gingen aber noch einen Schritt weiter. Die vielen, auch in anderen Einrichtungen, in Museen beispielsweise, gesammelten Zeugnisse vergangener Epochen mit historischen Matrizen, Schriften, dekorativen Handpressen u. a. m., stellen ein unschätzbares kulturelles Erbe dar; werden aber dann zur toten Materie, wenn es niemanden mehr gibt, der professionell damit umzugehen weiß. Diese Gefahr droht aber immer mehr. Aus dieser Situation heraus haben sich besorgten Fachleute dazu entschlossen, das Schriftenfest auch zur Gründung eines Vereins für die Schwarze Kunst zu nutzen, der dem entgegenwirken soll.

10. und 11. August 2013

Großenhainer Straße 11a, 01097 Dresden
(Gebäude ehemals von VEB Typoart)

Donnerstag, 4. Juli 2013

Frans Haacken

- ein vernachlässigter Ikonograph Brechts

Im soeben erschienenen Dreigroschenheft findet sich ein Artikel unseres Mitglieds Till Schröder mit einer ausführlichen Beschreibung der Arbeiten von Frans Haacken zu (und mit) Bertolt Brecht, die weit über die Darstellung des Wirkens dieses Graphikers für den Schriftstelle und Dramkatiker hinausgeht, wie sie bereits in der Monographie zu Haacken durch Till Schröder vorgestellt wurden - siehe hier.
"1949 ist ein Jahr der Premieren: Deutschland feiert mit großem Brimborium das Goethe-Jahr, gebiert zwei deutsche Staaten, freut sich über das erste Oktoberfest nach Kriegsende in München und den ersten Rosenmontagsumzug in Köln - und heißt Brecht in Berlin wieder willkommen. Im Januar feiert das "Berliner Ensemble" mit "Mutter Courage" Premiere am Deutschen Theater. Im gleichen Monat tritt zum ersten Mal ein bis dahin unbekannter Akteur in Brechts Umfeld auf den Plan - Frans Haacken (1911-1979). Sein Schutzumschlag zu Brechts erster Prosa-Veröffentlichung in Deutschland nach der Emigration - die "Kalendergeschichten" im Gebrüder Weiss Verlag Berlin - ist der Auftakt einer produktiven, aber vergessenen Zusammenarbeit, die bis zu Brechts Tod 1956 reichen wird. Haacken schuf dabei zwei Ikonen der Brecht-Illustration - "Der verwundete Sokrates" und "Mutter Courage" -, die das visuelle Gedächtnis zu Brechts Werk vor allem in der DDR prägten. ..."
(Till Schröder in Dreigroschenfheft 3/2013, S. 18ff)

Sammy Schmitt. Ein Verleger


Am kommenden Mittwoch wird Ferdinand Puhe in der Stammtisch-Reihe der Initiative Buchkultur über Sammy Schmitt, einen Verleger schöner Bücher in der Region Rhein-Main-Neckar sprechen. Heute fast vergessen, hat Schmitt in den 1950er Jahren begonnen, in Viernheim und Zürich bibliophile Bücher in hervorragender Ausstattung mit Originalillustrationen zu verlegen. Der Referent Ferdinand Puhe ist Vorstandsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft und ausgewiesener Kenner und Sammler von schönen Büchern. Wir freuen uns auf einen spannenden Vortrag, der mit Originalbeispielen reich illustriert sein wird.

Stammtisch der Initiative Buchkultur: 10. Juli 2013, 19.00 Uhr

Turm33 Cafédrale, Lutherturm
Maxstraße 33
Ludwigshafen

è Initiative Buchkultur: Das Buch e.V.

Ins Besondere

Schrift- und Buchkunst Gestern und Heute
 
Das Klingspor Museum wird 60. Buch- und Schriftkunst haben im Zuge des Wandels in Gesellschaft und ihrer Medienlandschaft gravierende Änderungen erfahren. Die Resonanz auf das Museum, auch die Erwartungen an seine Inhalte und sein Programm, sind heute nicht mehr identisch mit den Gegebenheiten der Gründungszeit.
Das Symposium möchte aus Anlass des Geburtstages keinen klassischen Rückblick unternehmen. Vielmehr zielt es darauf, die Aktualität des Themenkreises Schrift und Buch im Kontext von Kunst und Gestaltung hervor zu heben. Es können nur einzelne Aspekte sein, die das Symposium beleuchtet; diese indes werden von Fachleuten vorgetragen, die damit aufzeigen, dass das Klingspor Museum ein international relevanter Ort ist, an dem über die Dinge von Schrift- und Buchkunst zu reden ist.
Zu Wort kommen überwiegend Spezialisten aus den Bereichen Kunst und Gestaltung, Verantwortliche für Sammlungen von Kunst im Buch an Bibliotheken und Museen, und auch die Verlagstätigkeit ist einbezogen.
Ein Fest für das Klingspor Museum, ein Zusammensein, das eingerahmt wird von einer Lesung durch Barbara Auer, die als renommierte Schauspielerin das Potential des Textlichen in den Beständen des Museums aufscheinen lässt; und von einem Vortrag des viel beachteten Verlegers Gerhard Steidl, der unverkennbare, markante Akzente in die Welt von Buch und Kultur gesetzt hat.
Interessierte Menschen aus verschiedenen Bereichen des Schaffens und Lesens von Schrifterzeugnissen und Kunstwerken in Buchform – ihnen allen möchte das Symposium Momente der Erinnerung und des Ausblicks und jedenfalls neue Anregungen mitgeben.
 
Symposium zum 60. Geburtstag des Klingspor Museums Offenbach
7./8. November 2013

Mittwoch, 3. Juli 2013

Rudolf Grüttner

Gebrauchsgrafik. Arbeiten aus fünf Jahrzehnten

Einem Plädoyer für die Gebrauchsgrafik kommt die nächste auf Burg Beeskow gezeigte Ausstellung gleich. Rudolf Grüttner, einer der bekanntesten und versiertesten Vertreter seines Fachs, will dabei vor Augen führen, wie hoch der Anspruch und wie gelungen das Ergebnis einer Kunstform sein kann, die oft unterschätzt wird.
Wenn der ehemalige Dozent und Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee auf sein Arbeitsleben zurückblickt, schaut er über das vielsagende weite Feld, das ihm sowohl fruchtbarer Acker als auch Ebene der Mühe war. Stets betonte Prof. Grüttner den außerordentlichen Stellenwert der Gebrauchsgrafik, sah hier die Chance einer geglückten kommunikativen Kunst, was sowohl für das Ergebnis als auch für den Schaffensprozess selbst galt. Wollte der Gebrauchsgrafiker eine Idee umsetzen, hatte er sich auf die Herausforderungen des Alltags einzulassen, denn die Verantwortung lastete auf den Schultern vieler. Diese grundlegende Erfahrung – dass es vor allem einer integrativen praxisbezogenen „künstlerischen Weltsicht“ bedarf – versuchte Rudolf Grüttner an der Berliner Hochschule mit ihren neun Fachgebieten zu vermitteln.
Seine Grundsätze formulierte er aber auch in seinen eigenen Arbeiten konsequent aus: diese sind eindringlich, markant, ästhetisch auf das Wesentliche reduziert und zugleich mit leisen Untertönen versehen. Zu erwähnen seien hier vor allem seine zahlreichen Kultur- und politischen Plakate, von denen in DDR-Zeiten allein 36 zu den 100 „Besten Plakaten des Jahres“ gezählt wurden, Entwürfe für Schallplatten-Covers für die drei in der DDR ansässigen Hersteller Litera, Amiga und Eterna (1962-1972), die Gestaltung der achtbändigen Gesamtausgabe von Franz Fühmann für den Hinstoff-Verlag Rostock und der neunbändigen Edition des Werkes von Fritz Reuter für den Konrad Reich Verlag Rostock, seine Literaturkalender für den Aufbau-Verlag Berlin (1966-1986).

Ausstellung: 29. Juni bis 29. September 2013

Burg Beeskow
Frankfurter Straße
2315848 Beeskow