Mittwoch, 30. Oktober 2024

Jüdische Exlibris in der Schweiz

Die Vorbesitzerin eines Buches ist für den Buchliebhaber immer von großem Interesse. Manchmal macht die Vorbesitzerin das Buch viel interessanter und bedeutender, als es eigentlich ist, manchmal sogar noch seltener und wertvoller. Es ist ein Gefühl von Prestige, ein Gefühl von Schicksalsgemeinschaft, das Buch zu besitzen, das einst einer bedeutenden Persönlichkeit gehörte. Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Buch die einzige Spur seines Vorbesitzers ist, der ohne das Buch völlig unbekannt bleiben würde. In solchen Fällen ist es die Aufgabe, vielleicht sogar die Pflicht der wahren Buchliebhaberin, mehr über den Vorbesitzer des Buches herauszufinden. In der ICZ-Bibliothek in Zürich, der größten jüdischen Bibliothek der Schweiz, finden sich viele Spuren solcher Vorbesitzer. Ob handschriftliche Notizen, Eselsohren, Kaffeeflecken oder Barthaare - all dies sind Spuren des Vorbesitzers eines Buches.
Das Exlibris ist vielleicht das deutlichste Zeichen von Besitz in der Welt der Bücher, und wir haben im Laufe der Jahre viele davon in den Büchern im Bestand der ICZ-Bibliothek entdeckt. Die Schicksale, die sich hinter diesen Exlibris verbergen, sind nicht immer grossartig, aber in einigen Fällen verbergen sich dahinter unglaubliche Geschichten. Einige dieser Geschichten erzählt das neue Buch Jüdische Exlibris in der Schweiz, das Mitte Dezember erscheint. Geschichten vom Sohn eines Schweizer Pfarrers, der zum Judentum konvertiert, vom Schweizer Verleger, der zwischen seiner jüdischen und seiner Schweizer Identität hin- und hergerissen ist, vom Attentäter auf den Schweizer Landesgruppenleiter der Nazis in Davos. Geschichten von Holocaust-Opfern, von Flüchtlingen, die in der Schweiz Zuflucht fanden, vom letzten Rabbiner einer untergegangenen jüdischen Gemeinde, von einer einzigartigen jüdischen Bibliothek ohne Standort und vieles mehr.
Mit Hilfe der besonderen Kunst des Exlibris, die das Wesen, die Leidenschaften und die Geschichte der Besitzer einzufangen versucht und eine besondere Verbindung zwischen Künstler und Sammler, Sammler und Buch, Vergangenheit und Gegenwart zum Ausdruck bringt, haben wir versucht, das Verlorene wiederherzustellen.
Das Buch, das sowohl für die jüdische als auch für die Schweizer Geschichte von großem Interesse ist, wird in zwei Ausgaben erscheinen: einer einfachen und einer auf 100 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe.

Vernissage und Ausstellung: 15. Dezember 2024, 15 Uhr

ICZ-Gemeindehaus
Zürich, Lavaterstrasse 33

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen