Mittwoch, 21. August 2024

Der 255. Frankfurter Grafikbrief

Der, diesmal etwas umfangreichere Leitartikel des Frankfurter Grafikbriefs widmet sich dem Thema "100 Jahre Büchergilde und die Kunst: Der Büchergilde artrclub".

„Empörung und Gestaltung“ – so betitelte der legendäre Büchergilde-Schriftleiter Erich Knauf (*1895, 1944 von den Nazis wegen „zersetzender Reden“ zum Tode verurteilt und hingerichtet) sein 1928 erschienenes Buch, mit dem er die damals noch weitgehend proletarische Mitgliedschaft der Büchergilde mit engagierter Gegenwartskunst konfrontieren wollte. Vorgestellt wurden u.a. Frans Masereel, Max Liebermann, Heinrich Zille, Ernst Barlach, Otto Dix und George Grosz. Die zeitgenössische Kunst war von Anfang an selbstverständlicher Teil einer Buchgemeinschaft, die sich zwar hauptsächlich der Verbreitung guter wie klassenbewusstseinsfördernder Literatur verschrieben hatte, aber auch die anregende Kraft des Bildes sehr zu schätzen wusste, was sich zunächst in hochwertiger Buchillustration zeigte.

Aus dieser Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern sollte aber erst 1971 eine freie Grafik-Edition entstehen, die an das von Knauf vorgegebene Niveau anknüpfte. Es erschienen Grafiken z.B. von Karl Hubbuch, Karl Rössing, HAP Grieshaber, Alfred Hrdlicka, Horst Antes und Gerhard Altenbourg. 1996 startet dann der „Büchergilde artclub“, der systematisch die zeitgenössische Druckgrafik in Szene setzte, die Büchergilde mit den eigenen Kunst-Editionen auf Buch- wie Kunstmessen präsentierte und Atelier- und Werkstatt-Besuche anbot.

(Wolfgang Grätz)

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