Dienstag, 2. Juli 2024

Exlibris des Monats – Erhard Beitz für Galina Lwowa

Die zentrale Person des Exlibris, das Erhard Beitz im Jahr 2011 für seine Frau geschaffen hat, ist die bekannte Zeichentrick-Figur Donald Duck. In diesen Tagen feierte Donald Duck gerade seinen neunzigsten Geburtstag.
Erhard Beitz: Exlibris für Galina Lwowa
In dieser Grafik befindet sich Donald Duck nicht an seinem bekannten Wohnort Entenhausen, sondern in einer unbekannten Landschaft. Auch scheint er nicht auf dem Weg in die Sommerfrische. Denn seine marine Kopfbedeckung, die er fast nie abnimmt, hat er durch einen ungewöhnlichen, feudalen Hut getauscht. In welchen Kontext stellt Beitz in diesem Exlibris die bekannte Ente?
Piero della Francesca: Porträt des Federico da Montefeltro
Die Idee zur Komposition zu diesem Exlibris entlieh Beitz dem Gemälde von Piero della Francesca (1410-1492), in dem der Renaissance-Künstler den Herzog von Urbino, Federico da Montefeltro (1422-1482), porträtierte. Dass man sich heute, mehr als 600 Jahre nach seiner Geburt, an Federico erinnert, hängt vor allem mit seinem Wirken im kulturellen Bereich zusammen. 
Durch das Gemälde von Piero della Francesca wurde die Nase von Montefeltro wohl die berühmteste Nase Italiens. Die Deformationen in seinem Gesicht waren die Folgen eines Turnierunfalls im Jahr 1451, bei dem er nicht nur das rechte Auge, sondern auch einen großen Teil seiner Nasenwurzel einbüßte. Die naturalistische Darstellung Montefeltros in dem späteren Porträt von Piero della Francesca machte sein Profil von der linken Seite mit dem verformten Nasenprofil zu einem einzigartigen Erkennungs­merkmal des Herzogs von Urbino.
Diesen Kontext greift Erhard Beitz auf und stellt Donald Duck in die Rolle des Renaissance-Herzogs. Donald betrachtet also kritisch seine Nase. Die Landschaft im Hintergrund sowie die Kopfbedeckung und Kleidung des bekannten Erpels ist dem Gemälde von Piero della Francesca entlehnt.
Dieses Exlibris, das ein bekanntes Gemälde humoristisch verfremdet, steht im Werk von Erhard Beitz in einer Serie, in der er berühmte Bilder in seinem Stil interpretiert. So hat er René Magritte, Salvador Dalí, Arnold Böcklin und auch Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, Raffael und eben Piero della Francesca in seiner typischen Ausdrucksart verfremdet. Es bereitet ihm große Freude in die Werke der berühmten Künstlerkollegen seine humorvolle Sicht einzubringen.

(Siegfried Bresler, vollständige Beschreibung hier)

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