Samstag, 2. März 2024

Buch des Monats: David Herrliberger, Vignetten

Buch des Monats März der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft ist David Herrlibergers Buch mit bislang unbekannte Vignette-Kopien nach Bernard Picart.
B. Picart, Vignette zu den Oeuvres de Nicolas Boileau Despréaux, Den Haag 1729, Bd. 1, S. 279 (Pl. 12,1 × 13,6 cm);
D. Herrliberger, Nr. 15 (von 25 Einzeltafeln) aus Vorstellung und Explication der sämtlichen Vignettes oder Laub-Zierrathen, welche sich in den geistreichen Wercken Nicolas Boileau Despréaux befinden, Zürich 1743 (Pl. 11,5 × 14 cm);
D. Herrliberger, Nr. 3 (von 4 Tafeln à 3 Vignetten) aus XII. Underschiedliche nach Bernh. Picards Invention gestochne Vorstellungen, Zürich 1748 (Pl. 14,3 cm breit).
David Herrlibergers Serien nach Schlussvignetten (‹Laubzierrat›) seines früheren Lehrers Bernard Picart (1673–1733) sind kein klassisches Buch, am ehesten ein Musterbuch für Kollegen, Kunsthandwerker, Buchproduzenten. Weder in Picarts noch Herrlibergers Schaffen stechen sie als Hauptwerke heraus, im Gegenteil: Es sind ‹Parerga›, ‹Beiwerke›, nachträglich allerdings der Buchbezogenheit enthoben, zu eigenen Serien mit Werkcharakter emanzipiert. Bereits Picarts Atelier selbst war so vorgegangen: 1729 erschienen in Picarts Verlag 25 seiner elaborierten Culs-de-lampe aus den zwei Folianten der postumen Prachtausgabe mit Werken von Nicolas Boileau Despréaux (1636–1711) als separate Gaphik-Folge nebst Erläuterungen: Explication des Vignettes de la Seconde Edition des Oeuvres de Boileau, in folio. Gravées pour la seconde fois, avec divers changemens & plusieurs nouveaux desseins, par Bernard Picart. Die damit epitomierte, aufs Schmuckprogramm reduzierte Boileau-Werkausgabe erschien in Den Haag bei Pieter de Hondt sowie bei Gosse & Neaulme zeitgleich 1729 (nachdem die Erstausgabe bei David Mortier 1718 nur erst die Titel- und eine Dedikations-Kopfvignette nebst einigen Tafeln von Picart hatte, ansonsten florale Holzschnitt-Schlussstücke). Zugleich erschienen die Oeuvres diverses von Bernard de Fontenelle (1657–1757) in drei Folianten bei Gosse & Neaulme 1728/29, ebenso prachtvoll illustriert und geschmückt durch die Picart-Werkstatt, genau zu der Zeit also, da Herrliberger dort als Graveur mitwirkte (1722–1727); laut Caspar Füsslis Künstlergeschichte «arbeitete er für Picart» auch noch in London 1728.

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