Donnerstag, 1. Februar 2024

Bibliophiles des Monats: Zu Klopstocks 200jährigem Geburtstage ...

Am 1. Januar des neuen Jahres haben wir die Schwelle zum Klopstock-Jahr überschritten. Vor 300 Jahren, am 2. Juli 1724, wurde Friedrich Gottlieb Klopstock, unser großer deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts, der Anreger und Held der jungen Dichtergeneration seiner Zeit, in Quedlinburg geboren. Jubiläumsjahre in der Vergangenheit waren Anlass, dem Dichter bibliophile Drucke zu widmen (die wir uns auch in diesem Jahr erhoffen!), und so ist Bibliophiles des Monats und zugleich die erste bibliophile Empfehlung des Jahres 2024 im „Hamburger Bothen“ ein hundertjähriger Druck, den die Handschriftenabteilung der Preußischen Staatsbibliothek – unserer heutigen Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz – „Zu Klopstocks 200jährigem Geburtstage 2. Juli 1924“ in 750 nummerierten Exemplaren herausgab und dem Verein der Freunde der Bibliothek widmete. Klopstock ist ja nicht nur der Autor des großen Versepos „Der Messias“ und vieler sprachmächtiger Oden von ungebrochener Leuchtkraft.
Zu den Werken, die er uns darüber hinaus geschenkt hat, zählt „Die deutsche Gelehrtenrepublik“ von 1774, die nur im „Ersten Theil“ erschienene Utopie eines ständisch aufgebauten Gelehrtenstaates. Die Publikation dieses Werks ist auch dadurch bedeutsam, dass der Autor sie bahnbrechend im Selbstverlag mit Hilfe eines weitgespannten Netzes von Kollekteuren und Beförderern organisierte, die in einer Vielzahl von Orten Subskribenten warben und betreuten.
Unsere in edles Marmorpapier gebundene bibliophile Empfehlung widmet sich mit einem ausführlichen Erläuterungstext von Hermann Degering, dem Direktor der Handschriftenabteilung, diesem Subskriptionsprozess. Aus eigenen Beständen der Bibliothek bietet uns das Bändchen neben zwei Klopstock-Porträts und der Abbildung von Klopstocks Geburtshaus, einer Zeichnung des Quedlinburger romantischen Malers Wilhelm Steuerwald, die Faksimiles eines gedruckten Werbungsschreibens des Dichters für die Subskription vom 19. Mai 1773 mit handschriftlichen Zusätzen und eines vierseitigen Klopstock-Briefes an den Berliner Geistlichen Friedrich Germanus Lüdke, einen Beförderer der Subskription, vom 23. Juni 1773.
Innentitel / Zeichnung des Klopstockhauses von Wilhelm Steuerwald
Wir wissen, dass die Subskription sehr erfolgreich war. Das im Mai 1774 versandfertige Buch nennt auf den 64 Seiten seines Subskribentenverzeichnisses die Namen von mehr als dreieinhalb-tausend Subskribenten – erlauchte Geister im deutschsprachigen Raum von Straßburg bis Königsberg, aber auch in Städten wie Amsterdam, London, Lissabon, Prag, Riga, Mitau, Reval und St. Petersburg, darunter Kant in Königsberg, Lessing in Wolfenbüttel, Wieland in Weimar, Goethe in Frankfurt.
Das außergewöhnliche Werk stieß auf mancherlei Unverständnis. Der junge Goethe aber schwärmte: „Klopstocks herrliches Werck hat mir neues Leben in die Adern gegossen. Die Einzige Poetick aller Zeiten und Völcker. Die einzige Regeln die möglich sind!
Zu Klopstocks 200jährigem Geburtstage 2. Juli 1924
(Fritz Jüttner)

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