Montag, 1. Mai 2023

Exlibris des Monats – Johann Strauß (Sohn)

Hedwig Pauwels für Eva Maria Wimmer, Opus 462, 1994, Radierung und Mezzotinto, 106 x 80 mm
Hedwig Pauwels Exlibris-Radierung zeigt uns den Dirigenten und Komponisten Johann Strauß im Viertelprofil. Eine Zeichnung des Malers Leopold Horowitz (1838–1917) diente als Vorlage. Unter der breiten Krempe eines eleganten Hutes blickt uns selbstsicher ein 70 Jahre alter und mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichneter „Superstar“ der Musikszene entgegen. Ein besonderes Merkmal seiner Physiognomie, ein leicht nach oben gedrehter Schnauzbart, öfters auch von einem Backenbart ergänzt, verdeckt die Oberlippe. Seine Geige hält er nicht in Händen. Sie ist hier nur ein beigefügtes Attribut. Mit müde gewordenen Augen und etwas erschöpft blickt er uns an. Er kann auf ein arbeitsreiches, von zahlreichen Erfolgen gekröntes Leben zurückschauen.
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Das vorliegende Exlibris enthält neben dem Porträt noch ein weiteres wichtiges Detail. Vor einem nächtlichen Himmel hat Hedwig Pauwels aus der Froschperspektive eine Art Triumphbogen mit Reliefschmuck dargestellt. Damit wird das Bild des Komponisten bogenförmig umrahmt, wobei sich Überschneidungslinien mit dem Hut ergeben. Diese Skulptur aus Laaser Marmor bildet zusammen mit einer in Gold gefassten Statue des Komponisten das bekannte Johann-Strauss-Denkmal, ein viel besuchtes Fotomotiv im Wiener Stadtpark, das der Bildhauer Edmund Hellmer (1850-1935) für seine Vaterstadt gestaltete. Schwebende Figuren mit ineinander verschlungenen Haaren und durchsichtigen Gewändern erscheinen auf dem Relief des Marmorbogens, als würden sie miteinander tanzen. Auf dem Exlibris sind sie mit blauer Farbe gedruckt – vielleicht eine Reminiszenz an den berühmten Walzer „An der schönen blauen Donau“, der am 27. April 1945, als anlässlich der Proklamation der Unabhängigkeit Österreichs noch keine Nationalhymne zur Verfügung stand, vor dem Parlament intoniert wurde.

(Heinz Neumaier, gesamte Beschreibung hier)

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