Donnerstag, 6. April 2023

corn.elius gesiebte briefe

Der in Berlin lebende Künstler Cornelius Brändle (*1956) wird erstmals mit einer institutionellen Einzelausstellung gewürdigt. Unter dem Titel ‚gesiebte briefe‘ zeigt die Hegenbarth Sammlung Berlin Siebdruck­arbeiten aus ver­schie­denen Schaffens­phasen, die bildschriftliche Mitteilungen und Postdrucksachen zum Thema haben.
Die Bandbreite der ausgestellten Grafiken reicht von bedruckten Briefumschlägen und gehäkelter Schrift bis hin zu den gedruckten Umrissen von Briefmarken­blöcken. Zudem haben die Ausstellungsbesucher Gelegenheit, mit einer Postkarte Teil einer Künstleraktion zu werden. In Workshops haben kleine wie große Besucher die Möglichkeit, dem Künstler beim Siebdrucken über die Schulter zu schauen oder es gleich selbst einmal auszuprobieren.

corn.elius 2023, Foto © ad
„Ich denke meine Bilder immer in Büchern.“ Mit diesem Bekenntnis beschreibt corn.elius seine große Leidenschaft für das Bücher­machen. Bucheditionen in kleinen Auflagen spielen seit den 1990er Jahren eine zentrale Rolle in seinem künst­lerischen Schaf­fen. Gemeinsam mit der Künstlerin Hanneke van der Hoeven initiierte er im Kunsthaus Bethanien eine der bedeutenden Messen für Künst­ler­bücher und Editionen im deutschsprachigen Raum: die artbook.berlin.
Im Verlag edition wasser im turm.berlin bringt er individuelle und experimentelle Bücher in Zusammenarbeit mit be­freun­de­ten Kolleginnen und Kollegen heraus. Seine eigenen Arbeiten publiziert er unter seinem Künstlernamen corn.elius.

Seit über zwanzig Jahren sind unscheinbare Alltagsgegenstände, zufällig Ge­fun­denes oder Weg­geworfenes Ausgangspunkt vieler seiner Serigrafien. Als Sammler liest corn.elius diese Dinge auf, nicht wissend, welchen Schön­sinn er ihnen als Zeich­ner mit dem Sieb entlockt. Der Zufall verwandelt die Form des Aus­gangs­gegen­standes: So ist beispielsweise das breite Gummiband nicht mehr erkennbar, sondern erscheint wie ein kalligrafisches Rätselzeichen. Im seiellen Spiel mit der gefundenen Form hat corn.elius sein künstlerisches Markenzeichen gefunden.
Die Ausstellung zeigt etwa sieben Hauptarbeiten, die der Künstler in den letzten Jahren begonnen und weiter­ent­wickelt hat. Aus einer zunächst abgeschlossenen Serie, deren Entstehung Jahre zurückliegt, entwickelt er nicht selten die nächste. Die gesiebten briefe haben ihren Ursprung in vergessenen Kuverts, die corn.elius in eine eigene serielle Form transformiert. Er löst behutsam die zugeklebten Stellen, legt die Ursprungs­formen frei und zeichnet diese mit dem Sieb nach. Aus dieser Vorgehensweise können weitere Serien entstehen, beispielsweise die in der Ausstellung gezeigten briefbilder: In der einen Serie bedruckt er aktuell handelsübliche Umschläge. In der anderen schickt er diese per Post an sich selbst oder an befreundete Sammler und kalkuliert dabei die Fehlleitung seiner Kunstwerke ein (Brief verspätet, versehrt, verschwunden).
Anders in der mehrteiligen Folge sondermarke: Aus dem Briefmarkenblock wurde eine Marke nach der anderen herausgetrennt. Das poetische Moment liegt in der mini­ma­lis­tisch erzählten Geschichte vom Wachsen der gefundenen Formen.

Ausstellungseröffnung: 26. April 2 023, 19  21 Uhr
26. April - 20. September 2023
Familiensonntag mit Siebdruck-Workshop: 7. Mai 2023, 14 Uhr
Buchpräsentation mit Künstlergespräch_14.6. / 20.9.2023, 19 Uhr
Ferienworkshop Siebdruck: 19./ 20.Juli / 23. / 24. August 2023, 10 Uhr

Hegenbarth Sammlung Berlin
Laubacher Straße 38, 14197 Berlin

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