Samstag, 25. März 2023

Buchliebhaberei im Verein?

Das sieht nach einer Piefkerei aus, ist aber in Wahrheit eine Kultur, der eine immer größere Bedeutung bei der Herausgabe von Pressendrucken und anspruchsvoller Publikationen zukommt. Denn mit dem Abtreten einer Generation bedeutender Pressendruck-Verleger wie Reinhard Scheuble („Quetsche“), Thomas Günther (Edition Dechamps) und Jens Henkel (burgart presse) gibt es eigentlich fast nur noch Handpressen einzelner Künstler, die dann mit eigenen Originalgrafiken illustrierte und im Hochdruck gedruckte Texte vorlegen – gäbe es eben nicht die Bibliophilen-Vereinigungen, die von den biografischen Begrenztheiten Einzelner unabhängig Bücher auf hohem Niveau edieren. Und sich übrigens zunehmend dabei engagieren, Kindern und Jugendlichen Kenntnis und Verständnis von und für Buchkunst zu vermitteln...
Im Büchergilde Magazin des ersten Quartals 23 wird die Bibliophile Vereinigung Pirckheimer-Gesellschaft vorgestellt. [...] Noch etwas älter sind aber die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten bibliophilen Vereinigungen wie der Leipziger Bibliophilen-Abend, der auf ein Bestehen seit 1904 zurückschauen kann, und den ich – Mitglied in beiden genannten Vereinigungen – hier ergänzend vorstellen will.

Die Bezeichnung „Leipziger Bibliophilen-Abend“ (LBA) geht auf den von 1904 bis 1933 in Leipzig tätigen Vorgängerverein gleichen Namens zurück, der seinerzeit zu den angesehensten und wirkungsreichsten bibliophilen Vereinen Deutschlands gehörte. Er stellte seine Arbeit, einer Zwangsauflösung wegen seiner vielen jüdischen Mitglieder zuvorkommend, 1933 selbst ein. Von 1956 bis 1990 gab es dann eine sehr rege Leipziger Ortsvereinigung der „Pirckheimer-Gesellschaft im Kulturbund der DDR“, und nach dem Fall der Mauer setzte man diese Tradition 1991 durch Wiedergründung des Leipziger Bibliophilen-Abend fort.

Der LBA ist bekannt für ein unglaublich facettenreiches Editionsprogramm von Pressendrucken, der Sitz in Leipzig mit seiner großen Druck- und Druckgrafiktradition ist eindeutig ein Standortvorteil. Wir geben unten einen kleinen Einblick in die Produktionen des LBA, wollen aber nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass man gerne dort Mitglied werden kann. Auch wenn die Stadt Leipzig im Namen geführt wird, steht die Mitgliedschaft für jede/n offen und kostet nur ganze 35 Euro Jahresbeitrag.

(Wolfgang Grätz, 248. Frankfurter Grafikbrief

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