Mittwoch, 3. August 2022

Sichtbarmachung des Sichtbaren

Gestaltung: Lilith Zachwieja & Erik Spiekermann
Das Projekt "Sichtbarmachung des Sichtbaren", die Open Access-Zugänglichmachung des typografischen Kulturerbes Berlins ist erstellt. Bei der Katalogisierung der Sammlung an Schriftproben – also jener Musterbücher mit einem Umfang von wenigen Blättern bis zu vielen hundert Seiten, die Gießereien und Druckereien zur Vermarktung ihres jeweiligen Angebots an Schriften, Zeichen und Zierelementen dienten – bargen die größten Überraschungen die auswärtigen Unternehmen, die von Berliner Gießereien und namentlich der Kreuzberger H. Berthold AG gezielt akquiriert werden sollten.

Es wurden anstelle der 220 ursprünglich vorgesehenen Berliner Schriftproben aus dem Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin und der Kunstbibliothek 326 Exemplare mit einem Gesamtvolumen von 26.309 Seiten digitalisiert. Hinzu kommen 201 Schriftmusterbücher aus den Sammlungen des Berliner Technikmuseums mit weiteren 36.820 Aufnahmen sowie die Digitalisate der mehr als 300 von der Erik Spiekermann Foundation hergestellten Papierandrucke von einigen der erfolgreichsten Schriftfamilien der für das Projekt zentralen H. Berthold AG – Akzidenz-Grotesk, Block und Fanfare – in mehreren Versionen, Schriftschnitten und -graden.

Um diese hier nur angedeuteten Dimensionen systematisch auszumessen, organisierte das Projektkonsortium gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Beirat, Katharina Walter (Humboldt-Universität zu Berlin), den Pirckheimern Jürgen Franssen (Verein für die Schwarze Kunst) und Dan Reynolds (Hochschule Niederrhein) – vom 10. bis 11. Juni 2022 in den Räumen des Deutschen Technikmuseums einen öffentlichen Workshop. Mit dem Abschluss des Verbundprojekts der Staatsbibliothek zu Berlin ist jedenfalls ein erster Meilenstein auf dem Weg zur Anerkennung von Typographie als Bestandteil des schriftlichen Kulturerbes erreicht.

(Christian Mathieu)

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