Donnerstag, 21. Juli 2022

Zum 129. Geburtstag von Hans Fallada (1893-1947)

Die Romane des Schriftstellers Hans Fallada sind moderne Klassiker. Doch was kaum jemand weiß: Die ersten Schritte auf dem Weg zum großen Autor legte Fallada auf dem Feld der Lyrik zurück. Der Verein „Poesie schmeckt gut“ widmete im Juni 2018 die 32. Ausgabe der Edition „VERSENSPORN – Heft für lyrische Reize“ diesen frühen und noch unveröffentlichten Gedichten.
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Titelabb.: Otto Dix, Aquarell
Der am 21. Juli 1893 geborene Rudolf Ditzen schuf die Verse zwischen 1912 und 1917. Seine Jugendzeit war geprägt von Krankheit, Sucht, Zwangs- und Suizidgedanken – Themen, die oftmals in die frühen Gedichte explizit einflossen. Titel wie „Mordzimmer“, „Dirne“, „Körperlicher Ekel“ oder „Taumel im Bordell“ vermitteln einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des jungen Mannes. Als 18-jähriger Abiturient erschoss er in einem als Duell inszenierten Doppelselbstmord nahe Rudolstadt einen Freund. Auch dieses Ereignis verarbeitet Ditzen in einem Gedicht: „Pulverdampf über dem Erschossenen“.

Doch dem lyrischen Werk bleibt der Erfolg versagt. Versuche zur Veröffentlichung scheitern, weil Verlage wie Paul Cassirer, Georg Müller und Kurt Wolff dankend ablehnen. Das mag am Ersten Weltkrieg und den knappen Papierkontingenten gelegen haben, doch sicher auch an den Sujets der expressionistisch anmutenden Verse: Es geht um Drogen, Prostitution, Qualen, Dämonen … und immer wieder um Mord. 

Im Jahr 1919 nimmt Ditzen nach Fertigstellung seines ersten Romans das Pseudonym „Hans Fallada“ an und konzentriert sich fortan auf Prosatexte. Er wird keine Lyrik mehr schreiben. Später machen ihn seine gesellschaftskritischen Romane international berühmt. Ditzen stirbt am 7. Februar 1947 in Berlin. Die frühen Verse geraten in Vergessenheit …

(Daniel Börner / Sebastian Hollstein)

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