Samstag, 29. April 2017

Margit Grüger

DAS UNDINE-PROJEKT. FARBHOLZSCHNITTE

Undine ist der Sage nach ein weiblicher Wassergeist, eine Nymphe, die erst dann eine Seele bekommt, wenn sie sich mit einem Menschen vermählt. Einem untreuen Gatten bringt die Undine jedoch den Tod. Die Figur der Undine stammt aus der Stauffenberger-Sage, der Stoff ist wohl um das Jahr 1320 entstanden.
Margit Grüger, Auf Seerosen, Farbholzschnitt,
Unikat Auf Plakat gedruckt
Margit Grüger, deren Undinen-Zyklus unsere Ausstellung zeigt, wurde zur Auseinandersetzung mit dem Thema durch Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ aus dem Jahr 1961 angeregt. Die Wasserfrau Undine ist bei Ingeborg Bachmann eine geistig unabhängige, selbständige Muse, die die Männer versteht, und zu der diese sich hingezogen fühlen.
Bachmann verleiht Undine allerdings nicht nur die Stärke und die Selbständigkeit, die sonst nur Männern zugesprochen werden, sondern unterwirft sie auch dem Zwang, die Männer zu lieben. Sie muss aus dem Meer auftauchen, „Hans“ (ihr Synonym für den Mann schlechthin) rufen, die Männer locken und besitzen. Bachmann nutzte den Undine-Mythos, um ein damals neues Bild von der Beziehung zwischen Mann und Frau zu beschreiben, das von gegenseitiger Anziehung, aber auch vom Kampf bis aufs Messer berichtet.
Margit Grüger setzt die Akzente anders: Sie besetzt die Männerrolle mit einem Seehund, also einem Wesen, das mit der Nymphe in deren Element leben kann und sich durch Neugierde und die Lust am Spielen auszeichnet. Nixe und Tier gehen mit unverhohlener Sympathie miteinander um. Man könnte (hier schreibt ein Hans!) die Bilder lesen als Reverenz an den modernen Mann, der gelernt hat, in ebenbürtiger Partnerschaft zu leben, die Daseinsbedingungen seiner Partnerin zu teilen, der neugierig, offen und beweglich ist.
(Wolfgang Grätz im 210. Frankfurter Grafikbrief)

Ausstellung: 28. April - 10. Juni 2017

è Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt
An der Staufenmauer 9
60311 Frankfurt/M

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