Wie seit seit mehr als 10 Jahren am letzten Wochenende im Februar traf sich auch in diesem Jahr der Kreis am Buntpapier Interessierter im Haus der Deutschen Bücherei in Leipzig. Etwa 40 Teilnehmer verschiedenster Profession hatten sich zusammengefunden, um den Vorträgen zu lauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Unter der bewährten Leitung von Frieder Schmidt, Leiter der Kultur- und Papierhistorischen Sammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek, wurden die unterschiedlichsten Aspekte thematisiert. Der Bogen spannte sich dabei vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Die Tagung begann entsprechend ihrem Schwerpunkthema „Entwerfer und Gestalter – Handwerker, Drucker, Verleger“ mit vorträgen zu Vertretern dieser Zunft. Frieder Schmidt stellte ein Musterbuch der Buntpapierfabrik Ness in Aschaffenburg vor, Ilse Mühbacher sprach über Michael Spörlin und seine Aktivitäten in Wien, Ilona Hesse konnte interessante Details zur Einführung serieller Arbeitstechniken zur Herstellung von Modeldruckpapieren in der Werkstatt ihrer Vorfahren in Leipzig präsentieren. Einen weiteren Aspekt brachte Adelheid Schönborn ein, die anhand ihrer Sammlung von Brokatpapieren die unterschiedlichen Formen von Signaturen der Hersteller auf den Papieren zeigte. Zum Abschluss des ersten Tagungstages stellte Gisela Reschke den Augsburger Buchführer und Buntpapierverleger Georg Christoph Stoy und seine Musterkarten vor.
Beim gemeinsamen Abendessen in der Cafeteria des Hauses gab es dann die Gelegenheit sich zu stärken und den Tag im Gespräch Revue passieren zu lassen.
Der zweite Tag startete mit einem Vortrag von Dirk Lange, der von seiner Zusammenarbeit mit der Malerin Kerstin Brätsch bei der Marmorierung großformatiger Blätter berichtete. Er war dazu mehrfach in New York und arbeitete mit der Künstlerin in deren Atelier dort. Bilder von den Ergebnissen dieser gemeinsamen Arbeit rundeten den Bericht ab.
Dem folgte gleich der nächste Augenschmaus, Gülhan Efkar machte mit der Ebru-Malkunst bekannt und zeigte Beispiele für diese traditionelle türkische Art der Buntpapiergestaltung.
Anschließend berichtete Jana Wichmann sehr persönlichen darüber, wie sie - gelernte Restauratorin - zum Buntpapier gekommen ist und zeigte Beispiele aus ihrer Sammlung. Den Vormittag beschloss Gisela Möller, die in einem Werkstattbericht den Stand ihrer Forschungen zu Lilli Behrens, der Ehefrau des Jugendstil-Künstlers Peter Behrens vorstellte.
Fotos: Julia Rinck |
Nach der Mittagspause sprach Julia Rinck über die Kleisterbilder und Kleisterpapiere des Strandwanderers, Grafikers, Buchgestalters und Fotokünstlers Theodor Schulze-Jasmer, dessen Nachlass sich in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden befindet.
Die Papiere schmücken den Umschlag und die Seiten von Kristine von Sodens Buch „Tetje der Windflüchter“, das natürlich auch betrachtet werden konnte. Schließlich berichtete Henk Porck über die gemeinsame Arbeit mit Frieder Schmidt, Ida Schrijver, Julia Rinck und Susanne Krause an der überarbeiteten Neuauflage von „Buntpapier – ein Bestimmungsbuch“.
Die höchst interessante Tagung, die vor allem auch von den Gesprächen und der gemeinsamen Betrachtung der themenbezogenen Materialien - den Buntpapieren, Büchern und Objekten - lebt, endete mit der zusammenfassenden Betrachtung der Tagungsergebnisse.
Dem scheidenden Spiritus Rector, Frieder Schmidt, der im Herbst dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand eintritt, wurde zum Ende der Tagung mit Blumen und einem langanhaltenden Beifall herzlich gedankt. Bleibt zu hoffen, dass es trotzdem auch im nächsten Jahr Ende Februar wieder eine Buntpapiertagung geben wird.
(Ninon Suckow)
Danke für diesen schönen Bericht. Wäre gerne dabei gewesen.
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