Mittwoch, 5. Oktober 2016

Bele Bachem 100.

Der soeben erschienen 206. Frankfurter Grafikbrief verweist auf eine Ausstellung der Künstlerin mit Malerei, Zeichnungen, Druckgraphik und Büchern in der Büchergilde Buchhandlung in Frankfurt/M

"Ja – wer ist nun Bele Bachem? Eine der bedeutendsten deutschen Malerinnen des 20. Jahrhunderts, deren umfangreiches Lebenswerk mit Schwerpunkt Malerei und Grafik auch Kleinplastiken, Bühnenbilder, Filmausstattungen (z.B. „Das Wirtshaus im Spessart“), Bücher, Texte, Illustrationen, Plakatkunst und Design umfasste.
1916 als Tochter des Malers Gottfried Maria Bachem in Düsseldorf geboren konnte sie bereits als Kind im väterlichen Atelier nach Modell zeichnen. 1933 ging sie nach Berlin und verdiente sich selbst das Studium in den „Vereinigten Staatsschulen“, u.a. durch das Kolorieren alter Stahlstiche.
Nachdem sie ab 1937 in Magazinen Miniaturen publiziert hatte, bekam die erst 27-jährige Bachem 1943 die Chance, für eine Aufführung der Münchner Kammerspiele ihr erstes Bühnenbild zu schaffen. Im gleichen Jahr ereilte sie aber auch ein komplettes Veröffentlichungsverbot der Nazi-Kulturbehörden, eine bereits geplante Ausstellung musste abgesagt werden. Nach dem Krieg wird die Künstlerin europaweit gefeiert, sie hat große Ausstellungen in Zürich, Bozen, Hamburg und Mailand und erhält 1952 den Toulouse-Lautrec-Preis der Stadt Paris, 1956 den Plakatpreis der Stadt Wien. Sie bediente mit ihrer Bildsprache sowohl das Bedürfnis nach heiterer Weltsicht der aus Krieg und Nazizeit Davongekommenen als auch das neue Selbstbewusstsein der weiblichen Nachkriegsgeneration.
Die Frivolität und der fröhliche Umgang mit weiblicher Sexualität in ihren Bildern stellen einen der gravierendsten Tabubrüche der Nachkriegskunst dar: Die unverkrampfte Darstellung der Frau als Subjekt von Sexualität in Bachems Bildern und Büchern kamen aber so selbstverständlich daher, dass sie – anders noch als bei den Nazis – noch nicht einmal zum Skandal taugte, sie verlieh einfach nur einer neuen Normalität Ausdruck.
Bele Bachem ist auch die wahrscheinlich meistpublizierte deutsche Buchillustratorin des 20. Jahrhunderts: Ein 1986 erschienenes Werkverzeichnis listet zu diesem Zeitpunkt bereits 113 (!) von ihr illustrierte Bücher.. Viele literarische Werke, die sie illustrierte, sind inzwischen aus der Zeit gefallen, das illustrative Werk der 2005 im Alter von 89 Jahren gestorbenen Künstlerin aber bleibt monumental."

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