Montag, 11. Juli 2016

Das unbekannte Unbekannte

Paradoxerweise nicht in meiner Lieblingsbuchhandlung, sondern in der Filiale einer großen Buchhandelskette an der Charité fand ich heute eine kleine Schrift, die im April bei Fischer Taschenbuch als Werbung für das Buch und den Buchhandel erschien. Sowohl in Aufmachung, aber insbesondere vom Text her ein kleines (16°) und trotz Klammerheftung bibliophiles Meisterstück.
In einem 36seitigen Essay behandelt Mark Forsyth, ein britischer Autor, Journalist und bekennender Bibliophiler das gedruckte Buch als Kulturgut - übersetzt wurde der Text von Peter Sillem (Lektor beim Frankfurter S. Fischer Verlag).
Ausgangspunkt seiner Betrachtung ist Forsyth ausgerechnet ein Zitat von Donald Rumsfeld, für welches diesem sogar das "Fettnäpfchen für die wirrste Äußerung einer öffentlichen Person" verliehen wurde und welches dieser eigentlich zur mesopotamischen Waffenkunst machte! Rumsfeld spricht von "Dingen, von denen wir wissen, dass wir sie wissen ... [von] bekanntem Unbekanntem ... [und] unbekanntem Unbekannten". Forsyth erklärt den Zusammenhang des Zitats zur Antike zu einem Missverständnis und geht davon aus, dass mit dem Zitat verschiedene Möglichkeiten des Bücherkaufens gemeint seien. Gekonnt, mit reichem Wissen, sowie illustriert mit teils kuriosen Beispielen und mit der Inbrunst eines wirklichen Bücherfreundes beschreibt der Autor dann das Glück des Findens. Fast nebenbei widerlegt er dabei die Auffassung vom Ende des Buches, des Buchhandels und der Bibliothek durch Internet, neue Lebensgewohnheiten und Medienwandel.
Dieses Heftchen ist nicht nur vergnüglich zu lesen, es gibt Denkanstöße für die Argumentation pro Buch und ist allein schon deshalb ein Muss für jeden Bücherfreund!
(ad)


Mark Forsyth - Lob der guten Buchhandlung
FISCHER Taschenbuch Frankfurt am Main, April 2016
ISBN 978-3-596-03610-3


The Inky Fool Blog von Mark Forsyth (engl.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen