Harry Graf Kessler, dem eine Ausstellung am Brandenburger Tor gewidmet ist, galt als scharfer Beobachter seiner Zeit, der seine tiefgreifenden Betrachtungen kontinuierlich, über sechs Jahrzehnte hinweg in Tagebüchern festhielt.
Diese Tagebücher – innerhalb von 57 Jahre entstanden 57 Bände auf mehr als 15.000 beschriebenen Seiten – geben tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt. Mithilfe von medialen Inszenierungen im Raum setzt eine Schau das vielschichtige Kaleidoskop in Gang, das für Kesslers Tagebücher so charakteristisch ist. In Bild und Ton unternimmt der Besucher eine Zeitreise in eine hochinteressante Umbruchszeit und spürt dabei einzelnen Leitmotiven nach: Wie nahm Kessler die aufkommende Moderne wahr? Wie reagierte er auf den Krieg und die politischen Umwälzungen? Welche Bedeutung hatte die Kunst für ihn? Und wie definierte er Schönheit und Glück?
Wer diesen verschiedenen Fragestellungen folgt, versteht einmal mehr, warum Kessler in der von ihm gegründeten Weimarer Cranach-Presse zum Verleger hochbibliophiler Bücher wurde, in denen das Haptische und Geistige zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Die Bücher der Cranach-Presse zählen – neben den Tagebüchern – zum wichtigsten Vermächtnis Kesslers und werden in der Ausstellung im Original zu sehen sein.
Wer diesen verschiedenen Fragestellungen folgt, versteht einmal mehr, warum Kessler in der von ihm gegründeten Weimarer Cranach-Presse zum Verleger hochbibliophiler Bücher wurde, in denen das Haptische und Geistige zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Die Bücher der Cranach-Presse zählen – neben den Tagebüchern – zum wichtigsten Vermächtnis Kesslers und werden in der Ausstellung im Original zu sehen sein.
Harry Graf Kessler hat das kulturelle Leben um 1900 als Museumsleiter, Kunstvermittler, Sammler und Förderer zeitgenössischer Kunst maßgeblich mitgeprägt und vor allem die Impressionisten und Neo‐Impressionisten in Deutschland bekannt gemacht. Er liebte die Kunst, das Haptische, die Schönheit und glaubte Zeit seines Lebens an die charakterformende Kraft der Kunst. Kunst war für ihn der Weg zur Erlösung des modernen, in sich zerrissenen Menschen. Seine eigene, in der Kaiserzeit aufsehenerregende Kunstsammlung war dieser Auffassung verpflichtet. Kessler nutzte seine Sammlung im Sinne eines erzieherischen Ideals einer Neuen Kunst in der Moderne.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Nicolai-Verlag, 24.95 €)
Ausstellung: 21. Mai bis 21. August 2016
Max Liebermann Haus
Pariser Platz, Berlin-Mitte
siehe auch: Buch, Kultur und Gesellschaft, eine Veranstaltungsreihe der Initiative Buchkultur und der Pirckheimer-Gesellschaft, 27. September 2016
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