Sonntag, 26. Juli 2015

"Treffpunkt Erasmus" - alle Orte, alle Termine

Eine gute Nachricht für Alle, die die Filmpremiere in Mai versäumen mussten (aber natürlich ebenso für Alle, die sich den Film gern ein zweites Mal ansehen möchten):
Ende August wird "Treffpunkt Erasmus" in (bisher) 49 Kinos in den neuen Bundesländern zur Aufführung gebracht - von "A" wie Altenberg bis "Z" wie Zella-Mehlis ... unter anderem in Berlin, Dresden, Erfurt, Leipzig und Magdeburg.
Wir wünschen uns wieder einen ebenso regen Zuspruch wie bei den Aufführungen im Babylon Berlin Mitte und im Capitol Königs Wusterhausen - der Film hat einen zahlreichen Besuch allemal verdient.
(Matthias Haberzettl)
Orte A - F
Orte G - Z und zweite Woche
"Treffpunkt Erasmus" ist eine ergreifende Doku über Mut und Menschlichkeit.
(Claudia Palma, Märkische Allgemeine vom 6.5.2015)

Samstag, 25. Juli 2015

Altpapier

Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht verstehen. So heute geschehen: Ein süddeutsches Auktionshaus bietet auf einer weltberühmten Versteigerungsplattform folgenden Artikel für 9,00 Euro im Sofortkauf an: „Portrait von Albert von Wallenstein (1583 - 1634). Feldherr, Verräter, Friedensvisionär. Zeitungsausschnitt aus der oder aus einer Stuttgarter Zeitung, erschienen im Kulturteil, anlässlich einer Ausstellung über Wallenstein im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, 2009. Blattgröße: ca. 21 x 28,5 cm. Ansicht: ca. 11,7 x 9 cm. Einmal gefaltet, rote Kugelschreiberspuren.“

Ausriss des erwähnten Zeitungsartikels, Abb. © Abel Doering

Wohlgemerkt, es wird hier nur ein Zeitungsausschnitt, nicht das eigentliche Original Porträt angeboten. Bei einem eventuellen Erwerb bietet der Verkäufer einen kostenlosen Standardversand an. Immerhin. Das mag vielleicht den einen oder anderen anlocken, mich überzeugt es trotzdem nicht. Überhaupt stellt sich für mich die ernsthafte Frage, wer in Gottes Namen, gibt 9,00 Euro für einen wertlosen Zeitungsausschnitt von 2009 aus? Ich bin ratlos. Da hilft es auch nicht weiter, wenn der Artikel in der Rubrik „Original ab 2000“ gelistet wird. Eigentlich werden hier moderne Drucktechniken wie: Holzschnitte, Linolschnitte, Lithographien, Monotypien, Serigraphien und Siebdrucke angeboten. Aber ein Zeitungsausschnitt? Jetzt darf man nicht den törichten Fehler begehen und dem Verkäufer unterstellen, hier handele es sich um ein Missverständnis, oder gar noch schlimmer, er hätte nicht gewusst, was er da überhaupt verkaufe. Das wäre unfair. Vielmehr hat er genau gewusst, was er anbietet. Und mit Sicherheit weiß er über exotische und damit auch irgendwie neue Sammelgebiete besser Bescheid als ich! Mein Beruf „Antiquar“ bietet seit knapp zwei Jahrzehnten, fast wöchentlich, neue Überraschungen. Aber so einen delikaten Fall, wie den hier beschriebenen, kannte ich bisher noch nicht. Alles Jammern hilft nicht weiter, es gilt ehrlich, zu sein: Ich komme damit nicht klar! Da helfen mir auch meine Jahrzehnte an Berufserfahrung nicht. Es ist, wie es ist! Und es ist schlimm: Ich habe die entscheidenden Zeichen der Zeit verpennt und dadurch ist mir vermutlich so mancher lukrative Gewinn entgangen! Seit heute bin ich mir sicher: Es muss ein oder vielleicht gar mehrere, ganz neue Sammelgebiete im Antiquariatsbuchhandel geben, von denen ich bisher überhaupt nichts wusste. Nein, noch nicht einmal etwas ahnte! Vielleicht nennt sich dieses hier beschriebene Sammelgebiet schlicht und einfach nur „Altpapier“. Aber Vorsicht! Dies kann ganz schnell auch wieder zu Missverständnissen führen. Gut, spöttisch und auch etwas von „oben herab“ heißt es in der Antiquariatsbranche immer, „dies oder jenes“ sei eigentlich nur wertloses Altpapier. Gemeint sind damit, minderwertige Bücher im Verkaufsbereich von wenigen Cent, vielleicht auch Massenauflagen oder Taschenbücher für 1-2 Euro je Stück, die aufgrund der Häufigkeit, keine Interessenten mehr finden. Ab sofort ist dieser Spruch überholt, quasi selbst Makulatur geworden. Jetzt sind Zeitungsausschnitte, wirkliches Altpapier, anstatt wie bisher, geringwertige Bücher, zu einem ernsthaften Verkaufsgegenstand und Sammelgebiet geworden. Der Vorfall hat mich kaufmännisch wachgerüttelt. Schnell rannte ich in den Keller hinunter. Dort lagern in großen Mengen gebündelt, alte Ausgaben vom „Darmstädter Echo“ der letzten Jahre. Aufgeregt kehrte ich zu meiner Frau zurück. „Du glaubst gar nicht, welche Schätze da unten liegen!“, rief ich entzückt. Entsetzt blickte sie mich an.
(Michael Eschmann)

Donnerstag, 23. Juli 2015

Schottermaus und 25 Jahre Corvinus Presse

Die Corvinus Presse wird 25 - Glückwunsch! Und es wird in diesem Zusammenhang natürlich eine Buchpremiere geben: In der 18. Werkstattlesung, einer privaten Veranstaltung, wird am 21. August 2015 Georg Kakelbeck am Ort der Herstellung seinen Gedichtband Schottermaus vorstellen.
Dieser Titel ist mit vielen mehrfarbigen Linolschnitten von Valeria Brancaforte (Barcelona) ausgestattet. Der Handeinband dieses Buches wurde in bewährter Weise von Stefan Cseh geschaffen. Es wird eine Volksausgabe mit japanischer Bindung und einigen einfarbigen Linolschnitten geben. Die Einleitung der Werkstattlesung übernahm Petrus Akkordeon, der seit zahlreichen Jahren mit dem Autor zusammenarbeitet.

è Corvinus-Presse

Zettelchen für bb und das BE

Hinweise auf Theaterpremieren, Werbeblättchen für Bücher und ähnliche Akzidenzen sind immer von Flüchtigkeit, werden sie doch häufig ausgesondert, wenn man sich das beworbene Werk angesehen hat oder es besitzt. Die Information darauf wurde dann unwichtig, war überholt wie die Zeitung von Gestern. Der Bibliophile denkt da natürlich anders, jeder Hinweis auf sein Sammelobjekt wird selbst gesammelt. Nur leider hatte man selten Gelegenheit, an diese Flyer, wie sie heute heißen, zum Zeitpunkt ihres Erscheinens zu kommen - das Sammelinteresse entstand häufig erst später und die Werbeblättchen hatten schon lange den Weg in den Papierkorb gefunden. So geht dem Bibliophilen natürlich immer das Herz auf, wenn er diese meist unbeachteten bedruckten Zettelchen in die Hände bekommt. Und mitunter hat man Glück und findet sie irgendwo als Lesezeichen in einem Buch. Oder, wie in meinem Fall, in seinem Briefkasten, eingeworfen von einem Freund aus der Pirckheimer-Gesellschaft, der um das Sammelgebiet weiß.
Danke dafür dem PrenzlBerger Antiquar und Pirckheimer-Freund Thomas Döring!
(ad)

1 Kommentar:

Was findet ein Antiquar im Laufe seines Lebens nicht alles in Büchern?
Manchmal sind es Notizen, oft Briefe oder auch nur Fragmente davon.
Viele Kollegen erzählten mir, dass sie Geld, gut versteckt in alten Büchern fanden.
Dieses Glück hatte ich bisher nie. Seltsamerweise finde ich fast immer nur Fotos von nackten Frauen. Auch nicht uninteressant, oft sind wirkliche Schönheiten darunter. Fragen drängen sich auf. „Wer war das wohl? Die Ehefrau? Die Geliebte?“ Wir werden es niemals erfahren.
So entstand innerhalb von fast zwanzig Jahren eine eigentlich ungewollte Sammlung von „Erotika“. Ich mag sie nicht wegwerfen, vielleicht eine Berufskrankheit, wie auch das Aufheben kurioser Zettelchen, die ebenfalls zwischen Buchseiten steckten. Mein letzter Fund ist hier abgebildet.
(Michael Eschmann)

20. Troisdorfer Bilderbuchpreis

Einblicke in neue Bilderbücher

Der 2015 zum 20. Mal verliehene Troisdorfer Bilderbuchpreis ging an Julie Völk für ihre Illustrationen zum Buch „Das Löwenmädchen“ (Text: Kim Fupz Aakeson, Gerstenberg 2014). Den zweiten Preis vergab die Jury gleich zweimal, zum einen an den Norweger Stian Hole für „Annas Himmel“ (Hanser 2014), zum anderen an Peter Schössow für sein Buch „Der arme Peter“ (Text: Heinrich Heine, Hanser 2013). Den Förderpreis, der aufgrund fehlender Qualität längere Zeit nicht mehr vergeben werden konnte, erhält Matthias Ries, der mit seinem animierten Film zu dem Gedicht „Trutz, Blanke Hans!“ des norddeutschen Dichters Detlev von Liliencron überzeugte. Die unabhängige Kinderjury, die sich aus Drittklässlern Troisdorfer Grundschulen zusammensetzte, wählte als ihren Favoriten das Buch „Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ von Torben Kuhlmann (NordSüd 2014).
Mit der Preisverleihung eröffnete das Museum zugleich die Ausstellung zum Troisdorfer Bilderbuchpreis, die eine Auswahl der eingesandten Arbeiten vorstellt. Die Ausstellung zeigt ein abwechslungsreiches und repräsentatives Bild aktueller Bilderbuchillustration im deutschsprachigen Raum.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen sowie Texten von Pauline Liesen, Maria Linsmann, Thomas Schmitz, Almut Tscheuschner, Ute Wegmann und Marlene Zöhrer.

Ausstellung: 21. Juni bis 6. September 2015

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf

eine Veranstaltung der Initiative Buchkultur

REIHENWEISE Die Sammlung Klimmt

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Buch, Kultur & Gesellschaft hatten wir gestern Herrn Reinhard Klimmt zu Gast. Viele kennen Reinhard Klimmt nur als Politiker, ehemaliger Bundesminister und Ministerpräsident des Saarlandes, aber weit gefehlt, er sammelt Bücher von Kindesbeinen an. So entstand „Das Tollhaus im Saarland“, wie der CICERO einst sein Haus bezeichnete - eine beeindruckende Sammlung. Unsere Pirckheimerfreunde Klaus Walther und Dieter Lehnhardt stellten in ihrem Band „Haben Sie das alles gelesen? (erschienen im Mironde-Verlag), neben anderen bedeutenden Sammlern, wie Wulf D. und Akka v. Lucius, Elmar Faber oder Carsten Wurm, auch die Sammlung Klimmt vor.
Gestern Abend standen allerdings die Taschenbücher im Vordergrund. Reinhard Klimmt führte unser Publikum durch die Zeitgeschichte in Ost und West, zeigte die vielen Gemeinsamkeiten und die Unterschiede auf und stellte sie versiert in den historischen Kontext. Er berichte über die Jagd nach Informationen, über Gestalter und Illustratoren, die heute keiner mehr kennt, deren Werke aber bewahrt werden müssen! Die Sammelei mündet bis zur Leipziger Buchmesse 2017 in einem zwei bändigen Werk über die Taschenbuchlandschaft bis zum Ende der fünfziger Jahre mit ihren Reihen und Verlagen. Natürlich möchten er und seine Mitstreiter danach mit den 60er weitermachen… Dieses Projekt wird meiner Meinung nach die gleiche Bedeutung erlangen wie der Blickfang von Jürgen Holstein, ein unersetzbares und einzigartiges Nachschlagewerk und bibliophiles Sahnestück!
Unser Publikum war sehr interessiert und Herr Klimmt schwelgte gemeinsam mit den Anwesenden zwischen den toll gestalteten Taschenbüchern und den darin eingepackten Geschichten.
Unseren Dank an Herrn Klimmt äußerten unsere Mitglieder Katrin Kirchner und Günther Berlejung mit einem deutsch, französischen Buch: Liebesgedichte, die Distanzen überwinden, die Nähe und Intimität vermitteln, die Unsagbares in Worte fassen, in denen Leidenschaft sich nicht zurückhält. Erotik wird im Sprachspiel umschrieben, Sinnlichkeit und Gefühl im Erlebnis unmittelbar.
Katrin Kirchner dringt vor zum eigentlichen Anliegen der Poesie. Ihre Gedichte sind berührend und anrührend. Und eine Liebeserklärung, in Prosa, an Ludwigshafen, eine spröde Stadt, deren Reiz sich nicht dem ersten Blick erschließt. Die Radierungen von Günther Berlejung, beidseitig und durchscheinend, wurden exklusiv für diesen Band geschaffen. Sublim und eindringlich zugleich stehen sie als eigenständige Kunstwerke in assoziativer Beziehung zu den Gedichten.
Zur bibliophilen Kostbarkeit wird das Buch neben seiner feinen Ausstattung auch durch die außergewöhnliche Typografie von H.-J. Kotarski. Sie integriert Text, Bild und Übersetzung buchstäblich transparent. Die einfallsreiche Konzeption übersetzt die künstlerische Aussage noch einmal visuell. Ein Buch, in dem man blättern möchte, ein Buch zum gemeinsamen Lesen.
Natürlich wurde die Ausgabe durch ein Original von Günther Berlejung „angereichert“! Wir hoffen, dass Herr Klimmt noch Wandfläche in seinem „Tollhaus“ frei hat, um dieses wunderbare Blatt anzubringen.
Am 24.Juli feiern wir unser Sommerfest mit verschiedenen Künstlern, einer Buchvorstellung und natürlich mit kulinarischen Highlights! Jeder, der kommen möchte, ist herzlich eingeladen.
Nach der Sommerpause endet unsere Reihe in diesem Jahr am 13. Oktober um 19. Uhr im Bassermann Haus, C4, 9 mit Peter Sodann und seiner Bibliothek.

P.S. Die Planungen für 2016 laufen und wir versprechen erneut ein ansprechendes Programm für alle Interessierte an der Reihe „Buch, Kultur & Gesellschaft“.

(Dr. Ralph Aepler)
è Initiative Buchkultur: Das Buch e.V. c/o Llux
Postfach 25 02 09
67034 Ludwigshafen
Tel. (06 21) 68 50 275

Mittwoch, 22. Juli 2015

Für den Erhalt des privaten Sammelns

Die Novellierung des Kulturgutschutzrechts bedroht mit ihren Regelungen das Sammeln von jeder Form von Kulturgut. Betroffen sind alle, die sich auf traditionelle Sammelgebiete wie zum Beispiel Bücher, Briefmarken, Möbel, Keramik, Münzen, Oldtimer oder Bilder spezialisiert haben. Ihnen werden im neuen Gesetz rückwirkend Sorgfaltspflichten aufgebürdet, die selbst die gewissenhafteste Sammlerin, der gewissenhafteste Sammler nicht leisten kann. Durch die im Gesetz festgelegte Umkehr der Beweislast muss in Zukunft bei einem Streitfall der Besitzer für ein Kulturgut mit einem Wert von über 2.500 Euro nachweisen können, wo sich ein fragliches Stück die letzten 20 Jahre befunden hat; für „archäologisches“ Kulturgut gilt dies bereits bei einem Wert über 100 Euro.
Sammler haben Jahrhunderte lang Kulturgüter durch die Zeit gerettet. Das private Sammeln ergänzt staatliche Bemühungen und garantiert eine Vielfalt der Überlieferung, wie sie von Museen nie geleistet werden könnte. Sammeln ist ein immaterielles Kulturgut, das durch die aktuellen Entwürfe zum neuen Kulturgutschutzrecht bedroht ist.
Diese Forderung ist unrealistisch und verleumdet einen Großteil der Objekte, die heute auf dem in- und ausländischen Kunstmarkt völlig legal gehandelt werden, als illegal, was eine starke Wertminderung betroffener Objekte bedeutet.
 

Montag, 13. Juli 2015

Marginalien 218

Eigentlich sollten es schon vor einem Monat bei den Abonnenten sein - jetzt dürfte das neueste Heft der Marginalien jedoch überall im Briefkasten vorliegen.
Es häuften sich allerdings wieder die nicht zustellbaren Sendungen, weshalb alle Empfänger gebeten werden, eventuelle Adressänderungen mitzuteilen. Aber auch bei mir ist das Heft trotz korrektem Adressaufkleber noch nicht eingetroffen, mitunter ist also Geduld gefragt.
Der Inhalt des aktuellen Heftes erfüllt wieder alle Erwartungen: Irmgard Heidler gibt Aus Anlass des 50. Todestages von F.H. Ehmcke ausführliche Einblicke in die Zusammenarbeit und Entwicklung von Strukturen, Harald Kretzschmar berichtet über Eduard Fuchs - Lichtbringer und Schattenmann und Robert Wolf referiert über Die Radierungen des Malers Hans Vent. Sehr interessant auch der Kommentar von Ralf Parkner zu einem Briefwechsel zwischen Karl-Heinz Jacobs und Erwin Strittmatter - Dieser Briefwechsel ist den Marginalien als typographische Beilage (Weidemann Book) beigegeben.

Donnerstag, 9. Juli 2015

F. H. Ehmcke (18.10.1878 - 03.02.1965)

Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek stellt aus Anlaß des 50. Todestages von F. H. Ehmcke im Foyer Skizzen, Entwürfe und Reinzeichnungen dieses Kunsttheoretikers und Künstlers aus. Diese, ursprünglich bis 4. Juli 2015 geplante Schau wird bis zum 9. Januar 2016 verlängert.
Für weitere Informationen bitte hier klicken. 

Ausstellung: 3. Februar 2015 – 9. Januar 2016

è Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena
(03641) 940048

* E-Mail

Aus dem Antiquariat 3/4 2015

Das 3. Heft Aus dem Antiquariat 2015 wird derzeit ausgeliefert, u.a. mit einem Artikel von Anette Pozzo über "Giuseppe Martini und der internationale Antiquariatshandel zu Beginn des 20. Jahrhunderts."
Dazu eine Anmerkung von Michael Eschmann:
Es lohnt sich „Aus dem Antiquariat“ regelmäßig zu lesen. Diesmal war der Artikel über den italienischen Antiquar Giuseppe Martini (1870 – 1944) aus Lucca/Italien für mich Anlass, eine Recherche bezüglich (s)eines Exlibris zu machen. Giuseppe Martini (1870 – 1944) war ein bedeutender Antiquar, der sich auf den Handel mit Inkunabeln und Alten Handschriften spezialisierte. Er unterhielt weltweit Geschäftskontakte zu Kollegen, darunter zu den Antiquariaten Rosenthal in München und Joseph Baer in Frankfurt.
An diesem Exlibris zeigt sich erneut eine grundsätzliche Problematik meiner Forschungen: Giuseppe Martini hat auf dem Exlibris seinen Namen in „Josephi Martini“ latinisiert. Alle Verzeichnisse und Suchmaschinen listen ihn (meist) darunter auf.
Ich würde das Exlibris gerne für meine Sammlung erwerben und erbitte etwaige Kaufangebote!

siehe auch: Exlibris Josephi Martin.

Ulrich Woelk: Apokalypse abgesagt

Im Hybriden-Verlag ist eine neue Künstleredition erschienen, Anlass genug für den Daten-Messie zur Veröffentlichung einer Textprobe:
Hitler hört die VOYAGER GOLDEN RECORD
Fegefeuer der Gravitation
„Du sollst dir kein Bildnis machen!“, hat es einmal geheißen, aber das ist lange her. Das Bilderverbot, einst zum Schutz vor falschen Götzen ergangen, hat in der Postmoderne ausgedient. Keines der zehn Gebote, muss man wohl feststellen, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem derart eklatanten Misserfolg entwickelt wie das zweite. Jedenfalls überflutet uns der spätkapitalistische Lebensstil mit endlosen Bilderströmen, und da mutet die durchaus ansehnliche wissenschaftliche wie metaphorische Karriere von etwas prinzipiell Unsichtbaren schon erstaunlich an. Und doch hat sich eine bestimmte Klasse von ziemlich abstrakten astronomischen Objekten, deren präzise Bedeutung naturgemäß kaum ein Laie versteht, zu einem ziemlich lebendigen Teil dessen gemausert, was einmal Allgemeinbildung hieß und sich inzwischen in einen kunterbunten Fundus aus Junk-Wissen verwandelt hat, der beim Magazin-Lesen oder abendlichen TV-Zapping irgendwie hängengeblieben ist.  ...
Der metaphorische Clou bei Schwarzen Löchern ist ... ihre naturgesetzlich garantierte Unerforschbarkeit. Darin liegt übrigens ein durchaus ernsthaftes und vieldiskutiertes theoretisches Problem: Wenn nämlich Information in Form von Licht oder Materie in ein Schwarzes Loch hineinzufallen vermag, aber prinzipiell keine Nachricht aus diesem herauszubekommen ist, dann stört diese Asymmetrie von Geben und Nehmen nicht nur das theorieästhetische Empfinden von weltbekannten Kosmologen wie Stephen Hawking, sondern auch die Gültigkeit bestimmter fundamentaler Sätze der Thermodynamik. Der einzige Ausweg aus dieser Zwickmühle besteht denn auch in der Annahme, dass überhaupt keine Information in Schwarze Löcher zu fallen vermag, sondern alles Ankommende auf deren Oberfläche abgespeichert wird, um gegebenenfalls (beim sogenannten Verdampfen der Löcher) wieder freigesetzt zu werden. ... und die von uns produzierte und auf deren Oberflächen gefangene Information, sämtliche Sportnachrichten, die „Lindenstraße“ und noch der flaueste Comedywitz, wieder freigesetzt würde, um erneut das Universum und unsere darin herumtreibenden Seelen zu überschwemmen? ...
(Ulrich Woelk)

... gesamten Text lesen

Ulrich Woelk: Apokalypse abgesagt
Neun Essays zu astronomischen und poetischen Themen (Guten Rutsch; Literarische Finsternis; The Dark Side of the Moon; Wettlauf im Wohnzimmer; Fegefeuer der Gravitation; Kein Gott nirgends; Reise ins Innere der Materie; Kinder der Nacht; Apokalypse abgesagt).
Zeichnungen und Handschriften von Hartmut Andryczuk
Limitierte Auflage, Berlin 2015
Preis: € 600

Montag, 6. Juli 2015

Grafik aus Polen

Die neue Ausstellung der Eremitage Gransee des Pirckheimers Marc Berger zeigt Polnische Grafik der späten 80er und frühen 90er Jahre aus der Sammlung Peter Seel.

Dr. Peter Seel nutzte seine Zeit Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre am Goethe-Institut in Warschau unter anderem dazu, damals aktuelle polnische Kunst zu sammeln. Die polnischen Graiker genossen – nicht nur »im Osten« – einen guten Ruf: Sie arbeiteten oft sehr ungewöhnlich und eigenständisch, waren häufig den aktuellen Tendenzen der Kunst im Westen näher und schon rein handwerklich hervorragend. In der Eremitage wird eine interessante Auswahl mit Arbeiten verschiedener Künstler in sehr unterschiedlichen Techniken in Gransee gezeigt.

Vernissage: Samstag, 11. Juli 2015, der Sammler ist anwesend, einführende Worte: Roland R. Berger 
Ausstellung: 11. Juli - 20. September 2015

è Eremitage Gransee
Galerie für zeitgenössische Buchkunst und Druckgraphik
Mauerstraße 4a | D-16775 Gransee

*
Marc Berger

Donnerstag, 2. Juli 2015

SchriftStücke

Gesägt, genäht, gebrannt… - es muss nicht immer Papier sein

Tanja Leonhardt
Schriftkunst wird zumeist mit Feder und Papier in Verbindung gebracht. Daneben gibt es jedoch Schrift in vielfältigen anderen, zumal plastischen, Erscheinungsformen. Als Relief und Skulptur, in verschiedenen Materialien und Farbgebungen, entfaltet Schrift ihre Aussage. Die Ausstellung zeigt eine große Bandbreite von Objekten: Holz, mit der Kettensäge bearbeitet, Genähtes, Texte, die mit Hilfe eines Laserstrahls entstanden sind und in Beton gegossene Schriftskulpturen. Gezeigt werden Arbeiten von Tanja Leonhardt, Hans Schmidt, Rudolf Koch, Peter Malutzki und weiteren Künstlern.

Ausstellung: 10. Juli – 23. August 2015

è Klingspor-Museum

Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Mittwoch, 1. Juli 2015

Buchdruck, Künstlerbücher, Druckgrafik

Zum diesjährigen Moabiter Ortstermin, diesmal unter dem Thema »Buchdruck, Künstlerbücher, Druckgrafik« lädt auch der Pirckheimer Michael Ley ein. Bei ihm findet der Ortstermin diesmal wieder in seiner Wohnung statt und nicht, wie im vorigen Jahr, vor dem Rathaus.
Und „natürlich“ beschäftigt sich miley erneut mit dem Thema DRUCKEN! Man kann ihn dann mit Winkelhaken beim Handsatz oder mit der Wischgaze beim Tiefdrucken beobachten. Alle Fragen werden selbstverständlich beantwortet. Das Motto lautet:

Drucken ist (k)ein Vergnügen!

Hinweis: Die Erdgeschoss-Wohnung ist noch relativ kühl...
Ortstermin: 4./5. Juli 2015, 14 - 19 Uhr
Wikingerufer 6, EG re.
10555 Berlin-Moabit

Sommerfest der Neuhauser Kunstmühle

Das alljährliche Sommerfest der Neuhauser Kunstmühle ist 2015 das letzte in Salzburg. »Nachdem jene unruhige Altersstufe erreicht haben, die man als .Pensionsalter´ bezeichnet«, wie Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin schreiben, habe man beschlossen, noch einmal einen ganz neuen Schritt zu unternehmen: Die Neuhauser Kunstmühle übersiedelt mit Mann und Maus nach Hohenberg in Niederösterreich, etwa 30 km südlich von St. Pölten. Dort wird es ein eigenes Gebäude für die Werkstatt und ein Wohnhaus geben. Eine stets geöffnete Galerie wird es dort nicht geben, aber wir beginnen im November in Wien mit einer Ausstellung aktueller Werke von Paul Ching Bor.
Die letzte Ausstellung in Salzburg (Jüstel – Müller – Orgovanyi) ist an diesem Tag das letzte Mal geöffnet. Für Musik, Speis und Trank ist wie immer gesorgt.

Sommerfest: 11. Juli ab 19:00 Uhr

NEUHAUSER KUNSTMÜHLE
Mühlstraße 5a | 5023 Salzburg

Buch, Kultur & Gesellschaft

Gestern Abend begrüßte die Initiative Buchkultur Das Buch e.V. im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe Professor Dr. Dieter B. Herrmann aus Berlin. In Rahmens eines Gespräches mit dem Gast haben die Teilnehmer viele interessante Einblicke in ein Stück deutscher Zeitgeschichte erhalten.
Neben Professor Herrmann hatten die IB weitere Ehrengäste, Schülerinnen und Schüler des Carl-Bosch-Gymnasiums Ludwigshafen mit Ihrem Lehrer Dr. Bernd Rohwedder. Sie haben im Namen der IB für Ihre Entdeckung von zwei Asteroiden jeder ein Buchpräsent unseres Gastes erhalten. Die Schülerinnen und Schüler verfolgten unser Gespräch bis zur letzten Sekunde und fragten unseren Gast die berühmten Löcher in den Bauch. Auch unser Gast war sichtlich beeindruckt von den Schülern und deren Fragen. Natürlich werden sie jetzt alle in die Physik gehen und das zur großen Freude des Lehrers - dem „Anstifter“ dieser Entdeckungen.
Die Hörer schritten mit ihrem Gast vom zerstörten Berlin nach dem II. Weltkrieg über die Schule, das Studium und der Promotion bis in die Archenhold Sternwarte und das Zeiss Großplanetarium (beide in Berlin), deren Direktor Professor Herrmann bis zum Jahre 2004 war. Freude an dem was man tut, dass ist das bestimmende Lebensmotto Professors Herrmanns und dann gibt es natürlich viel zu erzählen.
Ein Wissenschaftler zu Gast bei den Bibliophilen - in Puncto Bücher hat unser Gast alles zu bieten. Vom wunderschön illustrierten Kinderbuch bis hin zur strengen wissenschaftlichen Publikation.
Am Ende des Gespräches war noch lange nicht Schluss. Unser Mitglied Günther Wilhelm hatte etwas ganz besonderes für den Gast - eine Cyanotypie! 1842 entwickelte der Astronom Sir John Herschel dieses fotografische Verfahren. Die Überraschung ist gelungen, denn die Initiatoren der Reihe "Buch, Kultur & Gesellschaft" konnten ihrem Gast etwas „Neues“ schenken.
Günther Wilhelm hat für die Initiative Buchkultur bereits mehrere Bücher (foto)graphisch „gefüllt“.
Wer aber dachte, nun wäre der Abend zu Ende, unterlag einem Irrtum. Das Publikum war begeistert und belagerte seinen Gast. Professor Herrmann hatte sichtlich Freude an den Gesprächen und niemand realisierte, dass schon drei Stunden Wissenschaft vergangen waren.
Der Referent lieferte den eindrucksvollen Beleg, warum er der Beste seiner Zunft ist. Komplexe Wissenschaft anschaulich zu präsentieren, das ist seine Mission und das ist authentisch. Nicht umsonst war er der Erste im deutschen Fernsehen, der mit einer TV Sendung zu Themen der Wissenschaft erfolgreich war. 150 Sendungen und das seit 1976! Mehr muss man nicht schreiben oder?!
Der Dank gilt wieder einmal der „Hausherrin“, Frau Liselotte Homering, von den Reiss-Egelhorn Museen Mannheim Sie hatte alles perfekt für einen gelungen Abend vorbereitet und das war er dann auch (wieder einmal)! Professor Dr. B. Herrmann - ein unvergesslicher Abend - Herzlichen Dank!!!
(Dr. Ralph Aepler)

è Initiative Buchkultur: Das Buch e.V. c/o Llux
Postfach 25 02 09
67034 Ludwigshafen
Tel. (06 21) 68 50 275

Die Kunst des unperfekten Buches

In Hendrik Lierschs Arbeitszimmer sitzt ein Rabe, ein ausgestopfter, an der Decke unterm Oberlicht und schaut auf den kleinen, runden, vom Leben gezeichneten Holztisch, an 'dem schon Paul Celan gesessen hat. Vielleicht schielt er auch zu dem Foto, das an der Bilderwand über dem Tisch hängt. Man weiß es nicht genau. Die Aufnahme zeigt das rundliche, offene Gesicht eines älteren Herren in Schwarz-Weiß: Victor Otto Stomps. Seit fast 40 Jahren hat Liersch zu diesem Verleger, Drucker, Dichterfreund, Talententdecker, Berliner Original und bibliophilen Kauz alles zusammengetragen, was sich finden lässt. (...) Die Verehrung geht soweit, dass er seinen kleinen, feinen Verlag Corvinus Presse genannt hat. Corvinus von lateinisch: Rabe, von Rabenpresse. So hieß Stomps' erstes Unternehmen. (...)
Seine frühen Sachen entstehen mit einer Handpresse. Weil sie krächzt und ihm im Suff als riesiger Rabe erscheint, nennt er seinen Verlag Rabenpresse. Sich den abseitigen, ausgeschlossenen Büchern zu widmen, erhebt er nun zu seiner Lebensaufgabe. Als Erstes bringt er mit Eberhard Heinatsch die Zeitschrift „Der Fischzug. Monatsblätter zur Förderung werdender Literatur" heraus, später das Literaturblatt „Der weiße Rabe". Der notorisch klamme Stomps veröffentlicht junge Talente, die bald literarischen Ruhm genießen: Peter Huchel, Günter Eich, Bertolt Brecht, Gottfried Benn, Georg Zemke ...
Ihn hat Hendrik Liersch noch persönlich kennengelernt - durch seinen Vater, den Literaturwissenschaftler Werner Liersch, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Mit Zemke traf sich Henrik Liersch Ende der 70er-Jahre alle 14 Tage zum tiefsinnigen Gespräch. Der Dichter spendierte dem Jungen eine Zigarette und einen Kaffee - er selbst rauchte nicht mehr, wollte aber ein bisschen schnuppern. Nach dem gemütlichen Teil begann der Vortrag über Literatur und Stomps. Dabei hat sich Liersch, er war damals 16, den Stompsvirus eingefangen. Er hört von einem Verleger, der die lyrische Avantgarde Berlins umsorgt (...). Als Hannah Hoch nicht mehr ausstellen darf, weil ihre Kunst als entartet diffamiert ist, lässt Stomps sie noch Bücher illustrieren. Doch als er Getrud Kolmars „Preußische Wappen" druckt, stellen die Nazis ihn als Verleger kalt. 1937 verkauft er gezwungenermaßen seinen ruinierten Verlag.
1939 wird er Soldat und bleibt es bis zur deutschen Kapitulation, wird bis zum Oberstleutnant befördert und kommandiert eine schwere Artillerieabteilung. Im Kriegsgefangenenlager in Frankreich macht er schon wieder Bücher auf miesem Papier. 1949 gründet er in Frankfurt am Main einen neuen Verlag, die Eremiten-Presse. Mit ihr zieht er 1954 nach Stierstadt in den Taunus. Mehr 240 Bücher veröffentlicht er, bis er 1967 aus diesem Unternehmen aussteigt, um endgültig nach Berlin zurückzukehren und dort mit der Neuen Rabenpresse seinen letzten Verlag zu führen. Am 4. April 1970 stirbt Stomps im Alter von 72 Jahren in Berlin. 20 Jahre später gründet Liersch am selben Ort seine Corvinus Presse und nutzt dafür zeitweise Räume, in denen Stomps Bücher machte.
Hendrik Liersch zeigt das „Spiel-& Polterbuch" von Günter
Bruno Fuchs,  das Victor Otto Stomps auf Wellpappe druckte.
Foto: MOZ/Uwe Stiehler
Auch Lierschs Arbeit haftet etwas Stomp'sches an: Er druckt von Hand kleine Auflagen von Bänden, die bildende Kunst und Lyrik vereinen. Vorbild dafür sind Ausgaben wie das „Stierstädter Gartenbuch", das der Dichter Dieter Hoffmann mit Horst Antes gestaltete, lange bevor der ein Weltstar der Kunstszene wurde. Auch Klaus Staeck, der scheidende Präsident der Berliner Akademie, hat, bevor man ihn kannte, Stomps' Bücher veredelt. (...)
(Uwe Stiehler)

Quelle: Märkische Oderzeitung/Brandenburger Blätter 26.6.2015