Mittwoch, 28. Januar 2015

Klemke und Prüssen

Gemeinsam mit der traditionellen Klemke-Jahresgabe erschien zum abgelaufenen Jahreswechel etwas Neues vom Augsburger Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft Matthias Haberzettl: eine Eduard-Prüssen-Jahresgabe.
Dieses Heft soll Auftakt sein, seine jährlichen, seit 2002 erscheinenden und bei vielen Bibliophilen hoch geschätzten Betrachtungen zu Werner Klemke um einen weiteren Meister der Illustration zu ergänzen und dieser Auftakt war erfolgreich. Es gelang Matthias Haberzettl, vier bislang unveröffentlichte Illustrationen, die ursprünglich für eine Ausgabe des Bertelsmann-Verlages gedacht waren, mit den dazugehörigen, im Text leicht gekürzten Satiren von Kishon zu veröffentlichen.
Eine Brücke zur Klemke-Jahresgabe, die auch in diesem Jahr wieder erschien, diesmal zu Widmungsexemplaren unter dem Titel "Auch am Rande des Weges wachsen schöner Blumen", ist ein eingedrucktes, für Matthias Haberzettl von Eduard Prüssen geschaffenes Exlibris mit einem Linolschnitt mit Klemke-Motiven.

Dienstag, 27. Januar 2015

Adieu denn, Buch!

... ist auf der Seite des Verbandes Österreichischer Antiquare zu lesen. Hier einige Zitate aus dem Beitrag:
"Bevor das Buch, wie wir es kennen, also bedruckte Papierseiten in einem biegsamen Umschlag oder zwischen steifen Deckeln aus verschiedensten Materialien, aus unserem Blickwinkel verschwunden sein oder nur mehr in Nischen wahrgenommen werden wird, ging zuvor seit geraumer Zeit die Buchkultur zugrunde. Carl Jakob Burckhardt’s Vormittag beim Buchhändler wird längst nicht mehr zelebriert, Buchhändler(Innen) sind ahnungs- und hilflos ohne Computer, Buchhandlungen weichen Buchhandelsketten in Einkaufszentren, Buchhandelsketten weichen Amazon. Das Buch ist etwas Beliebiges und Altmodisches geworden ...
Auf Flugplätzen, in der Untergrundbahn, im Zug ist der Anblick einer Buchleserin, eines Buchlesers schon ein exotischer geworden ...
Wir leben also in einem kulturellen Umfeld, das der Buchkultur abhold ist und dem Buch selbst unfreundlich gegenübersteht. Die kleinen Umsatzsteigerungen, die der Buchhandel heutzutage trotzdem jährlich veröffentlicht, sind längst nicht mehr auf Buchverkäufe zurückzuführen, sondern auf Hörbücher, Geschenkartikel wie Kalender und Spiele und natürlich auf elektronische Bücher (e-books) und die dafür benötigten Abspielgeräte. Erwähnt sei hier ganz nebenbei, daß auch schon um 1970 nur etwa fünfundzwanzig Prozent der gekauften Bücher auch gelesen wurden. ...
Guidobaldo da Montefeltro (1472 bis 1508) ... duldete ... kein gedruckte Buch in seiner Bibliothek ... aber seine Nachfahren haben sich sicher mit gedruckten Büchern beschäftigt, so wie wir heute uns mit den neuen Medien beschäftigen sollten – und müssen. Ein weiteres Muss sollte unsere Sorge um die Haltbarkeit dieser Informationsvermittler und -bewahrer sein, Gensfleischs Druckerschwärze auf Papier hat es immerhin schon auf fünfeinhalb Jahrhunderte gebracht."
(Dieter Tausch)

... gesamten Artikel lesen

Tiflis/Offenbach

Aspei - Literatur und Kunst zwischen Ost und West

Noch bis Mitte Februar ist in Offenbach eine Ausstellung "Aspei" zu sehen. Aspei ist eine Vereinigung von Künstlern und Schriftstellern, die den Austausch von Literatur und Kunst zwischen Ost und West fördern. Im Nebeneinander mit Werken deutscher Künstler zeigt die Ausstellung Arbeiten von Künstlern aus Georgien und Russland, die es hier noch zu entdecken gilt. Die Arbeiten bewegen sich im Bereich von Wort, Grafik und Installation, belegen die ungebrochene Anziehung des Poetischen im Zusammenwirken von Schrift und Zeichen. Am Wochenende vor der Schließung gibt es noch einmal die Möglichkeit, sich näher mit georgischen Dichtern und einen georgischen Buchkünstler zu beschäftigen. Am Samstag, den 7.2.2015, liest Dato Barbakadse Texte von Zeitgenossen und Gudrun Lehman hält anschließend einen Vortrag zum "Georgischen Buchkünstler Zdanevich in Paris". Am Sonntag, wird Dr. Viola Hildebrand-Schat durch die Ausstellung führen.

Ausstellung vom 14. Dezember 2014 bis 15. Februar 2015

è Klingspor Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach

Zines #three – die frühen 80er

Künstlerzeitschriften aus der Sammlung Hubert Kretschmer

Nach den Vorgängerausstellungen 2013 und 2014, die Produktionen der siebziger Jahre präsentierten, wird unser Vitrinenausstellungszyklus Zines – Künstlerpublikationen aus der Sammlung Hubert Kretschmer (Archive Artist Publications) nun mit einer Auswahl von Publikationen der achtziger Jahre abgeschlossen. Diese Zeit bildet neben ganz aktuellen Publikationen den Schwerpunkt von Hubert Kretschmers Münchner Archiv. Gezeigt werden über 200 Hefte aus mehr als 70 zeitschriftenartigen Künstlerpublikationen aus 11 Ländern. Es überwiegen wiederum die deutschsprachigen Beispiele, doch die relativ zahlreichen Titel aus Kanada, Frankreich und den USA erinnern an die Wichtigkeit gerade dieser Länder für die alternative Künstlerbuchszene der Zeit. Die Palette reicht von ‚Zines‘ im engen Sinne der Eigenproduktion mit einfachen Mitteln und der Nutzung alternativer Vertriebswege über mit dem Tageszeitungsformat spielende Projekte wie „Killt“ oder „Der Neger“ bis zu international berühmt gewordenen Kunstmagazinen im Illustriertenformat wie Andy Warhol’s „Interview“ oder das von der kanadischen Künstlergruppe General Idea produzierte „File Megazine“. Einige Beispiele wie „Amtramdram“ und „Toi et moi pour toujours“ kommen aus der in den achtziger Jahren aufblühenden französischen ‚Graphzines‘-Produktion, von der das ZI bereits eine herausragende Sammlung besitzt. Judith Hoffberg’s „Umbrella“ und „Instant Media“ Nr. 16, das Katalogheft zu Hubert Kretschmers Pariser Ausstellung von 1986, bezeugen das frühe Bemühen um bibliographische (Selbst-)Dokumentation und Archivierung, aus dem heraus auch Hubert Kretschmers Archiv 1980 entstanden ist. In Bibliotheken sind solche Materialien weiterhin rar. Der überwiegende Teil der gezeigten Titel ist bislang weder in der Bibliothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte noch in anderen bayerischen Bibliotheken vorhanden. Wir freuen uns deshalb besonders, diese Künstlerpublikationen im Kontext des DFG-geförderten Projekts Studienzentrum zur Moderne - Bibliothek Herzog Franz von Bayern im Zentralinstitut für Kunstgeschichte zeigen zu dürfen. www.artistbooks.de
Zur Ausstellung erscheint eine Katalogzeitung mit Beiträgen von Hubert Kretschmer, Daniela Stöppel und Rüdiger Hoyer.
Eine Führung durch die Ausstellung mit Hubert Kretschmer findet am Donnerstag, 19.3.2015, 17.00 Uhr statt.

Eröffnung: 6. Februar 2015, nach dem Abendvortrag von Hubert Kretschmer: 35 Jahre Archive Artist Publications
Ausstellung: 6. Februar - 31. März 2015

Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Nördlicher Lichthof, 1. OG

Finissage 33. Leipziger Grafikbörse

Am Sonntag endet im Museum für Druckkunst Leipzig die Ausstellung mit zeitgenössischer Grafik unter dem Motto „Im Dialog mit Literatur / Bilder zu Worten“.
33. Leipziger Grafikbörse ist ein Querschnitt aktueller grafischer Arbeiten zu sehen. Rund 100 mitteldeutsche Künstler verschiedener Generationen zeigen Arbeiten in verschiedenen druckgrafischen Verfahren. Beteiligte Künstler sind u.a. Christine Ebersbach, Rolf Münzner, Franziska Neubert und Baldwin Zettl.
Eine letzte öffentliche Führung mit Jean-Claude Lampe (Museum für Druckkunst Leipzig) lädt um 12 Uhr zum Besuch der Ausstellung ein.

Finissage/Führung: 1. Februar 2015
 
è Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig
 

Montag, 26. Januar 2015

VauO Stomps: Drucker, Verleger, Autor - dem Paul Celan ein Geburtstagsgedicht schrieb

Hendrik Liersch
Heute Abend gestaltet Hendrik Liersch, Inhaber der Corvinus Presse, für die Mitglieder und Gäste des BBA einen Abend im Haus am Lützowplatz über Victor Otto Stomps. Äußerst detailreich und mit umfassender Kenntnis zu Hintergründen, Editionen und beteiligten Künstlern berichtete der Stomps-Preisträger von 2009, für die teilnehmenden Bibliophilen nicht zum ersten Mal, aber trotzdem häufig unterbrochen von Nachfragen und immer wieder mit neuen Fakten angereichert, über die 1926 in Berlin gegründete Rabenpresse, beginnend mit der, bereits nach einem Jahr wieder eingestellten Literaturzeitschrift Der Fischzug unter der Redaktion von Walther G. Oschilewski und über die 1932 bis 1934 erschienene Zeitschrift Der weiße Rabe, die Stomps teilweise selbst als Redakteur zusammenstellte. Um Stomps und seine Rabenpresse kristallisierte sich bekanntlich ein äußerst anspruchsvoller literarischer Kreis, ein solcher fand sich nach der Niederschlagung des Deutschen Faschismus in der 1949 von V.O. Stomps in Frankfurt/M gegründeten Eremitenpresse und noch einmal 1967 in West-Berlin in seinem dritten Verlag Die Neue Rabenpresse zusammen.
Hendrik Liersch, der sich bereits mit 16 Jahren für das Sammeln von Büchern und später für V.O. Stomps begeisterte, präsentierte äußerst seltene Stücke aus seiner Sammlung, darunter zahlreiche Privatdrucke, die Stomps noch bis 1943 nach dem Verkauf der Rabenpresse herstellte und auch von ihm in amerikanischer Kriegsgefangenschaft geschaffene Titel.
Fotos: Abel Doering

Sonntag, 25. Januar 2015

Das Original! Zehn Jahre Deutscher Buchpreis

In Marbach ist die Wanderausstellung zu 10 Jahren Deutscher Buchpreis bis zum 25. Februar im Rahmen der Ausstellung „Der Wert des Originals” zu sehen. Anschließend tourt sie bis 12. April durch weitere Städte.
Die Welt, hat René Descartes, geschrieben, sei alles, was der Fall ist. Aber um dies feststellen zu können, bedarf es eines archimedischen Punkts. In einer Welt der schwierigen Fälle und der unsicheren Dinge heißt dieser Punkt: das Original. Noch nie waren wir so sehr auf Originale angewiesen wie heute, noch nie waren wir so süchtig danach. Das Original sagt uns, wann etwas begann und wie etwas Neues in die Welt kam. Es spendet Legitimität, setzt Werte fest, sichert künstlerische Originalität und kulturelle Ursprünge. Es ist die Antwort auf die Frage, warum etwas sei und nicht nichts: Es verhindert, dass uns die Welt entgleitet, die Kopien überhand nehmen, dass Fälschungen uns blenden. Was täten wir, wenn es morgen kein Original mehr gäbe?
In der Reihe der Essay-Ausstellungen, in denen sich das Museum als denkende Maschine begreift, wird nach dem Wert bzw. nach den Werten des Originals gefragt. Originale besiegeln Echtheit, legitimieren Ursprünge, stiften Geschichte, erzeugen Ausstrahlung, garantieren Reinheit, versichern Einmaligkeit, beglaubigen Anfänge, erzeugen Wert, provozieren Fälschungen und Akte der Zerstörung. Was gibt dem Original diese Macht?
Vier große Kapitel stecken das Begriffsfeld ab, in dem in der westlichen Welt der Wert des Originals verhandelt wird: »Anfang und Wiederholung« – »Genie und Ich« – »Magie und Material« – »Markt und Politik«. Ein fünftes zeigt die Bedeutung, die das Original für unsere Kultur selbst dann hat, wenn es als körperlicher Gegenstand fehlt: »Das unsichtbare Original«.

Ausstellung: noch bis 25. Februar 2015

Deutsches Literaturarchiv Marbach
Museum
71672 Marbach am Neckar

Samstag, 24. Januar 2015

239. Geburtstag von E.T.A. Hoffmann

Heute trafen sich Mitglieder und Freunde der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft anlässlich seines 239. Geburtstags an seinem Grab auf dem Jerusalemskirchenfriedhof. Das Foto zeigt Ralf Parkner, der auch eine Reihe weiterer Aufnahmen in seinem Profil auf facebook veröffentlichte.
Mit einem gemütlichen Beisammensein im Kreuzberger Restaurant "Taverna Dionysos" klang der Hoffmann-Abend aus, auf welchem Jörg Petzel nicht nur das Programm des Jahrestreffens im Mai in Dresden vorstellte, sondern auch ein kürzlich entdecktes Gedicht E.T.A. Hoffmanns vortrug.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Als Magd im Dichter-Olymp

Die Berlin-Brandenburger Pirckheimer konnnten heute Abend dank Frau Prof. Dr. Christel Berger in die Geschichte der letzten 10 Jahre der Sektion Literatur und Sprachpflege an der Akademie der Künste der DDR eintauchen. Die Vortragende stellte ihr Buch "Als Magd im Dichter-Olymp" vor. Christel Berger war, wie sie es selbst sieht, als Mitarbeiterin an der Sektion Dienerin, die den Schriftstellern zuarbeitete und sie konnte und musste natürlich als solche hinter die Kulissen des Literaturbetriebes schauen. Und damit assozieirt der metaphorische Titel von der Magd die Wahrheit des Brechtchen Gedanken: "Wenn du etwas über den Chef erfahren möchtest, frage den Chauffeur".
Christel Berger konnte den zahlreichen Teilnehmern des heutigen Abends nicht nur beschreiben, was sie miterlebte und woran sie beteilígt war, sie hat auch Protokolle zahlloser Diskussionen aufgearbeitet. Die Hörer erfuhren, belegt durch ausführliche Zitate aus Briefen und Protokollen, dass die Akademie der Künste der DDR eine Institution war, in der, finanziell bestens gefördert, fast ohne Einschränkungen Diskussionen und ein Meinungsaustausch möglich war, und zwar von der Rechtschreibreform bis zur Pornographie, wie die Referentin mit Augenzwinkern ausführte. 
Prof. Dr. Christel Berger, Foto: Ralf Parkner
Die Mitgliedschaft in der Akadiemie repräsentierte im Wesentlichen die Elite der DDR-Kultur und, obwohl die Mitglieder bekanntermaßen teilweise heftige politische und ideologische Kontroversen austrugen, wenig beeinflusst von der Frage nach "Linientreue" - im Gegensatz zu einigen oberflächlichen Betrachtungen, die leider noch immer das Bild bestimmen und nicht immer von Kennern der Materie ins Feld geführt werden. So gab es zwar in der Akademie intensiv geführte Diskussionen bei Wahlen von neuen Mitgliedern, die sogar zum Wahlboykott führten, um die vorgegebene Meinung des ZK der SED zu unterlaufen, aber keine Abwahlen von Personen, die politische Entscheidungen in der DDR ablehnten. Was an der Akademie der Künste zu kritisieren war ist eigentlich nur, dass die aus der Akademie hervorgehenden klugen Gedanken und Analysen zu selten ihren Widerhall im Partei- und Staatsapparat der DDR fanden. Der heutige Abend war ein Resümee einer aufregende Periode der DDR aus erster Hand, die die Hörer im Anschluss zu vielen Nachfragen nutzten und die zu Anmerkungen anregte.

Christel Berger: Als Magd im Dichter-Olymp. Die Arbeit der Sektion Literatur und Sprachpflege an der Akademie der Künste der DDR in den achtziger Jahren.

Edition Schwarzdruck, Gransee 2013.
842 Seiten, 39,00 EUR.
ISBN-13: 9783935194600

F. H. Ehmcke (18.10.1878 - 03.02.1965)

Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek wird aus Anlaß des 50. Todestages von F. H. Ehmcke im Foyer Skizzen, Entwürfe und Reinzeichnungen dieses Kunsttheoretikers und Künstlers ausstellen.
F. H. Ehmcke arbeitete von 1903 bis 1929 als Buchgestalter für Eugen Diederichs, darunter beinahe zwei Jahrzehnte lang in bestimmender Funktion. Er gab den Büchern des Diederichs Verlags die Form, die sie unverwechselbar machte. Ehmcke war maßgeblich und beispielgebend für das Buchganze, für Zeichnung, Schrift, Papier, Einband. Immer wieder bewies er seine besondere Gestaltungskraft, nicht zuletzt bei den Verlags- und Reihensignets.
F. H. Ehmckes Graphiken – meist Reinzeichnungen – bilden bei weitem den größten Anteil eines Künstlers innerhalb der Graphiksammlung des Eugen Diederichs Verlags in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Diese Ausstellung präsentiert aber auch einen Fundus von Skizzen und Entwürfen für Eugen Diederichs aus dem Nachlaß F. H. Ehmckes - ermöglicht durch Schenkung und Leihgaben aus Privatbesitz. Damit liegen insgesamt über 500 Blätter des Künstlers vor.
In zehn Vitrinen werden die Entstehung und Stufen buchkünstlerischer Arbeit dokumentiert. Unverkennbar ist die selbstverständliche Sorgfalt, die das Buch zu einem dem Inhalt angemessenen Medium gestaltet. „Der Gehalt bestimmt die Gestalt“ – so hieß es werkbündisch.
Ein Licht fällt auch auf die verlegerischen Entscheidungen. Sichtbar wird, wie Eugen Diederichs als wesentlicher Protagonist der Buchreform zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wirkte, wie er die Entwicklung vom Jugendstil zu einer Gesetzmäßigkeit in der Ornamentik und zu einer zeitgemäß modernen Buchgestaltung vorantrieb, zum guten und schönen Buch für Alle.

Ausstellung: 3. Februar – 4. Juli 2015

è Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena
(03641) 940048

* E-Mail

Sonntag, 18. Januar 2015

Die Magie der Bücher

Der Bibliophilen-Abend zweiter Band

Erst im Juni vergangenen Jahres konnte hier eine Empfehlung mit dem Hinweis "lesenswert, sofort bestellen ..." vorgestellt werden. Nun liegt der zweite Band zum Bibliophilen-Abend von Harald Kugler vor, in welchem im Rahmen eines Jahrestreffens Mitglieder einer fiktiven bibliophilen Vereinigung einander am Abend in einem Separee bei Zigarren und Wein Geschichten über und von Büchern erzählen, die sie erlebt oder von denen sie gehört oder gelesen haben. Über einen Vorabdruck einer Erzählung aus diesem Band konnte ebenfalls hier berichtet werden.
Im zweiten Band der Gespräche in einem Bibliophilen-Abend geht es um den schicksalhaften Verlauf eines entliehenen Buches, es wird die doppeldeutige Geschichte von Buchfinken erläutert oder davon erzählt, welch magische Eigenschaften Worten anhaften. Ein Teilnehmer berichtet davon, wie in einem alten Buch ein Rezept gefunden wird, das der Gedächtnisschwäche abhelfen soll und ein neues Mitglied lässt vom sternstundenhaften Erlebnis einer Begegnung mit Manuskripten wissen. In einer Geschichte wird von den tragischen Auswirkungen einer Sammlertätigkeit erzählt, während ein weiterer Beitrag eine fantastische Reise in das Reich der Sinne zum Gegenstand hat. Auch von einem Mordfall ist in diesem Buch die Rede, der den ermittelnden Inspektor vor ein großes Rätsel stellt. Last, but not least entdeckt ein angehender Antiquar in einem alten Kloster einen geheimen Bibliotheksraum und mit der Geschichte über das seltsame Begehren von Büchern wird der Band beendet. Wieder handelt es sich um eine Hommage an die Bücher, die in ihrer Form und ihrer Geltung bewahrt sein wollen.

Erzählung ca. 250 Seiten,
(weitere Informationen beim Autor und in Kürze hier, Bestellungen bitte direkt beim Autor)

Mittwoch, 14. Januar 2015

Herzlichen Glückwunsch zum 80sten

Aus Anlaß seines Jubiläums sei an dieser Stelle dem Vorsitzende der Pirckheimer-Gesellschaft Ulrich Goerdten für sein Wirken um das Buch gedankt, sicher auch im Namen aller Pirckheimer, BBA-Mitglieder, Freunden des Werkes von Arno Schmidt und anderer Bibliophilen.
Schon immer stand das Buch im Mittelpunkt seiner Tätigkeit, anfangs u.a. in der Universitätsbibliothek der FU Berlin als Fachreferent für Germanistik. Noch nach dem Eintritt in das Rentenalter betreute er die dortige, von ihm mitbegründete und Ende 2012 leider eingestellte Germanistische Linksammlung. Daneben war Ulrich Goerdten schon immer publizistisch tätig, in letzter Zeit auch hier im Bibliophilen-Blog und in den aktuellen MARGINALIEN (Heft 216) kann man »Die Träume des Bibliothekars« von ihm lesen. Zuletzt beschäftigt sich Ulrich Goerdten vorrangig mit der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit unterschätzten und vergessenen Autoren, es konnten die Berliner Bibliophilen wie auch Freunde von Arno Schmidt aber auch seiner intensive Auseinandersetzung mit dem Werk dieses Literaten kennenlernen. In Bargfeld bei Celle, wo Arno Schmidt lebte, ist folgerichtig der Verlag »Luttertaler Händedruck« ansässig, in dem Ulrich Goerdten »sich solcher Kulturdokumente annimmt, die derzeit niemand für wichtig hält«, so z.B. zu Julius Stinde und dem Gründungsmitglied des BBA Gotthilf Weisstein oder eine verdienstvolle Sammlung mit verstreuten und weitgehend unbekannten Texten von Johannes Trojan »Berliner Bilder«.
(ad)

Terminänderung bei der Initiative Buchkultur

Vor Kurzem konnte hier das Programm "Buch, Kultur und Gesellschaft" der Initiative Buchkultur vorgestellt werden. Der für Januar angekündigte Vortrag von Elmar Faber mußte auf April verlegt werden. Deshalb startet das Programm am 27. Januar mit Till Schröder und seinem vielfach ausgezeichneten Buch über Frans Haacken, einen Grenzgänger in mehrfacher Hinsicht, dessen Name weniger bekannt ist als sein Werk.
Auf der Terminseite der Pirckheimer-Gesellschaft finden sich alle Termine in der geänderten Reihenfolge.

Dienstag, 13. Januar 2015

Drucktopf

Alle zwei Jahre, passend zur Minipressenmesse, gibt die Buchmacherey Heinrich ihren DRUCKTOPF heraus. Dies ist eine Sammlung originalgraphischer Blätter von jeweils ca. 50 Künstlern zu Rezepten aller Art. Das Buch fungiert als Mappe, in die die Einzelblätter eingeschoben sind, aber auch einzeln entnommen und wieder hinein gesteckt werden können.
Das Atelier für Streichinstrumentenbau SCHIEGNITZ zeigt ab Ende Januar eine Ausstellung dieses außergewöhnlichen Grafikprojekts zum Thema Essen, Trinken, Schlemmen und Genießen. Gezeigt werden acht Mappenwerke mit 339 Druckgrafiken von 123 Künstlern aus vielen Ländern. Der Initiator Klaus Uwe Heinrich, der 2009 den Förderpreis "V.O. Stomps" erhielt, und einige Künstler werden zu Eröffnung anwesend sein.

Vernissage: 24. Januar 2014
Ausstellung: 27. Januar bis 20. Februar 2015


Atelier SCHIEGNITZ
Kopenhagener Straße 71
10437 Berlin

Drei in Hundert

Zeichnung . Druckgraphik . Objekt
von Elli Graetz, Eberhard Hartwig und Rahel Mucke


Eröffnung: Mittwoch, 21. Januar 2015, 19 Uhr
Es spricht: Dr. Karla Bilang, Kunstwissenschaftlerin
Musik: Manfred Sperling, Hang, und Papasax, Klarinette, Saxophon
Ausstellung: 22. Januar – 25. Februar 2015

Galerie 100
Konrad-Wolf-Str. 99
13055 Berlin-Lichtenberg/Hohenschönhausen

Freitag, 9. Januar 2015

Gep(a)art

Radierungen und Monotypien von Ursula Strozynski und Rainer Ahrendt

Ursula Strozynski und Rainer Ahrendt präsentieren in der 85. Ausstellung des Druckgraphik-Ateliers Stadt- und Landschaften, teilweise dieselben Motive in ihrer unterschiedlichen individuellen Sprache mit den Techniken der Radierung und Monotypie linear bzw. flächig umgesetzt.
Ursula Strozynski (Abb. oben) ist als Malerin und Graphikerin bekannt, seit 1981 hat sie regelmäßige Personalausstellungen und beteiligte sich auch an internationalen Ausstellungen. Werke von ihr befinden sich unter anderem in der Nationalgalerie Berlin, der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen und dem Jüdischen Museum New York. Sie studierte Architektur in Dresden, seit 1977 ist sie freischaffend in Berlin tätig. Ihre Arbeiten ließen lange die überwiegend Berliner Orte, zu denen sie entstanden, wieder erkennen.
Rainer Ahrendt (unt. Abb.), ebenfalls studierter Architekt, hat sich als Fotograf einen Namen gemacht. Er fotografierte seit den 80er und 90er Jahren prägnante Zeitdokumente in Berlin, u.a. die erste stille Demo auf der Karl-Liebknecht-Str. Seit 2008 zeigt er diese und seine graphischen Fotographien auf Ausstellungen.
Gemeinsame Reisen Strozynski´s und Ahrendt´s, wie immer mit Skizzen und Fotoapparat vor Ort, führten u.a. in gegenseitiger Anregung in immer größeren Abstraktionsschritten zu Reduzierungen auf das Wesentliche, so dass die Formen mit ihren lokalspezifischen Farben entscheidend und zur Bildsprache der monotypischen Collagen und Prägedrucke werden. Spröde lineare Radierungen sind ebenso Bestandteil dieser Ausstellung.

Eröffnung: 24. Januar 2015, 17-20 Uhr
Ausstellung: 24. Januar bis 24. Februar 2015

Druckgraphik-Atelier . Edition keller-druck
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3
10407 Berlin

Antiquariate in Berlin 2015

Das aktuelle Verzeichnis »Antiquariate in Berlin 2015« ist ab sofort auf der Seite des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Börsenvereins als PDF einzusehen.
In der aktuellen Ausgabe finden sich mit 67 Ladengeschäften genauso viele Antiquariate aus Berlin und dem Umland wie im Vorjahr - einige Antiquariate verzichteten wieder auf eine Aufnahme. Das Verzeichnis ist nach Stadtbezirken sortiert und mit einem Sachgebiets-Register versehen.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Erfreuliches für 2015 ...




Der Euphemismus
ist schon harsch:
Man sagt,
ich bin geflogen,
dabei war`s
`n Tritt
in den Arsch.

Erfreuliches
    für 2015
wünscht

(Roland R. Berger)

Mittwoch, 7. Januar 2015

Spitzenstücke aus der Schweinfurter Bibliothek Otto Schäfer verscherbelt

Heuchlerisch wird immer wieder behauptet,
die Zerstörung wichtiger Sammlungen nütze
Wissenschaftlern. Aus einem der Bücher
der Hamburger Liste (Nr. 51), einer
Inkunabel von 1490, digitalisiert vom MDZ
Im Portal Kulturgutschutz Deutschland ist seit November 2014 ein merkwürdiger Eintrag "Kolorierte und illustrierte Handschriften und Drucke" einsehbar, der die vorläufige Eintragung eines Konvoluts von 194 Einheiten in das Hamburger Länderverzeichnis des national wertvollen Kulturguts betrifft: "Handschriften und Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts mit z.T. kolorierten Holzschnitten und Kupferstichen illustriert, verschiedentlich reich in Holz oder Leder gebunden; Drucker u.a. Gutenberg aus Mainz, Sorg aus Augsburg, Reger aus Ulm, Grüninger aus Straßburg, Lotter aus Wittenberg und Feyerabend aus Frankfurt". Bis auf eine kurze Notiz in Archivalia blieb dieser durchaus brisante Verwaltungsvorgang in der Öffentlichkeit unbemerkt. ...
(Klaus Graf)

weiterlesen in
Weblog Kulturgut
Otto-Schäfer-Bibliothek im Bibliophilen-Blog

Buch, Kultur & Gesellschaft

Unter diesem Titel wird die Initiative Buchkultur in unregelmäßiger Folge attraktive Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen, deren Leben sich meist in mehreren verschiedenen Gesellschaftsformen abgespielt hat und auf die eine oder andere Weise eng mit Büchern verbunden ist. Wir freuen uns sehr, daß wir als Veranstaltungsort das ›Museum Schillerhaus‹ in Mannheim und mithin die Reiss-Engelhorn-Museen als Kooperationspartner gewinnen konnten. Besonderer Dank gebührt in diesem Zusammenhang Liselotte Homering für ihren vergangenen und zukünftigen Einsatz. Auch die bibliophile Pirckheimer-Gesellschaft konnten wir als Kooperationspartner gewinnen, worüber wir nicht minder erfreut sind.

27. Januar 2015 (Achtung: Terminänderung!)
Elmar Faber: ›Verloren im Paradies – Ein Leben zwischen den Untergängen‹
Mit Elmar Faber (Leipzig) begrüßen wir eine ganz große Verlegerpersönlichkeit: Von den Trümmern Weimars über den Zusammenbruch 1945 und das Ende der DDR erstrecken sich seine Erinnerungen. Vom Lektor und Verlagsassistent am Bibliographischen Institut Leipzig führte ihn sein Weg an die Spitze mehrerer großer Verlagshäuser wie die Edition Leipzig, den Aufbau-Verlag und Rütten & Loening. Sein Engagement galt den Autoren der DDR – die meisten kannte er persönlich, viele verlegte er selbst bis vor wenigen Jahren, darunter Christoph Hein, Christa Wolf, Erwin Strittmatter, Wolfgang Hilbig und Heiner Müller. 1990 gründete er mit Michael Faber den Verlag Faber & Faber, dessen bibliophile Kunstwerke längst schon kein Geheimtipp mehr sind. Die Graphischen Bücher, die DDR-Bibliothek und die Sisyphos-Presse stehen – vielfach ausgezeichnet – für die Liebe zum Buch und zur Literatur.
10. März 2015
Matthias Haberzettl & Annet Betsalel: Filmpräsentation ›Treffpunkt Erasmus. Die Kriegsjahre von Werner Klemke
Der Klemke-Sammler Matthias Haberzettl (Augsburg) und die Regisseurin Annet Betsalel
 (Niederlande) stellen ihr Dokumentarfilm-Projekt vor. Nach Jahrzehnten in einem Versteck wurde 2011 das Archiv der Jüdischen Gemeinde von Bussum bei Amsterdam entdeckt. Die Dokumente umfassen lückenlos einen Zeitraum von 150 Jahren. Sie erzählen die erstaunliche Geschichte der beiden jungen Wehrmachtssoldaten Johannes Gerhardt und Werner Klemke. Mit hohem Risiko retteten sie das Leben der jüdischen Familie van Perlstein, indem sie falsche Papiere anfertigten. Zusammen mit ihnen halfen sie weiterhin, Dutzende von Menschen vor der Deportation zu bewahren. Gerhardt fiel 1944. Klemke kehrte nach Krieg und Internierung nach Berlin zurück, wo er einer der renommiertesten Grafiker und Buchkünstler der DDR und weit darüber hinaus wurde. Der Film erzählt eine Geschichte vom heldenhaften Kampf gegen Ungerechtigkeit, von der großen Liebe zu Büchern und von einer Freundschaft, die ein Leben lang hielt.

21. April 2015 (Achtung: Terminänderung!)
Till Schröder: ›Zwischen Brecht und Bilderbuch. Die vielen Leben des Grafikers Frans Haacken
Der Autor und Verleger Till Schröder (Berlin) berichtet über das vielfältige Schaffen des Grafikers Frans Haacken. Die mehrfach preisgekrönte Monographie von Schröder über Haacken „ist wunderbar gemacht in jeder Hinsicht: Akribisch recherchiert, gut lesbar geschrieben, mit Liebe gesetzt, ordentlich gedruckt – ein Buch, wie Bücher sein sollten, es aber doch in den seltensten Fällen sind.” (Christian Welzbacher, Portal Kunstgeschichte)
Frans Haacken (1911-1979) war ein grafischer Grenzgänger. Er arbeitete für Ost wie West, für Kinderbücher und Hochliteratur, für Avantgarde und Reklame. Er schuf Plakate und Bücher für Bertolt Brecht. Mit Prokofiews ›Peter und der Wolf‹ zeichnete er eines der markantesten Bilderbücher Deutschlands und animierte inmitten der Berlin-Blockade den bis dahin längsten deutschen Zeichenfilm ›Das Spatzenfest‹. Er prägte das Theaterplakat nach 1945, holte Werbefilmpreise in Cannes, entwarf Kirchenglas und machte deutschen Nonsens international bekannt, als seine „turnende Tante” den italienischen Humorpreis von Bordighera errang. Er blieb gerade deshalb der ewige Geheimtipp. Sein Aktionsradius war immens. Bekannt wurde Haacken durch seine Illustrationen für Brechts ›Kalendergeschichten‹ und die ersten Plakate für das Berliner Ensemble. Sein reichhaltiges grafisches und trickfilmisches Werk dagegen geriet aus dem Blickfeld.

30. Juni 2015
Dieter B. Herrmann: ›Astronom in zwei Welten‹
Dieter B. Herrmann (Berlin) interessiert sich bereits in der Grundschule für Astronomie und baut mit Freunden kleine Fernrohre. Aber er spielt auch im Kinderensemble im ›Haus der jungen Pioniere‹ u.a. mit Helga Hahnemann und Thomas Langhoff. Er wird Stammgast in der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Alt-Treptow und veranstaltet schon als 16jähriger eigenständige Führungen. Er studiert Physik an der Humboldt-Universität, wirkt nebenbei wieder als Schauspieler im Studententheater und schreibt monatliche Kolumnen für die Zeitschrift ›Der aktuelle Sternenhimmel‹. Ab 1970 ist er Mitarbeiter der Archenhold-Sternwarte, 1976 wird er ihr Direktor, später auch Gründungsdirektor des Zeiss-Großplanetariums in Berlin-Prenzlauer Berg. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Astronomiegeschichte. Er veröffentlicht über 30 Bücher, unzählige Zeitschriftenartikel und ist 15 Jahre lang Moderator der Fernsehsendung ›AHA‹. Sein wichtigstes Anliegen ist die Verbindung von Wissenschaft und Kultur. Nach der Wende gelingt es ihm durch großen persönlichen Einsatz, Archenhold-Sternwarte und Großplanetarium zu erhalten. Er wird Präsident der Leibniz-Gesellschaft und Vorstandsmitglied der Urania-Gesellschaft Berlin, die das Ziel hat, wissenschaftliche Erkenntnisse einem Laien-Publikum zugänglich zu machen. Seit September 2010 trägt der im Jahre 2000 entdeckte Kleinplanet 103460 den Namen ›Dieterherrmann‹.

14. Juli 2015
Reinhard Klimmt: ›Das Taschenbuch. Die Sammlung Klimmt‹
Reinhard Klimmt (Saarbrücken) war von 1998 bis 1999 Ministerpräsident des Saarlandes und von 1999 bis 2000 Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Da sein besonderes Interesse der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Frankreich und Lothringen galt, haben wir ihn am französischen Nationalfeiertag, der an den Sturm auf die Bastille erinnert, eingeladen. Seine Büchersammlung ist berühmt. Die Bibliothek des ehemaligen SPD-Politikers erstreckt sich buchstäblich über sein ganzes Haus, darunter eine nahezu vollständige Sammlung der Taschenbücher der jungen Bundesrepublik. Mit dem ›Stabilo-Baukasten‹ war der kleine Reinhard nicht zu beeindrucken. Es mussten Bücher sein. Andere Geschenke akzeptierte er nicht. Was er als Schüler durch Musizieren und Nachhilfestunden verdiente, investierte er zunächst in Taschenbücher. Prägend die rororo-Bände, von der Nummer eins bis zur Nummer 1000. Dazu Fischer, Ullstein, List, Herder, Goldmann und was es noch so gab. So entstand eine beeindruckende und heute nahezu vollständige Paperback-Sammlung der fünfziger und sechziger Jahre. Mit einem Freund will Klimmt einen Katalog aller deutschsprachigen Taschenbuchtitel herausgeben, die zwischen dem 1.Januar 1950 und dem 31.Dezember 1959 erschienen sind, und damit auch an die Illustratoren erinnern, die sie gezeichnet und gemalt haben. „Das wird eine kleine Kulturgeschichte der jungen Bundesrepublik.” „Die Bücher sind durch mich hindurchgewuchert, sie sind ein Teil von mir”, schrieb Klimmt in seinem Buch ›Auf dieser Grenze lebe ich‹. Er entdeckte und sammelte die Exilliteraten, die vor den Nazis ins Ausland flüchten mussten: Alfred Döblin, Else Lasker-Schüler, Lion Feuchtwanger, Thomas Mann, Bertolt Brecht, Paul Zech, Ernst Fuhrmann – und viele andere, die meisten heute längst vergessen. Nicht nur die „verbrannten Dichter” hat er dort gesammelt, sondern auch scheinbar Unscheinbares – zum Beispiel ein kleines Heft mit Flüsterwitzen aus dem Dritten Reich oder „Deine Opfer klagen an”, eine Streitschrift aus dem Jahr 1934, die von den ersten Konzentrations¬lagern handelt.

13. Oktober 2015
Peter Sodann: ›Die Tangente berührt den Kreis nur in einem Punkt. Die Peter-Sodann-Bibliothek‹
Peter Sodann (Staucha), dem Publikum im Westen als Tatort-Kommissar Ehrlicher bekannt geworden, ist Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant. Mit dem Leipziger Studentenkabarett ›Rat der Spötter‹ kam er früh in Konflikt mit dem damaligen Regime. Nach Inhaftierung und einer Ausbildung als Spitzendreher konnte er sein Theaterstudium fortsetzen. Eine Vielzahl von klassischen und Brecht-Rollen gehörten zu seinem Repertoire als Theaterschauspieler und Regisseur. Er war Schauspieldirektor (Magdeburg, Halle) und Intendant (Halle). Das Jahr 1989: die DDR hatte ihr Ende gefunden, das Leben ging weiter. Tonnenweise wurden Bücher aus der Produktion von DDR-Verlagen entsorgt. Die Immobilien, in denen sie aufbewahrt wurden, wechselten hingegen den Eigentümer. Seither sammelt Peter Sodann jene Bücher und sagt: „Ich lasse mir doch meine Vergangenheit nicht nehmen.” Im sächsischen Staucha hat die Sammlung nun Asyl gefunden. Der Aufbau der Bibliothek geht voran. 1406 Spender haben bisher dafür gesorgt, daß es weiter geht. Noch befindet sich die Präsenz-Bibliothek im Aufbau. Viele Bücher sind noch in Bananen-Kisten verpackt und warten darauf, in die Regale gestellt zu werden. Aber die Regale füllen sich. Es ist allerdings noch viel Arbeit zu bewältigen. Helfer sind gerne willkommen! Die offizielle Eröffnung war im Mai 2012.

Museum Schillerhaus, B 5, 7, 68159 Mannheim, jeweils 19.00 Uhr
Wegen geringer Platzkapazitäten bitten wir um rechtzeitige Anmeldung
Telefon (0621) 293-3150
E-Mail vortragsreihe@buchkultur.org


(Marita Hoffmann)