Im Netz fanden sich gestern zwei Meinungen zum Sammeln alter Antiquariatskataloge, die hier einfach einmal parallel wiedergegeben werden. Hierbei wird vorausgesetzt, dass auch private Bibliotheken nicht allein dem individuellen Vergnügen am interessanten, seltenden oder künstlerrich herausragenden Buch dienen, somndern immer auch wissenschaftrelevante Hintergründe haben.
Rainer Fridrich Meyer, Antiquar aus Berlin, fragte: "Sollten nun alte Kataloge als Relikte einer vergangenen Zeit gesammelt werden?" Und er antwortete: "Wem es gefällt, bitte; ein jeder mag sich seine Räume vollstellen, wie es ihm beliebt, doch als Tapete geben sie wenig her im Vergleich zu einem angemessen vergoldeten Lederrücken.
Auch bereitet es mir z.B. wenig Vergnügen, in längst dahingegangenen Angeboten zu schmökern ohne die Möglichkeit, die offerierten Stücke auch erwerben zu können: jene Kataloge sind wie Grabsteine — die auf den Inschriften Erwähnten, liegen tot darnieder im Staub, niemand kann mehr mit ihnen reden, sie bewundern, sie ergreifen. Und falls man den auf langsam vergilbendes Papier gedruckten Beschreibungen trauen darf, waren sie damals schöneren Büchern gewidmet als heute, und das hinterläßt den Leser melancholisch, und er mag darüber sinnieren, wo all diese Werke wohl geblieben sein könnten — und wo der Geschmack heutiger Kunden." (gesamter Beitrag im Blog meyerbuch)
Auch bereitet es mir z.B. wenig Vergnügen, in längst dahingegangenen Angeboten zu schmökern ohne die Möglichkeit, die offerierten Stücke auch erwerben zu können: jene Kataloge sind wie Grabsteine — die auf den Inschriften Erwähnten, liegen tot darnieder im Staub, niemand kann mehr mit ihnen reden, sie bewundern, sie ergreifen. Und falls man den auf langsam vergilbendes Papier gedruckten Beschreibungen trauen darf, waren sie damals schöneren Büchern gewidmet als heute, und das hinterläßt den Leser melancholisch, und er mag darüber sinnieren, wo all diese Werke wohl geblieben sein könnten — und wo der Geschmack heutiger Kunden." (gesamter Beitrag im Blog meyerbuch)
Eine andere Position findet sich bei Dr. Björn Biester, u.a. verantwortlicher Redakteur des Zeitschrift Aus dem Antiquariat, im Vorabdruck auf boersenblatt.net: "Verkaufskataloge werden in naher Zukunft eine wichtige Materialbasis für eine quellengestützte Geschichte des Antiquariatsbuchhandels sein... Ansätze von privater Seite hierzu sind zumindest den Eingeweihten bekannt. Die Deutsche Nationalbibliothek dagegen ordnet das komplette Gebiet der Antiquariats- und Auktionskataloge in ihren aktuellen "Sammelrichtlinien" unter die von ihr ausdrücklich nicht zu sammelnden Akzidenzen" Und er überlegt weiter: "Müsste man Antiquariatskataloge nicht gerade deshalb möglichst umfassend aufbewahren? Eben weil sie Zeugnisse der geschäftlichen Betätigung eines Branchenzweigs sind, der ansonsten kaum bleibende Spuren hinterlässt, aber für das kulturelle Gesamtgefüge der Gesellschaft eine noch kaum angemessen wahrgenommene Rolle spielt...?" Biester wird in der kommenden Ausgabe AdA näher auf diese Problematik eingehen und freut sich über Antworten.
1 Kommentar:
Interessante Fragestellung, die sich, glaube ich, nur pragmatisch (und von Fall zu Fall verschieden) lösen läßt. Es erscheint mir unbezweifelbar, dass es, vor allem aus der Blütezeit der Versandantiquariate in den 80ern & 90ern, interessante Kataloge gibt, die aufzubewahren lohnend ist, auch wenn die Preise überholt, die Bücher verkauft und die eigenen Regale voll sind. Ich nenne aus meinem Sammelgebiet nur die wunderbaren Kataloge des Antiquariates "Die Silbergäule" oder die von Georg Fritsch. Nachhaltig interessant bleibt es immer dann, wenn, in welcher Form auch immer, Informationen zu Unikaten (Widmungsexemplare, Schriftproben, Autographen) oder geschlossenen Sammlungen (z.B. Autoren, Illustratoren, Einbände, Verlage, Themen) dokumentiert sind und/oder der Antiquar seine Stücke individuell, originell & eigenständig beschrieben hat.
6. Juli 2014
1 Kommentar:
6. Juli 2014
Interessante Fragestellung, die sich, glaube ich, nur pragmatisch (und von Fall zu Fall verschieden) lösen läßt. Es erscheint mir unbezweifelbar, dass es, vor allem aus der Blütezeit der Versandantiquariate in den 80ern & 90ern, interessante Kataloge gibt, die aufzubewahren lohnend ist, auch wenn die Preise überholt, die Bücher verkauft und die eigenen Regale voll sind. Ich nenne aus meinem Sammelgebiet nur die wunderbaren Kataloge des Antiquariates "Die Silbergäule" oder die von Georg Fritsch. Nachhaltig interessant bleibt es immer dann, wenn, in welcher Form auch immer, Informationen zu Unikaten (Widmungsexemplare, Schriftproben, Autographen) oder geschlossenen Sammlungen (z.B. Autoren, Illustratoren, Einbände, Verlage, Themen) dokumentiert sind und/oder der Antiquar seine Stücke individuell, originell & eigenständig beschrieben hat.
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