Freitag, 11. Oktober 2013

"Entartete Kunst"

Angriff auf die Moderne

Meisterwerke aus Papier aus dem Nachlass von Bernhard A. Böhmer aus dem Besitz des Kulturhistorischen Museums Rostock.
Otto Dix: "Streichholzhändler", 1920, Radierung, 28 x 32 cm (Städtisches Museum Mainz)
Das Kulturhistorische Museum Rostock besitzt als einziges deutsches Museum über 600 Arbeiten des sogenannten "BÖHMER-Nachlasses". Bei diesem handelt es sich größtenteils um Werke der Klassischen Moderne. Diese wurden 1937 per Gesetz im Auftrag des nationalsozialistischen Staates aus deutschen Museen entfernt und waren ursprünglich für den Verkauf bzw. für die Vernichtung vorgesehen. Diese gesamte Aktion "ENTARTETE KUNST", welche 1937 auch als Titel sowohl für eine der diffamierendsten als auch publikumswirksamsten Ausstellungen diente, umfasste 21.000 Werke. Von diesen sind ca. 5.000 vernichtet und 8.700 meist ins Ausland verkauft worden. Abgesehen von den 600 Rostocker Arbeiten fehlt von dem Rest der ca. 6.000 Werke jede Spur.
In unserer Ausstellung werden ca. 200 Arbeiten aus dieser Aktion zu sehen sein, die mit einem wesentlichen Feindbild des Faschismus, nämlich mit der Kunst der Moderne und mit ihren Schöpfern durch deren vielgestaltig brillante Werke bekannt machen. Plastiken vor allem aber Arbeiten auf Papier, die längst der Weltkunst zuzuordnen sind und ihre Heimstadt einst in bekannten deutschen Museen hatten, sind bei uns zu sehen. Dabei handelt es sich um einzelne Blätter aber auch um Werkgruppen u. a. von Jankel Adler (1895-1949), Ernst Barlach (1870-1938), Willi Baumeister (1889-1955), Lovis Corinth (1858-1925), Otto Dix (1891-1969), Heinrich Ehmsen (1886-1964), Lyonel Feininger (1886-1956), Erich Heckel (1883-1970), Alexander Kanoldt (1881-1939), Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Paul Klee (1879-1940), Oskar Kokoschka (1886-1980), Franz Marc (1880-1916), Ludwig Meidner (1884-1966), Henry Moore (1898-1986), Otto Mueller (1874-1930),aber auch von Max Pechstein (1881-1955), Christian Rohlfs (1849-1938), Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) und Georg Schrimpf (1889-1938).
Aber nicht allein mit diesen hervorragenden Kunstwerken wird der Betrachter vertraut gemacht. Darüber hinaus wird auf Texttafeln kommentiert, was die nationalsozialistische Machtelite an diesen Werken bez. was sie an ihren Autoren hasste und wie sie versuchte, diesen Hass massenwirksam werden zu lassen. Nicht zuletzt wird aber auch auf die umstrittene Persönlichkeit des Kunsthändlers und Bildhauers Bernhard Aloysius Böhmer hingewiesen, der seit 1938 mit der sogenannten „entarteten Kunst“ offiziell handelte und nach Abschluss der „Verwertung“ am 30.6.1941 Restbestände dieser Kunstwerke übernahm. Aber auch darüber erfährt man etwas in unserer Ausstellung, wie die über 600 dieser Arbeiten in den Besitz des Kunstmuseums Rostock gelangten.
(Prof. Dr. Rieger-Jähner, Kuratorin)

Ausstellung: 27. Oktober 2013 bis 26. Januar 2014

Museum Junge Kunst
Frankfurt/Oder

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