Montag, 18. Februar 2013

Almanachsammlung Arthur Goldschmidts

Einigung über den dauerhaften Verbleib der Almanachsammlung Arthur Goldschmidts

Die Klassik Stiftung Weimar kann die als NS-Raubgut identifizierte Almanachsammlung Arthur Goldschmidts rechtmäßig für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek erwerben. Vorausgegangen ist eine gütliche Einigung mit den Erben und der Jewish Claims Conference. Es handelt sich um einen der größten Restitutionsfälle im deutschen Bibliothekswesen, wie der Direktor der Bibliothek, Michael Knoche, bekanntgab. Die 2.000 Bände umfassende Sammlung mit Almanachen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zählt zum Kernbestand der Weimarer Bibliothek. Die Kulturstiftung der Länder hat die Erwerbung großzügig unterstützt.
Der Leipziger Unternehmer Arthur Goldschmidt (1883–1951) war ein passionierter Sammler von Büchern. Seine Bibliothek zählte 40.000 Bände. 1932 publizierte er ein Buch über »Goethe im Almanach«. Im Nationalsozialismus war Goldschmidt 1936 gezwungen, seine Almanachsammlung weit unter Wert für 2.000 Reichsmark an das Goethe-und Schiller-Archiv zu verkaufen. Goldschmidt wurde in der Folgezeit vorübergehend inhaftiert, sein Sohn wurde ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Die Familie überlebte und konnte emigrieren. Im Zuge der Gründung der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten gelangte die Almanachsammlung 1955 in die Zentralbibliothek der Deutschen Klassik, der heutigen Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Historische Almanache als jährlich erscheinende, meist bibliophile Schriften zu sehr unterschiedlichen Themen dienen heute als wichtige Quellen zur zeitgenössischen Kultur. Die Palette in Goldschmidts Sammlung reicht von den bekannteren literarischen Musenalmanachen über Balletttanz, Travestien, Karneval und Masken, Kirchen und Ketzer, Leipziger Frauenzimmer bis hin zu einem satirischen Mückenalmanach von 1797, daneben finden sich auch fachkundliche Kalender für Forst- und Jagdfreunde, Schauspieler und Schauspielfreunde sowie Militärs. Unter den Almanachen sind etliche Titel überliefert, die auf dem Antiquariatsmarkt nicht mehr erhältlich sind. Erstausgaben von Goethe und Schiller, aber auch heute sehr seltene historische Themenkalender machen den Bestand für die Weimarer Bibliothek und die Forschung so kostbar.

è Klassik Stiftung Weimar

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen