Sonntag, 9. Dezember 2012

Neue Serie in der taz: Bibliotheksbesuch

Lesen und lesen lassen“, eine neue Serie der taz.nord, beschreibt Bibliothekszustände in Norddeutschland. Büchereien demokratisieren das Wissen – aber gibt ihnen die Wissensgesellschaft dafür auch die notwendigen Mittel? Strengen sie sich selbst genug an, um aktuelle Kommunikationsräume zu bleiben? Oder ist nicht sowieso schon alles im Netz?! Eine Antwort-Suche vor Ort in acht Stationen.

Dem ersten gedruckten Weltatlas von 1457, geht es gut. 150.000 weitere Folianten
lagern in Lübeck unter zum Teil prekären Bedingungen. Foto © Henning Bleyl
Folianten, Fäuste, Finanzdesaster

Schätze aus zehn Jahrhunderten muss die Lübecker Stadtbibliothek hüten - hat aber nicht mal Geld zum Erhalt ihrer Zweigstellen.
 
Hier möchte man Bibliotheksdirektor sein. Das denkt, wer Bernd Hatscher durch herrliche Hallen voll ehrwürdiger Folianten folgt. Lesender Bürger langt natürlich auch – zumal man dem 47-Jährigen spätestens dann nicht mehr den Job neidet, wenn er dessen prekäre Rahmenbedingungen schildert. Also über Mangelverwaltung spricht und die Schließung von Zweigstellen. Wir sind in Lübeck. Und da funktioniert anscheinend alles nach dem bekannten Buddenbrook-Muster: alter Reichtum, steter Verfall. ...
Sicher: In Lübeck ist es nicht so schlimm wie in Stralsund, wo die ähnlich alte Gymnasialbibliothek erst verschimmelte und dann verscherbelt wurde. Wobei der Schimmel erst beim Verscherbeln bemerkt wurde. Nach dem internationalen Protest wird in nächster Zeit kein norddeutscher Kommunalpolitiker wagen, Buchverkäufe vorzuschlagen. Was aber tun die Lübecker gegen den Verfall?
„So eine Schimmelschicht würden wir schon noch mitkriegen“, sagt Hatscher. Mit sonstigem Treiben irgendwelcher Mikroben sähe es allerdings anders aus. Die wissenschaftliche Bearbeitung des wertvollen Bestands ist längst eingestellt, für die formale Verwaltung gibt es noch eine Teilzeit-Kraft – die auch anderes zu tun hat. Regelmäßige Zustandskontrollen sind unter diesen Umständen illusionär. ...

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(Henning Bleyl)

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