Donnerstag, 15. März 2012

Ulrich Becher

Als Zeichner und Maler
„Einer der Idole meiner Kindheit war der größte bitterste, in seiner Sozialkritik schonungsloseste Zeichner des Weimarer Deutschlands, George Grosz." So Ulrich Becher in seinem Aufsatz Aus der Spielmacherschule geplaudert - einer seiner raren autobiographischen Schriften. Als Romancier und Novellist verbarg sich Ulrich Becher hinter allen möglichen Masken, Auskünfte zur Person gab er selten; zu seinen Zeichnungen und Bildern ist mir keine schriftlichen Äußerung von ihm bekannt, und auch im Gespräch mit ihm war darüber nicht viel zu erfahren. Er beließ es bei der Bemerkung, daß man als Maler ein Atelier brauche, und da er schon in jungen Jahren zu einem rastlosen Emigranten-Dasein gezwungen war, verlegte er sich aufs Schreiben. 1910 in Berlin geboren, aufgewachsen als Sohn eines Berliner Rechtsanwalts und einer Schweizer Pianistin, besuchte er die Freie Schulgemeinde Wickersdorf, in der die musischen Fächer besonders gefördert wurden. Nach dem Abitur wurde er zum einzigen Schüler von George Grosz, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. Schon bevor er mit Grosz und seinem illustren Kreis in Verbindung kam, zeigte Uli Becher in seinen Zeichnungen und Bildern eine scharfe Beobachtungsgabe, eine skurrile Phantasie und satirisches Talent. Man erkennt in diesem jugendlichen Maler den Zeitgenossen der Expressionisten wie auch der frühen Surrealisten. Nach dem erzwungenen Auszug aus Weimarer Deutschland endete Bechers malerische Produktion, mit dem Beginn der Emigration verlegte er sich mehr und mehr aufs Schreiben: Seine Bilder und Zeichnungen gerieten in Vergessenheit und waren erst Anfang der neunziger Jahre, kurz nach dem Tod Ulrich Bechers, 1990, wieder in einer Ausstellung zu sehen: Zeugnisse eines sehr jungen und eigenwilligen Künstlers, die über die Jahrzehnte von Krieg, Vertreibungen und Verwüstungen hinweg ihre freche Unbeschwertheit bewahrt haben und den Betrachter ganz unmittelbar ansprechen.
(Martin Roda Becher, Januar 2012)

Ausstellung: 23. März bis 23. Mai 2012
Vernissage am Freitag, den 23. März 2012 um 19:00 Uhr
Lesung aus Ulrich Bechers Roman Kurz nach 4 mit Martin Roda Becher, Agnes Dünneisen und Christoph Haaker


è Rotes Antiquariat
und Galerie C. Bartsch
Knesebeckstr. 13/14
10623 Berlin

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