„Auf einem Berg aus Sand wohne ich. Henryk Bereska und das märkische Kolberg“ von Werner Liersch
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Wolfgang de Bruyn, Werner Liersch, Hans-Jürgen Rehfeld und Krzysztof Wojciechowski |
Am 25. November stellte der Autor Werner Liersch auf der Burg Beeskow sein Büchlein „Auf einem Berg aus Sand wohne ich. Henryk Bereska und das märkische Kolberg“ vor. Für Wolfgang de Bruyn, den Direktor des Frankfurter Kleist-Museums, und Jürgen Rehfeld, dessen Bibliothekar, war diese Lesung ein Doppeljubiläum: 20 Jahre Frankfurter Buntbücher und deren 50. Ausgabe. Beide sind seit 2010 die Herausgeber.
Henry Bereska (1926-2005) war auf der Burg Beeskow genau am richtigen Platz. Hier schrieb er 2002 als zehnter Burgschreiber für die Märkische Oderzeitung die Kolumne „Beeskower Miniaturen“, und hier entstand unter anderem auch das Buch „Märkische Streifbilder“, aus dem Wolfgang de Bruyn einiges vorlas. Der damalige Kulturamtsleiter hatte den Übersetzer und Lyriker in dieser Zeit als „Genie der Kommunikation“ kennen gelernt. Er schätzt an ihm besonders, dass er „die Welt im ganz Kleinen und Privaten eingefangen hat“.
Auch der Berliner Werner Liersch, der von 1990 bis 1992 Chefredakteur der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur war und 1982 beziehungsweise 1993 Heinrich-Mann- und Alfred-Kerr-Preisträger wurde, kannte Henryk Bereska. Seit Mitte der 70er Jahre hat er wie einst Bereska, „in dem Dorf, das nicht gerade ein Ort für Villen“ ist, seinen Sommersitz in unmittelbarer Nachbarschaft. „Bereskas Gedichte sind in der Stille dieses Ortes entstanden, und der Dichter sieht dieser Landschaft Dinge an, die man beim oberflächlichen Sehen nicht erkennt“, hat er festgestellt. Seine besondere Entdeckung sei die Landschaft im Winter und die Einsamkeit darin.
Werner Liersch las weniger vor als dass er humorvoll und lebendig erzählte, zum Beispiel, dass Bereskas Kauf des Kolberger Grundstücks mit einer einfachen Holzhütte drauf nicht beim Notar, sondern bei Bier und Wodka vor sich gegangen war. Vieles hat der Autor aus Bereskas teils veröffentlichten, teils sich unveröffentlicht im Archiv der Ehefrau Gilda Bereska befindenden Tagebüchern entnommen. Diese seien „ein großes Dokument menschlicher Sinnsuche und ein Stück Ostdeutschland in den 1960er, 70er, 80er Jahren“, erklärte Liersch. Obwohl Henry Bereska sich „politisch nicht unbedingt quergestellt“ habe, wurden seine Gedichte in der DDR kaum bekannt, da nicht veröffentlicht. Dafür aber gibt es eine genaue Lageskizze seines Anwesens in Kolberg, die zum MfS-Ermittlungsbericht des Vorgangs „Zersetzer“ gehört.
Ein besonderer Gast der Lesung war Krzysztof Wojciechowski, Direktor des Collegium Polonicum in Slubice, der Henry Bereska als den Übersetzer polnischer Literatur ebenfalls persönlich kannte: „Er war eine widersprüchliche Persönlichkeit, und das Buch ist der Schlüssel zu ihr“, freut er sich. Besonders imponiere ihm, „wie Bereska gelassen umgegangen ist mit der Ignoranz durch die DDR und mit Ehrungen nach der Wende, als er Erfolg hatte.“
Die Frankfurter Buntbücher wurden in Kooperation mit dem Marbacher Schiller-Nationalmuseum zur „zwanglosen Zusammenarbeit zweier Literaturinstitutionen gegründet“, wie Hans-Jürgen Rehfeld erklärte. „Sie suchen nach Lebensspuren oder Spuren des Werkes und führen uns in die Geschichte unserer Landschaft hinein.“
(Elke Lang)
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