Mittwoch, 20. Oktober 2010

Die Sammlung Levy & Müller von Ralf Schulze

geht an die Internationale Jugendbibliothek in München

Mit der Sammlung Levy & Müller des Ingenieurs und privaten Buchsammlers Ralf Schulze wird der historische Bestand der è Internationalen Jugendbibliothek um eine neue, außergewöhnliche Facette bereichert. Die Sammlung umfasst ca. 500 Kinder- und Jugendbücher des Stuttgarter Verlags Levy & Müller aus den Jahren 1894 bis 1952, ergänzt um zahlreiche Werbemittel wie Ex Libris, Lesezeichen, Postkarten. Sie ist eine einzigartige Rekonstruktion der Buchproduktion eines jüdischen Verlagshauses, dessen Ende mit der Diktatur der Nazis besiegelt wurde.
Der Verlag Levy & Müller (gegründet 1871), spezialisierte sich bereits 1895 auf das Segment der Kinder- und Jugendliteratur. Unter seinem Signet versammelte er nicht nur beliebte zeitgenössische Autorinnen wie Frida Schanz, Elisabeth Halden oder Sophie Wörishöffer, sondern auch Klassiker wie Ludwig Bechstein, Daniel Defoe oder Jonathan Swift.
Mit gut verkäuflichen Titeln zeitgenössischer Bestsellerautorinnen wie „der deutschen Spyri“ Tony Schumacher oder Josephine Siebe mit ihren „Oberheudorfer Buben- und Mädelgeschichten“ und „Kasperle“-Büchern, sowie einem professionellen, modernen Marketing erzielte der Verlag hohe Auflagen und wirtschaftliche Erfolge.
Unter dem Motto „Der Jugend das Beste!“ proklamierte er, nur „sorgfältig vorbereitete, gediegen und künstlerisch ausgestattete Werke“ herzustellen, die einer „strengen Auswahl nach literarischen Grundsätzen“ sowie der scharfen „Prüfung auf Gehalt und pädagogische Anforderungen“ unterlagen.
Das qualitäts- und traditionsbewusste Verlagsprogramm bediente und repräsentierte den Geschmack einer breiten bürgerlichen Leserschaft und gibt damit auch Einblick in die Rezeptionsgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg.Damit stellt die Sammlung sowohl buch- und literaturgeschichtlich als auch verlags- und sozialgeschichtlich eine herausragende Quelle für Wissenschaft und Forschung dar.
Unser Mitglied Dr. Friedrich Pfäfflin hatte zur Stuttgarter Antiquariatsmesse im Januar 2010 die è Geschichte des Verlags Levy & Müller und seiner "Arisierung" beschrieben. Dazu hatte er eine Verlagsbibliographie unter Nutzung der Sammlung Schulze erarbeitet.

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