Mittwoch, 7. Juli 2010

Frank Ruddigkeit

Dass es das Kunstarchiv Beeskow als Dokumentationsstelle zur bildenden Kunst in der DDR gibt, kann nicht hoch genug geschätzt werden. Durch seine Ausstellungstätigkeit macht es auf Künstler aufmerksam, die im allgemeinen Kunstbetrieb der BRD, in dem die Kunst aus dem Osten Deutschlands sowieso zu kurz kommt, in Vergessenheit zu geraten drohen. Ein Beispiel ist der 70-jährige Leipziger Künstler Frank Ruddigkeit, von dem jetzt eine interessante Ausstellung auf der Burg Beeskow zu sehen ist. Laut Lothar Lang (Malerei und Graphik in der DDR von 1978 und Malerei und Graphik in Ostdeutschland von 2002) gehört Ruddigkeit mit Hartwig Ebersbach, Gudrun Brüne und Sighard Gille etwa im Gegensatz zur sachlichen Linie zur expressiven Linie der Leipziger Malerei, auch Leipziger Schule genannt. Wie jedoch der Laudator Andreas Reimann zur Ausstellungseröffnung feststellen musste, war bei einer „als repräsentativ apostrophierten Ausstellung zu sechzig Jahren Leipziger Schule kein einziges Werk Ruddigkeits zu besichtigen“. Gemeint ist die Schau von über 250 Werken von mehr als 90 Künstlern „60/40/20. Kunst in Leipzig seit 1949“ 2009 im Museum der bildenden Künste Leipzig. Im opulenten Katalog findet der Künstler nur in einer Namensaufzählung Erwähnung.
 

Ruddigkeit vor Im Berg von 1987 - Öl auf Leinwand
Das Kunstarchiv Beeskow, das mittlerweile über vier Arbeiten von Ruddigkeit verfügt, hat in seinem Katalog „Zwischen schwarz und weiß. Ausstellung Grafik der DDR“ (2000) eine Arbeit Ruddigkeits verzeichnet und in der Ausstellung „Büchsenwurst und roher Fisch“ (2008) ein Blumenstillleben gezeigt, dass durch seine Expressivität die Anregung gegeben hat, eine Einzelausstellung mit dem Künstler zu veranstalten.
Gezeigt werden rund sechzig Gemälde, Graphiken, Handzeichnungen und Plastiken aus den Jahren 1962 bis 2001, die vom Künstler selbst zur Ausstellung vorgeschlagen worden waren. Er betont aber: „Das ist kein Überblick, kein Querschnitt, kein Resümee, sondern vieles ist zufällig hier.“ Manche Arbeit stammt aus seinem eigenen Besitz, das meiste aber von privaten Leihgebern, und es „lag an deren Willigkeit“, was hier zusammengetragen werden konnte. So gewinnt diese Ausstellung noch eine besondere Bedeutung dadurch, dass vieles von diesem Künstler hier erst- und wahrscheinlich auch einmalig zu sehen ist.
Trotzdem sind Entwicklungs- und Experimentierphasen an der Ausstellung erkennbar. Neben den mit expressivem Schwung und der Vorliebe für gedeckte Farben überwiegenden Werken aus den 80er Jahren sind auch frühe Arbeiten, die an Willi Sitte erinnern, zu entdecken, während das Ölgemälde „Nach dem Geburtstag“ von 1996 mit seiner starken Farbigkeit eine neue Tendenz anzudeuten scheint. Besonders bemerkenswert sind unter anderen Exponaten die Gemälde „Family of Men“ von 1988, das Triptychon „Arbeitstag eines Bergmanns“ von 1986/89 sowie vier Tagebücher um 2000 mit Handschrift, Handzeichnungen und Aquarellen.

(Elke Lang)

Austellung: bis 3. Oktober dienstags bis sonntags von 9 bis 19 Uhr
 
è Burg Beeskow
Bildungs-, Kultur- und Musikzentrum
des Landeskreises Oder-Spree
Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow
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