Dienstag, 30. September 2014

zwei Buchkunst-Ausstellungen in Offenbach

Im Oktober und November zeigt das Klingspor-Museum gleich zwei Ausstellungen zur Buchkunst: Nordseits. Buchkunst aus Finnland und Schiffsholz für den Sänger. Das Kalevala-Projekt.
Finnland ist Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Die unter diesem Thema stehende Ausstellung möchte das finnische Künstlerbuch, das hierzulande noch weitgehend unbekannt ist, vorstellen. Tatjana Bergelt kuratiert die Ausstellung. Die arrivierte Buchkünstlerin aus Deutschland hat seit einigen Jahren ihren Lebensmittelpunkt in Finnland und ist bestens mit der finnischen Buchkunstszene vernetzt.
Parallel dazu werden unter dem Thema Schiffsholz für den Sänger raumgreifende Buchskulpturen von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries gezeigt. In diesem Projekt lebt Finnlands Epos über den Urvater und das Land Kalevala auf in den Büchern und Skulpturen der Künstlerin und des Bildhauers. Eindringlich in ihrer Stofflichkeit und Farbgebung, öffnen sie Bühnenräume, die den Mythos vergegenwärtigen. Skulptur und Buch – visuell greifbare Verweilzeichen innehaltender Lesart.
Die Künstlerbücher von Anja Harms werden auch auf der Frankfurter Buchmesse in Halle 4.1, Stande L6 zu sehen sein. Am 11. Oktober werden dort im Pavillion des Gastlandes Finnland in einem Kalevala-Frühstück, moderiert von Tilman Spreckelsen (FAZ) auch die Kalevala-BuchSkulpturen präsentiert.
 
Ausstellungen: 1. Oktober - 23. November 2014

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

„Märchen“ von Bertolt Brecht

Im neuesten Dreigroschenheft, Informationen zu Bertolt Brecht erschien eine Rezensionen von Volkmar Häußler zu einer Ausgabe der „Märchen“ von Bertolt Brecht mit Linolschnitten von Margit Franzen-Remmert, erschienen 2013 bei Shaker Media GmbH Aachen. Brecht schrieb diesen Text bereits im Alter von 16 Jahren, veröffentlicht im Jahre 1914 im siebenten Heft der Schülerzeitschrift "Die Ernte". 
Zitat: "Diesem nur selten illustrierten Märchen hat nun eine Künstlerin ein ganzes Büchlein gewidmet und es mit acht Linolschnitten ausgestattet. Die quadratische Glannzbroschur (20,5 x 20,5 cm) fällt gleich als schönes Kinderbuch ins Auge ..."
 
ISBN 978-3-86858-971-9
10,90 €

Sonntag, 28. September 2014

Gedanken zum Sinn bibliophilen Wirkens

Aus den Eröffnungsworten des Vorsitzenden der Pirckheimer-Gesellschaft zum Jahrestreffen 2014

Die Pirckheimer-Gesellschaft ist in der DDR gegründet worden zu einer Zeit, die geprägt war von Hoffnungen auf demokratische Erneuerungen und freiheitliche Entwicklungen, von der Hoffnung, dass Kriege Geschichte sein werden und dass das Leben der Menschen von Gemeinschaft und Kultur bestimmt sein wird. Unter dem Dach des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ fanden sich Sammler und Kenner der Kunst und Literatur um Bruno Kaiser, Horst Kunze und andere zusammen, die Bibliophilie noch aus der Vor-Nazizeit kannten. An dieses vergangene, sehr lebendige und auch öffentlich wirksame Geschehen wollten sie anknüpfen, von jenem alten Schwung, der vom Ende des 19. Jahrhunderts, als die Bibliophilen sich erstmals organisierten, bis in die neunzehnhundertzwanziger Jahre die Bewegung beherrschte, wollten sie etwas herübernehmen in ihre Aktivitäten. Die frühen Pirckheimer hatten hohe Ziele: sie wollten die Qualität der Buchproduktion beeinflussen, sie wollten Maßstäbe setzen und Einfluss ausüben, sie rekrutierten Mitglieder in hohen Staatsfunktionen und ernannten sie zu Ehrenmitgliedern, sie waren mit den Institutionen des Staates gut verbunden, sie wollten die gesamte Gesellschaft mit prägen und voranbringen. Und sie taten das erfolgreich. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft machten das Thema Bibliophilie zu einem öffentlichen, sie vergruben sich nicht in ihre vier Wände, hinter ihren Schätzen, sondern gestalteten Ausstellungen, waren beteiligt an der Wahl der Schönsten Bücher, nahmen Einfluss auf Verlagsproduktionen, wirkten in Druckereien, in Bibliotheken und kritisierten Fehlentwicklungen in der staatlichen Kulturpolitik genauso wie das schlecht gemachte und auf schlechtem Papier gedruckte Buch, das auch in der DDR leider noch zu häufig zu finden war. Dass die Bücher aus der DDR international dennoch einen ausgezeichneten Ruf genossen, die sich zunehmend durch qualitativ hochstehende Buchgestaltung, gute handwerkliche Arbeit und hervorragende Illustrationen auszeichneten und häufig zu den schönsten der Welt gekürt wurden, ist somit auch ein Verdienst der Pirckheimer-Gesellschaft.
... welchen Sinn und Zweck hat unser Tun unter den heutigen Umständen?  ...
 

Künstler aus der Region

Ritornell - Zeichnungen und Skulpturen von Christine Haller

Christine Haller, passager, 102 x152 cm, 2013
Sowohl in Christine Hallers Zeichnungen als auch in ihren Holzskulpturen sieht der Betrachter zunächst Übergänge von einer Form in eine andere. Die konzentrierten Formen »verkörpern«, erinnern an Organe. Durch den Prozess des Zeichnens und Bildhauerns wird die Form ins Wanken gebracht, sie wird vibratil, volatil, löst sich auf. Die Form oder der Körper selbst ist flüchtig, fragil, ein Ort der Passage. Wie bei einem Ritornell, einem Musikstück, bei dem sich Passagen immer wieder – durch Zwischenspiele unterbrochen – wiederholen, so tauchen das Gezeichnete und das Gemeißelte als ein immer wiederkehrendes Bild aus dem Nirgendwo auf und verschwinden dort wieder. Unter dem Titel »Ritornell« zeigt Christine Haller im Troisdorfer Museum Burg Wissem großformatige Zeichnungen und überlebensgroße Skulpturen.
Ihre Werke waren bisher in Rotorua, Moskau, Brno und an zahlreichen Orten in Deutschland ausgestellt. Die Künstlerin studierte Kunst und Philosophie mit längeren Auslandsaufenthalten in Paris und Neuseeland. Heute lebt und arbeitet sie in Wiehl.


Ausstellung: 12. Oktober bis 23. November 2014

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Donnerstag, 25. September 2014

Young, wild & nieuw

Ein Wochenende mit Felix M Furtwängler

Der Berliner Maler und Buchkünstler Felix M Furtwängler lädt zur Eröffnung seiner neuen Ausstellung und zur Vorstellung seines neuen Malerbuches Simsalabim ein.
Zur Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel young, wild & nieuw – Felix M Furtwängler am 17. Oktober um 18:00 Uhr wird Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) eine Einführung in das Werk des Künstlers geben.
Bereits am Donnerstag zuvor lädt Furtwängler zur Druckvorführung und Vorstellung des neuen Buches Kafka: Der Hungerkünstler in die Druckwerkstatt Harald Weller & Dieter Béla.
Das neue Malerbuch Simsalabim wird von Furtwängler am Samstag und Sonntag darauf in der Galerie am Strom vorgestellt. Gleichzeitig finden in dieser Galerie eine Studiomesse 30 Jahre – 30 Bücher und andere Überraschungen statt.
Spontaner Besuch ist an allen drei Standorten möglich. Um disponieren zu können, bittet Felix M Furtwängler aber um formlose Voranmeldung.

Druckvorführung: 16. Oktober 2014
Eröffnung: 17. Oktober 2014, 18:00 Uhr

Austellung: 17. Oktober 2014 bis 4. Januar 2015
Buchvorstellung und Studiomesse: 18. und 19. Oktober, 11 - 18 Uhr


Druckwerkstatt Harald Weller & Dieter Béla
Wiener Straße 17, Gartenhaus, 10999 Berlin-Kreuzberg

Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Galerie am Strom
Stromstraße 38, 10551 Berlin-Moabit
(Fabrikgebäude, parterre, Eingang in der Durchfahrt)

Buch Berlin 2014

Endlich wieder in Berlin: Nach neun Jahren wird in der Hauptstadt neben der ArtBook, die sich vor gut 2 Jahren als Messe für das bibliophile Buch etablierte, wieder eine Buchmesse stattfinden, die sich dem Verlagssortiment widmet.
Die Buch Berlin schlägt dabei ein völlig neues Kapitel auf: 60 Verlage werden ihr Programm auf dieser Messe vorzustellen, daneben sind 100 Lesungen geplant. In gemütlicher Atmosphäre werden Leseratten in den Büchern kleinerer und größerer Verlage aus Berlin-Brandenburg und ganz Deutschland, sowie aus Österreich stöbern und dabei auch Schätze entdecken können, die es nicht in jeder Buchhandlung gibt. Ein gutes Catering soll dafür sorgen, dass die ganze Familie im Audimax der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) einen tollen Tag verbringen kann.
„Wer mit Verlegern ins Gespräch kommen, Autoren kennenlernen und Neues entdecken will, ist bei uns richtig“, sagt Initiatorin Steffi Bieber-Geske, die mit „Biber & Butzemann“ selbst einen Kinderbuchverlag leitet. So werden auch Geschenkideen wie Daumenkino oder Wannenbücher für Erwachsene angeboten.
Falls die Messe mit einem finanziellen Gewinn abschließt, soll dieser in die Leseförder-Arbeit des Vereins „Bücherzauber e.V.“ gehen, denn die Initiatorin der Buch Berlin vertritt die Auffassung: „Wir wollen uns mit der Messe keine goldene Nase verdienen, sondern einfach eine schöne Veranstaltung für Büchermacher und Leseratten organisieren!“

Messe: 15./16. November 2014

Treskowallee 8, 10318 Berlin

Lesung mit Axel Brumma

Im Rahmen der Ausstellung „REFLEXIONEN - Druckgraphik zu Literatur“ liest am der Pankower Dichter Axel Brumma (geb. 1951), der bereits mit einigen der in der Ausstellung vertretenen Maler_innen und Graphiker_innen zusammengearbeitet hat. Dabei sind Gedichtbände als Künstlerbücher entstanden, die bei der ANDANTE Handpresse in Friedrichshagen von Peter Rensch mitgestaltet, vorrangig im klassischen Buchdruck gedruckt und auch von Hand gebunden wurden. Die Auflagen enthalten jeweils Vorzugsexemplare mit einer Originalgraphik.
Egon Bresien, Finnegans Wake, 1999, Ätzrad. zu J. Joyce, 21x25 cm
So entstand 2009 mit Egon Bresien „Wind und Spur“ und 2011 mit Angelika Ludwig „Wasser und Licht“. Zur Zeit ist gemeinsam mit Ute Hausfeld der Titel „Möglicherweise Odysseus“, moderne Paraphrasen auf diesen antiken Stoff, in Arbeit. Für 2015/16 etwa ist eine Zusammenarbeit mit Ingrid Bertel geplant.
Axel Brumma wird aus den genannten Büchern lesen sowie aus unveröffentlichten und neueren Texten. Zur Lesung und Gesprächen mit den Künstlern laden wir herzlich ein.

E. Hartwig, Maler/Graphiker,
Axel Brumma, Autor,
die ausstellenden Künstler_innen

Lesung: 9. Oktober 2014, 19:30
 
Druckgraphik-Atelier . Edition keller-druck
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3
10407 Berlin

Mittwoch, 24. September 2014

Victor Günthert (1928 - 2014)

Links: Saxifraga granulata.
Rechts: Saxifraga paniculata
Für die deutsche Buchkunstszene war er einer der großen Sammler, der sich auf dem Gebiet der bibliophilen Bücher des 20. Jahrhunderts spezialisiert hatte.
Er selbst eine äusserst distinguierte Erscheinung, groß gewachsen, buschige Augenbrauen, ein neugieriges und waches Wesen.
Zu jeder Frankfurter Buchmesse gehörte er zu der kleinen Schar von Privatsammlern, zu denen die Künstlerbuch-Verleger eine familiäre Beziehung aufbauten. Vor einigen Jahren verabschiedete er sich dann, zog sich mehr und mehr von der Szene zurück.
Ich erinnere mich gut an einen privaten Besuch bei ihm in München-Schwabing. Er zeigte mir einen Teil seiner Sammlung: die heute wertvollen Bücher der Cranach-Presse von Harry Graf Kessler und der Bremer Presse von Willy Wiegand. Sowohl die Cranach- wie auch die Bremer Presse gehören heute zu den herausragenden bibliophilen Erzeugnissen, die sich am Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die industrielle Buchproduktion wendeten.
Victor Günthert war aber nicht nur ein Spezialist der Bibliophilie; er sammelte auch zeitgenössische Künstlerbücher, die andere Präferenzen als Satz, Druck, Typografie, Einbandgestaltung oder Papierauswahl hatten. Zu ihnen gehörten auch die Künstler der Burgart-Presse von Jens Henkel, Felix Martin Furtwängler oder Ottfried Zielke.
Zu einem Privatsammler kommt man nicht mit leeren Händen. Also hatte auch ich Künstlerbücher dabei. Nach Kaffee, Kuchen und Gesprächen über alpine Gärten packte ich meinen Bauchladen aus. Er schaute sich alles aufmerksam an, fand es großartig und meinte dann: „Hätte ich Sie einige Jahre vorher kennen gelernt, hätte ich alles von Ihnen gekauft. Nun bin ich aber zu alt, um dort noch einzusteigen.“ Das Fatale daran war, dass er einfach die Wahrheit sagte. Es war keine Strategie von ihm, keine Entschuldigung oder ein fragwürdiger Trost für mein misslungenes Geschäft.
In den letzten Jahren war er mit der Katalogisierung seiner Sammlung beschäftigt. Leider ist das etwas, was viele Privatsammler immer tun wollen, es hinausschieben und dann vorher sterben.
Auf der Buchkunst Weimar im letzten Jahr erschien Victor Günthert überraschend, sprach lange mit vielen Herausgebern und erwarb hier und da etwas. Ich sollte ihm in Mai besuchen, wenn ich in München sein würde. Also rief ich ihn im Mai diesen Jahres an. Da war er zu dem angegebenen Termin in Hamburg. Jetzt fahre ich im November wieder nach München und dachte daran, ihn zu besuchen, bis Cornelia Göbel, die Frau des Privatsammlers Reinhard Grüner anrief und mir mitteilte, dass Victor Günthert am 17. September gestorben ist.

Vom Buch auf die Straße

Ende des Monats endet die Ausstellung Vom Buch auf die Straße. Große Schrift von 1600 bis 1920 im Museum für Druckkunst Leipzig.
Die in Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst gezeigte Ausstellung präsentierte bildliche Zeugnisse, die die besondere visuelle Kraft und den Facettenreichtum von Schrift im öffentlichen Raum aus mehreren Jahrhunderten darlegen.
Die Ausstellung vereinte Plakate, Postkarten, Drucksachen und Fotografien sowie Objekte und Filme. Kuratiert von Julia Blume, Pierre Pané-Farré und Prof. Fred Smeijers (alle HGB Leipzig) ist die Ausstellung ein Projekt der Fachklasse Type-Design an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
 
Finissage: 28. September 2014 mit einer Führung um 12:00 Uhr
 
è Museum für Druckkunst Leipzig
Stiftung Werkstattmuseum für Druckkunst
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Dienstag, 23. September 2014

Grafikkalender 2015 der Tabor Presse Berlin

Bodo W. Klös,
"kompetent und richtungsweisend"
Lithografie, Linol 4 Farben
Die zwölf Grafiken des neuen Kalenders sind so unterschiedlich wie die Künstler, die sie gefertigt haben. Mit einem schwungvollen Tanz ins neue Jahr fängt es an, steppt über eine Wendeltreppe zur Diva mit einem goldenen Küchensieb, an Waldarbeitern vorbei zu einem Richtfest, zu dem keiner richtig gerne hingegangen ist. Tische leer, die Halle ebenfalls, die Blicke auch. Dann lieber nach Tokio, wo das Essen auf Rädern kommt, und zwar mit einem Moped und nicht mit dem Fahrrad, oder sitzt der Bote auf einem Pferd? Raster oder Rasta, das ist bei zwei Grafiken nicht die Frage, sondern eindeutig, genau wie die Annahme, dass sich der laufende Fischmaskenmann wunderbar mit dem Sonnenbrillenträger vertragen würde, wenn sie sich nur träfen. Zum Schluss ein Blatt in der Tradition der ROSTA-Fenster, zum Suchen, Fragen und Verstehen. Eine Rakete im Hinterhof der glühenden Zukunft. Eine nackte Frau mit Strümpfen; die vierfarbige Lithografie von Hans Scheib als Bonusblatt im Format von 50x65cm, gedruckt auf Zerkall Bütten in 60er Auflage rundet dieses Grafikpaket ab. Wie immer gibt es 200 Kalender, jedes Blatt nummeriert und signiert, mit bedrucktem Passepartout im Format von 50x70cm, verpackt in einer Box. Der Preis: 420, mit Bonusblatt: 588 Euro.
Beteiligt sind die Künstler Katharina Ziemke, Detlef Waschkau, Mathias Wild, Elvira Bach, Fritz Bornstück, Thomas Hornemann, Klaus Walter, Bodo W. Klös, David Röder, Henning Wagenbreth und Hans Scheib.

è Tabor Presse Berlin
Taborstr.22
10997 Berlin

E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren

E.T.A. Hoffmann: Kreisleriana,
Ill. Steffen Faust
Gestern Abend trafen sich Berliner Bibliophilen und weitere Freunde von E.T.A. Hoffmann im Haus am Lützowplatz, um sich "eine kleine Auswahl bibliophiler und illustrierter Hoffmann-Ausgaben" präsentieren zu lassen.
Einen ähnlichen Vortrag konnten auf einem Berliner Bibliophilen Abend schon einmal hören, seinerzeit vom 2013 verstorbenen Mitglied des BBA Prof. Hans-Dieter Holzhausen, aber die Untersuchung von Jörg Petzel machte sehr schnell deutlich: selbst ein neuer, fast zweistündiger Vortrag kann sich nur einen kleinen Teil der Illustratoren von E.T.A. Hoffmann beschäftigen. Da wären zuallererst seine eigenen Zeichnungen, aber auch die Buchillustrationen von Ernst Stern, Alfred Kubin und Hugo Steiner-Prag. Aber eine Aufzählung der Hoffmann-Illustratoren würde natürlich unvollständig bleiben, so dass sich der Referent auf Höhepunkte der Illustrationsgeschichte, vornehmlich unter dem Aspekt der Bibliophilie, konzentrierte.

Jörg Petzel, Foto © Ralf Parkner
Jörg Petzel, der zweite Vorsitzende des BBA und Vizepräsident der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, dessen Sachkenntnis sich aus einer über 40jährigen Beschäftigung mit dem Thema speist, stellte neben den deutschspachigen Ausgaben auch andere europäische Editionen vor, so den Nussknacker und Mäusekönig, der in Frankreich fälschlich unter der Autorenschaft Alexandre Dumas, dem Übersetzter, erschien und der für Tschaikowski die Vorlage für das Ballett Der Nussknacker abgab, aber auch die hervorragenden DDR-Ausgaben, illustriert von Gerhard Goßmann, Josef Hegenbarth, Ruth Knorr, Jutta Mirtschin oder in der Buchgestaltung und mit Abbildungen von Ticha bis hin zu den verdienstvollen bibliophilen Ausgaben von Serapion vom See, z.B. illustriert von Steffen Faust oder gestaltet von Johannes Häfner, dessen Beschäfigung mit E.T.A. Hoffmann bekanntlich weit über die Buchillustration hinausgeht.

Foto © Ralf Parkner
So war es auch nicht überraschend, dass Ralf Parkner im Anschluss an den Vortrag noch eine Reihe weiterer Hoffmann-Illustratoren vorstellen konnte, die vornehmlich im östlichen Europa erschienen.
Den Vortrag wird der Referent dem BBA zur Verfügung stellen, was umsomehr begrüßt wurde, da die Fülle der Informationen so auch später noch greifbar bleiben wird - viele Teilnehmer nutzten das Treffen ganz im Sinne E.T.A. Hoffmanns, den Abend bei einem Glas Wein und intensiven Gesprächen ausklingen zu lassen.
(ad)

Montag, 22. September 2014

Fotos vom Jahrestreffen 2014

Durch Klick auf untenstehende Abbildungen können Fotos vom Jahrestreffen 2014 in Bamberg und Schweinfurt aufgerufen werden. Diese wurden von Dr. Hartmut Beßerdich (9), Abel Doering (78), sowie Marta (3), Dr. Peter Meinfelder (1) un d Ralf Wege (30) bereitgestellt.
Die Mitglieder der Fränkischen Bibliophilen und der Pirckheimer-Gesellschaft freuen sich über weitere Fotos von Teilnehmern an diesem Treffen.

 
 
In Kürze werden hier weitere Informationen zum gemeinsamen Jahrestreffen eingestellt.

Friedhilde Krause ist gestorben

Friedhilde Krause, die erste Direktorin der Berliner Staatsbibliothek und bedeutende Buchhistorikerin, ist gestorben.
Ein Nachruf von Nikolaus Bernau.

Unter vielen Bibliothekaren ist Friedhilde Krause, die vergangene Woche in Rostock kurz nach ihrem 86. Geburtstag verstarb, eine Legende. Kraftvoll, nach aller Überlieferung extrem fleißig war sie seit 1969 Stellvertreterin von Horst Kunze, dem Generaldirektor der Deutschen Staatsbibliothek. 1977 bis 1988 wurde Krause seine Nachfolgerin. Sie war damit die erste Frau auf dem Posten einer deutschen Nationalbibliothek – die Deutsche Staatsbibliothek erfüllte für die DDR diese Funktion. ...

(weiterlesen: Berliner Zeitung)

Memoiren: Friedhilde Krause. Erlebt und geprägt, Olms-Verlag, 2009, 12,90 Euro.

Donnerstag, 18. September 2014

Heinrich Zille im Nationalsozialismus

Schon auf gepackten Koffern sitzend - in wenigen Stunden gehts zu unserem Jahrestreffen gemeinsam mit den Fränkischen Bibliophilen - hier noch rasch eine kurze Information über den Bibliophilen-Abend der Berlin-Brandenburger Pirckheimer im Kleinen Säulensaal der ZLB:
Pay Matthis Karstens, der vor einem Jahr eine Ausstellung zum Thema kuratierte, berichtete eindrucksvoll und mit umfassender Sachkenntnis über die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte und das Schaffen von Heinrich Zille, dessen Aneignung und Erfolg auch durch Selbstvemarktung und Gespür für den Publikumswunsch bestimmt war, aber mehr noch durch Vereinnahmung durch linke wie konservative Kräfte gleichermaßen betrieben und forciert wurde und anfangs von Verfehmung bis zum Verbot, nach 1936 von Umdeutung und Verfälschung geprägt wurde. Der Referent machte damit auf eine äußerst interessante und auch widersprüchliche Rezeptionsgeschichte eines Künstlers aufmerksam, von dem zwar sozialkritische Anschauungen und die Auseinandersetzung mit sozialistischen und kommunistischen Ideen bekannt sind, dessen eigene politische oder ideologische Haltung jedoch bis heute weitgehend im Dunkeln geblieben ist und die dennoch, weil sein Werk nicht zu unterdrücken war, von den Nationalsozialisten ausgenutzt wurde.
Die Veranstaltunngs war gut besucht, auch wenn viele der Hörer so wie ich schon fast auf dem Weg nach Bamberg waren. Für diese lohnte sich der Abend aber allemal!
(ad)

siehe auch "Verboten und verfälscht. Heinrich Zille im Nationalsozialismus"

Mittwoch, 17. September 2014

AdA 5/2014

Am 29. September erscheint die Ausgabe 5/2014 der Zeitschrift Aus dem Antiquariat. Das Inhaltsverzeichnis dieses Heftes kann bereits seit heute auf boersenblatt.net eingesehen werden. Das Heft enthält u.a. eine Rezension einer Publikation über die Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches: Ein Beitrag zur Kulturgeschichte  (De Gruyter Oldenbourg, 2014), die einen lange vernachlässigten, aber durchaus wichtigen Aspekt der Geschichte bibliophiler Vereinigungen in Deutschland beleuchtet.
Probeabonnements von Aus dem Antiquariat können auf
mvb-online.de/ada bestellt werden.

Kunst aus Mittelsachsen

Volker Beyer, Günter Hofmann, Holger Koch
Malerei · Grafik · Plastik
Eröffnung: 27. September, 17 Uhr
Ausstellung: 27. September bis 14. Dezember 2014

è Kunstkeller Annaberg
Willischstraße 11
09456 Annaberg-Buchholz

Dienstag, 16. September 2014

MARGINALIEN 215

Das Heft 3/2014 der MARGINALIEN wurde vom Verlag ausgeliefert und kann den teilnehmenden Pirckheimern zum Jahrestreffen übergeben werden, für nicht teilnehmende Mitglieder wird das Heft am 22.9. in die Post gehen.
Es enthält u.a. Beiträge über den Bibliothekar
Paul Raabe, über die Freundschaft von Herbert Tucholski und Lothar Lang, einen Beitrag unter dem Titel Adler & Pax von Karl-Georg Hirsch und Manfred Jendryschik, Li Portenlänger schildert das Erleben der Lithographie-Werkstadt Eichstädt, Hendrik Liersch berichtet über Victor Otto Stomps und die Erenmiten-Presse, es gibt Hinweise auf Otto Erich Hartleben und Carsten Wurm berichtet über Menschen, Orte, Wegmarken in der Edition A.B. Fischer. Als typographische Beilage sind einige Epigramme aus Der Halkonier von Otto Erich Hartleben, erschienen bei S. Fischer 1904, neu gesetzt in der Walbaum 11/15 Punkt, in das Heft eingebunden.

Montag, 15. September 2014

25 Jahre Frank Eißner Handpresse

Farbholzschnitt und Zeichnung

Mit einer Ausstellung zeigt das Museum für Druckkunst Leipzig ab 19. September 2014 eine Retrospektive zum Schaffen des Leipziger Künstlers Frank Eißner.
Die Ausstellung gibt anhand des Mediums Farbholzschnitt Einblicke in seine expressive Bildsprache. In seinen Werken arbeitet der Künstler mit der komplexen Technik der verlorenen Form, die seinen Werken einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Das fertige Bild entsteht durch das mehrfache Bearbeiten des Holzstocks. Der stufenweise Druckprozess fügt nach und nach die Farben zu einem Bild zusammen. Einzelne Arbeitsschritte lassen sich nicht wiederholen. Am Ende bleibt nur der Druckstock für die letzte Farbe.
Impulse für seine Arbeiten findet Frank Eißner in der Musik, der Literatur und in religiösen Themen. Schwerpunkt seines Schaffens ist die weibliche Figur, die in seinen expressiven Holzschnitten mit Texten, Landschaften oder Interieurs harmonisch verbunden ist. Neben dem Farbholzschnitt ist die Zeichnung ein wichtiges Medium für Eißner. Sie dient ihm zur Ideenfindung als klassische Vorzeichnung und ist zugleich eigenständiges Werk.
Einzeldrucke sowie originalgrafische Bücher aus 25 Jahren werden in der Ausstellung durch die Präsentation von Druckstöcken ergänzt. Ein jährlicher Holzschnittkalender, Malereien und eine Vielzahl farbiger Exlibris ergänzen sein Repertoire und sind in Auswahl ebenfalls zu sehen.
Frank Eißner, geboren 1959 in Leipzig, erlernte zunächst das Lithografen-Handwerk, bevor er von 1984 bis 1989 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Dietrich Burger, Günter Thiele und Prof. Rolf Kuhrt Malerei und Grafik studierte. Im Anschluss an sein Studium wandte er sich dem Holzschnitt zu und gründete 1989 die „Frank Eißner Handpresse“ in Leipzig, die er bis heute allein betreibt.
Anlässlich der Ausstellung schuf der Künstler exklusiv in der Technik der verlorenen Form ein Plakat (Format: 297 x 420 mm, 13 Farben, nummerierte Auflage, 12 Exemplare).
 
Ausstellung: 19. September bis 7. Dezember 2014
Eröffnung: 18. September 2014, 18 Uhr
 
Nonnenstraße 38, 04229 Leipzig-Plagwitz

12 Monate - 12 Originale


Niels Unbehagen, kein X für U, Siebdruck
Zur Präsentation multipler Kunst in Kalenderform für das Jahr 2015 sowie Arbeiten der Künstler Christoph Damm, Helmut Gutbrod, Claudia Hartwig, Eberhard Hartwig, Philipp Hennevogl, huber&christen, Helga Ntephe, Niels Unbehagen, Peter L. Schedler, Petra Seebauer und Patrick Kaufmann lädt die Early Music Society Berlin ein.
Der Kalender 1 2 M O N A T E - 1 2 O R I G I N A L E multiple Kunst in Kalenderform für das Jahr 2015 kann im Druckgraphik-Atelier für 350,00 Euro (zzgl. Versandkosten) erworben werden. Der Beitrag von Eberhard Hartwig, das Blatt „LETTERTO15“ für den Monat Juli 2015 kann auf der neugestalteten Homepage betrachtet werden. Einzelne Kalender „Radierungen“ der Edition keller-druck des Druckgraphik-Ateliers aus den Jahren 1996 und 1999 bis 2002 sind auf Anfrage erhältlich.

Vernissage: 17. September 2014, 19.00 Uhr
Musikalische Begrüßung: Helmut Gutbrod, Klavier | Emilio Marcos Rojas, Cajon | Lorenz Huber, Elektronik
Einführung: Dr. Ariane Mhamood
Ausstellung: 18. September 2014 - 11. Februar 2015

Isoldestrasse 9
12159 Berlin-Friedenau
Nähe S- und U-Bahnhof Bundesplatz

Stephanie Binding

Der Pirckheimer Nikolaus Topic-Matutin eröffnet in der Neuhauser Kunstmühle Ende des Monats eine neue Ausstellung.
"Die Bildhauerin, Malerin und Grafikerin Stephanie Binding ist vielen von Ihnen schon gut bekannt. Ihre Arbeit umfasst Plastik ebenso wie Grafik und Malerei gleichgewichtig nebeneinander.
In den letzten Jahren haben wir gemeinsam begonnen, uns an Glasskulpturen heranzuarbeiten.
Wir eröffnen die Ausstellung mit Werken der Künstlerin aus den letzten Jahren am 26. September, wie immer um 19.30 Uhr. Die Künstlerin ist anwesend."
(Elisabeth & Nikolaus Topic-Matutin)

Ausstellung: 27. September - 15. November 2014

è Neuhauser Kunstmühle
Mühlstr. 5a
5023 Salzburg

Sonntag, 14. September 2014

Werkstattfest der Lettertypen

Man könnte die heutige Veranstaltung in der Druckerei der Lettertypen in Berlin Adlershof auch Werkstattvorstellung und Buchfest nennen – beides gehört zusammen.
Die "Lettertypen" Ralf Fischer und Daniel Klotz übernahmen vor Jahresfrist die Druckerei des Pirckheimers Lutz Nessing, die, in der 3. Generation geführt, durch diesen nicht mehr betrieben werden konnte und retteten sie damit vor dem Aus. Vorgeführt wurde in der traditionellen Buchdruckwerkstatt die bedeutende Sammlung an Schrifttypen, Geräten und Maschinen, Kinder konnten selbst drucken und es wurde das Drucken auf einer Schnellpresse und das Setzen auf einer Linotype-Setzmaschine demonstriert.
Danach stellte Matthias Gubig sein neues Buch Typograf & Grafotyp vor, welches typografische und grafische Arbeiten aus fünf Jahrzehnten kommentiert. Der Titel erschien im vacat verlag potsdam und wurde im Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft und der Stiftung Plakat Ost herausgegeben. Einige der darin abgebildeten Plakate und Buchgrafiken wurden in dieser Werkstatt von den Originaldruckstöcken gedruckt.
Im Anschluss wurden originale Holzschnittgrafiken auf einer Kniehebelpresse gedruckt und das Werkstattfest endete mit einer "Feier zum Feierabend".

© Abel Doering (8), Cornelius Brändle (2)
durch Klick auf die Abb. können die Fotos betrachtet werden

Samstag, 13. September 2014

Spenden für das Projekt "Treffpunkt Erasmus"


Für das Projekt „Treffpunkt Erasmus“, welches die antifaschistische Vergangenheit des Grafikers und Buchillustrators Prof. Werner Klemke öffentlich macht, konnten über die Pirckheimer-Gesellschaft bislang Spenden in Höhe von  4.426  Euro eingesammelt und zur Verfügung gestellt werden.
... für weitere Informationen siehe hier!

Mittwoch, 10. September 2014

Hinweis zum Jahrestreffen 2014

Das Programm zum gemeinsamen Jahrestreffen 2014 der Pirckheimer-Gesellschaft und den Fränkischen Bibliophilen vom 19. bis 21.September 2014 in Bamberg und Schweinfurt ist ab sofort auf pirckheimer-gesellschaft.org oder durch Klick auf das nebenstehende Logo einzusehen. Unter "internes" findet sich darüber hinaus auch die Teilnehmerliste.

Das Elixir des Medardus

E.T.A. Hoffmann (1776 – 1822), der bedeutendste Autor der deutschen Romantik, lebte von 1808 bis 1813 in Bamberg. Hier konzipierte er seinen ersten Roman, Die Elixiere des Teufels, der 1815/16 in zwei Teilen in Berlin erschien. In der Tradition des Schauerromans und mit Anklängen an eines der Meisterwerke der gothic novel, M. G. Lewis, Ambrosio, or the Monk (London 1795), beleuchtet Hoffmann über seinen Ich-Erzähler, den verbrecherischen Mönch Medardus, die Abgründe und Zerrissenheit der menschlichen Seele, die, mit sich selbst entzweit, wie später Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll, einen Ausweg aus den Zwängen eines von der Gesellschaft determinierten Lebens sucht. Dies gelingt ihm, indem er ein zweites Ich erschafft, seinen Doppelgänger, wodurch die Thematik von Sein und Schein, innerer Verfasstheit und äußerlichem Auftreten exponiert wird. Medardus´ verzweifelte Selbsterkenntnis gipfelt in dem Satz: „Ich bin das, was ich scheine, und scheine das nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich Räthsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!
Wie vor ihm Hugo Steiner-Prag (1880 – 1945), der sich mit Hoffmannschen Texten auf kongeniale Weise im Medium der Graphik auseinandersetzte (Elixire, 1907; Majorat, 1922; Ritter Gluck/Don Juan, 1925; Sandmann, 1925; im Exil The Tales of Hoffmann, 1945), ist auch Stephan Klenner-Otto (* 1959), ein Schüler Caspar Walter Rauhs (1912 – 1983) und legitimer Erbe Alfred Kubins (1877 – 1959) von Hoffmanns dämonischem Kosmos fasziniert. So schuf er u.a. zu Rath Krespel (Berlin 2004) und Der Sandmann (Berlin 2008) großartige Farbradierungen und zu den Elixiren einen Zyklus von 50 herausragenden Farbradierungen. Vgl. hierzu Traumbilder – Bilderträume. Kubin/Rauh/Klenner-Otto. Drei Generationen phantastischer Kunst, herausgegeben von Wolfram Benda, Hannover 2009.
Zur Tagung der Pirckheimer-Gesellschaft veröffentlicht The Bear Press einen komplett in Handarbeit hergestellten Einblattdruck mit einem Schlüsseltext aus den Elixiren, Das Elixir des Medardus, für den Stephan Klenner-Otto eine meisterliche Farbradierung schuf. Die Auflage beträgt 120 Exemplare, statt des Verkaufspreises von € 120.- können ihn die Mitglieder während der Tagung zum Sonderpreis von € 70.- erwerben.
 
The Bear Press • Dr. Wolfram Benda
Schleiermacherstraße 7
95447 Bayreuth
E-Mail

Dienstag, 9. September 2014

Sonderliche Betrachtungen ...

Gerade habe ich die Erzählung für Bücherfreunde Der Bibliophilen-Abend gelesen, schon flattert mir ein Vorabdruck mit einer Geschichte aus dem zweiten Band des Pirckheimers Harald Kugler ins Haus: Eine kleine Geschichte der Buchfinken. Und ich habe mich gleich festgelesen an dieser amüsanten Zwiesprache eines derzeitigen Bücherliebhabers mit den Sonderlichen Betrachtungen eines Bücherfreundes im Jahre 1898 über den Bibliophilis summarum, eine Spezies, von der es sich herausstellt, dass hiermit nicht wie irreführend angedeutet der Buchfink, sondern der Bücherfreund im allgemeinen gemeint ist.
Auf 23 Seiten wird über Fakten, Bekanntes und Vorurteile über den Bibliophilen geplaudert, das entspannt, regt zum Nachdenken an und kann jedem Freund des Buches zur vergnüglichen Lektüre nur empfohlen werden.
Der Satz ist in diesem Vorabdruck leider noch nicht zufriedenstellend, aber trotzdem bemerkenswert, da die Zwiesprache zwischen den Jahrhunderten auch in der gegenüberstellenden Verwendung von Fraktur und Antiqua geführt wird.
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Trak Wendisch

verworrenes Dickicht hemmt den Lauf
(Uhland)
o.T., 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 250cm
In der Galerie des Pirckheimers Joachim Pohl wird am 16. September eine Ausstellung mit Malerei und plastischen Objekten des Berliner Künstlers Trak Wendisch eröffnet.
Der 1958 in Berlin geborene Künstler studierte 1977 Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Dietrich Burger und Bernhard Heisig und arbeitet seit 1982 freischaffend in Berlin. 1985 war er Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Gerhard Kettner und arbeitete von 1985 bis 1995 im Gemeinschaftsprojekt "Burg Goldbeck" bei Wittstock. Es schlossen sich Arbeitsaufenthalte in Brasilien, Costa Rica, Mexiko und Venezuela an.
 
Ausstellung: 16. September bis 31. Oktober 2014 
 
è Kunst- und Ausstellungsagentur Joachim Pohl
Wollankstraße 112a
13187 Berlin-Pankow
Fon/Fax: 030-486 71 13
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Sonntag, 7. September 2014

Ein unbekannter Brief Felix Mendelssohn Bartholdys

Im Jahre 2013 erschien der achte und vorerst letzte Band der „Sämtlichen Briefe“ Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847), der die Briefe von 1841 bis Ende August 1842 enthält. Im Band 6 sind Briefe von 1836 bis 1838 abgedruckt. Diesen Band habe ich mir im Rara-Lesessal der Staatsbibliothek Unter den Linden angesehen, um zu prüfen, ob ein Brief, den Mendelssohn am 3. Dezember 1838 an den Schriftsteller Theodor Winkler gerichtet hat, dort enthalten ist. Diesen Brief hatte ich nebenher bei bibliographischen Recherchen in der „Täglichen Rundschau“ von 1882 gefunden. Mein Sammlerherz schlug höher, als ich bemerken musste, dass der Brief unwahrgenommen im Orkus des Vergessens verschwunden war. Dort soll er nicht bleiben. Er, oder vielmehr der ganze Rundschau-Artikel, in dem er enthalten ist, wird der Mit- und Nachwelt wiedergegeben, zunächst in dieser Form des Blog-Beitrages, aber nicht ohne die begründete Hoffnung, dass er dereinst in einen Schluss- oder Nachtragsband der Mendelssohn-Briefausgabe aufgenommen wird.
Wiederum lasse ich bei dieser Gelegenheit das Wehgeschrei über die schlimmen Zustände in der bibliographischen Welt erschallen und weise darauf hin, dass die Inhaltserschließung der Zeitungen des 19. Jahrhunderts eine dringendst zu erledigende Aufgabe ist, zu der sich Wissenschaftler, bibliographische Fachleute, öffentliche Hände aller Art und eigentlich die gesamte Kulturwelt zusammentun müssten. Der unbekannte Mendelssohn-Brief ist nur ein Beispiel unter Dutzenden, mit denen belegt werden kann, wie nachlässig mit den kulturellen Erbschaften umgegangen wird. Um 1900 schon haben Heinrich Hubert Houben, Max Herrmann und andere das Projekt der Zeitungserschließung angemahnt und Vorschläge zu seiner Realisierung gemacht. Houbens Musterbibliographie der Feuilletonbeiträge der Vossischen Zeitung ist auf diesem Gebiet bis heute eine einmalige bibliographische Pionierleistung geblieben. Um 1980 ist unter Befürwortung des unvergessenen Paul Raabe ein erneuter Versuch unternommen worden, Bewegung in die Sache zu bringen. Leider aber hat auch dieser Vorstoß zu nichts geführt.
Genug gewehklagt! Es folgt hier der Text des Zeitungsartikels aus der „Täglichen Rundschau“ von 1882, S. 1065.
(Ulrich Goerdten)

Samstag, 6. September 2014

Herbert Stuffer-Verlag in Baden-Baden und Berlin

Bilderbücher und Jugendschriften

In der Stadtbibliothek Baden-Baden wird in einer Ausstellung der Herbert Stuffer-Verlag gezeigt.
 
Herbert Stuffer wurde am 23. September 1892 in Baden-Baden geboren. 1926 gründete er seinen eigenen Kinder- und Jugendbuchverlag in Berlin. Nach großen verlegerischen Erfolgen verlegte er 1937 den Verlag in seine Vaterstadt Baden-Baden, wo er ihn 1944 kriegsbedingt schließen musste. 1945 nahm Stuffer in Baden-Baden seine Arbeit wieder auf, nun mit dem Schwerpunkt Jugendliteratur. Diese Ausstellung zeigt das Verlagswerk Herbert Stuffers, das zu seiner Zeit bahnbrechend war.
Prospekt des Herbert Stuffer-Verlags 1930
 mit einer Abbildung von Tom Seidmann Freud
Zahlreiche namhafte Autoren und Illustratoren arbeiteten für den Stuffer-Verlag. Dabei erreichten die Spiel-Bilderbücher und Fibeln ein internationales Publikum. Tom Seidmann-Freud war eine der bedeutendsten Bilderbuch-Künstlerinnen des Herbert Stuffer Verlags. Geboren am 17. November 1892 in Wien als Nichte Sigmund Freuds, legte sie sich als Jugendliche den männlich klingenden Namen Tom zu. 1914 veröffentlichte sie in Berlin ihr erstes Bilderbuch: das Baby-Liederbuch. Bis 1930 schuf sie 14 künstlerisch einzigartige Bilderbücher. Davon geben Ausstellung und Katalog reichen Einblick.
 
Eröffnung: 17. September 2014, 19:00 - Vortrag von Dr. Barbara Murken

Stadtbibliothek Baden-Baden
Luisenstraße 34
76530 Baden-Baden

Donnerstag, 4. September 2014

Der Antiquar und die Liebe zum alten Buch

Bücherantiquariate existieren seit 200 Jahren. Auch wenn die Branche heute durch das Internet bedroht ist, gibt es immer noch passionierte Händler seltener und vergriffener Bücher. Claudia Mäder hat einen von ihnen, den Zürcher Antiquar Peter Petrej, in seinem Reich besucht und berichtet darüber in der NZZ:
 
«Ich bin Antiquar, weil das Geschäft so anarchisch ist»

... Als «Schrebergarten der Erinnerung» bezeichnet Peter Petrej denn auch sein Antiquariat, in dem er seit 21 Jahren Gedrucktes und Handschriftliches verschiedenster Themen und Epochen bis an die Stuckdecke wachsen lässt und mit An- und Verkäufen für den Fortbestand der raren Spezies der (alten) Bücher sorgt.
Aus der Zeit gefallen
Diesen Dienst vergilt ihm der Volksmund schlecht, ist der «Antiquar» doch kaum positiver konnotiert als sein Geschäft. «So manche Antiquare sehen aus, dass, wären sie selbst Bücher, sie sich nicht verkaufen liessen», befand 1926 der deutsche Antiquar Wilhelm Junk und rügte das zerknitterte und kauzige Auftreten vieler seiner Berufskollegen. Es sei wohl unvermeidlich, dass man in quasi exklusiver Gesellschaft von Büchern etwas schrullig werde, pflichtet Petrej seinem berühmten Vorgänger bei – ohne aber seine eigene Zugehörigkeit zum Stand der Sonderlinge erahnen zu lassen. In Hemd und Gilet gewandet, serviert er dem seltenen Gast den Kaffee auf dem Silbertablett und scheint weniger der Welt der Käuze als jener der Walserschen Kontore entsprungen; aus der Zeit gefallen, möchte man sagen, ist der Besitzer wie sein Laden. Bei dieser engen Verbundenheit ist klar, dass Petrej seine Arbeit nicht als Beruf sieht, sondern diese eine «Lebensform» nennt. Langsamkeit und Beständigkeit haben darin ihren Platz, aber ebenso prägen Engagement und Leidenschaft die antiquarische Daseinsweise. ...
... Petrej (versäumt) es nicht, auf die problematischen Aspekte der Digitalisierung hinzuweisen. «Das Internet suggeriert die totale Verfügbarkeit eines jeden Buches – ausser vielleicht der Gutenberg-Bibel. Mit ein paar zielgerichteten Bewegungen meint man alles zu bekommen, verliert aber tatsächlich das, was das Antiquariat am schönsten macht: die Zufallsfunde des Stöberns.» Neben diesen kulturellen beschert die Internet-Transparenz den Händlern freilich auch reale Verluste. Bücher, die früher als «selten» galten, tauchen plötzlich an allen Ecken und Enden der Welt auf und verlieren somit an Wert. In vielen Sparten habe das Netz die Preise richtiggehend vernichtet, sagt Petrej, der sich heute gezwungen sieht, allzu geläufige Bestände, darunter viel Belletristisches, direkt zu liquidieren.
Vom Krämer zum Schwärmer
In seinem weiterhin breit ausgerichteten Antiquariat setzt er nunmehr stärker auf «spezielle und alte», mithin also auch teurere Bücher. Dabei sind «speziell» und «alt» nicht zwingend identisch. Als interessante Publikation taxiert der Antiquar beispielsweise die Broschüre eines Eisenwarengeschäfts aus den 1950er Jahren, derweil ihm als «alt» die Bibel aus dem Jahr 1585 gilt, die er für die Besucherin aus der Vitrine holt und dereinst für 3800 Franken an den Mann – «alle paar Jahre kommt ein evangelikaler Amerikaner und kauft die ganzen Bibelbestände auf» – zu bringen hofft.
Nun, auf dem Rundgang durch die verwinkelte Gestelllandschaft seines Ladens, wird der Krämer wieder zum Schwärmer, führt begeistert von Judaica bis Helvetica, streicht behutsam über einen illustrierten Tucholsky und präsentiert vorsichtig fragile «Stunden im Garten», zugebracht und eigenhändig signiert von Hermann Hesse. Widmungen von Autoren seien, wie Gebrauchsspuren von namhaften Vorbesitzern, sehr beliebt und je nach Berühmtheitsgrad auch wertsteigernd: ...
Petrej denkt nun wieder ans Geschäft, in dem er auch NS-Postkarten verkauft; laut Katalog in «tadellosem» Zustand. Der Antiquar sei schliesslich kein Zensor, entgegnet er dem fragenden Blick mit äusserster Entschiedenheit. «Ein Rohrstock frischt die Ehe auf» schlägt er mir dann schelmisch lachend vor, als ich sein Sortiment nach einem Hochzeitsgeschenk durchstöbere – und unterstützt die Suche daraufhin mit so viel Lust und Leidenschaft, dass man ihm aufs Wort glaubt, wenn er sagt: «Ich bleibe Antiquar, bis man mich horizontal aus dem Laden trägt: Lieber im Antiquariat sterben als im Altersheim!» – Staub zu Staub.
(aus Beilage zur "NZZ am Sonntag" vom 31.8.2014)

... der ganze Artikel in "Bücher am Sonntag" der NZZ, S. 12-14

Der Traum eines Traums

Paul Heyse und »Der letzte Centaur«

"Wieder liegt ein Buch der Pegasus Presse von Peter J. Moosbrugger in Königsbrunn vor, das als kleines Gesamtkunstwerk zu betrachten ist: Paul Heyses Der letzte Centaur. Mit Farbholzschnitten von Louise Heymans, zum 100. Todestag des Autors ediert. ...
 
Der Centaur erschien 1860 in Argo, dem Organ des Rütli. 1870 überarbeitete Heyse die Novelle und fügte die Rahmengeschichte der (toten) Künstler um Buenaventura Genelli (1798–1868) hinzu – ein Nachtstück, doch nicht in der Manier des E.T.A. Hoffmann, nicht unheimlich und bedrohlich, sondern als »taghelle Nacht«, durchflutet von »sommerwarmem Mondschein«, zur Erinnerung an die »unvergeßlichen« Nächte mit seinen Freunden. Kunstvoll durchschreitet Heyse verschiedene Bewusstseinsebenen, führt vom eigenen Erleben ausgehend zum Wiedersehen mit den Toten (»ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß ich noch einmal das Vergnügen haben würde«), denen er huldigt, hin zur übernatürlichen Kernnovelle, die doch wiederum eine Satire auf die Moderne ist.
Die Weinrunde der Toten könnte problemlos mit Lebensdaten von Malern im Umkreis des klassizistischen Genelli versehen werden. In Bildern Genellis hatte Heyse die Anregung zum Centaur, und so ist es denn auch dieser, der – als Ich-Erzähler in der Ich-Erzählung – die Begegnung mit dem »letzten Centaur« als authentisch vorträgt. ...
 
Das Buch umfasst 72 Seiten, ist in 100 Exemplaren durch Oskar Bernhards Rehlensche Handpresse in Nördlingen gedruckt, auf dem weichen Büttenpapier »Alt Worms« – als eine bewusste Reminiszenz an das »samtweiche Fell« des Centaurs – und durch Karen Begemann, Hamburg (Obermeisterin der Buchbinder-Innung Hamburg und Schleswig-Holstein), von Hand geheftet und gebunden: Nummern 1 bis 85 als Ganzleinenband mit schwarzer Rücken- und Deckelprägung auf beigem feinen Leinen im gleichfarbigen Leinenschuber; die Nummern I bis XV als Unikateinbände durch »Meister der Einbandkunst (MdE)« mit beigegebener signierter Zeichnung.
Der Satz beweist hohe Sorgfalt, in der Auswahl der Type, von Schriftgrad und Zeilenlänge, des Durchschusses, in der Plazierung der bestechenden schlichten Titel und Eingangsinitialen in der Vorsatzfarbe ebenso wie in der der Pagina, beim Ausschließen, beim Satzspiegel mit angemessen breiten Rändern. Das Satzbild der Doppelseite des aufgeschlagenen Buchs wirkt sehr schön. Der Text ist von Hand gesetzt in der »Centaur« des amerikanischen Typografen und Buchgestalters Bruce Rogers. In der Tat wird es zum veritablen Geniestückchen, diese der Novelle Heyses gleichnamige Schrift aufgegriffen zu haben....
Als Buchkünstlerin wurde die junge Louise Heymans gewählt, die 2011, im Jahr ihres Studienabschlusses und Diploms (Studium der Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg), mit dem Förderpreis der Hans-Meid-Stiftung für Buchkunst und Illustration ausgezeichnet wurde. Für den Letzten Centaur schuf sie neun dreifarbige Holzschnitte und das Holzschnittvorsatzpapier in rötlichem Ocker – alle von den Originalstöcken abgezogen –, ebenso den Entwurf zur schwarzen Einbandprägung.
... Heymans gelingt es mit ihren Holzschnitten in der Tat, für uns zwischen den Welten und den Zeiten zu übersetzen.
Das Buch wird zu einem ganz besonderen – und ist einfach eine Freude!"
(Dr. Irmgard Heidler, Bobingen)
 
Paul Heyse: Der letzte Centaur
Mit Farbholzschnitten v. Louise Heymans
Königsbrunn: Pegasus Presse Peter J. Moosbrugger, 2014
Ganzleinenband im Schuber, nummeriert, signiert, Euro 348

Dienstag, 2. September 2014

100 Jahre deutsche Pressendrucke

Meisterwerke der Typographie, Illustration und Einbandkunst aus der Sammlung Feenders.
 
Im Nordwesten Niedersachsens gibt es einen kostbaren, in der Öffentlichkeit bisher völlig unbekannten Bücherschatz: die Sammlung moderner Buchkunst von Dr. Onno und Christa Feenders in Emden. In über vier Jahrzehnten Sanuneltätigkeit hat Onno Feenders eine dichte, konsequent zusammengestellte Dokumentation der deutschen Pressendrucke des 20. Jahrhunderts geschaffen, die sich durch ihre exzellente künstlerische Qualität in Typographie, Illustration und Einbandkunst und den hervorragenden Erhaltungszustand der einzelnen Bücher auszeichnet.
Angeregt von den ersten Pressendrucken Ende des 19. Jahrhunderts in England, begann die Pressendruckbewegung in Deutschland 1907 mit der Janus-Presse und der Ernst Ludwig-Presse sowie 1911 mit der Bremer Presse. Gemeinsam war ihnen die Ablehnung des Buches als Massenprodukt und die künstlerische Suche nach dem schönen, ja dem idealen Buch.
Die Qualität der Typographie ist das besondere Leitparadigma der Sammlung Feenders, ohne dass das illustrierte Buch dabei vernachlässigt würde. Wichtige frühe Pressen wie die Bremer Presse und die Rupprecht-Presse sind vollständig versammelt. Durch die beispielhafte Repräsentanz nahezu aller künstlerischen Pressen- und Verlagsproduktionen ergibt die Sanrnuung ein hervorragendes Gesamtbild der deutschen Buchkunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Glanzstücke sind u. a. zwei Drucke der Bremer Presse auf Pergament und die Originalaquarelle von J. Weisz zu einem nie veröffentlichten Orchideenbuch. In der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts liegen die Sammlungsschwerpunkte auf der Otto Rohse-Presse, der Raamin-Presse und der Edition Tiessen, die alle drei höchste typographische Ansprüche mit starken bildlichen Elementen bedeutender Illustratoren verbinden. Auch nach 1945 sind in der Sammlung Feenders in gezielter Auswahl zahlreiche weitere Pressen wie der Kranich-Verlag Zürich, die CTL-Presse oder The Bear Press versammelt. Ein weiteres Hauptaugenmerk der Sammlung Feenders liegt auf der Einbandkunst.
Unter den künstlerisch herausragenden deutschen Buchbindern des 20. Jahrhunderts sind u. a. zu nennen: C. Sonntag jr„ I. Wiemeler, F. Thiersch, Chr. Zwang und 0. Dorfner. Eine fünfbändige Bibelausgabe mit weinroten Maroquinledereinbänden war früher im Besitz des Stuttgarter Einbandexperten Ernst Kyriß. Die Sammlung verfolgt ihre Schwerpunktthemen bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts u.a. mit außergewöhnlichen Objekten von Sabine Golde.
Zur Ausstellung erschein im Imhof-Verlag (Petersberg) ein von Corinna Roeder herausgegebene Katalog, der rund 20 großformatige Abbildungen sowie Texte von Onno Feenders, Johannes Pomeranz und Wulf D. von Lucius enthält.

Eröffnung: 10. September 2014, 19 Uhr
Ausstellung: 11. September bis 25. Oktober 2014


Landesbibliothek Oldenburg
Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg

Weimarer Appell

Seit dem 1. September steht der Weimarer Appell "Schriftliches Kulturgut erhalten!", initiiert vom Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek Dr. Michael Knoche im Netz und es besteht die Möglichkeit, diese Petition zu unterzeichnen.
Es heist darin: "Die schriftliche Überlieferung ist durch Vernachlässigung zunehmend gefährdet. Eine Stadtgründungsurkunde, ein barockes Buch, eine alte Landkarte, das Fotoalbum eines Exilschriftstellers oder eine Notenhandschrift sind unverwechselbare Zeugnisse unserer Kulturgeschichte. Wir brauchen diese Originale weiterhin, auch wenn Abbilder davon für das Internet hergestellt sind. Nur die Originale sichern dauerhaft die Möglichkeit des wissenschaftlichen Verstehens. Originalerhalt und Digitalisierung ergänzen sich." Die Begründung für diesse Petition lautet: "Vor zehn Jahren, am 2. September 2004, brannte die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Vor fünf Jahren, am 3. März 2009, stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Auch das Hochwasser an Elbe und Donau im Jahr 2013 hat, wie zuvor schon 2002, Archive und Bibliotheken in Mitleidenschaft gezogen.
Deshalb appellieren wir an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden, in Kirchen, Vereinen und Stiftungen, in gleicher Weise wie die baulichen Denkmäler auch die gefährdeten Originale der reichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung in Deutschland zu sichern!"